Beide Serien starteten auf Strecken, die in letzter Zeit wenig Spannung geliefert haben. Doch in den USA gibt es die Sache mit dem Spritverbrauch.
Ich weiß ehrlich gesagt eigentlich gar nicht so recht, was ich über das Rennen am Ring schreiben soll. Schon als ich gestern den Text für morgen erscheinende P1mag geschrieben habe, musste ich arg lange überlegen, was für Highlights es denn gab. Ich meine außer dem Crash zwischen Jarvis und Prémat und dem unschönen Heckflügelbruch von di Resta. War dazwischen irgendwas? Habe ich was verpasst? Vielleicht eingeschlafen? Nun kann die DTM nur bedingt etwas dafür, dass Audi gestern so dramatisch überlegen war. Die Mercedes waren nicht mal in der Lage Winkelhock auf Platz vier zu gefährden. Und, obwohl man doch mit dem Audi in Sachen Gewicht auf einem Niveau fuhr. Norbert Haug war dann nach dem Rennen auch etwas vorsichtig, wenn es um die Einschätzung der Situation geht.
Denn eigentlich sollte beide Marken auf dem Ring ähnliche Bedingungen vorfinden. Der Mercedes sollte im „Haug-Haken“ besser sein, die Audi sollten in den schnellen Bit-Kurven besser sein. Auf den Geraden müsste Gleichstand herrschen. Davon war aber wenig zu sehen. Haug beklagte zwar, dass alle seine Wagen zu Beginn in Unfälle verwickelt worden seien (was auch teilweise stimmt), aber das sollte nicht über die miese Leistung in der Quali hinweg täuschen. Es ist nun auch in der DTM so – wenn man nicht in den Top 5 ist, hat man selten eine Chance auf einen Sieg. Und nachdem sich die Audi elegant Bruno Spengler entledigt hatten, war die Sache gelaufen. Die Frage ist jetzt: war das nur dieses Rennen so, oder hat Audi, kurz bevor die Serie eingefroren wurde, noch einmal massiv entwickelt und Mercedes kann jetzt zuschauen? Das wäre nicht gut für die DTM.
NASCAR – Michigan
Michigan ist auch so ein Oval, um das man eigentlich einen Bogen machen sollte. Baugleich mit jenem in Fontana, was eigentlich schon alles sagt, sind die Rennen hier meist nicht sonderlich spannend. Schnell zwar, weil man über 320 km/h erreicht, aber nicht sehr abwechslungsreich, weil man meist mehr oder weniger gemütlich im Respektabstand hinter einander her fährt. So geht das stundenlang, bis am Ende eine Caution noch mal für Spannung sorgt. Die Caution fehlte gestern, aber genau das machte das Rennen dann überraschenderweise richtig spannend.
Wie üblich überlegten sich die Crewchiefs schon früh, mit welcher Strategie man im Rennen besonders gut dran wäre. Immer brav stoppen, wenn es sich lohnte? Dann zwei der vier Reifen? Oder lieben draußen bleiben und auf die nächste Unterbrechung warten? Verkompliziert wurde die Rechnerei gestern dadurch, dass es ein paar kleine kurze Schauer gab, die aber schnell vergessen waren. Doch die sorgten dafür, dass man länger unter Gelb war, also Spirt sparen konnte. Und darum ging es spätestens ab Runde 120 – sparen, sparen, sparen.
Denn das Spritfenster lag bei rund 45 Runden. 47 hatte Jimmie Johnson im letzten Rennen geschafft, als er mit praktisch leerem Tank als Sieger über die Ziellinie rollte. Johnson hatte sich auch in diesem von Anfang an in der Spitzengruppe befunden und mit 133 Runden auch die meiste Zeit an der Spitze verbracht. Sein Wagen ging wie die Hölle, einzig Brian Vickers schien einigermaßen mithalten zu können, auch wenn wegen unterschiedlicher Tankstrategien auch mal andere Fahrer vorne waren.
