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Vorschau: GT1-WM in Abu Dhabi & ALMS in Long Beach

von StefanTegethoff
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Nach 13 Jahren FIA-GT Championship gibt es den großen Relaunch: die von der SRO und der FIA organisierte Sportwagenserie wird offiziell zur GT1-Weltmeisterschaft erhoben. Dazu wird sie aber auch so ziemlich komplett umgekrempelt.

Update: Korrektur – die TV-Übertragung des Hauptrennens startet um 17:55, nicht 19:55!

Eigentlich eine schöne und spannende Meisterschaft, hat die FIA-GT doch nie die Aufmerksamkeit bekommen, die sie eigentlich verdient hätte. Die Serie lief immer so ein wenig unter dem Radar. Mit der Runderneuerung und der Vergabe eines offiziellen Weltmeistertitels versucht Organisator Stéphane Ratel nun, sie an die Spitze des Motorsports zu holen. Um enge und spannende Rennen zu gewährleisten, ist seit 2005 Balance of Performance das Schlüsselwort, wie auch beispielsweise in der GT Masters, deren Saisonauftakt es letztes Wochenende zu bestaunen gab. Gewichtszuladungen und Motorenbeschneidungen sollen alle teilnehmenden Fahrzeuge zu Jahresbeginn auf Augenhöhe bringen und auch unter der Saison wird stets durch Zusatzgewichte für die Top 4 jedes Rennens wieder nivelliert. Zudem ließ die FIA für die neue WM aber auch nur sechs Hersteller zu, von denen jeder zwei Privatteams mit Fahrzeugen beliefern muss, ergo vier Autos stellt.

Diese sechs erwählten Fahrzeuge sind der Maserati MC12 (der trotz aller Balance of Performance die letzten fünf Meisterschaften gewann, da er speziell nach dem GT1-Reglement konstruiert und nicht – wie eigentlich vorgesehen – aus einem (Klein-)Serienfahrzeug entwickelt wurde), die Chevrolet Corvette Z06, der Aston Martin DB9, der Lamborghini Murciélago R-SV, der Nissan GT-R und der Ford GT. Eine schöne Auswahl spektakulärer Fahrzeuge aus Asien, den USA und Europa, mit 8 oder 12 Zylindern und 600-650 PS, nur der Ford fällt mit 560 PS etwas aus der Reihe. Ferrari mag der Traditionalist in dieser Liste vermissen, aber die haben aktuell kein GT1-Fahrzeug auf Lager, der 550 Maranello ist schon zu alt, um noch konkurrenzfähig zu sein.

Nordamerika und Asien hat man also herstellerseitig abgedeckt, Rennen werden dort in Jahr 1 der neuen WM zunächst mal nicht stattfinden. Dafür wird man aber ein Rennen in Südafrika fahren, auf dem einige Male von der A1GP genutzten engen Stadtkurs in Durban, sowie zwei Rennen in Südamerika auf den grandiosen Bahnen von Interlagos und San Luis. Letztere, genannt Potrero de los Funes, war bereits Schauplatz des Saisonfinales 2008, eine malerisch gelegene Strecke in einem erloschenen Vulkankrater um einen großen See herum. Dieses Event, das Anfang Dezember (!) das Saisonfinale sein wird, sei jetzt schon jedem Motorsportfan ans Herz gelegt.

Auch sonst ist der Kalender sehr reizvoll. Zwischen dem Auftakt auf der unter den Fans umstrittenen High Tech-Bahn von Abu Dhabi und den bereits genannten drei Rennen am Saisonende wird man die erste Serie sein, die in Silverstone auf dem neuen Arena Circuit fährt, dann folgen Brünn, Le Castellet, Spa, der Nürburgring und der beliebte Neubau nahe Portimao. Der Lauf in Spa wird leider nicht das 24h-Rennen sein, das geht dieses Jahr als GT2-Standalone-Event über die Bühne, da man nicht genug Interessenten für eine komplette EM zusammenbekommen hat.

Zu den Favoriten auf den Titel in dieser zehn Rennwochenenden umfassenden Saison dürfte auch dieses Jahr wieder der Vitaphone-Maserati mit Michael Bartels und Andrea Bertolini gehören – erster GT1-Weltmeister werden zu können, sollte Anreiz genug sein; aber eben nicht nur für diese beiden, sondern auch für die Herausforderer, zu denen z.B. Wendlinger/Moser im Swiss Racing-Nissan und Müller/Maassen in der Mad Croc-Corvette gehören. Aston Martin setzt mit Darren Turner, Stefan Mücke, Tomas Enge neben Christoffer Nygaard einige seiner sonst in der LMS beschäftigten Werksfahrer ein, mit diesen dürfte auch zu rechnen sein. Das Schweizer Matech-Team überlässt den beiden Landsfrauen Natacha Gachnang und Cyndie Allemann einen Ford GT – auch hier dürfte es interessant zu sehen sein, wie die beiden sich als einzige Damen im Feld schlagen. Am Steuer des zweiten Autos dieses Teams hat der von Renault F1 verstoßene Romain Grosjean seinen neuen Arbeitsplatz gefunden, Mika Salo und Ricardo Zonta sind ebenfalls aus der Formel 1 bekannt, Peter Kox und Peter Dumbreck aus der Welt der Tourenwagen. Eine ganze Reihe Fahrer sind oder waren auch in der GT Masters aktiv. Die vollständige Entry List sowie die Übersicht, welche Teams welche Fahrzeuge in welcher Lackierung einsetzen, gibt es hier.

