Nur noch drei Rennen trennen Jimmie Johnson von einem fast sicheren vierten Titelgewinn in Folge, wenn ausgerechnet wieder auf einer Strecke gefahren wird, die dem amtierenden Meister liegt: Zum zweiten Mal in dieser Saison besucht die NASCAR den Texas Motor Speedway.
Talladega liegt nun eine Woche zurück und dort passierte genau das, was der Spannung in der Meisterschaftsentscheidung am wenigsten geholfen hat: Alle Chaser mit realistischen Titelchancen kamen jenseits von Platz 19 ins Ziel, weil sie der letzte große Unfall in irgendeiner Weise dann doch noch erwischte – mit einer Ausnahme: Jimmie Johnson! Der fuhr einen sechsten Platz nach Hause, während es seine direkten Verfolger teils heftig erwischte. Mark Martin (28.) war bei einem Überschlag nur noch Passagier und kam ebenso wie Juan Pablo Montoya (19.) und Jeff Gordon (20.) nicht ungeschoren davon. Einen „big one“ zuvor kam Ryan Newman mit dem Schrecken davon, als er sich ebenfalls überschlug, aber erst nach sieben langen Minuten das Auto verlassen konnte. Das Dach musste abgenommen werden, weil dieses ziemlich weit heruntergedrückt war. Newman bekam bei einer der Überkopflandungen sogar einen Schlag auf den Helm und biss sich stark auf die Zähne. In diesen haarsträubenden Unfall war ebenfalls sein Teamkollege Tony Stewart (35.) verwickelt, womit dann alle verbliebenen Johnson-Gegner genannt sind.
Jimmie Johnsons Vorsprung kann nun „gemütlich“ verwaltet werden
Für Jimmie Johnson heißt das nun, dass er mit einem schönen Punktepolster die restlichen drei Rennen angehen kann. 184 Punkte Vorsprung bedeuten nämlich folgendes: Pro Wochenende kann man maximal 195 Punkte holen, wobei der letzte Fahrer immer noch 34 Zähler kassiert, d.h. 161 Punkte kann man bei einem Start von Johnson höchstens aufholen. Gewinnt der Zweitplatzierte Mark Martin nun die restlichen drei Rennen und holt dabei auch die meisten Führungsrunden, wächst sein Punktekonto auf 6649 Zähler an, wobei Johnson momentan 6248 Punkte eingefahren hat. Die Differenz von 401 Punkten + 1, da bei Punktgleichheit dann die möglicherweise größere Anzahl Siege von Martin zählt, sind also die Menge an Zählern, welche Johnson noch holen muss, um auf Nummer sicher zu gehen. Durch drei geteilt sind das 134 Punkte und die bekommt man in der NASCAR für einen zehnten Platz. Dazu kommt, dass die #48 in diesem Chase keine Platzierung schlechter als Platz 9 eingefahren hat und auch zusammengerechnet mit der „regular season“ sind 2/3 seiner Ergebnisse Top10-Resultate gewesen. Solange Johnson also in den letzten drei Rennen regelmäßig in die Top10 fährt, ist die Sache gegessen.
Der Rest der Meisterschaftstabelle, die Jimmie Johnson nun sogar nach der alten Zählweise ohne Chase anführt, sieht folgendermaßen aus: Hinter dem Tabellenführer und Mark Martin (-184) lauert Jeff Gordon (-192). Juan Pablo Montoya (-239) rückte nach Stewarts Tallageda-Unfall auf den vierten Rang vor und ist wohl der einzige Fahrer, der ein Top3-Meisterschaftsergebnis für Hendrick Motorsports noch zunichte machen könnte. Tony Stewart (-279) ist auf Platz 5 dann auch der letzte Fahrer mit zumindest noch klitzekleinen Chancen, bevor Kurt Busch (-312) den „best of the rest“ anführt. Rein rechnerisch ist allerdings nur Brian Vickers (-556) aus der Entscheidung draußen und das auch nur, wenn Johnson wirklich die letzten drei Rennen bestreitet. Die Wahrscheinlichkeit für einen Nichtantritt strebt aber gegen Null.
