Heute schon mal die Vorschau für den GP Deutschland, da ich ja selbst vor Ort sein werde und erst mal von Berlin aus dahin muss.
Im Moment gibt es mal wieder etliche Meldungen, die von einem weiteren Streit zwischen der FIA und FOTA berichten. Laut einer FIA Pressemeldung kam es heute zu einem Treffen um die Details der Vereinbarung vom 24.06. zu besprechen. Darum ging es um das zukünftige Mindestgewicht der Wagen, aber auch um die Art und Weise, wie die Budgetkappung auf der Niveau „der frühen 90er Jahre“ festgelegt werden soll. Die Einigung braucht man, damit das Concorde Agreement unterschreiben kann. Offenbar wurde man sich nicht einig, denn die FOTA haben das Meeting frühzeitg und vorzeitig verlassen. Der Ärger hatte sich aber schon im Vorfeld angekündigt, nach die FIA der FOTA mitgeteilt hatte, dass eine Einigung auf die neuen Regeln nur dann erfolgen kann, wenn sie einstimmig erfolgt. Und diese Einstimmigkeit schließt nicht nur die FOTA-Teams ein, sondern auch die fünf anderen, die für 2010 genannt worden sind. Und so ganz nebenbei eröffnete die FIA heute, vertreten durch Charlie Whiting, den FOTA Teams, dass sie ja noch gar nicht offiziell für die WM 2010 eingeschrieben sind. Und weil sie nicht eingeschrieben sind, bekommen sie auch keine Stimmrechte. Das überraschte die Teams (und den Rest der Welt), weswegen sie das Meeting verlassen haben. Aus der Presseerklärung der FOTA kann man die Verwirrung in jeder Zeile raus lesen:
Denn da heißt es:
Representatives of all FOTA teams attended a meeting of the Sporting Working Group at the Nürburgring today. During the course of this meeting, the team managers were informed by Mr. Charlie Whiting of the FIA that, contrary to previous agreements, the eight FOTA teams are not currently entered into the 2010 FIA Formula One World Championship and have no voting rights in relation to the technical and sporting regulations thereof. It will be remembered that all eight active FOTA members were included on the „accepted“ entry list as endorsed by the FIA World Motor Sport Council (WMSC) and communicated by FIA press statement on June 24.
In light of these claims, the FOTA representatives requested a postponement of today’s meetings. This was rejected on the grounds that no new Concorde Agreement would be permitted before a unanimous approval of the 2010 regulations was achieved. However, it is clear to the FOTA teams that the basis of the 2010 technical and sporting regulations was already established in Paris. As endorsed by the WMSC and clearly stated in the FIA press statement of 24 June the rules for 2010 onwards will be the 2009 regulations as well as further regulations agreed prior to 29 April 2009.
At no point in the Paris discussions was any requirement for unanimous agreement on regulations change expressed. To subsequently go against the will of the WMSC and the detail of the Paris agreement puts the future of Formula 1 in jeopardy. As a result of these statements, the FOTA representatives at the subsequent Technical Working Group were not able to exercise their rights and therefore had no option other than to terminate their participation. The FOTA members undertook the Paris agreement and the subsequent discussions in good faith and with a desire to engage with all new and existing teams on the future of Formula One.
Man hat es immer noch mit jeder Menge Politik zu tun. Und das liegt nicht mal unbedingt an Mosley selber. Die Demütigung, die er sich und der FIA in England zugemutet hat, mag zum Teil selbst verschuldet sein, aber man darf dabei nicht vergessen, dass es in dem ganzen Mist nicht nur um einen persönliche Abrechnung zwischen ein paar Egos geht, sondern auch der Kampf zwischen den Herstellern und der FIA eine sehr weitgehende Rolle spielt. Denn im für einen Moment sah es so aus, als ob die Hersteller nun in Zukunft über alles alleine entscheiden würden, während die FIA nur noch eine Art nickender Beirat gewesen wäre. Aber genau das wollen sich viele Mitglieder in der FIA nicht bieten lassen. Dabei scheint der Riss auch quer durch die FIA selber zu gehen und es gibt diverse Nebenschaukriegsplätze.
Denn der US-Verband, vermutlich der ADAC und der japanische Automobilverband (plus der europäische Herstellerverband) würden gerne lieber heute als morgen Mosley absägen, während die kleinen Verbände aus jenen Ländern, die keinen großen Hersteller haben, sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen wollen. Als kleines Beispiel sei der ADAC genannt, der letztes Jahr mit lautesten den Rücktritt von Mosley in der unsäglichen Sex-Affäre gefordert hat. Seit dem herrscht wohl Eiszeit zwischen der FIA und dem ADAC und es gibt Gerüchte, dass die FIA in Zukunft die Sporthoheit (also auch die Auslegung der internationalen FIA-Regeln und die Veranstaltungen) dem AvD übertragen möchte. Der wiederum hat sich in den letzten 12 Monaten mehr oder weniger neutral verhalten.
