Die Le Mans Series kommt nach Spa – da das traditionelle 1000km-Rennen auf dem Nürburgring in diesem Jahr nicht von der LMS ausgetragen wird, ist dieses Event kurz hinter der Grenze fast schon ein Heimrennen für die zahlreichen deutschen Teilnehmer. Audi und Peugeot ziehen mit vollem Aufgebot in diese Schlacht, die das erste große Aufeinandertreffen der beiden markiert.
In Sebring war Audi außen vor, in Le Castellet waren nur je ein Audi und ein Peugeot vor Ort, letzterer hatte wegen eines frühen Reparaturstops keine Chance, der von der ganzen Sportwagen-Welt heiß erwartete Vergleich war nur an den Rundenzeiten festzumachen. In den Ardennen treten nun beide mit je drei Diesel-Prototypen an, hinzu kommt noch der private Oreca-Peugeot. Besonders Audi hat also wohl aus den Fehlern von 2009 gelernt, als man sich in Le Mans plötzlich wunderte, dass sich bei über 50 Autos auf der Strecke mehr Reifengummi in den Kühlern sammelt als bei einem Test auf allein gemieteter Rennstrecke. Natürlich ist immer wieder von Training, Entwicklung und Daten Sammeln für Le Mans die Rede (bei Peugeot mehr als bei Audi), aber trotzdem wird es an diesem Wochenende den ersten offenen Schlagabtausch geben, ein Sieg in Spa zählt schließlich was. Die Wagen schienen auf dem Circuit Paul Ricard eng beieinander, besagter Schlagabtausch sollte also ein aufregender sein.
Auch Tom Kristensen ist wieder dabei, nachdem er seine Achillessehnen-Verletzung überwunden hat. Spannend auch die Frage, wie sich die neuen Fahrerkombinationen schlagen: Timo Bernhard, Romain Dumas und Mike Rockenfeller teilen sich ein Auto, Bernhard und Dumas waren ja für Penske-Porsche in der ALMS einige Jahre erfolgreich unterwegs; André Lotterer hat letztes Jahr mit dem alten Kolles-Audi R10 in Le Mans zusammen mit Charles Zwolsman (beide waren Le Mans-Rookies!) den siebten Rang geholt, nachdem sich Nahrain Kartikeyan vor dem Start die Schulter ausgekugelt hatte. Benoit Tréluyer ist am besten durch den spektakulären Unfall im Pescarolo-Peugeot 908 beim letztjährigen 24h-Rennen bekannt, er teilt sich einen Audi mit Lotterer und Marcel Fässler. Bei Peugeot verstärken Anthony Davidson, der schon zur Sebring-Siegerkombo gehört, sowie Simon Pagenaud, zuvor zwei Jahre in der ALMS für Acura unterwegs, die bewährten Fahrer. Er und Nicolas Minassian sind die einzige Piloten im Peugeot-Aufgebot, die nie Formel 1 gefahren sind, der 908 scheint also auch nach mehreren Entwicklungsjahren diesem Typus Fahrer am meisten zupaß zu kommen.
Bedauerlicherweise fehlen die Aston Martin-Prototypen (es fährt lediglich der private Signature-Aston Martin) sowie die Mansell-Familie, die ihre neuen Aerodynamik-Teile lieber in Snetterton testet und auch der Oreca-Benziner. Noch schlimmer sind allerdings die Nachrichten aus dem Hause Pescarolo: das Le Mans-Urgestein wurde von seinen Investoren Sora, Jacques Nicolet und Genii Capital hängen gelassen und wird seine Eigenbau-Prototypen nicht in Spa, schlimmer noch: vermutlich auch nicht in Le Mans einsetzen können.
Nicolets Team OAK Racing tritt allerdings weiterhin mit seinen zwei pink-schwarzen Pescarolo-Judds in der LMP2-Klasse an und gehört dort neben dem Strakka-HPD (Honda Performance Development, Acura heißen die ja mittlerweile offiziell nicht mehr) zu den Favoriten, wobei die Klasse allgemein stark besetzt ist. Auch sieben Formula Le Mans-Fahrzeuge fahren wieder ihr eigenes Rennen im Rennen aus: acht Sekunden fehlten diesen von Oreca konstruoerten Einheitsfahrzeugen im Quali auf die LMP2, 15 Runden waren es schließlich im Rennen zwischen den Klassensiegern – nur um einmal den Unterschied herauszustellen.
Überraschend gut besetzt ist die GT1, das sieht man ja dieser Tage leider nur noch selten: neben den beiden Saleen aus Le Castellet und einer Luc Alphand-Corvette werden drei Ford GT am Start sein, zwei vom Schweizer Matech-Team, eine von MarcVDS, allesamt bekannt aus der GT1-WM. Auch einer der dort eingesetzten Young Driver Aston Martin DBR9 wird am Start sein. Damit hat die Klasse beinahe schon Le Mans-Stärke, für das Main Event sollen noch ein Lamborghini und zwei weitere Corvettes am Start sein. Gesucht wird bei Matech wohl auch noch ein Ersatz für Natacha Gachnang, die in Le Mans starten sollte, diese „Einladung“ aber wegen ihres Beibruchs nicht wird wahrnehmen können.
