Die letzten fünf Saisonrennen vor dem „Chase cutoff“ beginnen an diesem Wochenende mit dem Rennen in Watkins Glen. Traditionell fährt der Sprint Cup im August auf dem geschichtsträchtigen Rundkurs, dem auch die Formel 1 zwischen 1961 und 1980 einen jährlichen Besuch abstattete.
Allerdings wurde der Kurs seit 1971 mehrfach umgebaut und auch der Sprint Cup fuhr nicht immer dieselbe Streckenführung. In besagtem Jahr erhielt der „road course“ eine Erweiterung, auf der heutzutage die IndyCars fahren: Der Streckenteil zwischen dem „Inner Loop“ und Turn 11 wurde um vier weitere Kurven ergänzt, namentlich „Chute“, „Toe“, „The Boot“ und Turn 10. Was für Namen; Watkins Glen wurde im wahrsten Sinne des Wortes ein Schuh angezogen und anders sieht das Ganze auch nicht aus. Mir persönlich gefällt die alte, kurze Variante, die die NASCAR bis heute fährt, besser. Nach einem tödlichen Unfall 1991 wurde die Strecke für das Folgejahr um die bekannte Busstopp-Schikane erweitert, damit die Anfahrtsgeschwindigkeit für den „Inner Loop“ nicht zu groß wird.
Schlüsselstellen sind zum einen „The Esses“ (Turns 2-4), die man in steiler Bergauffahrt vor allem im Ausgang optimal erwischen sollte, um viel Speed mit auf die Gegengerade zu nehmen. Zum anderen ist Turn 11 für sein tiefes Kiesbett berüchtigt, in dem man bei zu hoher Kurvengeschwindigkeit landet und sich meist vergräbt. Watkins Glen bietet zwei gute Überholstellen: Turn 1 („The 90“) direkt nach Start-und-Ziel, wo man bergab auf der Bremse überholen kann und natürlich die Busstopp-Schikane nach der Gegengerade vor dem „Inner Loop“. Wer hier genügend Geschwindigkeit mitgenommen hat, bringt sich in eine gute Postition, doch oft werden die Möglichkeiten optimistisch überbewertet und es kracht. Die Strecke ist im Übrigen 2,45 Meilen (3,94 km) lang und es sind insgesamt 90 Runden zu fahren.
Daran wurde seit dem Umbau von 1992 nur zweimal gerüttelt: Im Premierenjahr der Busstopp-Schikane endete das Rennen zum bisher einzigen Mal wegen Regens vorzeitig, damals mit Kyle Petty als Sieger. 2005 gab es die einzige „green-white-checker“-Verlängerung, die Tony Stewart in der Victory Lane sah. Stewart ist auch gemeinsam mit Jeff Gordon der Seriensieger von Watkins Glen. Seit 1986 gastiert der Sprint Cup im Bundesstaat New York und beide Fahrer konnten von den 23 Ausgaben jeweils 4 gewinnen. Mark Martin landete zwischen 1993 und 1995 gleich 3 Siege in Folge und hat in diesem Jahr wirklich die Chance, mit den Rekordhaltern gleich zu ziehen. Einzelsiege gelangen in den vergangenen Jahren nur Robby Gordon, Kevin Harvick und Kyle Busch, der im letzten Jahr sogar beide Rundkursrennen für sich entscheiden konnte. Mit 14 Siegen gehen übrigens über die Hälfte an Chevrolet, Ford konnte immerhin 5 Mal gewinnen.
