Am Wochenende war ich beim Oldtimer GP auf dem Nürburgring. Der wäre fast völlig im Nebel verschwunden. Dazu ein paar Anmerkungen zum „neuen“ Nürburgring.
Am Freitag dachte ich mir noch „Oh je, 30 Grad im Schatten und dann ein ganzes Wochenende auf den Tribünen auf dem Ring, dass wird anstrengend.“ Doch am Samstag sah die Sache dann doch deutlich anders aus. Die gesamte GP-Strecke war in dichten Nebel gehüllt, wie man anhand des Bildes sehen kann, dass ich Samstag per Handy hochgeladen hatte. Zwar schickten die Veranstalter ein paar der langsameren Serien auf die Strecke, aber zu sehen gab es trotzdem nicht viel. Der Nebel war so dicht, dass man von der T4 am Ende der Start/Zielgerade nicht mal die Mercedes-Tribüne sehen konnte. Geschweige denn irgendwelche Wagen, die unterwegs waren. Und mit 15 Grad war es dann auch recht kühl, so im Hemd. Ein Gang durch das Fahrerlager entschädigte dann für die fehlenden Rennen, und am Sonntag war es dann auch richtig schön und warm.
Wer noch nie bei einem Oldtimer GP war, der hat wirklich etwas verpasst. Ich hab schon einige mit gemacht, und sie sind immer ein grandioser Spaß. Es sind nicht nur die wunderschönen Fahrzeuge, die von Vorkriegs-Modellen bis hin zu „Youngtimern“ reichen. Vor allem die lockere und offene Atmosphäre im Fahrerlager ist immer wieder überraschend schön. Viele Besitzer stellen ihrer Oldtimer regelrecht aus, öffnen die Motorhaube und die Türen der Wagen und wenn man Fragen hat, kann man die gerne stellen. Auch wenn an den Wagen gearbeitet wird, darf ruhig näher treten und wenn es nicht gerade hektisch zu geht, darf man auch Fragen stellen. Die Boxengasse nebst Boxen sind für alle geöffnet. Man kann auch während des Rennens, natürlich mit Sicherheitsabstand, da aufhalten. Klar – es gibt auch die VIP-Zelte mancher Hersteller wie Jaguar, aber die sind eher die Ausnahme. Und wenn man sehr viel Geld hat, dann kann man auch mit einem Oldtimer die Rennstrecke wieder verlassen. Leider reichte meine Portokasse für den Austin Healey 3000 Mk III in Rennausführung für 74.000 Euro dann doch nicht ganz.
Das Programm war voll gepackt und dank der dauernden Verschiebungen wegen des miesen Wetters gab es auch kaum Pausen. Beeindruckt haben mich, wie fast jedes Jahr, die Formel Eins der 50er Jahre. Auch wenn die Mercedes gefehlt haben, war der Speed der Maserati 250 F phänomenal. Handgestoppt legten die eine 1:45 min hin. Auch wenn man nicht den „Haug-Haken“ fuhr, sondern nur die abgekürzte Castrol-S Variante (wie bei den 24 H Rennen), ist das eine mehr als respektable Zeit. Zum Vergleich: Alonso fuhr am Ring in diesem Jahr die schnellste Runde in 1:33 min. Immerhin hat der Maserati 500 PS weniger und fährt auf Reifen, die eher auf ein Fahrrad schnallen würde. Kaum zu glauben, dass man damit vor 50 Jahren über die Nordschleife gebrettert ist. Dazu kommt der phänomenale Sound. Die Reihensechszylinder klingen richtig böse, wenn die Fahrer mit dem Gaspedal spielen um einen Drift zu kontrollieren, bekommt man heiße Ohren. Kein Vergleich zum Kreissägensound der modernen Formel Eins.
Ebenfalls schwer beeindruckt war ich von den alten CanAm-Boliden. Die hatten teilweise Motoren mit 8,8 Litern Hubraum unter der Haube und ließen tatsächlich den Boden erzittern. Wenn man mal einer alleine die Start/Zielgerade runterbollerte und der Sound sich unter dem Tribünendach fing bekam man eine Gänsehaut.
Am schnellsten waren die Gruppe C Wagen unterwegs. Ein Sauber-Mercedes war anwesend, der die Konkurrenz in Grund und Boden fuhr. Die schnellste (verkürzte) Runde lag bei 1:39min. Dafür klang der 5.5 Liter V8 Biturbo aber auch fast leise, verglichen mit den Ami-Schlitten.
Bewunderswert waren die Pre-Wars, also jene Rennwagen, die in den 30er Jahre meist auf den Langstreckenrennen wie Le Mans unterwegs waren. Hochbeinig, filigran, fast zerbrechlich wirken die Wagen, dabei sind die großen Wagen gerne mal 1.5 Tonnen schwer. Aber auch hier stimmte der Sound der Reihensechszylinder, die teilweise 4.5 Liter Hubraum hatten. Und trotz unsychronisiertem Getriebe (Zwischengas und Doppelkuppeln), riesiger Holzlenkräder und schmaler Reifen konnten die schnellsten Zeiten von 2:13min fahren.
