Gemischtes Programm in der Nachwuchs-Szene: Spannende Läufe bei der WSbR, aber Fadesse bei der Formel 2. Am Wochenende hat schon wieder eine Rennklasse Premiere – und die F3 Euroseries geht in die zweite Runde.
Und noch eine: Als ob das Feld der europäischen Nachwuchsformeln nicht schon groß genug wäre, feiert am kommenden Wochenende im tschechischen Brno die AutoGP ihr Debut. Ganz neu ist die Serie nicht – im Grunde handelt es sich dabei um die Nachfolgerin der Euro F3000. Bereits im vergangenen Jahr trat man dort mit den ausrangierten Lola Chassis aus der A1GP Serie an, in diesem Jahr kommt noch ein neues Konzept und der geänderte Name dazu. Die AutoGP ist -anders als die Euro 3000 – keine reine Nachwuchsklasse mehr. Sie erinnert eher ein wenig an die selige A1GP und die Superleague Formula, in denen erfahrene Haudegen und ewige Talente mit Junioren um die Plätze kämpfen. Anders als bei den genannten Serien gibt es aber bei der AutoGP keine Verwirrung durch „Landesmeisterschaften“ oder gar Partnerschaften von Fußballklubs. Stattdessen hat man sich ein Scheibchen von amerikanischen Rennserien abgeschnitten: Den bestplatzierten Fahreren winken gut dotierte Geldpreise.
Insgesamt wechseln über den Lauf der aus sechs Rennen bestehenden Saison 1,2 Millionen Euro die Hand – 200.000 pro Event. Dem Sieger allein winken dabei pro Wochenende 80.000 Euro, Geld bekommen auch die zweit- bis sechstplatzierten. Pro Rennsonntag gibt es zwei Läufe – der erste Durchgang hat eine Länge von 90km oder 40-45 Minuten und beinhaltet einen Pflichtboxenstopp. Rennen zwei geht über 70km oder 30-35 Minuten. Die Preise werden nach den pro Wochenende erreichten Punkten vergeben. Das Geld dafür dürfte mutmaßlich von Seriensponsor partypoker.it kommen. Abgesehen vom Rennen in Brno stehen noch Ausgaben in Imola, Spa, Magny-Cours, Monza und am brandneuen Circuito de Navarra im Südwesten Spaniens auf dem Programm.
Fürs erste scheint das Konzept ganz passabel aufzugehen – die Serie hat über die Winterpause einige namhafte Teams angezogen, und auch bei den Fahrern sind ein paar alte Bekannte am Start. Die beste Fahrerpaarung hat wohl Super Nova: Dort greifen Giorgio Pantano und der ehemalige A1GP-Neuseeland Fahrer Jonny Reid ins Lenkrad, der praktischerweise schon über reichlich Erfahrung mit dem Auto verfügt. Für Euronova Racing geht Luca Filippi ins Rennen, Trident startet mit Adrian Zaugg, der den A1GP-Lola ebenfalls gut kennt und WSbR-Heißsporn Omar Leal aus Kolumbien. Gleich vier Fahrer treten für Charouz-Gravity an: Jan Charouz, Walter Grubmüller und Adrien Tambay sind fix. Dann wäre da noch Natacha Gachnang gewesen, die nach ihrem Unfall bei der GT1 aber nun natürlich nicht dabei sein kann. Praktischerweise hatte man beim Team schon vorher einen Ersatzfahrer parat – Ho-Pin Tung wird auf der Serienhomepage in dieser Funktion geführt. Es ist davon auszugehen, dass er Gachnangs Auto übernimmt.
Übertragen werden alle Rennen der Meisterschaft auf Motors TV – mindestens ein Lauf pro Wochenede soll sogar live gesendet werden, wie die Mitteilung des TV-Kanals verspricht. Wer zu den zahlreichen Unglücklichen gehört, die den Motorsportsender mangels Kabel-TV nicht empfangen können, muss wohl auf einen offiziellen Stream hoffen. Ob es den gibt, ist aber leider noch unklar – im vergangenen Jahr hat die Euro 3000 mit einem solchen Angebot geworben. Funktioniert hat die Übertragung aber nur in Ausnahmefällen. Am Wochenende nach der AutoGP Ausschau zu halten, mag sich aber durchaus lohnen. Denn Konzept, Fahrer, Streckenauswahl und nicht zuletzt die Autos sprechen dafür, dass die Serie interessantes Racing für Formelfans bieten könnte.