Auch in diesem Jahr treten wieder viele „road course ringer“ an, allen voran natürlich die fest qualifizierten Juan Pablo Montoya und Marcos Ambrose. Außerdem startet Patrick Carpentier in der #55 für Michael Waltrip und steht ebenfalls fest im Rennen, während Max Papis mit der #13 durch die Qualifikationsmühle muss. Weitere besondere Teilnehmer sind P.J. Jones in einem zweiten Auto von Robby Gordon mit der #04, Ron Fellows in der #09 von James Finch, Brian Simo in der #36 von Tommy Baldwin und Andy Lally in der #71 von TRG, die David Gilliland für dieses Rennen in der #70 geparkt haben. Außerdem geht auch die #08 von John Carter an den Start, allerdings ist hier noch nicht sicher, ob Boris Said oder Terry Labonte das Rennen bestreiten wird. Said ist sicherlich die bessere Wahl, obwohl Labonte auch rechtsherum fahren kann, jedoch wäre der Bruder von Bobby durch sein „Champion‘s Provisional“ fest qualifiziert und das könnte sich aus folgendem Grund als ganz wichtig erweisen:
Eine Qualifikation in Watkins Glen ist nicht immer sicher. Ich habe ein wenig gewühlt und dabei herausgefunden, dass seit 2004 nur einmal eine Quali nicht ins Wasser fiel und das war 2006. Die anderen fünf Jahre fand kein Einzelzeitfahren statt. Im letzten Jahr traf es Boris Said und 2007 musste unter anderem Klaus Graf zuschauen, nachdem er im ersten Training einen starken 17ten Platz herausfahren konnte. In der Owner-Wertung war die #49 von BAM Racing damals jedoch nur 43ter. Im Falle einer erneuten Absage müssten Gilliland und P.J. Jones die Heimreise antreten. Bei Max Papis hängt es davon ab, ob Terry Labonte gemeldet ist oder nicht: Meldet man Boris Said, ist Papis bei Regen im Feld und bei der #08 steht die Heimreise an. Herzlich Willkommen beim Qualifikationssystem der NASCAR; manchmal durch Rennsiege von Nicht-Top35-Teams (#09) und „Champion’s Provisionals“ nicht so einfach zu verstehen!
Den etablierten Fahrern auf den Chase-Plätzen könnte allerdings nichts Besseres als eine Startaufstellung nach Owner-Points passieren. Warum, das verdeutlicht folgende Statistik, denn wer sich in den Top10 qualifiziert, hat sehr gute Chancen auf den Sieg:
Der jeweilige Sieger startete
– von der Pole: 9 von 26 Rennen (34,6%)
– in den Top10: 19 von 26 Rennen (73,1%)
– außerhalb der Top10: 7 von 26 Rennen (26,9%).
Außer den oben genannten Seriensiegern und den Rundkursspezialisten sollte man wohl Kasey Kahne auf der Rechnung haben, der das Rennen in Sonoma für sich entscheiden konnte.
Los geht es am Sonntagabend um 19 Uhr auf ESPN, das Rennen startet um kurz nach 20 Uhr. Am Samstagabend fährt bereits die Nationwide Series um 21 Uhr auf ESPN2, während die Trucks bis Bristol in zwei Wochen pausieren.
6 Kommentare
Boris Said sitzt in der #08 … „Said in the #08 car at Watkins Glen: Boris Said confirmed Thursday on the Race 2 Win Radio show that he will be in driving the #08 U.S. Chrome Ford at Watkins Glen.(8-6-2009)“
Qu.: (runterscrollen zu Driver/Team/Testing News!) http://www.jayski.com/next/2009/22wg2009.htm#goodyear
Michael Schumacher! :)
@apollo: Als ich die Vorschau gestern Abend geschrieben habe, stand es laut jayski noch nicht fest. Danke für die Info!
Außerdem muss ich anfügen, dass die „Turn-Nummerierung“ sich auf ein Bild bei Wikipedia bezieht und mit dem Bild im Artikel nicht ganz übereinstimmt.
Meiner Kenntnis nach ist diese Version auch die richtige:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c7/Watkins_Glen_International_Track_Map.svg
wieder dufter bericht! =) freu mich ebenfalls auf watkins glen. sehr schöne strecke! und die „nascar variante“ is auch die schönere in meinen augen. sollte die irl vielleicht auch mal fahren.
@JackKnife: Netter Artikel. Allerdings müsste schon die „Kurzanbindung“ gefahren werden, wenn ich mich nicht täusche. Also ist das Bild oben links das richtige für das Rennen am Wochenende und nicht die Wikipedia-Variante ;).
@xeniC: Ersteinmal danke! :D
Don stellt immer ein Bild ein, dass ich vorher nicht kenne. Also bezog ich mich bei den Nummern auf das Wikipedia-Bild. Am Sonntag wird natürlich, wie Du schon sagtest, die Kurzanbindung gefahren.
Wenn ich im Text von Turn 11 (auf dem Wiki-Bild) spreche, dann ist Turn 10 auf dem Artikelbild gemeint. Meine Erklärung zum Schuh/Stiefel ist auf dem Artikelbild leider gar nicht wieder zu finden.
Das wird hier langsam komplizierter als eine NASCAR-Qualifikation! ^^
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