Woran man auch sieht: da sind einige nicht zum Spaß da, sondern um Rennen zu fahren. Wie man auch an Hand der Blessuren (siehe Bilder) sehen kann. Geradezu sensationell war das zweite Rennen der GT-Fahrzeuge bis 1965 am späten Sonntagnachmittag. Dort prügelten sich ein Schiff namens Ford Falcon (6 Liter V8), zwei Ford Mustang GT350 (Shelby, 5 Liter V8) und ein Alfa Romeo GTA um die Plätze 2 bis 5. Da war mehr Feuer drin als in manchem DTM Rennen und ich habe gelernt, dass man einen knapp 5 Meter langen Falcon sehr wohl im Volldrift um die Kurven werfen kann, ohne dass man viel Zeit verliert.
Minimal enttäuscht war ich vom „Deutsche Rennsportmeisterschaft Revival“. Zwar fuhren einige Porsche 935, teilweise in Originallackierung, mit, und auch ein paar BMW 3.0 CSL waren zu sehen (infernalisch laut), aber die ehemaligen BMW Werkswagen fehlten ebenso, wie die dickbackigen Ford Capri und andere Wagen. Dafür sah man ein paar Pantera und etliche M1 aus der Procar Serie. Der Rest des Feldes war mit jede Menge 911er aufgefüllt.
Dazu gab es auch noch die Formel Eins der frühen 60er Jahre, also jene 1.5 Liter Wagen, die meist mit einem Cooper Motor ausgestattet waren. Irre schnell (nicht gestoppt), winzig im Vergleich zu den heutigen Formel Eins aber die kleinen Lotus 18 waren trotzdem eine Augenweide. Sich in so eine Alu-Kiste zu setzen und mit 260 km/h die Gerade runter zu fliegen bedarf schon einiges an Mut. Da bekommt man eine Ahnung, aus was für einem Holz die damaligen Fahrer gemacht waren.
Auch wenn der Samstag total vernebelt war – es war, wie meist, ein grandioses Spaß. Wer sich für Motorsport interessiert, der kommt wirklich voll auf seine Kosten. Die Wochenendkarten haben mich pro Stück im Vorverkauf 49 Euro gekostet. Ein Preis, der völlig in Ordnung geht, für das, was man da erleben kann. Kleiner Tipp: wer ein paar alte und viele neue Wagen sehen will, sollte zum LMS Rennen Ende August fahren. Vor allem der Samstag ist sehr zu empfehlen, wie ich letztes Jahr schon mal angemerkt habe.
Noch ein paar Worte zum „neuen“ Nürburgring:
Das war jetzt auch mein zweiter Besuch am „neuen“ Nürburgring. Wer es nicht mitbekommen hat: man hat dort, wo früher Museum und die Parkplätze hinter den Tribünen an Start/Ziel waren, gleich drei Hallen gebaut. In einer (ring werk) ist die „Erlebniswelt“ (Museum, Kino, Kartbahn etc) untergebracht. In der nächsten (ring halle) ist eine Art Merchandising/Shoppinghalle, dann konmmt eine Brücke, über die man zur Tribüne T4 kommt, vorbei am neuen Hotel Lindner. Gegengüber der Halle ist das (noch nicht fertige) „Eifel-Dorf“ gebaut worden. Eine Art „Ballermann“ am Ring, wie ich den Eindruck hatte. Nachgebaute Fachwerkhäuser machen eher den Eindruck eines „Phantasialand“. Der Besucher soll sich in die Eifel-Welt einfühlen. Auf die Idee kann auch nur einer kommen, der von der Eifel und den Nürburgring-Besuchern keine Ahnung hat. Erstaunlicherweise sah die Baustelle noch genauso aus, wie vor vier Wochen, als ich beim F1-Rennen war.
Diese neuen Bauten haben einige Nachteile. Zum einen sind die großen Parkflächen verschwunden. Man wird jetzt wohl noch tiefer in den Wald geschickt, bzw. teilweise auf die Reste der ehemaligen Südschleife. Also ist ein strammer Fußmarsch angesagt. Zum anderen hat man zwei Kreisverkehre eingebaut, die dazu führen, dass der Verkehr nicht zweispurig, sondern nur einspurig geführt werden kann. Was das bedeutet, kann man sich vorstellen. Je nach Anfahrt sollte man lieber eine halbe Stunde mehr einrechnen. Sinnloser konnte man die einzige Zufahrtstrasse, von der man auch ins Fahrerlager kommt, nicht verplanen. Dem Stau entgeht man nur, wenn man auf der Rückseite der Strecke parkt, dafür muss man dann aber weit laufen.
