Schnelle Kurven, lange Gerade, enge Haarnadeln. Malaysia wird zeigen, wo die Teams im Moment steht. So es denn nicht regnet.
Erstaunlicherweise produziert der Kurs in Malaysia immer wieder gute bis sehr gute Rennen. Das mag daran liegen, das Hermann Tielke in die Strecke alles reingebaut hat, was man so braucht, auf jeden Fall bedeutet dies, dass die Chassis bis an die Grenze gefordert werden. Vor allem die schnellen Passagen werden zeigen, wer im Moment die größten Vorteile hat. Und da wird im Moment vor allem immer ein Team genannt: Red Bull. Doch die sind auch gerade ins Gerede gekommen. Angeblich haben sie ein System entwickelt, dass den Wagen während des Rennens absenken kann.
Die FIA schreibt den Abstand zwischen dem Boden des Fahrzeugs und der Strecke eigentlich genau vor. Damit will man verhindern, dass die Kurvengeschwindigkeiten überhand nehmen. Denn je tiefer der Wagen liegt, desto besser kann sich ein Unterdruck aufbauen, was logischerweise die Haftung verbessert. Die FIA kann den Bodenabstand natürlich nur bei einem stehenden Wagen messen. Damit da keiner im Rennen trickst, hat man sehr enge Messgrenzen bei der Bodenplatte aus Holz eingeführt. Schleift die sich auch nur wenige Millimeter ab, gilt der Wagen schon als illegal.
McLaren wirft Red Bull nun vor, dass die in der Lage seien, während des Rennens die Wagen absenken zu können. Protest haben sie nicht eingelegt, lieber wollen sie das System kopieren. Im Moment wird viel spekuliert, wie das überhaupt funktionieren soll. Ein hydraulisches System wird es definitiv nicht sein, das ist verboten. Andere sprechen von geheimnisvollen Dämpfern, deren Gase steuerbar sind. Auch das wäre allerdings nicht im Sinne des Reglement. Red Bull selber verneint, dass man irgendein System nutzt, dementiert aber nicht, dass man die Höhe des Wagens regulieren kann.
Das läuft auf eine Lösung per Aerodynamik heraus. Eines der letzten Geniestreiche von Colin Chapman war der Lotus 88. Der bestand aus Chassis, die sich unabhängig voneinander bewegen konnten. Kurz gefasst bedeutete dies, dass der Wagen einen enormen Ground Effekt entwickelte. Zum Leidwesen von Chapman waren die anderen Teams nicht gerade erfreut und protestierten. Und somit auch zum Grund, warum ich die Lotus-Sache erwähne. Denn die FIA urteilte damals, dass sich bei den beiden Chassis um ein bewegliches aerodynamisches Teil handeln würde. Und die sind immer noch verboten.
Sollte Red Bull also eine Lösung gefunden haben, die es ihnen mittels des entstehenden Anpressdrucks erlaubt, das gesamte Chassis abzusenken, könnte das genau auf dieses Problem hinaus laufen. In den letzten Jahren haben Aerodynamiker die Idee gehabt, dass es ja viel besser sein die Luft durch Wagen anstatt um ihn herum zu leiten. Das beste Beispiel dafür ist der Audi A4 in der DTM und der Audi R15 in der LMS. Vielleicht hat Adrian Newey da ja eine ähnliche Variante gefunden und nutzt die Luft nicht um Teile des Wagens, sondern den gesamten Wagen abzusenken. Allerdings ist der Einsatz hoch. Denn wenn die FIA ein solches System nicht im Sinne des Geistes des Reglements finden sollte, dann müsste Red Bull ein neues Chassis bauen.
Zum Rennen: Malaysia gehört zu den anstrengendsten Rennen des Jahres. Es ist exrem heiß und die Luftfeuchtigkeit beträgt 90%. Wer das mal erlebt hat, weiß wie miserabel man sich fühlt. Die Fahrer sind also massiv belastet, aber die Motoren leiden noch mehr. Die Frage wird sein, wer sich traut den Motor ein drittes Mal einzusetzen. Ich gehe eigentlich davon aus, dass die meisten Teams im Rennen ein frisches Aggregat einsetzen werden.
Die Strecke selber ist, wie erwähnt, auch nicht ohne. Zum ersten Mal gibt es auch extrem schnelle Kurvenpassagen in denen die Aerodynamik besonders zum tragen kommt. Fast alle Teams und Experten gehen davon aus, dass man in Malaysia endgültig sehen kann, welche Teams wirklich gut aufgestellt sind. So hat McLaren schon angekündigt, dass man eher ein schwieriges Rennen erwartet, während Mercedes davon ausgeht, dass man hier besser aussehen wird. Renault wiederum hat die Erwartungen nach dem zweiten Platz in Australien erst mal wieder runter geschraubt.
Das alles kann allerdings wieder Makulatur werden, wenn es, wie angekündigt, regnen wird. Im Moment geht man sogar davon aus, dass das gesamte Wochenende verregnet sein wird. Grund dafür ist die späte Startzeit. Sowohl die freien Training, als auch die Quali und das Rennen werden erst am Nachmittag (Ortszeit) ausgetragen. Und da kommen meist Monsunregen runter, wie man im letzten Jahr sehen konnte, als das Rennenr sogar komplett abgebrochen werden musste.
Im Regen werden die Karten natürlich neu gemischt. Vettel, Schumacher, Hamilton, Alonso, Kubica und Sutil gelten als gute Regenfahrer, während Massa, Button, Rosberg und andere eher selten geglänzt haben.
Sollte es trocken bleiben, rechne ich damit, dass Red Bull das Wochenende dominieren wird. Ferrari wird dahinter liegen, dann eventuell, mit Respektabstand, Mercedes und McLaren. Der Rest wird keine Rolle spielen.
Die Übertragungszeiten sind recht angenehm. Fast alles findet am frühen Morgen oder Vormittag statt. Startzeit des Rennens ist 10.00 Uhr.