Die IRL-Trucks rollen munter durch die USA: Innerhalb nur einer Woche übersiedelt die Rennserie vom Barber Motorsports Park im Süden an die Westküste. Dort steht am Sonntag der Klassiker von Long Beach auf dem Programm. Auch sonst bleibt die IRL in den Schlagzeilen: Heute wurde der neue Qualifikationsmodus für das Indy 500 vorgestellt.
Die IRL hatte in Alabama ein erfolgreiches Wochenende: Am Barber Motorsports Park waren fast 55.000 Fans vor Ort – sogar nochmal mehr als in Brasilien. Die Ränge waren also endlich mal wieder auch bei einem Rennen in den USA gut gefüllt. Das gelingt der strauchelnden Rennserie sonst nur noch in Long Beach und beim Indy 500. Zuletzt sind auch die Quoten für IRL ein wenig angestiegen. Für Alabama sind derzeit noch keine Zahlen bekannt, es könnte aber sein, dass es wegen des zeitgleich übertragenen Comebacks von Tiger Woods diesmal etwas weniger waren. Dennoch: Gegenüber den Zahlen aus dem Vorjahr liegt man fürs erste etwas besser. Noch. Denn jetzt gilt es, die neuen Zuseher auch bei der Serie zu halten – ob das eher maue Renne in Alabama dazu beigetragen hat, muss man leider ein wenig bezweifeln. Am kommenden Wochenende winkt aber schon die nächste Chance für die Indycars: Dann steht nämlich der Klassiker in Long Beach auf dem Programm.
Sportlich gesehen hat das Rennen am Barber Motorsports Park ungefähr das geliefert, was viele erwartet hatten: Die Strecke war schön anzusehen, aber Überholmanöver eher Mangelware. Immerhin kam gegen Ende wegen der unterschiedlichen Benzinstrategien noch ein bisschen Spannung auf – und ein paar Überholmanöver waren dann ja doch auch zu sehen. Ganassi und vor allem Penske waren wieder dominant, dass Marco Andretti vorne so gut mitmischen konnte war für Andretti Autosports ein Lichblick und hat auch der Serie sicher gut getan. Schade, dass der zweite Rennfahrersohn, Graham Rahal, im Sarah Fischer Auto nicht an seine Leistungen von St. Petersbrug anknüpfen konnte, und dem Feld diesmal hinterher fuhr. Eine schöne Leistung zeige dagegen einmal mehr Simona de Silvestro, die gute Teile des Rennens in den Top 5 verbrachte. Auch, wenn das die Folge einer Boxenstrategie war, die sie am Ende ins Mittelfeld zurückwarf: „Man muss die Runden erstmal fahren“, wie ein Schweizer Landsmann von de Silvestro sagen würde.
Drei Rennen sind also bereits vorbei: Zeit, einen ersten verstohlenen Blick auf die Meisterschaftstabelle zu werfen. Dort führt Will Power (136 Punkte) nach seinen Siegen in Sao Paulo und St. Petersburg vor seinem Teamkollegen Helio Castroneves (104) und Dario Franchitti (94). „Best of the rest“ ist an vierter Stelle Justin Wilson (85). Dahinter folgen Scott Dixon (80) und Ryan Briscoe (79). Die Abstände von Dixon und Briscoe machen immerhin schon fast einen ganzen Rennsieg aus, trotzdem würde ich die beiden noch nicht abschrieben. Denn wie schnell so ein Rennen, grade auf den Ovalen, auch mal für einen der Spitzenreiter vorbei sein kann, ist ja allgemein bekannt. Außerdem würde ich Briscoe und vor allem Dixon auf den Ovalen etwas höher einschätzen als Will Power.
Bevor die Serie aber die Rundstrecken in Richtung Kansas, Indy 500, Texas und Iowa erstmal verlässt, steht am kommenden Wochenende noch der große Klassiker in Long Beach auf dem Programm. Der etwa 30km von Downtown Los Angeles entfernte Stadtkurs ist ein „Erbstück“ aus dem traurigen Resten der CART Serie – die ihn ihrerseits von der Formel 1 übernommen hatte, die hier (auf einem etwas anderen Streckenlayout) zwischen 1976 und 1983 den „Grand Prix USA West“ augetragen hat. Wie gewohnt hier auch diesmal eine Onboard-Runde um den Kurs, diesmal mit Erklärungen von Graham Rahal:
Vor zwei Jahren fand hier nach der IRL/Champ Car-Wiedervereinigung das letzte Champ Car Rennen aller Zeiten statt. Ein gewisser Will Power hat damals gewonnen – ein wenig überschattet wurde dieses Ereignis gefahrenen IRL-Rennen in Motegi, in dem Danica Patrick ihren bisher einzigen Sieg feiern konnte. Früher waren Long Beach bis zu 200.000 Besucher pro Wochenende vor Ort, im vergangenen Jahr immerhin noch 175.000. Für die IRL eine ganz beträchtliche Zahl.