Die Merchandising-Halle selber ist allerdings nicht schlecht. Zum einen kann (wohl nicht immer, aber bei manchen Veranstaltungen) in einer Tiefgarage parken. Haben wir gemacht, kostete auch nur 8 Euro am Tag, wobei die Preise sicher je nach Veranstaltung sehr variieren werden. Dafür geht man dann einfach zwei Treppen hoch und steht mitten in der Halle. Oder man geht noch drei Treppen höher und steht auf den neuen überdachten Tribünen gegenüber den Boxen. Das ist, vor allem bei schlechtem Wetter, schon eine nette Sache. Auch die Halle selber mit der Möglichkeit dort etwas zu Essen und in den festen Shops von Ferrari, Aston-Martin oder dem Ring-Shop zu stöbern ist ok. Die völlig überflüssige Achterbahn und das ring werk, das 20 Euro Eintritt kostet (nicht gemacht) hätte man sich aber sparen können.
Bargeld ist am Ring out, man bekommt eine „Ring-Card“ die man wiederum mit Bargeld, der EC-, oder Kreditkarte aufladen kann. Mit der Karte kann man dann alles bezahlen. Das Guthaben kann man sich entweder nach dem Rennen wieder auszahlen lassen oder man verbraucht es später, denn es bleibt 2 Jahre gültig. Das System hat durchaus den Vorteil, dass es an Würstchen-Buden (Bratwurst 2.70 €) deutlich flotter voran geht. Selbst den obligatorischen Eismann kann man damit bezahlen. Ungewohntes System, aber nicht schlecht. Allerdings muss man die Kühltasche zu Hause lassen, denn die darf nicht mehr rein.
Mit dem klassischem Nürburgring hat das alles aber nichts mehr zu tun. Mein Vater, Ring-Veteran, der selber dort Rennen gefahren ist, und seit Anfang der 60er Jahre mehrfach Jahr dort, war merklich befremdet. Der Zirkus an der GP-Strecke hat mit dem Mythos nichts mehr zu tun sondern schlachtet ihn nur noch aus. Aber echte Ring-Fans interessiert der Krempel sowieso nicht, die bleiben an der Nordschleife.
Noch ein Tipp für all jene, die am Wochenende zum DTM-Rennen wollen. Die A61 nebst der Zufahrt zum Ring unbedingt meiden. Man steht meist ab der Abfahrt von der Autobahn. Lieber über Adenau und dann die verschiedenen Schleichwege nehmen. Eine gute Landkarte hilft hier meist schneller als ein GPS-System.
9 Kommentare
Dem Tipp am Ende kann ich mich seit 24-Rennen nur anschließen… ich selber stand da nicht im Stau (fahre über Koblenz und Mayer von meinem Studienort), aber ein paar Nachzügler aus Norddeutschland, die erst zum Start gekommen sind… einzige Katastrophe die Anfahrt zum Ring – schlimmer als vorher!!!
Ja, man steht zwar auch in Adenau, aber ab Ende es Ortes gibt es drei Zufahrtswege, wenn man weiß wo, auch noch einen vierten. Den kann man auch ab Bad Neuenahr nehmen. Ist zwar ne ziemliche Kurverei über die Dörfer, aber immerhin bewegt man sich und steht erst ab der GP-Strecke. Wenn man von Mayen kommt, also von „unten“ ranfährt, ist es eh besser. Früher war die Anfahrt über Kempenich schon fast sensationell schnell, weil man erst ab der Nordschleife gestanden hat. Und weil man noch zweispurig an der GP-Strecke vorbei kam, kam man auch flott auf die sehr nahen Parkplätze. Das kann man jetzt vergessen.
Auf der anderen Seite erzählte mir ein Vater, dass er Ende 60er Jahre, als noch 300.000 Leute zum Formel Eins Rennen kamen, auch mal sechs Stunden nach Bonn gebraucht hat. :)
Schöner Bericht.
Ich wollte ja eigentlich zu dem von dir angesprochenen LMS-Rennen fahren (war noch nie am Nürburgring), aber leider wird das wohl nix :-( (Na gut, das Schumacher-Comeback an dem Wochenende dürfte ein brauchbarer Ersatz sein^^) Vielleicht 2010…
Gibt es jetzt ein offizielles Kühltaschenverbot?
Das schockt mich schon!
Bei dem 1000km Rennen sind viele Fans (besonders Ältere) autark.
Gerade die Plätze runter zur Dunlop-Kurve.
Das lassen sich die Alten nicht gefallen.Und die sind bei diesem alten Rennen nicht in der Minderheit.