Richtig interessant wurde es ab Runde 146. Da wurde das Rennen kurzfristig wegen Regens unterbrochen und alle Fahrer gingen in Runde 149 an die Box. Aber 51 Runden mit einer Tankfüllung? Wie sollte das gehen? In Runde 159 drehte sich David Stremme, also gab es noch einmal die Möglichkeit an die Box zu kommen. 40 Runden mit einem vollen Tank würden locker gehen. Einige Fahrer, darunter Dale Earnhardt jr. entschieden sich für einen Stopp, Johnson, Vickers, Gordon und Martin, die vorne lagen, kamen nicht.
Die Möglichkeit, dass es noch mal eine Caution gehen würde war durchaus da, aber sie kam nicht. Die vier Führenden mussten also sehen, dass sie mit dem Sprit auskamen, was an sich schon schwer ist. Doch aus dem Mittelfeld stürmte Junior nach vorne, der zum Zeit des letzten Stopps schon mal kurz in Führung gewesen war. Teilweise nahm er Johnson vorne bis zu einer Sekunde pro Runde ab. Acht Runden vor Schluss lag Junior knappe 3 Sekunden hinter Johnson, der aber zusammen mit dem zweitplatzierten Vickers schon reagiert hatte und schnellere Zeiten fuhr. Vickers hatte sich an die Stoßstange von Johnson gehangen und konnte so etwas mehr Sprit sparen, aber trotzdem schienen 51 Runden einfach zu viel. Es schien so, als würde der Sieg Earnhardt so oder so in die Hände fallen.
Drei Runden vor Schluss rollte Johnson dann ohne Sprit in die Box, Gordon rollte nur noch durch die Kurven. Nur Vickers konnte weiter seinen Speed fahren und Junior auf Distanz halten. Und tatsächlich – am Ende reichte der Spirt für Vickers, der sogar noch eine Auslaufrunde und einen halben Burnout hinbekam.
Der erste Sieg für Vickers seit 2006, der erste für Red Bull, der erste für einen europäischen Teambesitzer. Ganz schön viele Premieren, die Vickers ermöglicht. Um so unverständlicher ist es, dass Red Bull den Vertrag von Vickers bisher nicht verlängert hat. Ebenso fehlt das Bekenntnis zu Toyota, was die Gerüchte nährt, dass Red Bull das NASCAR-Abenteuer beenden könnte. Der Sieg und ein möglicher Chase-Einzug von Vickers sollten die Stimmung wohl ändern.
In Sachen Chase wird es nun richtig dünn. Auf Grund des Ergebnis aus Michigan ist man sich richtig nah gekommen. Kuschelig, könnte man fast sagen, wenn es nicht so wichtig wäre.
1 Tony Stewart 3500
2 Jeff Gordon 3216 -284
3 Jimmie Johnson 3197 -303
4 Carl Edwards 2995 -505
5 Denny Hamlin 2986 -514
6 Kurt Busch 2957 -543
7 Juan Pablo Montoya 2887 -613
8 Kasey Kahne 2884 -616
9 Ryan Newman 2845 -655
10 Greg Biffle 2821 -679
11 Matt Kenseth 2811 -689
12 Mark Martin 2791 -709
13 Brian Vickers 2779 -721
14 Clint Bowyer 2733 -767
15 Kyle Busch 2721 -779
16 David Reutimann 2673 -827
Zwischen Montoya und Kyle Busch sind es 178 Punkte. Kurt Busch sollte durch sein, darf sich aber nicht mehr so Ausfälle wie gestern leisten. Ab Montoya ist alles offen. Selbst Reutimann hat, wenn auch sehr geringe, Chancen. Und das nächste Rennen in Bristol dürfte die Sache noch mehr komplizieren.
