Auf dem Richmond International Raceway steht das letzte Rennen der „Regular Season“ an, bevor der insgesamt sechste „Chase for the Sprint Cup“ beginnt. Zwei Fahrer außerhalb der Top12 haben noch ernsthafte Chancen auf eine Qualifikation und die Tabellenabstände sind gering.
In dieser Woche möchte ich zuerst auf eine wahre Topnews zu sprechen kommen, die heute Abend auf den bekannten Nachrichtenseiten auftauchte: Richard Petty Motorsports wechselt nicht wie bisher erwartet zu Toyota, sondern wird im nächsten Jahr mit Ford(!)-Motoren antreten. Mal abgesehen davon, dass wohl niemand damit gerechnet hat, dass Richard Petty mit seinem Namen vom langjährigen Partner Dodge zum großen Rivalen Ford wechselt, ergeben sich aus dieser Nachricht so einige interessante Veränderungen:
Hall of Fame Racing hatte in der letzten Woche angekündigt, sich von Yates Racing zu lösen, um mit der #96 wieder auf eigenen Beinen zu stehen. Damit wäre Yates dann aufgrund des eingeschränkten Sponsoreninteresses zu einem Ein-Wagen-Team mit Paul Menard als einzigem Fahrer geschrumpft. Sicherlich hatte man erwartet, dass Roush Fenway Racing das überzählige fünfte Auto (die #26 mit Jamie McMurray) zu Yates abschiebt, doch dieser Plan ist nun hinfällig! Carl Edwards, Greg Biffle und David Ragan haben mit Aflac, 3M und UPS drei potente Sponsoren, die auch im nächsten Jahr die Einsätze des Pilotentrios bezahlen werden. DeWalt wird 2010 allerdings nicht mehr bei Matt Kenseth auf dem Auto mit der #17 zu sehen sein. Der langjährige Sponsor steigt nach 10 Jahren bei Roush aus und wird für 18 Rennen von Crown Royal ersetzt. Die Whiskeymarke war bisher auf der #26 zu sehen. Die zweite Saisonhälfte ist für Kenseth also bisher alles andere als sicher und der fünfte Wagen steht komplett ohne finanzielle Unterstützung vor dem Aus.
Das bedeutet für Yates im Umkehrschluss, und das ist nun der zweite Hammer, dass man mit RPM zusammengeht, um 2010 ein Vier-Wagen-Team mit Kasey Kahne, Elliott Sadler, AJ Allmendinger und Paul Menard auf die Beine zu stellen. Vermutlich sind die #9, #19 und die #43 als Startnummern sicher und ob Paul Menard mit der #44, der #98 oder einer ganz anderen Nummer antritt, ist bisher nicht klar. Da Richard Petty ein Befürworter von Allmendinger ist, kann man davon ausgehen, dass er 2010 in der #43 sitzen wird. Das wiederum sind sehr schlechte Neuigkeiten für Reed Sorenson, der bereits seit ein paar Wochen weiß, dass er sich ein neues Cockpit suchen muss. Unter dem Strich heißt das, dass im nächsten Jahr alleine durch diese Änderungen sehr wahrscheinlich zwei Wagen im Starterfeld fehlen werden. Findet man für Kenseth und Allmendinger Sponsoren, so wird man jedoch gestärkt und als große Einheit mit 8 Wagen aus dieser Situation hervorgehen. Innerhalb von zwei Jahren wurde damit aus Gillett-Evernham, Petty, Roush-Fenway und Yates mit ursprünglich 12 Autos die zwei Großteams Roush-Fenway und RPM, die mit Ford-Power von Yates antreten werden.
Nun aber zur Vorschau für das letzte Rennen der „Regular Season“ in Richmond:
Seit 1953 fährt der Cup nun schon in Richmond, damals allerdings noch auf einer Halbmeile. 1988 erfolgte dann ein größerer Umbau, der dem Shorttrack die heutige Streckenlänge von 0,75 Meilen (1,21km) in einer D-Form verpasste. 1991 kam schließlich die Flutlichtanlage hinzu, welche seit 1998 auch beim Frühlingsrennen eingesetzt wird. 14° beträgt die Kurvenüberhöhung in den vier Turns und die geschwungene Start/Zielgerade weist immerhin noch 8° auf. Die Backstraight muss dagegen mit 2° auskommen. Eine beeindruckende Statistik betrifft die Zuschauerzahl an der Strecke: Bis zum September 2008, als ein Hurricane das Rennen um einen Tag verzögerte, war der Richmond International Raceway sage und schreibe 32 Meisterschaftsläufe am Stück ausverkauft.
