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DTM: BMW und der Einstieg

von DonDahlmann
12 Kommentare

Heute lief die Meldung durch die Nachrichtenticker, dass BMW den Einstieg in die DTM plant. Davon ist der in der Pressemitteilung aber gar nicht konkret die Rede.

BMW und die DTM, bzw. die DTM und eine dritte Marke. Das sind beides unendliche Geschichten, die seit dem Ausstieg von Opel immer wieder die Runde machen. Heute kam dann die Meldung, dass BMW einen Einstieg in die DTM ab 2012 beschlossen habe. Das ist einfach nicht wahr. Wer die Pressemitteilung komplett liest und sich auch noch mit der Vorgeschichte der Meldung aus den letzten Tagen beschäftigt, muss feststellen, dass BMW vielleicht an einem Eintritt interessiert ist, aber beschlossen ist noch gar nichts. Zu dem könnte man den Eindruck bekommen, dass die Art und Weise, wie die PM verteilt wurde, eine Ohrfeige für die DTM ist.

Zunächst mal zur Mitteilung an sich. Und da muss man aufpassen, es gibt nämlich zwei. Die eine stammt von BMW (merkwürdigerweise kommentarlos von der DTM Presseabteilung weitergeleitet), die andere von der DTM selber. Und beide nutzen unterschiedliche Formulierungen in der Überschrift. In der von BMW steht ganz allgemein:

BMW stellt Weichen für zukünftiges Motorsport-Programm

In der von der DTM direkt ausgesandten, und teilweise mit Zitaten aus der BMW PM gespickten Mitteilung heißt es hingegen:

BMW-Vorstand stellt Weichen für DTM-Projekt ab 2012

Da muss man nicht sonderlich aufmerksam sein. Die Worte „Einstieg“ oder „wird teilnehmen“ fehlen da irgendwie auffällig. Und für alle, die die Überschrift der BMW PM nicht verstanden haben, heißt es weiter deutlicher:

„In der vergangenen Woche hat der Vorstand der BMW AG eine positive Grundsatzentscheidung für ein Engagement des Unternehmens im neu ausgerichteten „Deutsche Tourenwagen Masters“ (DTM) ab 2012 getroffen. Dazu müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, an denen der Dachverband ITR derzeit arbeitet. In Erwartung eines positiven Abschlusses trifft BMW Motorsport auf der Technikseite entsprechende Vorbereitungen. Die endgültige Entscheidung soll im Jahresverlauf fallen.“

Auch die DTM relativiert die Aussage aus der Überschrift leicht:


Die Basis für den Einstieg von BMW bildet das neue DTM-Reglement, welches der DMSB (Deutscher Motorsport Bund e.V.) derzeit in Zusammenarbeit mit dem DTM-Rechteinhaber und -vermarkter ITR e. V. entwickelt. Unterstützt wurde die Reglement-Entwicklung von den Ingenieuren der Hersteller Audi, BMW und Mercedes-Benz. Das Reglement soll künftig auch dazu dienen, DTM-Fahrzeuge zusätzlich international in anderen Rennserien einsetzen zu können.

Mario Theissen führt in der BMW PM weiter aus:

Wir werden in den kommenden Monaten auf technischer Seite alle nötigen Vorbereitungen treffen, um uns im Falle eines Einstiegs 2012 aus dem Stand konkurrenzfähig präsentieren zu können.

[Alle Hervorhebungen von mir]

BMW sagt also: „Wir wollen in die DTM, vielleicht eventuell bald. Mal sehen.“ und nicht „Ja, wir werden 2012 in der DTM antreten,“ wie man es eigentlich bei einer so großen Meldung erwarten würde. Nach einem PR-Knaller, der es eigentlich hätte sein sollen (und können), klingt das nicht. Und man kennt diese Absichtserklärungen aus dem Hause der DTM in Zusammenhang mit Citroen. Und der gesamte Einstieg ist von einer weiteren Vorstandsentscheidung im Laufe des Jahres abhängig. Wie so etwas ausgehen kann, hat man ja im letzten Jahr in Sachen Formel Eins gesehen. Und warum muss der Vorstand für eine solche Entscheidung zweimal zusammentreten? Erst mal Auto bauen, angucken, wenn es nicht hübsch genug ist lassen wir es sein?