Ganz neu ist das Format der Rennwochenenden: wurde bisher ein Zweistunden-Rennen pro Wochenende gefahren, gibt es nun zwei einstündige Rennen: ein Qualifikationsrennen am Samstag, in dem es zwar kaum Punkte zu holen gibt (8-6-4), das aber die Startaufstellung für das Hauptrennen bestimmt, in dem Zähler nach dem neuen Formel 1-Format verteilt werden: 25 für den Sieger, 18-15-12-10-8-6-4-2-1 für den Rest der Top Ten. Wie in den GT3-Meisterschaften ist auch hier ein Pflichtboxenstopp zwischen der 25. und 35. Rennminute einzulegen, bei dem ein Fahrerwechsel erfolgen muss. Mir ist dieses Format für eine „große“ GT1-WM etwas zu minimalistisch, ich würde mir schon ein längeres Hauptrennen wünschen, aber Ratel und Kollegen möchten wohl einen aggressiveren Fahrstil provozieren anstatt der eher auf Ausdauer und Konstanz ausgelegten Fahrweise in den bisherigen 2h-Rennen. Gleichzeitig sollte man im Hinterkopf behalten, dass ein Format wie das neu gewählte auch beispielsweise ein Flavio Briatore für die Formel 1 gern gesehen hätte. Sollte die GT1-WM damit zum großen Erfolg werden und die Formel 1 weiterhin von großen Teilen der Medien und manchen Fans als Langweiler-Serie abgestempelt werden, könnte die Übernahme eines derartigen Wochenend-Formats für die FIA eventuell einen oder zwei Gedanken wert sein.

Achtung: direkt am ersten Rennwochenende gibt es eine Abweichung vom vorhin beschriebenen üblichen Ablauf: in Abu Dhabi werden beide Rennen am Samstag gefahren, das Hauptrennen wird in der Dämmerung – damit die Sonne nicht dem Rennstreckenhotel die Show stiehlt – um 19:45 Uhr Ortszeit gestartet. Sport 1, ehemals DSF, überträgt live um 13:55 Uhr MESZ den Sprint und steigt um 17:55 in das laufende Hauprennen ein. Es soll aber auch möglich sein, die Rennen live auf der Homepage www.gt1world.com zu verfolgen. Außerdem – Achtung, festhalten – ist die Serie eine Partnerschaft mit dem Börsen- und Wirtschaftssender Bloomberg TV eingegangen. Live-Übertragungen und Highlights soll es dort zu sehen geben, noch jedoch habe ich im TV-Programm nichts finden können. Diese zunächst merkwürdig erscheinende Kooperation hat jedoch auch Vorteile: man erreicht weltweit Zuschauer und präsentiert sich dabei auch noch vor dem Teil der Zielgruppe, der sich die Fahrzeuge, die in der GT1 zur Schau spazieren gefahren werden, auch tatsächlich für den Privatgebrauch leisten kann.

ALMS: Long Beach

Klar, nicht nur für den Headliner, die IndyCar Series, auch für die American Le Mans Series ist das Rennen an der Westküste vor großer Kulisse ein wichtiges. Ein Traditionsrennen oder gar ein typisches Sportwagenevent ist es aber sicher nicht, daher hat es auch nicht die Bedeutung wie Sebring, Road America, Road Atlanta oder Laguna Seca. Den Lauf auf dem engen Stadtkurs, mit 1:40h auch deutlich kürzer als alle anderen der Serie, möchte natürlich trotzdem jedes der 36 antreteden Teams gewinnen. Es handelt sich um das größte Feld, das die ALMS in Long Beach jemals aufbot. Und: Starterfelder in dieser Größenordnung dürfen wir wohl für die gesamte erwarten, dank der neuen Einheitsklassen LMPC und GTC, die viele kleinere Privatteams für die ganze Saison anlocken. Noch vor einem Jahr konnte man gerade 21 Wagen zusammenbringen, es war das letzte Rennen vor der Einführung der GT Challenge-Kategorie.

Favorit auf den Gesamtsieg in dem am Samstag stattfindenden Lauf dürfte wohl der Werks-Aston Martin mit Fernandez/Primat sein, der in Sebring hinter den beiden Peugeot auf einen ungefährdeten und fast unbemerkten dritten Platz fuhr. Drayson Racing, dieses Mal ohne Pirro, sowie Dyson, Highcroft und Cytosport dürften sich dahinter einen engen Kampf liefern, je nachdem wie gut die IMSA die Angleichung der beiden Klassen hinbekommen hat. Dass sie über die Renndauer den Aston Martin gefährden können, kann ich mir nicht wirklich vorstellen. In der GT(2)-Klasse herrscht die übliche Vielfalt und Chancengleichheit auf den Sieg wie bereits in Sebring. Die GTC dürfte wieder von dem für diese Privatier-Klasse eigentlich zu professionellen Alex Job Racing-Team mit seinen drei Porsche dominiert werden.

Die Übertragung gibt es dieses Mal nur aus der Konserve, und zwar am Samstag den 24.4. um 13:45 Uhr auf MotorsTV. Wer das Rennen live verfolgen möchte, findet alle wichtigen Hilfsmittel dazu im Race Hub. Und schon mal als Vorwarnung: auf eine Live-Übertragung des neuen 6h-Rennens in Laguna Seca am 22. Mai darf man sich wohl nicht freuen – selbst wenn MotorsTV wollen würde, das Rennen wird von CBS Sports in den USA erst mit einer Woche Verspätung ausgestrahlt.

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