Das Rennen in Fontana gehörte, wie üblich, schon nicht zu spannendsten im Jahr, aber die Berichterstattung von ABC machte alles noch schlimmer.
Die Rennen in Fontana sind meist noch langweiliger, als die Rennen in Pocono, die ja je nach Wetter machmal nicht so schlimm sind. Aber Fontana hat halt das Problem, dass es ein 2 Meilen Oval mit nur 14 Grad Banking ist. Man könnte das Banking erhöhen, aber das würde die Geschwindigkeiten hochtreiben, was auch keiner will. Und die NASCAR hat schon klar gesagt, dass man kein weiteres Restrictor Plate Rennen haben wird. Das würde Daytona und Talladega entwerten und so ganz nebenbei mögen Teams und Fahrer die Lotterie auch nicht sonderlich. Die Rennen bleiben also langweilig, aber auch aus miesen Rennen kann man was machen. Zumindest, wenn sie nicht auf ABC gezeigt werden.
Das erste Rennen des Jahres in Fontana läuft auf FOX und wird zusammen mit der Speed Mannschaft produziert (Speed gehört zu FOX). Auch die können kein schlechtes Rennen gut machen, aber sie nutzen das lange und langweilige Rennen dazu, richtig tief ins Mittelfeld und manchmal noch weiter nach hinten zu gehen. So splittet man das Zwischenfazit gerne mal in die Plätze 1 bis 15 und 16 bis 30 auf, wenn es sein muss.
Bei ABC ist alles anders. Dort ist nach den Top Ten Schluss. Man zeigt nicht mehr und egal, welche da hinten rumkurven. Sonntag gab es wieder gute Beispiele: Junior war als 38ster gestartet, aber er wurde erst erwähnt, als er in die Top Ten kam. Tony Stewart verlor eine Runde wegen Speedings. Das wurde erst geflissentlich ignoriert später kurz eingestreut und richtig erklärt wurde es erst wieder, als Stewart vorne auftauchte. Ab Platz 10 scheint es für ABC kein Rennen mehr zu geben. Dafür zeigte man alle (!) Pitstops von Jimmie Johnson und begleitete ihn rundenlang auf seiner einsamen Fahrt an der Spitze.
Das ist nicht nur langweilig, weil sich in Fontana vorne bei den Long Runs nichts tut, sondern es ist auch eine Unverschämtheit gegenüber den kleinen Teams, die für die NASCAR genauso wichtig sind, wie Hendrick und Co. Sicher, auch hinten tut sich nicht viel in Fontana, aber sollte nicht auch für ABC interessanter sein, ein paar Überholmanöver zu zeigen? Ein Stewart, ein Junior oder ein Kurt Busch, die von hinten durch das Feld wühlen sind immer auch Namen, die Fans ansprechen.
Es ist immer ein Elend zu beobachten, wie sich die Berichterstattung im Laufe des Jahres verändert. FOX, Speed und TNT legen die Messlatte hoch. Sie berichten mit einer gewissen Hemdsärmeligkeit, einem profunden Hintergrundwissen und man hat nicht das Gefühl, dass sie einen für komplett lobotomiert halten. Dann übernimmt ESPN, die aber in diesem Sommer eine überraschend gute Berichterstattung hatten, auch wenn der qualitative Unterschied schon merkbar ist.
Aber sobald ABC als Network dazu kommt, geht es komplett den Bach runter. Sicher – die großen Networks sind spießig, sie haben strenge Regeln und sie denken an die teuere Werbezeit. Aber komischerweise klappt die Berichterstattung bei der NFL ja auch. Warum muss die NASCAR behandelt werden, als handele es sich um einen komplett merkbefreiten Sport, bei dem es nur noch um die Aufzählung der Sponsoren geht? Und wann wird Tim Brewer ein neues Gebiss bekommen, mit dem man ihn auch versteht?
