Die zweite Saison der „neuen“ IRL läuft nicht sonderlich gut. Der Wechsel zum TV-Sender „VS“ hat Zuschauer gekostet und die Rennen sind auch nicht so wirklich spannend.
Von einer „Krise“ der IRL zu sprechen wäre noch zu früh. Immerhin hält die Serie die Sponsoren und die Zuschauerzahlen an der Strecke sollen, inoffziell, steigend sein. Aber es regt sich auch Kritik. Und zwar nicht nur von gelangweilten Kommentatoren, sondern auch von den Fahrern, die das letzte Rennen mehr oder weniger geschlossen als „Prozession“ bezeichnet haben. Was anderes was es auch nicht. Man darf sicher nicht vergessen, dass die Fahrer mit über 320 km/h durch die Gegend pfeilen und nach den haarsträubenden Unfällen in 2007 die Sicherheit an erster Stelle stehen sollte. Aber gar nicht mehr überholen ist dann auch keine Lösung.
Das Problem hat interessanterweise zwei Komponenten, die die Regelmacher der Formel Eins (und aller anderer Renneserien) aufhorchen lassen sollen.
1. Die Wagen sind zu gleich, der Spielraum der Teams für Veränderungen zu klein
In der IRL kommt das Chassis von Dallara, der Motor von Honda. Beides sind Einheitsmodelle, man kann nichts daran ändern. Das sollte eigentlich dafür sorgen, dass auch kleine Teams vorne mitfahren können. Die Realität ist aber erschreckend anders. Seit einiger Zeit regieren Ganassi und Penske, AGR kann nur auf eine dritten Platz hoffen, wenn einer der vier Führenden ausfällt. Der Rest hat nichts zu melden. Woran liegt das?
Auch am Geld. Denn wenn man nur wenig Spielraum hat, den Wagen zu verbessern, dann muss man versuchen in den wenigen Lücken was zu finden. Und obwohl man fast jede Woche unterwegs ist, kann bei Twitter lesen, wie regelmäßig die Fahrer bei Tests unterwegs sind. Den Rest des Geldes verpulvert man in der Fabrik und wer mehr hat, der kann auch mehr Simulationen in Sachen Aufhängung, Gewichtsverteilung usw. ausgeben. In der IRL macht eine Hunderstelsekunde schon viel aus, da auf den Ovalen meist „flat out“ gefahren wird. Mehr Einheitsteile bringt also nicht unbedingt mehr Konkurrenz.
2. Reifen und Motoren
Auf den Ovalen bildet sich außerhalb der Ideallinie schnell eine „Müllhalde“ in Sachen Reifenabrieb. Wer am Ende des Rennens noch abseits der Linie überholen möchte, fliegt einfach ab. „Marbles“ gab es schon immer, aber das Problem ist aus zwei Gründen schlimmer geworden. Zum einen sind weniger Wagen unterwegs, die eine zweite Spur frei fahren könnten (siehe NASCAR) zum anderen sind die Reifenmischungen weicher geworden. Das hat man auch aus Sicherheitsgründen gemacht, denn harte Reifen geben logischerweise weniger. Man könnte versuchen, die Abriebbildung einzuschränken ohne den Sicherheitsaspekt zu verletzten, aber wird nicht so leicht werden.
Die IRL hat einen „Push to pass“ Button. Der liefert aber gerade mal zwischen 5 und 10 PS. Viel zu wenig, um selbst aus dem Windschatten in einem Oval zu überholen. Da wird sich aber nichts tun, denn die IRL will 2011 einen neuen Motor einführen.
Was könnte man also machen, damit man die Probleme in den Griff bekommt?
Meine Ideen, mal lose in den Raum geworfen:
1. Verbot von Tests in der Saison. Das scheint sich bei der Formel Eins sehr positiv auszuwirken.
2. Strafgewichte. Ich weiß, unbeliebt, aber effektiv. Allerdings weiß nicht, wie kompliziert es ist, wenn man einem Wagen plötzlich 10 oder 15 Kilo drauf packt. Die diffizielen IRL-Wagen reagieren ja schon mal etwas zickig.