Daher ist es auch ein wenig schwer verständlich, wieso der Lauf – anders als der in St. Petersburg und das folgenden Rennen auf dem Oval in Kansas – nicht auf ABC, sondern wieder auf Versus übertragen wird. An und für sich ist das für den Fan ja ganz erfreulich, weil dann immerhin für eine ordentliche Übertragung gesorgt ist. Leider findet aber am kommenden Wochenende zeitgleich mit der IRL das NASCAR-Rennen in Texas statt, so dass es diesmal mit den Streams bei justin.tv und Co. vielleicht ein bisschen enger werden könnte. Bleibt zu hoffen, dass zumindest der offizielle Stream auf indycar.com seinen Dienst wieder so tadellos verrichtet, wie in Alabama.
Und sonst?
Wurde heute der neue Qualifying Modus für das Indy 500 vorgestellt: Das Zeittraining wird demnach nicht mehr an vier, sondern nur noch an zwei Tagen stattfinden, und zwar Samstag und Sonntag vor dem Rennen (also am 22. und 23. Mai). Das ganze soll dann so funktionieren: Zunächst gibt es am Samstag das gewohnte 4-Runden (= 10 Meilen) Einzelzeitfahren. Dabei werden vorläufig die ersten 24 Startplätze vergeben. Neu: Die besten neun Fahrer erhalten garantierte Startplätze zwischen Platz 1 und 9 und steigen dann in ein zweites Qualifying-Segement auf. Dort werden die bisherigen Zeiten gelöscht, und jeder Fahrer hat einen neuen 4-Runden Versuch, um auf die Pole zu fahren. Sofern in diesem 90 Minuten-Segment dann noch Zeit bleibt, können Fahrer auch versuchen, ihre Zeit noch einmal zu verbessern. Der Haken: Sobald ein Fahrer einen neuen Versuch startet, wird die alte Bestmarke gelöscht. Am Ende des Samstags stehen dann also die Positionen ein bis neun schon einmal fest.
Am Sonntag folgt dann der traditionelle Bump Day: Jene Fahrer, die am Samstag nicht unter den besten 24 waren, können einen neuen Versuch unternehmen, sich für einen der begehrten 33 Startplätze zu qualifizieren. Dabei können auch die Fahrer wieder verdrängt werden, die sich am Samstag bereits unter die besten 24 gefahren hatten. Wer auch immer die 33.-schnelleste Zeit gefahren hat, befindet sich „on the bubble“, kann also durch die bessere Zeit eines Konkurrenten von der Startaufstellung „gebumpt“ werden. Wer solcherart seine Startposition verloren hat, kann dann einen neuen Versuch unternehmen, sich wieder ins Feld zu fahren. Ausnahme: Die Positionen eins bis neun sind fix, der beste erreichbare Startplatz am Bump Day ist also jetzt Rang zehn.
Um das ganze noch spannender zu gestalten, schüttet die IRL für das Qualifying eine ganze Menge Punkte aus. Der Pole-Setter erhält 15 Zähler, für Platz zwei gibt es 13, für Rang drei 12. Zum Vergleich: Für einen Sieg winken in der IRL 50 Punkte. Für Plätze in den Reihen zwei und drei (Achtung: beim Indy 500 wird in Dreiherreihen gestartet!) gibt es dann elf bis sechs Zähler. Fahrer auf den Positionen zehn bis 24 erhalten ja vier, alle anderen Starter drei Punkte. Das Resultat ist also eine deutliche Aufwertung des Qualifyings: Immerhin gibt es für die Pole und Platz drei im Rennen so viele Punkte, wie sonst für einen Sieg.
2 Kommentare
[…] nicht nur für den Headliner, die IndyCar Series, auch für die American Le Mans Series ist das Rennen an der Westküste vor großer […]
Und da sagen die Leute immer, die Quali fürs Daytona 500 wäre kompliziert …
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