NASCAR hat das Chase-Format auf Wunsch der Networks (damals NBC) eingeführt. Man wollte ein Play-Off, weil es mehr Zuschauer ziehen sollte. Zumal man im Herbst gegen die NFL und die MLB Play-Offs antritt. Das hat sich durchaus bewährt, aber warum ABC aus der Vorlage so gut wie nichts macht, ist mir ein Rätsel. Es wäre wirklich ein Segen, wenn FOX die gesamte Saison übernehmen würde, aber das wird vor 2013 nichts und vermutlich wird es nie kommen, weil die TV-Rechte so teuer sind, dass sie kein Sender alleine schultern kann.
3 Kommentare
Genau das gefällt mir ganz allgemein bei den US-Serien (war aber auch bei den Supercars so). Selbst ein langweiliges Rennen kann durch die Kommentierung und das Drumherum so noch unterhaltsam genug sein, dass man hinterher nicht das Gefühl hat, nur Zeit verschwendet zu haben. Das gelingt den Sendern in Deutschlan nicht mal im Ansatz – mal abgesehen von Eurosport, die aber ja viel zu wenig Motorsport im Programm haben.
Die Problematik ABC (und ich sehe auch kaum einen Unterschied zu ESPN, da die Produktion vom selben Team kommt) ist aus meiner Sicht noch wesentlich vielschichtiger, als du hier darstellst. Grundsätzlich hat man sicher das Problem, wie man den Chase vernünftig ins Bild setzt. Es ist ja nicht wie bei den anderen Playoffs, wo die ausgeschiedenen Teams spielfrei haben, bei NASCAR fahren trotzdem alle Fahrer mit. Und ein Junior-Fan wechselt auch nicht mal grad zu Gordon, weil der im Chase ist, während Junior nur noch mitrollen darf. ESPN/ABC haben sich darauf versteift, mal übertrieben formuliert, den virtuellen Meisterschaftsstand alle 10 Runden runterzubeten, Promos einzuspielen, Pitstops zu zeigen und Werbung zu machen. Dass da nebenbei auch noch ein Rennen stattfindet, wird meist vergessen. Der Kampf um die Meisterschaft steht obenan. Das Rennen dazu ist nur Beiwerk. So weit, so gut (oder besser schlecht)
Aber, aus meiner Sicht viel gravierender ist die absolute Unfähigkeit von Jerry Punch als Hauptkommentator. Er versteht es nicht, sich und seine beide Co’s so einzusetzen, dass das Rennen durch sein Einwirken besser rüberkommt. Er kann nur vorgeschriebene Promos ablesen, immer gleich Phrasen dreschen („50 years old Mark Martin“), und versteht es nicht, seine Stimme an geeigneten Momenten zu heben oder zu senken. Bezeichnend war das Intro von ABC in Kansas mit Szenen aus Dover mit Kommentarschnipseln, wo man ausgerechnet beim Logano-Überschlag auf den Kommentar vom MRN zurückgegriffen hat. Das war aus meiner Sicht ne schallende Ohrfeige gegen das eigene Kommentatorentrio.
Das Trio in der Kabine hat zudem, bedingt auch durch die ellenlange Vorberichterstattung einfach in den Phasen des Rennens, wo weniger passiert, nichts mehr zu erzählen.
Sehr interessant und ausführlich über die Problematik wird auch beim The Daly Planet (http://dalyplanet.blogspot.com) gebloggt und diskutiert.
Stefan
Daly Planet twittert auch sehr nett :)
Punch wird von vielen als „das große Problem“ bezeichnet, aber ich glaube auch hier, dass die Schuld nicht beim ihm liegt. Es ist etwas humorlos, das stimmt, aber bestimmt keiner, der keine Ahnung hätte. Punch ist seit 1984 bei der NASCAR, kennt sich also aus. Ich denke, dass es einfach an ABC und dem sehr strengem Network Korsett liegt, in dass er gezwungen wird. Seine Kommentare bei den NW-Rennen sind, zumindest manchmal, etwas besser.
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