Warum BMW und die DTM eine solche PR-Nebelbombe aussenden, anstatt in einer großen, gemeinsamen Pressekonferenz stolz eine Zusammenarbeit präsentieren, wird erst klar, wenn man sich den Focus von letzter Woche anschaut. Dort wird ITR­Vorstandsmitglied Dr. Thomas Betzler vollmundig zitiert:

Wir freuen uns darauf, BMW schon bald wieder in der DTM begrüßen zu dürfen.

Abgesprochen war diese Äußerung mit BMW wohl nicht. In der aktuellen Ausgabe des P1mag schreibt Mario Alberto Bauer, dass sich der ITR Mann wohl „falsch zitiert“ gesehen hat. Ein Dementi blieb allerdings aus. Dass BMW mit der ITR über eine mögliche Zusammenarbeit nachdenkt, ist nichts Neues. Schon im letzten Sommer schloss man eine Rückkehr zu DTM nicht explizit aus und hielt sich alle Türen offen. Dass die ITR allerdings vorprescht, bzw. der „Focus“ eine solche Meldung abdruckt, dürfte nicht geplant gewesen sein. Wie man so hört, muss es hinter den Kulissen ordentlich gescheppert haben. Immerhin hat man ganze 10 Tage gebraucht, um die Sache irgendwie zu kommunizieren, statt den DTM Auftakt in Hockenheim zu nutzen.

Wie erwähnt wurde die Original-Pressemitteilung von BMW heute über den DTM Presseverteiler versandt. Erst Stunden danach folgte die Reaktion der ITR/DTM. Es handelt sich also keineswegs um eine gemeinsame Erklärung. Wenn es böse betrachten will, dann ist der vorrangige und kommentarlose Versand der BMW Pressemitteilung mit einer „Gegendarstellung“ gleichzusetzen. Statt „Wir freuen uns BMW in der DTM begrüßen zu dürfen“, fallen jetzt nur Begriffe wie „plant“ usw.

Nach diesem PR-Desaster kann sich die DTM allerdings auch nicht mehr leisten, dass BMW einen Rückzieher macht. Man stünde schon arg komisch da, würde ein weiterer Hersteller dann doch wieder abspringen. Gleichzeitig wird aber auch klar, dass die DTM einer radikalen Regelementsänderung unterzogen wird. Es heißt in der DTM PM:

Das Reglement soll künftig auch dazu dienen, DTM-Fahrzeuge zusätzlich international in anderen Rennserien einsetzen zu können.

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12 Kommentare

aufmerksame Leser 29 April, 2010 - 18:44

Es werden wohl weiter Prototypen verwendet. GT2-Fahrzeuge müssen abgesehen davon 2 Türen haben, wenn es also GT2 geworden wäre hätte Audi den 5er und Mercedes das E-Coupe in die Schlacht schicken müssen.

Dirk 29 April, 2010 - 18:53

Ich hatte zu den Formulierungen die gleichen Gedanken, als ich das auf dem Kicker zuerst gelesen habe. Denn eine Entscheidung ist ja noch nicht gefallen, es wird nur Druck auf die ITR aufgebaut, das Reglement den Wünschen BMWs entsprechend anzupassen. Ich würde mich allerdings freuen, wenn BMW in die DTM zurückkehren würde, alleine schon weil man dann mehr als nur Audi und Mercedes sehen würde. Und wenn es ein GT2 Reglement wird, dann könnten ja vielleicht doch noch andere kommen.

Das mit dem Reglement für die DTM ist aber insofern besonders lustig, da die ITR es bis jetzt noch nichtmal geschafft hat, ein vollständiges Reglement für die aktuelle Saison zu erstellen. Ja, für diese Saison, die letzten Sonntag ihr erstes Rennen hatte, gibt es noch kein fertiges Reglement.

