Vermutlich werden zwei Dinge in Monza die Schlagzeilen beherrschen: Fisichella und Renault.
Während sich der eine in einem Glücksrausch befinden wird, sieht es für die Franzosen so langsam richtig duster aus. Grund ist der letztjährige Grand Prix in Singapur. Zur Erinnerung: den hatte, völlig überraschend, Fernando Alonso gewonnen. Allerdings erst, nachdem Nelson Piquet seinen Wagen im exakt passenden Moment in die Wand gefeuert hatte. Alonso hatte kurz zuvor getankt, die Safety Car Phase kam also also genau richtig. Bis gestern hätte ich es für undenkbar gehalten, dass Briatore und Renault so tief gesunken sind. Doch seit Mittwoch ist auch bekannt, dass es sehr wohl eine Absprache gab.
Die Frage ist nicht, ob Renault geschummelt hat, sondern nur noch wer die Entscheidung hierzu getroffen hat. Piquet jr. behauptet, dass Briatore und Pat Symonds ihn gezwungen haben, den Unfall auszuführen. Bisher hatte sich Renault in der Sache komplett bedeckt gehalten, aber autosport.com zitiert seit gestern eben jenen Symonds mit folgenden Worten:
„It’s true, during the Sunday meeting with Piquet the issue of deliberately causing a SC deployment came up, but it was proposed by Piquet himself. It was just a conversation.“
Und das ist, in meinem Augen, die eigentliche Sensation. Und die eigentliche Sauerei. Renault bestreitet nicht mehr, dass es einen solchen Vorfall gab. Sie bestreiten nur, dass sie selbst es waren, die Piquet jr. zu dem Unfall überredet haben. Nach deren Variante soll der Brasilianer selbst die Idee gehabt habt und ausgearbeitet haben. Das ist aber mehr als fragwürdig, denn um den passenden Unfall produzieren können, brauchte mehrere Details.
1. Piquet hätte wissen müssen, wann Alonso stoppt. Das ist möglich.
2. Ein Rennen, besonders ein Stadtrennen, entwickelt sich gerne mal anders. Eine SC-Phase führt dazu, dass man später an die Boxen kommt, zu dem wird, wie man in Valencia gesehen hat, die Entscheidung für einen Stopp gerne mal kurzfristig gemacht. Wie sollte Piquet da den Überblick behalten? Es muss Funkverkehr gegeben haben.
3. Piquet hätte vorher wissen müssen, dass Ausgangs Turn 17 keine Kräne stehen. Kann sein, dass so was im Fahrerbriefing besprochen wird. Dann hätte er den Wagen aber auch einfach quer auf die Strasse stellen können, anstatt ihn zu zerstören.
Man muss bei der Bewertung, wer denn nun die Sache geschaukelt hat, sehr vorsichtig sein. Briatore und Piquet sen. stehen sich in Sachen Intrigenfähigkeit vermutlich in nichts nach. Aber ehrlich gesagt: mir das ist völlig wurscht, wer da die Entscheidung getroffen hat. Tatsache ist: das Rennen wurde verschoben, Alonso hat das Rennen nicht aus eigenem Antrieb gewonnen. Das ist eine Sauerei. Ob nun Piquet, wie Briatore behauptet, sein Cockpit behalten wollte, oder man Alonso im Team halten wollte ist dabei egal. Selbst wenn Piquet das im Alleingang gemacht hätte, wäre die richtige Entscheidung gewesen zu Mosley oder Ecclestone zu gehen, um den Vorfall aufzuklären. Renault gehört schnellstens gesperrt. Und zwar bis zum Ende der Saison.
Zum Rennen: Monza ist ja immer so ein Nagelbeisser. Viermal über 310 km/h, dazu Auslaufzonen, die das Wort kaum verdienen. Es ist haarig in Monza, vor allem beim Start, wo man schon Wetten eingehen kann, ob die ersten Frontflügel an der ersten oder zweiten Schikane fliegen werden. Fahrerisch ist sie nicht sonderlich anstrengend. Die beiden Lesmo sind lange nicht mehr so fies zu fahren, auch wenn man sich in Lesmo II gerne mal verschätzt. Knifflig ist der Eingang zur Ascari, weil man nach der Hochgeschwindigkeitsorgie unter der alten Steilstrecke hindurch gerne mal zu spät auf der Bremse steht. Die Parabolica muss man perfekt treffen, will man viel Speed mit auf die Gerade nehmen, aber das war es auch schon. Man verliert aber schnell Zeit, wenn die Runde nicht perfekt ist. Kommt man eckig aus einer der Schikanen raus, rutscht man ein wenig zu viel in der Parabolica, ist die Runde versaut.