In der NASCAR ist Richmond für gute Shorttrack-Action bekannt, „bumping and banging“ soweit das Auge reicht. Besonders gut konnten das in der Vergangenheit Dale Earnhardt Jr. und Kyle Busch, die sich hier öfter in die Quere kamen. Liegt ein Fahrer in der letzten Runde vorne, bedeutet das nicht automatisch einen Sieg für ihn. Ein enger Zweikampf kann dann auch schon mal etwas hemdsärmelig geführt werden und das hängt hier besonders von der Aggressivität, sowie dem Ruf der Fahrer ab. Fährt ein Mark Martin hinter einem, dann kann man sich fast sicher sein, dass man keinen Schuppser bekommt, der einen die untere Linie kostet. Bei Kyle Busch oder Tony Stewart sollte man lieber schauen, dass man seinen Hintern möglichst weit von der Stoßstange des Verfolgers fernhält. Wie immer gilt die alte Shorttrack- und Superspeedway-Weisheit: „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es auch wieder heraus!“
Richmond gehört wie alle Shorttracks zu den Strecken, die die Bremsen stark beanspruchen. Die Bremsscheiben kann man gerade in der Nacht fantastisch glühen sehen. Um die Renndistanz von 300 Meilen (483 km) bzw. 400 Runden heil zu überstehen, muss fürsorglich mit dem Material umgegangen werden. Das bedeutet, früh vom Gas zu gehen, stiefmütterlich zu bremsen und den Wagen mit dem Schwung durch die Kurve zu tragen. In Turn 2 und Turn 3 bekommt man mit alten Reifen dann schnell Probleme, da die Gegengerade nicht geschwungen ist und man in Turn 2 schnell an der äußeren Mauer ankommt. Der Kurveneingang von Turn 3 gestaltet sich oft etwas eckig und kann für Überholmanöver genutzt werden, wenn es einem gelingt, die „Nase unten reinzustecken“. Das Mitnehmen des Schwungs funktioniert gut bei der Einfahrt in Turn 1, hier kann man den Wagen wunderbar bis zum Scheitelpunkt rollen lassen. Für das Überholen ist es wichtig, aus Turn 4 möglichst viel Schwung mit auf die Zielgerade zu nehmen.
Die Liste der noch aktiven bisherigen Sieger führen gleich drei Fahrer an: Dale Earnhardt Jr., Tony Stewart und Jimmie Johnson konnten hier schon 3 Mal gewinnen. Johnson schnappte sich den Sieg bei den letzten beiden Ausgaben des Septemberrennens. Jeff Gordon kann Richmond nicht unbedingt zu seinen Lieblingsstrecken zählen, denn er gewann in seiner langen Karriere bisher erst 2 Rennen auf dem Shorttrack in Virginia. Jeweils einmal konnten Mark Martin, Joe Nemechek, Kasey Kahne, Clint Bowyer, Jeff Burton, Matt Kenseth, Ryan Newman, Kevin Harvick und die Busch-Brüder in die Victory Lane fahren. Die große Anzahl siegreicher Fahrer zeigt, dass hier eine Menge Piloten die Chance auf einen Sieg haben. Ein weiterer Siegkandidat ist unter anderem Denny Hamlin, der unweit der Strecke geboren wurde. In den vergangenen Jahren reichte es für den Lokalmatadoren zwar zu keinem Sieg, aber immerhin zu regelmäßigen Top5-Ergebnissen. Ein Erfolgserlebnis erscheint nicht allzu weit entfernt.
Für die Fahrer, die sich derzeit „on the bubble“ befinden, ist Richmond nicht unbedingt ein gutes Pflaster: Einige Piloten wissen zwar, wie man hier gewinnt, Mark Martins Sieg stammt jedoch aus dem Jahr 1990, während Kyle Busch das diesjährige Frühlingsrennen gewinnen konnte. Greg Biffle erzielte einige Top5-Ergebnisse, die aber in Relation zur Anzahl seiner Starts nicht unbedingt das Gelbe vom Ei sind und Carl Edwards, Juan Pablo Montoya sowie Brian Vickers konnten bisher noch kein Land in Richmond sehen. Sollten sich einige Trends fortsetzen, kann man mit Montoya, der im Frühlingsrennen Zehnter wurde, wenigstens rechnen. Sein gutes Ergebnis von Atlanta wird ihm sicherlich helfen.