Carl Edwards führt die Siegerliste in Texas an, Johnson mit konstanten Ergebnissen
Carl Edwards könnte statistisch gesehen noch einen kleinen Sprung in der Meisterschaftstabelle machen, denn er ist der einzige Fahrer dem es bisher gelang, im noch recht jungen Texas-Rennen 3 Siege zu holen. Zwei seiner Erfolge entstammen dabei dem Herbstrennen, welches erst auf vier Ausgaben zurückblicken kann. Jeff Burton gelangen auf dem Texas Motor Speedway schon 2 Siege, während Mark Martin, Dale Earnhardt Jr, Matt Kenseth, Ryan Newman, Elliott Sadler, Greg Biffle, Kasey Kahne, Jeff Gordon, Tony Stewart und Jimmie Johnson je einmal in die Victory Lane fahren konnten. Gordon gewann das diesjährige Frühjahrsrennen, während Edwards im letzten Jahr beide Rennen für sich entschied. Werfen wir mal einen Blick auf die Fahrer, die an diesem Wochenende vorne zu finden sein sollten: Allen voran Jimmie Johnson, der zumindest ein Top10-Resultat holen wird und das traf bisher auf 3/4 seiner Starts in Texas zu. Allerdings war ab 2006 pro Jahr auch immer ein Ausrutscher dabei, der ihn jedoch nur einmal auf einen Platz außerhalb der Top15 zurückschickte. Der Hoffnungsschimmer: In diesem Jahr hatte Johnson sein Texas-Top-Ergebnis schon und zwar in Form eines zweiten Platzes.
Für Mark Martin, Jeff Gordon und Juan Pablo Montoya sollten Top10-Ergebnisse sicher sein, möglicherweise schaffen sie es in die Top5, wenn nichts schief geht. Dazu kommen möglicherweise noch Matt Kenseth und Carl Edwards, die in Texas durchschnittlich ziemlich gut unterwegs waren. Allerdings ist das bei Edwards so eine „Alles oder nichts“-Strecke, denn entweder er holt den Sieg oder landet bestenfalls auf Platz 10. Außerdem ist Roush-Fenway Racing in diesem Jahr auf den 1,5-Meilern nicht so stark wie in der Vergangenheit. Tony Stewart, Kurt Busch und Greg Biffle könnten möglicherweise in den Top10 auftauchen, während das bei Kyle Busch ähnlich wie bei Edwards eine „top5 or bust“-Sache wird. Zum erweiterten Kreis zähle ich Jeff Burton, Kevin Harvick, Dale Earnhardt Jr und Martin Truex Jr, während möglicherweise David Reutimann nach Platz 10 und Platz 11 ein Sprung in die Top10 gelingen könnte. Auch Jamie McMurray war in Texas recht ordentlich unterwegs und könnte nach seinem Talladega-Sieg noch ein gutes Ergebnis nachlegen. Alles in allem sind das eine Menge Fahrer, aber die Siegerstatistik zeigt ja auch, dass hier viele Piloten gut unterwegs sind. Zunächst werde ich die Freien Trainings abwarten, um einen endgültigen Tipp abzugeben. Allgemein kann man aber sagen: Hendrick oder Montoya und eventuell Roush.
Der Texas Motor Speedway und seine Schwestern haben viele Gemeinsamkeiten
Noch ein paar Worte zur Strecke: Der Texas Motor Speedway ist ein 1,5-Meilen-Oval in derselben Form wie Atlanta oder Charlotte und wird deshalb auch als deren Schwesterstrecke bezeichnet. Alle drei Ovale haben ein Banking von 24° und die charakteristische, doppelt geknickte Start/Ziel-Gerade, jedoch ist Texas ca. 35 Jahre jünger als seine Schwestern. Weitere Besonderheiten des Speedways sind zum einen das besonders hohe Preisgeld, um das sich an diesem Wochenende 47 Teams streiten. Da der Topf gut gefüllt ist, bekommen natürlich auch die „start & park“-Entries ein größeres Stück vom Kuchen als sonst, was einen Start sehr attraktiv macht. Die Rennen in Texas bieten dem Sieger eine halbe Million Dollar und das ist das drittgrößte Preisgeld nach dem Daytona 500 (1,5 Mio $) und dem All-Star-Rennen (1 Mio. $), noch vor Klassikern wie Indy oder dem Coca-Cola 600, die nur knapp weniger als die halbe Million Dollar zu bieten haben. Zum anderen ist die Zuschauerkapazität mit 191.122 Plätzen nach dem Indianapolis Motor Speedway (mind. 257.325) die zweitgrößte in der NASCAR, noch vor den beiden Superspeedways (Talladega: 175.000, Daytona: 167.785) und dem Lowe’s Motor Speedway (167.000).