McLaren, Ferrari und Renault haben KERS an Bord. Das ist nicht unwichtig, vor allem beim Start und wenn man eben nicht überholt werden will. Der arme Jarno Trulli musste das in Spa erleben, als er hinter Badoer feststeckte. Er hätte zwei Sekunden schneller fahren können, kam aber auf den Geraden nicht vorbei. Allerdings – die Geraden in Monza sind länger als die erlaubten 6.5 Sekunden, die man KERS pro Runde nutzen kann. Die Red Bull, die Brawn und die Force India sind aber auch ohne KERS auf den Geraden mächtig schnell. Das könnte also eng werden.
Wie üblich ist es extrem schwer vorher zu sagen, wer denn am Ende die Nase vorn haben wird. Ferrari schätzt die eigenen Chancen mau ein, McLaren ist sich nicht sicher, außer, dass man etwas besser sein wird. Aber dann: Red Bull, Brawn und Toyota könnte man vorne sehen. Und natürlich Force India, die man auch hier auf der Rechnung haben muss. Logischerweise räumt man in Monza alles vom Auto, was der Aerodynamik im Weg steht. Topspeed ist gefragt, und davon möglichst viel. Deswegen sollten die Force India auch in Italien relativ weit vorne zu finden sein. Es würde mich überraschen, wenn sie plötzlich wieder ganz hinten wären.
BMW sehe ich nicht so weit vorne, ebenso nicht Williams oder Renault. Die werden vermutlich Alonso in der Quali wieder mit einer Pfütze im Tank raussenden, womit ich dann auch schon bei der Strategie wäre. Monza ist wegen der relativ kurzen Ein- und Ausfahrt eigentlich ein Kurs, bei dem man drei Stopps einlegen könnte. Allerdings verliert man wegen der langsamen Fahrt in der Box einfach zu viel Zeit, so dass sich das eher nicht lohnt. Die klassische Alternative wird auch hier wieder sein: kurzer erster Stint, lange in der Mitte, der Rest dann wie es gerade passt.
In Problemen stecken Brawn und Red Bull, was die Strategie angeht. Klar ist – egal wie weit man vorne in der Startaufstellung steht, die KERS-Wagen werden auf dem Weg zur ersten Kurve vorbeiflutschen. Es bringt aber auch nichts, wenn man den Wagen volltankt, denn Ferrari und Co. sind ja meistens auch bis oben aufgetankt, weil sie bei Start sowieso nach vorne kommen. Müsste ich entscheiden, ich würde meinen Wagen möglichst leicht machen, damit ich den Hauch einer Chance habe, vor der ersten und zweiten Kurve noch vor den KERS-Wagen zu sein.
Wetter wird keine Rolle spielen, am Wochenende wird angenehme 25 Grad geben. Regen ist nicht in Sicht.
Und sonst?
NASCAR Vorschau kommt bestimmt noch.
11.09.2009 | |||||
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10 Kommentare
hmm.
also ich seh da nen paar sachen etwas anderes:
zum „Renault-Gate“:
solange es nicht stichhaltige beweise gibt wann wo und wie innerhalb des rennens eine manipulation stattgefunden hat gilt für mich „in dubio pro reo“.
ich habe sebst mal nen kart-überschlag gebaut und vor der fahrt mit dem kartbahnbeitzer noch gescherzt das man so ein kart relativ leicht zum überschlag bringen kann. er war der meinung „no chance“ ich sagte sowas wie „wenn ich will bekomm ich das hin“. auf der strecke handelte es sich dann wirklich um einen unfall. (bis auf blaue flecke ist mir nix passiert…) aber das ist nen rel. ähnlicher fall und da war wirklich keine absicht im spiel(bin ja nicht lebensmüde…)
was monza angeht glaube ich ferrari stapelt tief. „wir sind nicht so gut über die kerbs und man muss die kerbs voll attackiren in monza“ ist der ferrari-tenor. nun, ms-total berichtet aber das die randsteine in monza umgebaut(erhöht) wurden. wenn die randsteine nun wirklich zu hoch sind zum drüber räubern ist das wohl für alle leute „gleich schlecht“.
glücklicherweise kann man hier auf racing-blog unterschiedliche meinungen haben und sich trotzdem mögen. :)
noch ein zusatz zu renault-gate: sollte es wirklich stichhaltige beweise für eine manipulation renaults/piquets/briatore geben stimme ich don voll zu: ausschluss. und die kohle für die eingefahrenen punkte schön zurückzahlen. wenn alles was gegen renault vorliegt eine unbedarfte äusserung in der aufregung vorm rennen ist bleibe ich bei „in dubio pro reo“.