Analyse – WSbR
Überraschend lebhafte Rennen gab es am vergangenen Wochenende beim Saisonstart der WSbR. Am Samstag sorgte Dauerregen für zahlreiche Ausfälle. Das Rennen am Sonnag war dann weniger spektakulär und stärker von der Strategie bestimmt – das Duell an der Spitze bot trotzdem einiges an Spannung. Am Ende führte dann doch der Favorit und zweifache Polemann Daniel Ricciardo die Meisterschaft an, gewinnen konnte er aber keines der Rennen. Stattdessen gab es zwei Sieger, mit denen wohl nicht viele gerechnet hatten. Am Samstag gelang es Mikhail Aleshin nach einem guten Start am besten, den Bedinungen von der Spitze des Feldes aus Herr zu werden. Noch überraschender war der Sieger des Sonntagsrennens: Der 28-jährige Este Sten Pentus konnte völlig ohne Wetterglück und auf trockender Piste sein erstes WSbR-Rennen gewinnen. Zweiter wurde Jan Charouz, der sich ein schönes Fernduell mit Pentus geliefert hatte. Der Tscheche durfte sich allerdings nicht lang über diese Platzierung freuen – er wurde nach dem Rennen disqualifiziert, weil des Auto nicht mehr genügend Benzin für die Überprüfung des Treibstoffes im Tank hatte. Das nächste Renault-Weekend findet schon in eineinhalb Wochen in Spa statt.
Analyse – Formel 2
Erstaunlich dröge waren dagegen war dagengen der Saisonauftakt der Formel 2 in Silverstone. Jolyon Palmer konnte sich im ereignisarmen ersten Rennen den Sieg vor Dean Stoneman und Sergei Afanasiev sichern, Philipp Eng gewann von der Pole aus Rennen 2 vor Palmer und Johan Jokinen. Immerhin war Palmer im zweiten Rennen sichtbar schneller unterwegs als Eng, weshalb kurzfristig so etwas ähnliches wie Spannung entstand. Die ebbte aber schnell wieder ab, nachdem klar wurde, dass Palmer ab einem Abstand von ungefähr einer Sekunde nicht mehr näher an Eng heranfahren konnte. Es bleibt zu hoffen, dass die aerodynamischen Verbesserungen, die Williams über den Winter an den Autos durchgeführt hat, nicht dazu führen, dass wie in anderen Rennserien das Heranfahren an den Vordermann schwieriger wird. Es wäre wirklich schade um die Rennserie, die sich in ihrer ersten Saison zwar nicht als große Talentschmiede erwiesen, aber zumindest meist gute Rennen geliefert hat. Weiter geht’s mit der Formel 2 ebenfalls in einenhalb Wochen in Marrakesch.
Vorschau – F3 Euroseries
Und dann ist da noch die F3 Euroseries, die nach den mäßig interessanten Rennen in Le Castellet im Rahmenprogramm des DTM-Auftaktes bereits ihr zweites Rennwochenende begeht. Erfreulich: In Hockenheim werden Esteban Guiterrez, Jimmy Eriksson, Luis Sá Silva aus Angola und der Schweizer Sandro Zeller das Feld von 13 auf 17 Starter erweitern. Weniger dürften sich die Organisatoren über die Nachricht gefreut haben, dass Serienleader Alexander Sims, Jim Pla und Esteban Guiterrez für ART auch beim Silverstone-Rennen der britischen F3 an den Start gehen werden. Nun sind solche Gastauftritte in der F3 keine Seltenheit – im konkreten Fall könnte man aber trotzdem fast auf die Idee kommen, dass sich da jemand für den Fall des Falles ein weiteres Betätigungsfeld offen halten will.