3. Mehr PS für den „Power Button“. Vielleicht einmal pro Runde 50 PS mehr, statt 10 PS?
Die IRL hat sich einigermaßen gefangen, aber sie steht immer noch auf wackeligen Beinen. Mehr Rennen wie Richmond wird man sich über die Saison nicht erlauben können.
Und sonst?
Die Speedcarserie ist Pleite und damit Geschichte. Das ist schon bedauerlich, denn die Serie mit den Tourenwagen- und F1-Stars hat schon Spaß gemacht. Da gab es letztes Jahr einige Rennen, die sehr gut waren. Verstehe ich auch nicht, warum sich so etwas nicht in Europa etablieren lässt. Vermutlich war aber das Problem, dass man sich zu sehr auf den Asien-Raum konzentriert hat. Wäre die Serie zusammen mit der FIA GT in Europa angetreten, hätte es vielleicht anders ausgesehen.
3 Kommentare
nach dem rücktritt von TG jetzt bin ich mal gespannt wie es weiter geht. scheinbar ist in seiner schatztruhe kein geld mehr drin für die IRL.
was die zuschauerzahlen angeht muß ich ehrlich sagen das ich nirgendswo einen aufschwung sehe. richmond war ja wieder erschreckend leer. hat jemand zuschauerzahlen? ich glaube irgendwas um die 100.000 oder 110.000 passen dort rein. aber wieviele waren dort…..15.000…20.000?? und sie sind noch nichtmal in konkurenz zur nascar gefahren.
das indy500 ist auch nur jedes jahr ausverkauft weil man es im umkreis von +-100milen nicht live im TV sehen darf. würde gern mal wissen wie es aussehen würde wenn es nicht so wäre. ob da auch noch 500.000 kommen würden für eine hälfte von pay-show-einmal drivers.
zudem noch ein dummer TV deal mit versus….denn man glaube ich net über kabel bekommt in USA?!
was die strafgewichte angeht. ich bin kein freund davon. ich finde es unfair wenn jemand ein rennen gewinnt ihn dann damit zu bestrafen. das das auto nicht wirklich viel platz für AERO zeugs bietet finde ich absolut korrekt!
Doch, VS bekommt man über Kabel. Habe mich mal schlau gemacht. Kommt halt drauf an, wo du wohnst. In New York bekommst ihn aber zum Beispiel.
Ich wünsch mir ja eh schon länger, dass die IRL von den Einheitsautos weg kommt und es wieder mehrere Chassis- und Motoren-Hersteller gibt. Hoffentlich wird das dann ab 2011 was, wenn nicht, würd es mich traurig stimmen.
Zum Richmond-Rennen: es war sehr langweilig. Aber: Richmond war auch 2007 schon das mit Abstand langweiligste Rennen der Saison und letztes Jahr gab es eimerweise Unfälle und Cautions, ich behaupte mal, dass es ohne die auch langweilig gewesen wäre. Die Strecke ist vielleicht einfach eine Nummer zu klein für diese Autos. Iowa ist ja quasi die verbesserte Variante von Richmond mit etwas mehr Streckenlänge und variablem Banking und da haben wir jetzt 2008 und 09 gute Rennen gesehen. 2007 war dort zwar dort auch nicht überholen, aber das lag damals am nagelneuen Asphalt. und auch die rennen in Milwaukee (also auf 1-Meile, aber fast ohne Banking) können sehr interessant sein, wie 2008 gezeigt hat und 2009 war auch in Ordnung.
Deshalb wäre meine Maßnahme, Richmond zu streichen und z.B. durch Phoenix oder New Hampshire zu ersetzen, grad Phoenix kann mit seinen unterschiedlichen Kurven sicher interessantere Rennen bieten und die CART-Serie war ja auch schon oft dort. Ich weiß aber auch nicht, wie die Vertragssituation mit dem RIR ist.
Was Zuschauerzahlen angeht: die sind ja vor allem immer dann „gefühlt“ schlimm, wenn man auf den überdimensionierten NASCAR-Ovalen fährt (wobei: in Texas geht es eigentlich noch trotz der riesigen Tribünen). In Milwaukee, Iowa, Kentucky und Co. wirkt das ganze schon immer etwas besser. Phoenix ist noch eines der kleinsten NASCAR-Ovale, wäre also auch in dieser Hinsicht besser.
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