Du kennst wohl noch nicht dieses Schild http://www.abload.de/image.php?img=dsc00915aeru.jpg
Bin mal gespannt ob die beim 1000km Rennen meckern wenn ich nen Rucksack mitnehme, bei der VLN hats keinen gestört (was mich auch SEHR gewundert hätte).
Muss übrigens sagen die GP Strecke ist mir richtig unsympathisch geworden seit die den ganzen Komplex da aufgezogen haben. Allein dieser Schwachsinn mit der ring card, wozu eine prepaid karte, wenns bargeld auch tut? Ich bin ohnehin nur derjenige der sich mal in der Not was zu trinken da holt, bei den Preisen überlegt man sich das ja zweimal, jetzt darf ich mir erst eine Ring Card holen, die aufladen, zum Getränkestand laufen, bezahlen, wieder zurück zur Ring Card Kasse und mir mein Guthaben auszahlen lassen. Top Vorteil.
Übrigens wenn ihr flott vom Parkplatz B1 oder C1 (gegenüber T4) kommen wollt, fahrt unten an der Müllenbachschleife rum, so entgeht man dem Stau meist. Dank der neuen Infrastruktur an der Haupttribüne, gab es dieses Jahr sogar bei der IDM nen Rückstau, und das bei gerade mal ca. 30000 Zuschauern, super innovativ. Naja genug gemeckert, ich freu mich dann doch lieber auf den motorsportlichen Aspekt beim 1000km Rennen, und reg mich über die GP Strecke wieder auf wenn ich vor Ort bin.
@Kai: es gibt zumindest an den Tribünen Hinweise, dass man eigene Sachen nicht verzehren darf. Allerdings kontrolliert auch keiner die Taschen.
Alles sehr Schade mit den Verboten auf dem Ring.
Im Gästebuch von http://www.truck-grand-prix.de/ bekommt man einen Einblick.
Ja, ich hatte auch schon von sehr verärgerten F1 Fans gehört. 200 Euro für ein Ticket und man darf offiziell nicht mal ein Butterbrot mitbringen. Allerdings, wie auch bei den Truckern schon beschrieben – wenn man nicht gerade mit einer Kühltasche unterm Arm ankommt, dann sagt keiner was. Taschenkontrollen oder so einen Mist gab es nicht. Ich hätte in meinem Rucksack auch Essen mitnehmen können, habe es aber bei der Bratwurst am Ring belassen. Ich kann allerdings die Familien verstehen, die bei manchen Eintrittpreisen dann keine Lust mehr haben sich am Ring durch zu futtern. Das wird dann für einen ganzen Tag sehr teuer.
Ich nehme mal an, dass es nach dem DTM-Rennen einige Kommentare geben wird….
Eigentlich hatte ich gehofft , die Geschichte mit dem selbstmitgebrachten Fressalien sei nur auf das F1-WE beschränkt gewesen … dem ist wohl nicht so. Wobei aber auch niemand was gesagt hat , als ich die Butterbrote ausgepackt hab :-) Daß man auf die Haupttribüne oder auf die T4 nicht grad ne riesige Kühlbox mitschleppt , versteht sich (aus Platzgründen) eigentlich schon von selbst , aber die kleinen „Mini-Partys“ in der Müllenbachschleife beim 24-Stunden-Rennen und beim OGP fand ich immer ganz spaßig. Schade daß man der GP-Strecke mit solchen Auflagen jetzt auch das zweifelhafte Flair eines Fußballstadions verpasst.
Hab´s dieses Jahr nicht zum OGP geschafft , wollte eigentlich auch am Samstag hin aber der ist ja dann in den Nebel gefallen … ansonsten kann ich Don´s Ausführungen voll bestätigen. Der Oldtimer Grand Prix lohnt sich und ist immer ne tolle Veranstaltung.
Werd am kommenden WE zur DTM wieder dort sein … und auch sicherheitshalber einen Anfahrtsweg durch die Karpaten benutzen. Bei der F1 hat die Strecke über Mendig / Mayen erstaunlich gut funktioniert und man stand „erst“ ab der Döttinger Höhe im totalen Chaos.
Und nochmal der Tip für kommendes Jahr : Wer Spaß an Oldtimern und klassischen Rennwagen hat , sollte mal nach den „Classic Days“ in Schloss Dyck (bei Grevenbroich) Ausschau halten. Dieses Jahr zeigte Jochen Mass dort alte Silberpfeile , David Piper war anwesend , ebenso Isolde Holderied und Jockel Winkelhock. Bentley hatte neben den alten „Blowers“ den als Bentley getarnten Audi LeMans-Prototypen angekarrt und wo passen Oldtimer besser hin als in den Park eines alten Wasserschlosses ? Hab die ersten Fotos davon online , stecke aber noch mitten in der Bearbeitung der übrigen Bilder … sobald wieder was Lohnenswertes fertig ist , pack ich´s auf meine Homepage :-)
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