Die letzten drei Rennen werden in dieser Saison noch einmal etwas später gestartet, bevor es dann 2010 einheitliche Startzeiten gibt. ABC geht am Sonntagabend um 20:30 Uhr auf Sendung und mit dem Rennstart kann um ca. 21:15 Uhr gerechnet werden. Unterstützung gibt es in Texas, Phoenix und Homestead von der Nationwide Series und den Trucks. Die Nationwide Series wird am Samstagabend ab 18 Uhr auf ESPN2 übertragen, eine Startzeit habe ich nicht finden können. Jedoch scheint das Rennen freundlicherweise recht früh über die Bühne zu gehen. Die Trucks sind schon heute Nacht (Freitag auf Samstag) um 2:30 Uhr auf SPEED dran. Die Startaufstellung für das Rennen um ca. 3:15 Uhr steht schon fest. Schön, dass ich auch um diese Zeit von der Arbeit zurück bin! Da kann man noch prima das Truck-Rennen dranhängen.
News
– Neues im Fall Danica Patrick: Zuerst hieß es, sie verlange ca. 300.000 Dollar für einen Start in einer der drei nationalen Serien, allerdings sind die Zahlen jetzt wohl auf 50.000 – 100.000 Dollar gesunken. Die gute Frau sollte doch bitte auf dem Teppich bleiben, vor allem weil sie in einem Stockcar noch gar nichts geleistet hat. Angeblich fehlt unter dem Vertrag mit Hendrick bzw. JR Motorsports über zwei Jahre nur noch die Unterschrift. Dann soll sie beginnend mit dem Nationwide-Daytona-Rennen ca. 12-15 Rennen bestreiten und dabei von GoDaddy.com gesponsort werden. Ob es klug ist, Patrick gleich eine Superspeedwaylizenz auszustellen, obwohl sie im 2,5-Meilen-Oval von Daytona keinerlei NASCAR-Erfahrung hat? Möglicherweise bestreitet sie dort auch das ARCA-Rennen. Ein bisschen weitergesponnen: Nach dem zweijährigen Vertrag könnte sie bei entsprechendem Erfolg Mark Martin im Cup beerben, dessen Arbeitspapier dann ausläuft. Zudem möchte sie wohl gerne mit der #7 in der Nationwide Series antreten, besetzt ist die jedenfalls nicht. Hoffentlich gibt es bald konkrete Aussagen der Verantwortlichen, damit die Spekulationen endlich ein Ende haben. Nach dem NASCAR-Saisonende sollte es wohl spätestens soweit sein.
– Der Fahrer der #1 bei Earnhardt-Ganassi Racing in der nächsten Saison ist… noch nicht bekannt. Allerdings gibt es mit Jamie McMurray und Bobby Labonte nur noch zwei Kandidaten in der engeren Auswahl. Bass Pro Shops muss laut Vertrag noch einmal 20 Rennen bezahlen, würde aber lieber zur #39 und Ryan Newman wechseln. Außerdem ist der Sponsor noch nicht so richtig von McMurray überzeugt, er passt angeblich nicht zur „corporate identity“.
– Die Saison von David Stremme ist beendet, denn Brad Keselowski wird die letzten drei Cup-Rennen in der #12 von Penske Racing fahren, um sich auf seine erste volle Saison in diesem Auto vorzubereiten.
– TRG möchte gerne Bobby Labonte für die #71 in der nächsten Saison verpflichten. Ein erster Teilzeitsponsor soll in der nächsten Zeit bekanntgegeben werden.