An diesem Wochenende endet nun auch die NASCAR-Saison mit dem traditionellen Ford-Championship-Weekend auf dem Homestead-Miami Speedway. Jimmie Johnson reicht ein 25. Platz, um die vierte Meisterschaft in Folge perfekt zu machen.
Seit 1999 fährt der Cup in Homestead im Südwesten der Stadt Miami, doch die Strecke an sich ist schon ein paar Jährchen älter. Hurricane Andrew zog große Teile des Ortes Anfang der 90er-Jahre in Mitleidenschaft und ein Teil des Wiederaufbauplans war das 70 Millionen US-Dollar teure 1,5-Meilen-Oval, das zunächst ein Indianapolis-ähnliches Layout bekam – vier flache 90°-Kurven als Rechteck angeordnet. Da die Strecke aber eine Meile kürzer als das Vorbild in Indiana war, gab es eher schlechtes Racing zu sehen und zudem kam es aufgrund der Kurvenwinkel des Öfteren zu schweren Unfällen. 1997 starb dann John Nemechek, der Bruder von Cup-Pilot Joe Nemechek, bei einem Truck-Rennen und löste damit eine umfangreiche Rekonfiguration des Streckenlayouts aus. Die beiden langen Geraden wurden beibehalten, die 90°-Kurven an beiden Ende jedoch für 8,2 Millionen US-Dollar in zwei einzelne durchgehende 180°-Kurven mit geringem Banking umgewandelt.
Da auch dieser Umbau kein besseres Racing produzierte, kam es 2003 zum bislang letzten Umbau, der sich als echter Glücksgriff erwies. Das heute so gelobte variable Banking von 18°-20° ermöglichte ein schnelles Durchfahren der Kurven auf dem steileren oberen Teil der Strecke, sodass die untere Linie ernsthafte Konkurrenz bekam, und sorgte für äußerst enge Zieleinläufe in den Folgejahren. Seit 2002 sponsort Ford das mittlerweile traditionelle Championship Weekend, an welchem alle drei nationalen Rennserien teilnehmen. Die Nationwide Series fuhr schon kurz nach der Eröffnung 1995 das erste Rennen auf dem Speedway und ein Jahr später kamen die Trucks dazu, deren Rennen vor 2002 jedoch früh im Jahr in Florida ausgetragen wurden. CART bzw. die IndyCars sind ebenfalls seit 1996 in Homestead unterwegs, wo lange Jahre immer das erste Saisonrennen und außerdem Pre-Season-Tests stattfanden. Seit 2009 ist Homestead das finale Rennen des IndyCar-Kalenders.
Hendrick Motorsports wartet in Homestead noch immer auf den ersten Sieg
Die Liste der bisherigen Sieger in den vergangenen nunmehr zehn Rennen sieht ausnahmslos noch aktive Fahrer und zeigt vor allem eines: Der Homestead-Miami Speedway ist ein unangefochtenes Ford-Pflaster, während Chevrolet nur über einen einzigen Glückssieg aus dem Jahr 2003 verfügt. Bobby Labonte sicherte damals allerdings Joe Gibbs Racing einen Erfolg, was bedeutet, dass die mächtige Hendrick-Organisation auf dem 1,5-Meilen-Oval in Südflorida bisher sieglos geblieben ist. Nach der dominierenden Saison 2009, die derzeit drei Hendrick-Piloten auf den ersten Meisterschaftsplätzen sieht und einer schwächelnden Roush-Fenway-Truppe, liegt der fehlende Triumph allerdings in diesem Jahr zum greifen nah.
Super-Dominanz zeigte Greg Biffle in Homestead: 3 Siege gehen bisher auf sein Konto und diese erzielte er in den drei ersten Chase-Jahren 2004-2006 hintereinander. Tony Stewart kommt auf 2 Siege, herausgefahren in den Erstausgaben 1999 und 2000 in einem Joe-Gibbs-Pontiac. Eine Fahrt in die Victory Lane gelang außer Bobby Labonte noch Bill Elliott, Kurt Busch (damals Roush-Ford), Matt Kenseth und im Vorjahr Carl Edwards. Seit dem 2002er-Umbau siegte mit Ausnahme von Labonte 2003 in den letzten sieben Jahren immer ein Ford von Roush-Fenway Racing. Der einzige Dodge-Erfolg gelang Bill Elliott 2001 für Ray Evernham, während Toyota noch auf den Premierenerfolg wartet.
