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WTCC/BTCC: Analyse Marokko und Brands Hatch 2010

von DonDahlmann
1 Kommentare

„Analyse“ ist im Fall der WTCC vielleicht etwas übertrieben, aber das Chaos vom Wochenende sollte man sich doch mal betrachten.

Denn ein „Rennen“ der WTCC war das weder in Lauf 1 und schon gar nicht in Lauf 2. Wenn man es zusammenrechnet, kommt man auf ca. 7 von 26 gefahrenen Runden. Das ist ein Witz, den sich die Serie allerdings selber zuzuschreiben hat. Und ich meine nicht mal die enge Strecke in Marrakesch. Enge Stadtkurse gibt es immer wieder und das es dort mal gerne kracht, ist auch nicht das Problem. Es ist sind die verdammt kurzen Rennen der Serie nebst dem Umstand, dass die unter Gelb gefahrenen Runden nicht allesamt wieder auf die Renndistanz zugeschlagen werden. Wenn dann, so wie am Wochenende auch noch untrainierte Streckenposten dazu kommen, wird es halt unfreiwillig komisch.

Zeitweilig hat mich der Auftritt der WTCC schon einen „Marx Brothers“ Film erinnert, in dem alles schief geht, was schief gehen kann. Vor allem der zweite Lauf war ein echter Test für die Lachmuskeln. Erst schaltet die Ampel zweimal nicht auf grün, dann kracht es beim Start. Beim Restart kommt man eine halbe Runde weit, dann fährt am Ende noch eine Runde im Renntempo.

Natürlich kann man jetzt mosern und sagen: „Das mit der Bergung der Wagen wäre schneller gegangen, hätte man jemanden damit beauftragt, der sich damit auskennt.“ Aber mal ehrlich: die Streckenposten in Marokko waren es nicht schuld. Was sollen die auch machen, wo sie kaum Erfahrung mit Autorennen hat. Dafür haben sie am Ende noch einen ordentlichen Job gemacht. Warum die FIA allerdings in solchen Fällen sich nicht ein paar erfahrene britische oder deutsche Jungs besorgt, die die Abschleppwagen fahren und die heimischen Posten unterstützen, ist mir ein Rätsel. In Monaco macht man das seit Jahren und es klappt vorzüglich. NASCAR und IRL reisen seit Jahren mit einer eigenen Safety Crew rum und die DTM macht das, meines Wissens, bei den Auslandsrennen teilweise auch.

Das Rennen hat aber mal wieder gezeigt, dass die Sprintrennen der WTCC absoluter Quatsch sind. Seit sieben Wochen gab es kein Rennen, man hat den ganzen Plunder nach Nordafrika geschleppt und dafür ist man ca. 5 Minuten Rennen gefahren. Unsinniger geht es ja wohl kaum. Wenn man schon kurze Rennen fahren möchte, dann doch bitte drei Stück, wie die BTCC, oder zwei längere Rennen, in denen Reifen und andere Komponenten auch mal eine Rolle spielen. Soviel zu dem Auftritt, den man schnell vergessen sollte.

BTCC
Dagegen lieferte die BTCC ein deutlich besseres Wochenende ab. Kunststück, man war ja auch auf der GP-Schleife von Brands Hatch unterwegs, die immer spektakuläre Action bietet. Dazu kam, dass das Feld ordentlich durch gemischt wurde. Vorne tauchten etwas überraschend die mit Gas angetriebenen Ford Focus auf, die schon in der Quali alles in Grund und Boden gefahren hatten. Weder Honda noch Chevy konnte den Ford das Wasser reichen und Tom Chilton zeigte seine Klasse in dem er im ersten Lauf, in dem es aus Eimern goss, einfach vorne weg fuhr. Dahinter hatte sich schnell der zweite Ford Mann, Onslow-Cole eingerichtet, doch der stand unter Dauerbeschuss von Gordon Shedden im Civic stand und sich schließlich beugen musste. Dahinter richteten sich Collard und Mat Neal im zweiten Honda ein. Da im Regen einige Fahrer die Strecken aus den Augen verloren, musste das Safety Car für Ruhe sorgen. Der Sieg von Chilton im ersten Lauf war aber ungefährdet und es war der erste Sieg eines Fords seit 10 Jahren und der erste Sieg eines LPG-Wagens überhaupt.

Lauf zwei war etwas dröge, weil Chilton vorne wieder mal alles davon fuhr, allerdings war Onslow-Cole dieses Mal von Gordon Sheddon und Alex McDowell im zweiten Cruze unter Druck. Die drei lieferten sich einen sehenswerten Kampf, und Cole konnte sich am Ende mit gerade mal 9 Tausendstel vor Shedden den vorläufigen zweiten Platz sichern. Vorläufig deswegen, weil Chilton nach dem Rennen aus der Wertung genommen wurde, da die Bodenfreiheit seines Focus nicht den Regeln entsprach.

Rennen Nummer drei fand bei Mischverhältnissen statt. Es regnete nicht mehr, aber die Strecke war auch nicht trocken. Einige Fahrer beschlossen deswegen halb auf Slicks, halb auf Regenreifen zu setzen, was ihnen zunächst nicht gut bekam. Tom Boardman hatte, nach der Lotterie mit dem reverse grid, zunächst die Pole inne, wurde aber innerhalb weniger Runden von dem BMW Trio bestehend aus Mat Jackson, Collard und Steven Kane aufgeschnupft. Die gaben vorne das Tempo an und es sah nach einem dreifach Triumph aus, doch dann trocknete die Strecke doch schneller ab als gedacht und Mat Neal prügelte seinen mischbereiften Honda durchs Feld eine Runde vor Schluss griff er sich Kane, in der letzten Runde war Collard dran und er hing schon im Heck von Jackson, doch der konnte sich über die Ziellinie retten.

Ein rabenschwarzes Wochenende hatte Meisterschaftsfavorit Jason Plato. Dem ging schon im ersten Lauf plözlich der Motor aus und die Chevy Mannschaft bekam das Problem nicht in den Griff, so dass er ohne Punkte blieb. Damit ist er dann auch die Führung in der Meisterschaft los.

Stand BTCC:

01 Matt Neal 67
02 Jason Plato 67
03 Steven Kane 59
04 Paul O’Neill 56
05 Mat Jackson 53
06 Gordon Shedden 50
07 Tom Onslow-Cole 42
08 Robert Collard 39
09 Fabrizio Giovanardi 38
10 Tom Chilton 32

Nächstes Rennen ist erst in vier Wochen, dafür gehts dann in Oulton Park zur Sache.

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1 Kommentare

nona 4 Mai, 2010 - 21:43

Die Hirnlosigkeit der WTCC-Rennen wird IMO noch dadurch verschärft, dass auch die F2 als Rahmenrennen (die übrigens längere Rennen fuhr als die lächerlich mickrigen 11-erweitert-auf-13-Runden in der WTCC…) teilweise ziemlich chaotisch ablief und von langsamer Bergung havarierter Fahrzeuge geplagt war. Das Chaos war absehbar, trotzdem wurde nichts daraus gelernt.

Mal abgesehen davon, dass man sicherlich nochmal diskutieren sollte, ob eine offenrädrige Jungspund-Nachwuchsserie wie die F2 überhaupt in einem solchen aus zwei AVUS-Geraden mit etwas Schikane und Kurve bestehenden Betonkanal fahren sollte. Recipe for disaster. Wollen die auf Teufel komm raus die Sicherheit der Fahrzeuge anhand von spektakulären Unfällen mit glimpflichem Ausgang beweisen?

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