Das Gerangel hinter den Kulissen spielt also durchaus eine ernst zunehmende Rolle, und auf einer gewissen Weise kann ich die FIA (nicht Mosley) schon verstehen, denn wenn man sich von den Herstellern diktieren lässt, wie die Regeln in der F1 auszusehen haben, wird das auch Auswirkungen auf andere Serien haben. Denn die WTCC und die WRC stehen auch gerade vor gravierenden Änderungen (1.6 Turbomotor, Super 2000 Reglement), die von den Teams aber erst noch abgesegnet werden müssen. Am Ende hängt man an der sehr kurzen Leine der Hersteller, die wiederum nur so lange handlungsfähig sind, bis der Aufsichtsrat angesichts der Kosten die Notbremse zieht. Und dass das dicke Ende für die Hersteller noch kommen wird, nachdem man die Abwrackprämie durch ist, erwarten selbst positiv gestimmte Analysten. Das ganze Theater seitens der FOTA funktioniert also nur so lange, wie das Geld da ist. Wenn das weg ist, steht die FIA auch so im Regen.
Ältere Motorsportfans und solche, die sich für die Zeit interessieren, werden sich vielleicht noch daran erinnern, was passierte, als 1972 Ölkrise über die damals florierende Sportwagen/Prototypen Langstreckenserie rein brach. Innerhalb von zwei Jahren verabschiedeten sich Porsche, Ferrari, Gulf und später auch Alfa. Die Serie war für kurze Zeit klinisch tot. (Allerdings auch dank irrsinniger Regelentscheidungen der FIA). Die Formel Eins hingegen lief weiter, weil ausser Ferrari keine Hersteller involviert waren.
Warum die FIA das Fass jetzt aufmacht, ist mir nicht so ganz klar. Es ist allen klar, dass eine Entscheidung für oder gegen eine FOTA-Serie bis Ende Juli fallen muss. Taktisch klüger wäre es vielleicht gewesen, wenn die FIA noch zwei Wochen gewartet hätte. Aber was ist schon klug bei der ganzen Sache und wer blickt da noch durch?
Ach ja, ein Rennen soll es ja auch noch geben. Hoffe ich doch mal, denn, wie schon erwähnt, ich bin auf Einladung von „Vodafone“* ab Freitagabend vor Ort. Vielleicht erlebe ich das das letzte Rennen der „alten“ F1 auf dem Ring, vielleicht sehe ich ja auch gar kein Rennen, weil sich alle in einer sehr großen Schlammpfütze prügeln. Ich hoffe, sie fahren wenigstens am Samstag, ich hab extra eine neue Kamera gekauft.
Wie dem auch sei – abgesehen von dem Ärger schaut man auf am Wochenende auf Red Bull und Brawn. Nach der deutlichen Niederlage von BrawnGP in Silverstone erwartet man eigentlich, dass die Engländer zurück schlagen. Und ich wäre auch der Annahme zugeneigt, dass Button am Ring wieder ein besseres Auto haben wird, wäre da nicht das Wetter. Das soll ähnlich miserabel wie in England sein (15 Grad, vielleicht Regen), was die Red Bull eindeutig bevorteilt. Vermutlich arbeitet man bei RTL jetzt schon an 234 „Kann Vettel am Ring gewinnen“ Einspielern und Redakteure feilen an der „Was würde es ihnen bedeuten, hier zu gewinnen?“ Frage. Nicht zu vergessen die Quiz-Frage. Aber vor dem Ende des 3. Trainings würde ich mich ungern zu einer Prognose hinreissen lassen. Theorethisch liegt dem Brawn die etwas eckige Strecke besser.
Der Rest dahinter fährt wohl wie üblich um die Plätze. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Toyota oder Ferrari in den letzten drei Wochen einen großen Schritt gemacht haben. Dem Toyota behagt die Kälte sowieso nicht, bei Ferrari weiß man wohl selber nie so richtig, wie gut der Wagen auf welchen Strecken eigentlich ist. Und es gibt durchaus auch Gerüchte, die besagen, dass man bei Ferrari sowieso nur noch auf Sparflamme entwickelt. Bedeutet – letzte große Ausbaustufe vor Monza, dann ist Feierabend für dieses Jahr.