Inzwischen sind ja einige der Indizien bekannt geworden. Wenn diese Dinge so stimmen sollten, wäre das schon ziemlich eindeutig. So einen Fall hat es in der F1 wohl noch nicht gegeben. Wenn betrogen wurde, dann meist durch Regelwidrigkeiten am eigenen Auto. Ich frage mich, wie sie damit umgehen wollen, dass hier nun der Ausgang des *gesamten* Rennens durcheinander gebracht wurde. Einfach Renault aus der Wertung zu streichen, würde dieses Dilemma nicht lösen.
Ich kann mir das immer noch nicht so recht vorstellen, dass es einen F1-Fahrer gibt, der auf Kommando in die Wand kracht. Das klingt mehr nach einem Rachefeldzug des Piquet-Clans, Vater Piquet kann so ziemlich alles zutrauen.
@Ralf G. Ich kann es mir auch nicht vorstellen, dass ein F1 Fahrer sein Auto absichtlich in die Wand setzt. Deshalb halte ich die Aussage, dass Piquet selbst auf die Idee gekommen ist für absoluten bulls**t. So etwas würde man wohl nur unter enormen Druck von oben machen.
Für eine Manipulation von oben gibt es ja außerdem mindestens zwei handfeste Indizien in Form der Funkmitschnitte:
1. Alonso wurde 2 Runden zu früh, gegen den Willen des Renningenieurs, in die Box geholt.
2. Piquet fragt wiederholt nach der laufenden Runde.
Das Piquet das Auto absichtlich in die Wand haut, halte ich persönlich durch die Telemetrieaufzeichnung für bewiesen. Von Experten lasse ich mich aber auch gerne wieder vom Gegenteil überzeugen.
Manipulationen in der Formel 1 gab es wohl schon immer, nur die Form eines geplanten Unfalles ist eine extreme Steigerung. Die bisherigen Unfälle, mit dem Sinn das Rennen bzw. die WM zu verschieben, waren ja spontane Aktionen von Fahrern. Spontan fFallen mir Aktionen der großen Weltmeister Prost, Senna und Schumacher ein.
Die Strafe für das Manipulieren des Rennen kann nur der Ausschluss aus der WM sein. Die Strafe für das absichtliche Gefährden der Gesundheit des Fahres kann ich mir noch nicht so ganz vorstellen. Eigentlich müssten die Vernatwortlichen auf Lebenszeit vom Rennsport verbannnt werden.
Schönen tag
Crusher
@Ralf G.
Ich traue das aber auch Briatore zu, das er Piquet sagt er soll das Auto in die Wand fahren.
Briatore hat schon mit M.Schumacher betrogen(Unterboden).
Ich bin ein großer Fan von Renault. Ich drücke ihnen die Daumen. Danke für die ausführliche Info.
@montoya12 Schon, aber das hat eine andere Qualität. Nicht mal Flavio traue ich das zu.
@crusher75 Was bis jetzt bekannt ist, wurde von interessierter Seite bekannt gemacht, von daher bin ich noch zurückhaltend in Sachen „eindeutige Beweise“.
Piquet ist jedenfalls so oder so erledigt, so jemanden holt sich niemand mehr freiwillig ins Team. Da muss Vater Piquet wohl ein Team kaufen, wenn der Sohnemann noch mal F1 fahren soll. ;o)
@Ralf G.: hmmm „Da muss Vater Piquet wohl ein Team kaufen, wenn der Sohnemann noch mal F1 fahren soll“ … da sach ich mal … sauber? :)
Grad in der Quali ist mir mal wieder bewusst geworden, wie öde ich Monza doch finde – jedes Jahr wieder. Atmosphäre und Tradition hat die Bahn, aber das wars dann auch. Wenigstens gehen die Rennen dort immer schnell rum…
ich war überrascht das der neue Ferrari Mann nicht mehr in der Quali leisten konnte…naja so schnell stellt man sich leider auf eine neues auto nicht ein
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