Jimmie Johnson besitzt beste Voraussetzungen dafür, NASCAR-Geschichte zu schreiben
Wen sollte man also am Sonntag auf dem Zettel haben? Allen voran setze ich auf die Roush-Truppe, wobei Carl Edwards, Matt Kenseth und natürlich Greg Biffle die besten Chancen haben dürften. Aber auch Jamie McMurray würde sich sicher gerne mit einem guten Abschlussresultat für seinen bisherigen Arbeitgeber zu Earnhardt-Ganassi verabschieden. Jimmie Johnson und Mark Martin sehe ich in den Top10, aber nicht besser als Platz 5. Den Premierensieg für Rick Hendrick traue ich eher Jeff Gordon zu, der konstanter in die Homestead-Top5 gefahren ist. Auf Dodge-Seite könnte es bei Kurt Busch oder Kasey Kahne für ein Top5-Ergebnis reichen, ebenso bei Toyota für Denny Hamlin, dessen Top5-Quote bei 50% in vier Auftritten liegt. Kyle Buschs bestes Ergebnis ist ein 19. Platz im Vorjahr und auch Juan Pablo Montoya kam nie besser als auf Platz 15 ins Ziel. Möglicherweise ist auch das seit den letzten Rennen im Wiederaufschwung befindliche Richard Childress Racing vorne mit dabei. Clint Bowyer oder vor allem Kevin Harvick könnte wieder ein Sprung in die Top5 gelingen. Außerdem ist Martin Truex Jr immer für ein Top10-Resultat in Homestead gut.
In das Rennen um den Titel des Jahres 2009 sind rechnerisch nur noch drei Piloten involviert und nachdem wir die Startflagge gesehen haben, sehr wahrscheinlich nur noch zwei. Mark Martin hat 108 Punkte Rückstand auf Jimmie Johnson, was bedeutet, dass der angehende vierfache Meister nur besser als auf Platz 25 ankommen muss, um die Meisterschaft einzustreichen und NASCAR-Geschichte zu schreiben. Vier Cup-Titel in Folge gelangen bisher noch keinem Piloten in der 60-jährigen Historie der ersten Liga, weder einem Richard Petty noch einem Dale Earnhardt, die immerhin auf sieben Titel kommen. Jeff Gordon (-169) ist aus dem Meisterschaftsrennen, wenn Jimmie Johnson den Rennstart unternimmt, da man dann nur noch 161 statt 195 Punkte aufholen kann. Der 43te und letzte Pilot bekommt immer noch 34 Zähler.
Das erste freie Training ist schon in vollem Gange, momentan führt nach einer knappen Stunde Montoya(!) vor Mark Martin. Um 21 Uhr geht das Qualifying über die Bühne, in dem sich 48 Piloten um 43 Startplätze streiten; darunter 3 Ex-Champions mit einem Provisional. Das Cup-Rennen wird am Sonntagabend ab 20:30 Uhr auf ABC übertragen, der Rennstart erfolgt ca. 21:15 Uhr. Die Vorberichterstattung der Nationwide Series läuft am Samstagabend ab 22 Uhr auf ESPN2 (Rennstart ca. 22:30 Uhr). Die Trucks fahren bereits in der Nacht von Freitag auf Samstag um ca. 2 Uhr auf SPEED. Die Übertragung beginnt ab 1:30 Uhr.
News
– Jamie McMurray wird der neue Teamkollege von Juan Pablo Montoya bei Earnhardt-Ganassi Racing. Bass Pro Shops zahlt wohl noch einmal so um die 23 Rennen der #1, der Rest muss wie in diesem Jahr durch einzelne Sponsoren gedeckt werden. Was ab 2011 passiert, weiß keiner. Ich vermute, dass das Team ebenfalls wegen Sponsorenmangels eingestampft wird. Montoyas Team könnte dann eine Partnerschaft mit Joe Gibbs eingehen, vor kurzem gingen ja Gerüchte um, man würde gerne zu Toyota wechseln.
– Apropos Toyata: Das Team von Rusty Wallace tritt 2010 in der Nationwide Series mit Motoren von Toyota an. Man dankte Chevrolet für die Unterstützung in den bisherigen zwei Jahren. Wallace versucht wohl, seine Schäfchen ins Trockene zu bringen, denn Chevy hat wohl kein Geld, um weitere Werksunterstützung zu zahlen und wenn schon der US-Präsident den NASCAR-Ausstieg von Chevrolet und Dodge fordert…
– Gerade reingekommen: Jimmie Johnson und die US-Baumarkkette Lowe’s haben ihre Verträge mit Hendrick Motorsports bis Ende 2013 verlängert – die Fortführung einer verdammt erfolgreichen Geschäftsbeziehung. -Update: Jimmie Johnsons Vertrag läuft sogar bis Ende 2015!-