Formel Eins: Toyota hört auf

Toyota zieht sich als dritter Hersteller innerhalb von nur einem Jahr aus der Formel Eins zurück. Und was jetzt?

Obwohl Toyota in den letzten Wochen immer wieder beteuerte, dass man ganz bestimmt und sicher niemals die Formel Eins verlassen werde, braute sich hinter den Kulissen wohl etwas anderes zusammen. Ich habe zum ersten Mal ca. eine Woche vor dem letzten Grand Prix gehört, dass es eine entscheidende Vorstandsitzung am 16.11. geben soll. Dann verkündete John Howett, Teamchef von Toyota, allerdings nach Abu Dhabi, dass man mit Kobayashi planen würde. Trulli verwies allerdings zwischen den Zeilen wieder auf den 16.11. Das man heute den Ausstieg bekannt gegeben hat, ist daher wirklich eine Überraschung. Das sie aussteigen allerdings nicht.

Denn neben Renault galt halt Toyota schon seit zwei Jahren als Wackelkandidat. Keine Siege und die Wirtschaftskrise machten einen Ausstieg möglich, dazu kam, dass Toyota seit zwei Jahren auch wieder offen mit der Le Mans Serie anbandelte, wo man noch eine Rechnung offen hat. Da lässt man sich auch eine Hintertür offen, wenn man die Pressemeldung liest:

Tokio. Die Toyota Motor Corporation (TMC) gab heute bekannt, dass man sich mit dem Ablauf der Saison 2009 aus der Formel 1 zurückziehen wird.

Angesichts der auf absehbare Zeit geänderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen können auch die kurz- und mittelfristigen Motorsportaktivitäten von Toyota nicht ausgenommen werden, wenn es gilt, limitierte Budgets zu verteilen.

TMC verlässt nach acht Jahren die Formel 1 mit 13 Podiumsplätzen und 87 Punkten, die das seit 2002 bestehende Konstrukteursteam Panasonic Toyota Racing sammeln konnte. Für das Team hat die Zeit bei der Formel 1 – in der alle stets ihr Bestes gaben, um auf dem höchsten Level des Rennsports anzutreten – die Möglichkeit geboten, sowohl die Mitarbeiter als auch die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen weiter zu entwickeln.

TMC möchte gegenüber den Fahrern und ganz besonders gegenüber allen Mitarbeitern der Toyota Motorsport GmbH seinen zutiefst empfundenen Dank aussprechen. Sie haben den Erfolg des Teams erst möglich gemacht. TMC wird allen betroffenen Mitarbeitern umfassende Hilfestellung in dieser Situation leisten. Auch bei all seinen Formel 1 Fans und Unterstützern bedankt sich TMC für ihre Treue.

Aufbauend auf den Erfahrungen in der Formel 1 und anderen Motorsportaktivitäten, plant TMC auch zukünftig spannende Fahrzeuge, wie den Lexus „LFA“ oder kompakte Sportwagen mit Heckantrieb zu entwickeln. Im Motorsport wird Toyota sich neben der Teilnahme an verschiedenen Serien auch im Breitensport aktiv engagieren und Veranstaltungen unterstützen, die offen für jedermann sind.

Interessant ist der Zeitpunkt schon. Vor ein paar Wochen wollte man noch Räikkönen ins Team holen und dafür viel Geld bezahlen. Offenbar scheint die Absage des Finnens auch der Sargnagel für das Team gewesen zu sein. Toyota hat sich in diesem Jahr auf dem Fahrermarkt mächtig verzockt. Alle Stars sind woanders, man hat zu lange mit der Verpflichtung der Fahrer gewartet und am Ende stand man mit keiner Alternative dar.

Der Rückzug von Toyota könnte das Glück von Sauber sein, denen noch der Startplatz fehlt. Es ist mehr als unwahrscheinlich, dass Toyota seine Motorsportabteilung in Köln auch nur teilweise verkaufen wird, da die zu sehr mit dem Werk verbunden ist. Im Gegensatz zu anderen Teams, sitzt man ja komplett in Köln. Es wird also kein Investor kommen, und das Team „retten“. Die Angestellten werden entweder entlassen, oder bei TMC in andere Abteilungen gesetzt.

Die Chance, dass Sauber deswegen den Startplatz von Toyota bekommt, sind also außerordentlich gut. Toyota könnte theoretisch den Platz teuer verkaufen, aber das sehe ich nicht, zu mal auch kein Käufer (i.e. neues Team) am Horizont zu sehen ist. Es spricht viel dafür, dass Sauber den Platz entweder über Toyota oder über die FIA erhalten wird.

Timo Glock wird wohl bei Renault landen, für Jarno Trulli wird es schwerer, aber seine Erfahrung dürfte bei einem der neuen Teams gefragt sein.