Es gibt aber zwei Teams, auf die ich sehr gespannt bin: Force India und Williams. Die Inder waren in England immerhin durch die Bank schneller als die McLaren, die auch im Vorfeld des GP Deutschland mit den Schultern gezuckt haben. Der 10. Platz von Fisico in Silverstone war kein Zufall, sondern selbst rausgefahren. Ich würde mich für das kleine Team freuen, wenn sie einen Punkt ergattern könnten.
Bei Williams soll es am Wagen auch kleinere bis mittelgroße Updates geben. Nico Rosberg hatte nach dem Rennen in England schon angekündigt, dass da noch was kommen würde und die Performance war ja nicht so schlecht. Für die PR hat man sich hinter Brawn und Red Bull eingeordnet, was vielleicht ein wenig optimistisch sein könnte. Aber sollten Toyota und Ferrari wieder mal schwächeln…
Wenn es am Sonntag trocken bleibt, bin ich mal gespannt, wer den besseren Speed hat. Wenn es nass sein sollte, bzw. die üblichen Eifel-Schauer runterkommen (2007, anyone?) dann könnte es auch so lustig werden.
Ich freue mich jedenfalls auf das Wochenende und werde per Handy so viele Bilder wie möglich ins Blog stellen. Dafür fallen allerdings die Updates und die Analysen weg.
Disclaimer: Vodafone ist ein Kunde von mir. Ich werde in Zukunft das Blog von Vodafone inhaltlich versorgen, darunter auch mit Sachen über die Formel 1. Mit dem RacingBlog hat Vodafone nichts zu tun
9 Kommentare
Sorry, soll nicht dazu dienen deine Karten madig zu machen, aber derzeit werden die Karten für das F1-Rennen vertickt, als gäbe es kein Morgen mehr. Die „Motorsporttribüne“ — so sagte mir ein Bekannter — wird nicht aufgebaut und Karteninhaber für diese Tribüne haben stattdessen einen Platz auf der Haupttribüne bekommen, Karten die knapp 200 EUR teuerer sind. Das Upgrade hat die Karteninhaber nichts gekostet.
@ dogfood
Hier ist auch noch ein Kartenwilliger. ;)
@ Topic:
Sollte es zu keinen allzu Eifel-typischen Wetterkapriolen kommen, seh ich RBR ganz klar vorne. Und im Sinne einer noch halbwegs spannenden Fahrer-WM hoffe ich – neben Lokalpatriotismus -, dass der Heppenheimer Junge auch in der Eifel eine so fabelhafte Vorstellung wie in Silverstone abliefern kann.
Die aktuelle Vorhersage geht jedenfalls für Sonntag von 85% Regenwahrscheinlichkeit aus, die zwei Tage vorher könnte es trocken bleiben. Das hat aber, 4 Tage vorher, eigentlich keine richtige Aussagekraft.
@DonDahlmann: Viel Spaß am Ring, ich wär ja auch gerne da. Ich würde den Sound ja einfach gerne mal wieder hören, und bin echt neidisch.
Viel Spaß Don!
Würd auch gern ma son Beitrag lesen zum Thema: Wie bereitest Du Dich auf so ein Live-Rennwochenende vor!!!
MfG
jan
Kann ich Dir sagen:
– Zwei Kameras
– Zwei Handys
– Laptop
– Fünf Ladegeräte
– Vier Speicherkarten (Foto)
– Zwei Ersatzakkus (Foto)
Und da wir ja in der Eifel sind: Wetterfeste Klamotten und Schuhe, warmer Pullover, Jacke. Dazu viel Schlaf vorher. Ansonsten gibt es da nicht viel vorzubereiten. Hinfahren, anschauen, sich ein wenig in die Atmosphäre fallen lassen und einfach Spaß haben.
Ist #maxout eigentlich wieder fürs Wochenende vor Ort, um in zwölf Sprachen zu dozieren, unter welch außerordentlichem Druck er von den Verbänden gerade aus dem subsaharischen Afrika gesetzt wird, die FIA und ihre Veranstaltungen vor dem Einfluss der Hersteller sogenannter „Automobile“ zu schützen?
Uuups, ganz vergessen: Viel Spaß am Ring, Don!
Sehe ich anders. Wenn es trocken und warm ist, rechne ich mit einem weiteren ungefährdeten Button-Sieg. Nur bei niedrigen Temperaturen oder bei Regen würde ich eher auf Red Bull tippen.
Das bedeutet also, daß wir in diesem Blog zukünftig keine negativen Worte mehr über Vodafone lesen werden :-)
Spass beiseite: ich finde diesen Hinweis überaus lobenswert! Leider ist in vielen Journallien heutzutage nicht mehr unbedingt erkennbar, was journalistischer Inhalt und was in Beiträgen versteckte Werbung ist.
P.S. Viel Spaß in der Eifel. Ich drücke die Daumen für’s Wetter ;-)
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