News
– Ferrari hat gaaaaannz tief in die Trickkiste gegriffen. Luca Badoer darf heute und morgen einen F60 fahren. Ganz offiziell. Den Italienern ist eingefallen, dass man zu PR-Zwecken, zum Beispiel einem Videodreh, einen aktuellen F1 bewegen darf. Das zwar nur 100km am Tag und mit Reifen der Marke „Holz“, aber 100 km sind in Fiorano immerhin knapp 33 Runden. Wie gesagt, pro Tag. Fragt man sich natürlich: warum hat man das nicht schon beim Schumacher-Test gemacht? Hatte man da die Idee noch nicht, oder stand das Comeback von Anfang an unter so einem schlechten Stern, dass man es gar nicht versucht hat?
– Renault muss bis morgen warten, bis das Ergebnis ihres Protests verkündet wird. Dann erst entscheidet sich, ob sie in Valencia fahren dürfen.
– Massa hat angekündigt, dass er versuchen wird bis zu seinem Heim GP am 18. Oktober 2009 wieder fit zu sein. Wie gesagt, dass ist nur eine Ankündigung, da würde ich mal nicht so viel drauf geben. Ich sehe den Braslianer erst wieder im Januar im Wagen.
– DTM laut MS-total will die DTM den Einsatz der 09er Wagen auch 2011 ermöglichen. Hintergrund. Wenn man das Reglement ändert müssten dann alle 20 Wagen neu sein. So könnte man nur einen Teil des Feldes umrüsten und nur wenige Neuwagen einsetzen.
– Die ALMS ändert zur Saison ihre Regeln. Die LM P Klassen werden zusammen gelegt, mittels neuer Regeln, will man die Wagen ungefähr auf ein Niveau bringen, was ja 2007 gut funktioniert hatte. Nur in Sebring und beim Petit Le Mans wird man noch beide Klassen haben. Wie dass dann mit den nach ACO-Regeln aufgebauten Wagen funktionieren soll, ist mir noch nicht so ganz klar. Damit weiter Prototypen unterwegs sind, holt man sich die vom ACO beschlossene LMP Challenge Klasse rüber. Das sind von Oreca aufgebaute Einheits LMPs mit deren Hilfe man wohl der GrandAm Konkurrenz machen will.
Die GT1 fliegt ganz raus, was nicht weiter verwunderlich ist, die GT2 bleibt wie sie ist. Das Feld wird mit GT3 Porsche aufgefüllt.
Und jetzt: Bilder NASCAR, DTM und BTCC
2 Kommentare
DTM: Langweilig, langweilig, langweilig. Zumindest sind mal die Strafen ausgeblieben für einige Aktionen. Fand ich gut, aber den rest hat man knicken können. Bis auf die ersten 3 Kurven, einfach gähnend langweilig…
NASCAR: Michigan, naja. Spritpoker ist immer eine Sache in der NASCAR, die man nicht mögen kann. Aber das macht immer und immer wieder die langweiligen Rennen interessant. Schade um Jimmie, freut mich für Vickers. (Möchte Red Bull nicht evtl bei Chevy andocken?)
Ferrari: Ich denke schon, dass man das hat gewusst. Man war sich bei Schumi aber wohl wirklich nie sicher und wollte daher, lieber 2 „offiziell genehmigte“ Testtage um danach evtl nochmal Badoer in die 2x 33 Runden in Fiorano reinzustopfen.
Dass die DTM 2011 auch den Einsatz der jetzigen „Prototypen-Boliden“ ermöglichen will, heißt für mich nichts gutes. Ich hatte eigentlich gehofft, dass ab 2011 eventuell wieder seriennahe Tourenwagen eingesetzt werden um dadurch weitere Hersteller anzulocken. Wenn nun weiterhin die jetzigen Wagen verwendet werden können, dann wird das wohl nichts mit einem Revival der guten, alten DTM und der Schnitt mit dem neuen Reglement wird wohl doch nicht so groß sein.
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