Gast 29 April, 2010 - 18:56

Lacroix ist ein Insider, was er schreibt dürfte sehr nahe an der Realität sein:
http://speedweek.de/news/11719/Beharrlichkeit-zahlt-sich-aus.html

DonDahlmann 29 April, 2010 - 19:07

@Leser: Stimmt, aber das könnte ja das „Alleinstellungsmerkmal“ der DTM sein.
@Dirk: Hahahaha
@Gast: Lacroix übersieht in seiner Analyse zwei wichtige Dinge: 1. Der bisherige „Nicht-Einstieg“ von BMW ist an der Tatsache gescheitert, dass man die DTM Wagen nicht als Kundensport-Fahrzeuge einsetzen kann. Damit verdient man aber Geld. 2. BMW hält sich mit der Entwicklung des neuen „Weltmotors“ die Tür sperrangelweit offen, um auch nach 2011 weiter in der WTCC zu sein. Steigt man da auch, entwickelt man also den M3 da nicht mehr, verliert man nicht nur die WTCC, sondern alle Serien die nach dem S2000 Reglement gefahren werden und in denen Kunden den 320i einsetzen. Daher gehe ich davon aus, dass es am Ende doch eine Art GT2 Reglement werden wird.
Lacroix spricht davon, dass die GT2 unsinnige Einstufungsregeln hat, was stimmt. Aber die hat die DTM ja auch.

Gast 29 April, 2010 - 20:07

Zu 1.:Das Wort Kundensport steht im Grunde nur für eine weltweite Einsatzfähigkeit des Farhzeugs. Diese will und wird man mit dem (und weiteren?) Rennen in China sowie der möglichen Zusammenarbeit mit der Super GT, der Aussi V8 und der GrandAm erreichen.
Zu 2.: Die kleinen Tourenwagen werden -> zusätzlich <- zum DTM-Engagement weiter angeboten um Kunden die Chance zu geben sie in den nationalen Meisterschaften einzusetzen. Die DTM wird laut Lacroix ebenfalls auf einen 4-Zylinder Turbo setzen, die V8 erwähnte er nur weil sie dem Weltmotor als Vorbild dienten. Insofern können beide Programme relativ kostengünstig nebeneinander existieren.

Und Einstufungsregeln gibt es in der DTM nicht wirklich, alle starten mit einem weißen Blatt und niemand bekommt Waiver. Das ist einer der größten Vorteile der DTM, bisher gab es nie Streitgkeiten zwischen den Herstellern wie in den meisten anderen Serien im Wochentakt. Einzig die Gebrauchtwagen will man auf ein ähnliches Level wie die neuen bringen, aber das ist mit den GT-Einstufungen nicht zu vergleichen da dabei keine Hersteller bevorzugt werden können.
Die Spatzen pfeifen schön länger von den Dächern dass das technische Reglement fertig ist, bisher wurde es nur noch nicht veröffentlicht. Es ist ein Prototypenreglement, GTs werden wir nicht sehen.
Für mich steht fest, BMW wird kommen. Die derzeitige Wortwahl dient ausschließlich dazu die Trümpfe in den Verhandlungen mit der ITR nicht zu früh aus der Hand zu geben.

Montoya12 29 April, 2010 - 20:37

Was will denn BMW in der öden DTM?
Boah ist mir schlecht.
Das ist wenn es denn so kommt für mich nur raus geschmissenes Geld.

Wolli 29 April, 2010 - 21:42

Wobei man sagen muss, solange Opel noch mitfuhr, war die DTM nicht so öde und Politisch belastet. Von daher kann BMW und eventuell ein japanischer Hersteller nur gut für die Show sein. Die Kosten für WTCC und DTM könnten gleich sein, aber der Werbewert sollte in der DTM höher sein. Die V8 Supercars und Grandam kann ich mir nicht DTM like vorstellen, die Japan GT würde fast 100% reinpassen. Und man hätte auf einen Schlag ein paar potenzielle Hersteller, die 2 oder 4 Autos schicken könnten.