Einen Überblick über den aktuellen Meisterschaftsstand zwischen Platz 5 und 15 habe ich ja bereits bei der Atlanta-Analyse gegeben. Nun komme ich wie versprochen zu den „Chase clinch“-Szenarien:
Alle möglichen Ergebnisse für eine Chase-Qualifikation beziehen sich immer nur auf den Fahrer selbst und sind unabhängig von den Endplatzierungen der Gegner!
Carl Edwards qualifiziert sich, wenn er
– 24ter oder besser wird,
– 25ter wird und eine Runde führt oder
– 27ter wird und die meisten Runden führt.
Kasey Kahne qualifiziert sich, wenn er
– 21ter oder besser wird,
– 23ter wird und eine Runde führt oder
– 24ter wird und die meisten Runden führt.
Kurt Busch qualifiziert sich, wenn er
– 20ter oder besser wird,
– 22ter wird und eine Runde führt oder
– 24ter wird und die meisten Runden führt.
Juan Pablo Montoya qualifiziert sich, wenn er
– 18ter oder besser wird,
– 20ter wird und eine Runde führt oder
– 21ter wird und die meisten Runden führt.
Ryan Newman qualifiziert sich, wenn er
– 16ter oder besser wird,
– 17ter wird und eine Runde führt oder
– 19ter wird und die meisten Runden führt.
Mark Martin qualifiziert sich, wenn er
– 12ter oder besser wird,
– 14ter wird und eine Runde führt oder
– 15ter wird und die meisten Runden führt.
Greg Biffle qualifiziert sich, wenn er
– 11ter oder besser wird,
– 13ter wird und eine Runde führt oder
– 15ter wird und die meisten Runden führt.
Matt Kenseth qualifiziert sich, wenn er
– das Rennen gewinnt,
– 2ter wird und eine Runde führt oder
– 3ter wird und die meisten Runden führt.
Brian Vickers ist momentan 13ter und liegt 17 Punkte vor Kyle Busch. Er muss 21 Punkte auf Kenseth gutmachen und dabei vor Busch bleiben, um sich einen Platz im Chase zu sichern.
Kyle Busch ist 37 Punkte hinter dem 12ten Platz. Er muss 17 Punkte auf Vickers und 37 Punkte auf Kenseth gutmachen, um sich einen Platz im Chase zu sichern.
David Reutimann liegt schon 132 Punkte hinter Kenseth und hat nur noch Außenseiterchancen auf den Chase. Er müsste schon 133 Punkte auf Kenseth gutmachen.
Pro Rennen kann man eine maximale Anzahl von 161 aufholen.
(Quelle: jayski.com)
Auffällig ist, dass in diesem Jahr nur wenige Fahrer ihre Qualifikation für den Chase vor dem Rennen in Richmond sichern konnten. Das sind mit Tony Stewart, Jeff Gordon, Jimmie Johnson und Denny Hamlin nur vier Piloten. Wie wenig es dabei auf Siege ankommt und viel eher auf regelmäßige Top5- und Top10-Resultate, verdeutlichen die Platzierungen von Gordon, Hamlin und Edwards im Gegensatz zu Mark Martin und vor allem Kyle Busch. Mein Tipp für das Wochenende ist, dass es keiner der drei Piloten, die momentan außerhalb der Top12 platziert sind, noch in den Chase schafft. Kyle Busch fährt in dieser Saison einfach nicht konstant genug und Brian Vickers fehlt der Erfolg auf einigen Strecken. Montoya ist wesentlich konstanter auf allen Streckentypen unterwegs.
Mögen sich die Besten qualifizieren…
Der letzte Senderwechsel der Saison bringt jetzt ABC ins Spiel, jedoch größtenteils mit der unveränderten ESPN-Crew. Los geht es um 1 Uhr in der Nacht von Samstag auf Sonntag, der Rennstart wird für 1:45 Uhr erwartet. Der Freitag ist vollgepackt mit Freien Trainings und den Qualifyings des Cups und der Nationwide Series, die ebenfalls in Richmond antritt. Der Rennstart der Nationwide Series ist dann in der Nacht auf Samstag um kurz nach 2 Uhr auf ESPN2 (Übertragungsbeginn 1:30 Uhr). Die Trucks fahren auf dem Gateway International Raceway in St. Louis, MO, einem 1,25-Meilen-Oval mit zwei unterschiedlich langen Kurven. Die Strecke erinnert vom Layout ein wenig an Motegi, bzw. Darlington, ist jedoch kürzer. SPEED überträgt am Samstagabend zu einer für uns freundlichen Zeit ab 20 Uhr (Rennstart ca. 20:45 Uhr).