Die GT2 ist wie üblich in Top-Besetzung, es steht eine weitere Episode der Schlacht Porsche vs. Ferrari bevor (Favorit wohl wieder Lieb/Lietz für Felbermayr-Proton), ergänzt durch die beiden BMW, die dieses Mal dank der in Südfrankreich gesammelten Erfahrung auch stark sein sollten. Für die Bayern wird neben Jörg und Dirk Müller, Dirk Werner, Augusto Farfus und Andy Priaulx auch Altmeister Uwe Alzen ins M3-Steuer greifen. Spannend auch, ob Alesi/Fisichella/Vilander wieder so auftrumpfen können, wie in Le Castellet, wo sie – auch dank Problemen bei der Konkurrenz – ein Podium einfahren konnten.
Zu Spa selbst braucht wohl nichts mehr gesagt werden. Das Wetter ist als wechselhaft vorhergesagt, aber wechselhaft ist das Wetter in Spa bekanntermaßen auch, wenn es nicht als solches vorhergesagt ist. Die Regenwahrscheinlichkeit für den Sonntagnachmittag liegt momentan bei bis zu 60%. Eurosport zeigt dieses Mal recht viel vom Rennen live: die Startphase von 11:15 bis 12:00 Uhr, 13:00 bis 14:00 Uhr auf Eurosport 2, ab 14:15 Uhr wiederum eine Stunde im Hauptprogamm und schließlich die Schlussphase, leider wieder nur als Aufzeichnung/Zusammenfassung ab 17:30 auf Eurosport 1. Sollten die Radfahrer früher fertig werden, ist natürlich auch eine frühere Live-Einblendung möglich, überhaupt sollte man sich nicht zu sehr auf diese Zeiten verlassen…
Ich selbst werde im Übrigen ab Freitag Mittag live vor Ort sein, sodass es dann nächste Woche viele Bilder und einen ausführlichen Bericht geben wird.
ADAC GT Masters
Schön, mal wieder vierrädrige Fahrzeuge auf dem Sachsenring zu sehen. Noch schöner, dass es sich dabei um die tolle GT Masters-Serie handelt, die wiederum live bei Kabel 1 zu sehen sein wird, sowohl samstags als auch sonntags jeweils ab 11:45 Uhr. Wer sich nochmal durch die komplexen Regeln wühlen möchte, möge in der Oschersleben-Vorschau nachschlagen, aber muss das nicht sein, es dürfte auch so einfach Spaß machen, die attraktiven GT3-Fahrzeuge auf der Berg- und Talbahn nahe Hohenstein-Ernstthal zu bewundern.
Auf der Entry List finden sich zwei prominente Verstärkungen: Frank Kechele, der im Reiter-Lamborghini in der GT1-WM startet und noch am Wochenende in Silverstone durch die Disqualifikation des Siegerwagens aufs Podium gehoben wurde ersetzt Kuba Giermaziak im Abt-Audi R8. Der Pole startet im Porsche Supercup im F1-Rahmenprogramm. Und dann ist da noch Jörg Bergmeister, Porsche-Werksfahrer und vielfacher ALMS-Renn- und Meisterschaftssieger, der sich mit seinem Bruder Tim einen der Mühlner-Neunelfer teilt.
Kurz zur Strecke, die ja mangels im TV übertragener Rennserien (abgesehen von der MotoGP) weniger bekannt ist als die übrigen deutschen Bahnen: der alte Sachenring, ein Straßenkurs über knapp neun Kilometer durch die Landschaft zwischen Chemnitz und Zwickau wurde in den 90ern als sicherheitstechnisch nicht mehr tragbar angesehen und ab 1995 durch eine moderne Rennstrecke (kombiniert mit Fahrsicherheitszentrum) ersetzt, die auf einer Brachfläche, aber leider zu nah an der Ortschaft errichtet wurde, sodass auf Grund von Lärmschutz-Auflagen nur wenige Betriebstage pro Jahr für den „großen“ Motorsport möglich sind. Dieser moderne Sachsenring und seine diversen Umbauten hin zum heutigen Zustand gehen übrigens auch zu einem guten Teil auf das Konto des viel gescholtenen Hermann Tilke. Der STW-Cup und die neue DTM fuhren einige Male dort, in den letzten Jahren aber nur noch die angesprochenen Motorrad-Weltmeisterschaft, die aber über 200.000 Zuschauer anlockt. Beim GT Masters-Wochenende werden es wohl einige weniger sein.
1 Kommentare
Der Eintritt zum GT Masters Wochenende ist übrigens komplett frei – nur der Zugang zum Fahrerlager kostet 10 EUR. Die lohnen sich aber wirklich, weil man hier wirklich in die Boxen reinschauen kann. Und auch hinter den Boxengasse ist viel los, wenn dort die anderen Serien aufbauen und reparieren.
Ein rundum zu empfehlendes Event!
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