NoteMe 29 April, 2010 - 22:14

Keine Ahnung, was an der BMW-Aussendung ambivalent ist. BMW hat beschlossen, in die DTM einzusteigen, lässt sich aber mit Blick auf die 2 Jahre Vorlauf die Möglichkeit offen, auf geänderte Umstände zu reagieren.

Wir können jetzt natürlich spekulieren, ob diese Umstände eine neue Krise der Weltwirtschaft bedeuten, oder eine falsche Pullifarbe bei Norbert Haug, aber dass BMW zum aktuellen Zeitpunkt einsteigen will steht nicht zur Diskussion.

Und wenn dann eine Serie wie im oben verlinkten Speedweek-Artikel beschrieben dabei herauskommt, kann man sich nur freuen, und hoffen, dass mit zusätzlicher Konkurrenz auch in Ingolstadt der Sportsgeist wieder eine Heimat findet.

Doppel00 30 April, 2010 - 18:49

BMW ist für mich als Marke eh untendurch seit ihrem Ausstieg aus der F1. Nicht weil sie ausgestiegen sind (Das müssen sie selber wissen). Sondern weil Sie ohne anstand ausgestiegen sind. Anstelle das überleben des Rennteams nach ihrem ausstieg zu sichern wie es etwa Honda gemacht hatte, haben sie einfach auf die Kohle geschaut und das Team an den meistbietenden verschachern wollen. Hätten sie das Team an Peter Sauber zurück gegeben ( So das er auch noch rechtzeitig das Concorde Abkommen unterschreiben kann) und das notfalls auch zum Nulltarif, dann hätte ich Achtung vor dieser Marke gehabt. So hat BMW leider keinerlei Sympathie mehr für mich.
Mfg Doppel00

nona 1 Mai, 2010 - 17:59

Frisch doch mal bitte jemand meine Erinnerung auf. Welcher Hersteller war es nochmal, der im Vorfeld der vorletzten Saison oder so schon auf der DTM-Homepage mit Logo und allem drum und dran als neuer Teilnehmer gefeatured wurde, dann aber doch wieder spurlos in der Versenkung verschwand? Lada? Aston Martin? …?

Mario-Alberto Bauér 1 Mai, 2010 - 18:47

Ich habe mir gerade mal diesen Artikel auf der Speedweek-Website durchgelesen. Schon interessant, dass diese Ansammlung an Subjektivitäten von einem Schreiber kommt, der sein liebes Leben als Motoirsport-Berichterstatter lang nichts viel anderes gemacht hat, als im DTM-Fahrerlager herumzuhängen. Waren das schlimme Jahre, als die DTM tot war, was ML? Nun muss natürlich alles schön geredet werden, damit die Party weitergeht.

Was mir auffällt: Man kennt ja seine Pappenheimer und weiss, wer nichts mit dem Internet am Hut hat und stets beschwört, daß das Geld noch immer mit dem Heftverkaufen verdient wird. Wenn ein solcher Artikel, ein Tag nach unserer DTM-Titelstory, in einer Länge erscheint, in der sich der Schreiber – nachprüfbar – so noch nie zuvor online ausgelassen hat, dann riecht man doch schon den Braten.

Solche Background-Artikel sind grundsätzlich immer Material für die Zeitschrift. Egal bei welchem Arbeitgeber. Die Speedweek hat aber nicht sonderlich viele Leser. Also bringt man den Artikel Online und erreicht – Google sei Dank – eben garantiert alle, die das Thema DTM im Netz suchen. Warum wohl? Ich glaube dazu passt eine früher Artikel, den Don hier vor einigen Wochen gepostet hat. Es ging um die Verzahnung zwischen komerziellen Interessen der Industrie und den Fachmedien sowie versteckte Werbung in redaktionellen Beiträgen…

Übrigens, auch wir werden das Thema in der nächsten Ausgabe von P1Mag erneut aufgreifen ;)

kelso 4 Juli, 2010 - 15:04

Susie Stoddart racing a car with two faces:
http://mercedes-benz.tv/de/clip-1233/T-Modell+im+Wolfspelz

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