Ein zeitweilig erstaunlich abwechslungsreiches war das in Barcelona. Also verglichen mit den Rennen der letzten Jahre.
Die, für die Konkurrenz, erfreulichste Erkenntnis des Rennens galt Red Bull. In der Quali war man 7 Zehntel schneller, im Rennen schmolz der Vorsprung auf ein paar Zehntel. Damit ist man zwar immer noch schneller als der Rest der Welt, aber zumindest ist das Licht am Ende des Tunnels etwas heller. Dazu kommen die immer wieder auftretenden technischen Probleme am Wagen, die am Ende auch Vettel wieder frustrierten. Aber der Rest der Welt wird mit sehr großen Kopfschmerzen nach Monaco fahren. Denn es ist kaum zu sehen, dass man den Rückstand bis zur Türkei aufholen kann. Immerhin freute sich am Ende einer über das Rennen.
Ich bin mal sehr gespannt, wie die Presse in den nächsten Tagen über Schumacher berichten wird. Ich würde mich nicht wundern, wenn man mit dem Argument um die Ecke kommt, dass Mercedes den Wagen für seinen Star umgebaut hat. Den Gedanken kann man natürlich schnell haben, denn kaum ändert man den Wagen um Untersteuern weg zu bekommen, brummt der Ex-Weltmeister seinem Teamkollegen schlappe 5 Zehntel auf. Wenn man bedenkt, dass er vorher 3 Zehntel langsamer war, ergibt sich ein Umschwung, der so nicht sein kann. Zum einen ist Rosberg nicht in 3 Wochen langsamer geworden, zum anderen Schumacher nicht schneller. Wo genau die Probleme von Rosberg lagen, ist nicht klar, aber es ist wohl teilweise eine Mischung aus einer anderen Abstimmung und einfach einem schlechten Wochenende.
Was Schumacher aber noch leisten kann, zeigte er dann auf der Strecke. Sein etwas optimistisches Überholmanöver gegen Button war kaum schlechter als das, was Hamilton gegen Vettel zeigte, die Art und Weise, wie er Button dann hinter sich halten konnte, war dann reine Routine, auch wenn es spektakulär aussah. Das zeigte am Ende aber immerhin, dass er keineswegs seine Aggressivität verloren hat und ihm er im Rennen vermutlich noch zu schnellsten gehört. Wenn er denn einen guten Wagen hat. Denn trotz des guten Rennens von Schumacher, hatte man lange Gesichter bei Mercedes. Schumacher fehlten am Ende mehr als eine Minute auf Webber, der am Ende gar nicht mehr die volle Leistung abrufen musste. Eine Überrundung wäre vielleicht etwas viel gewesen, aber weit weg war man davon nicht.
Leichte Fassungslosigkeit herrschte bei McLaren. Zum einen hatte man sich deutlich mehr erwartet, was Quali und Rennen angeht, zum anderen verlor man den zweiten Platz durch einen noch nicht geklärten Reifen- bzw. Felgenschaden. Könnte auch sein, dass die Zentralmutter mal wieder nicht gehalten hat, denn kurz bevor der Reifen platzte, konnte man in der Zeitlupe sehen, dass das gesamte Rad leicht wackelte. Das ist Pech, andererseits war McLaren, als selbsterklärte Nummer 2 hinter Red Bull, zu keiner Zeit in der Lage das Tempo der Österreicher zu gehen. Auch Button, der theoretisch 7 Zehntel hätte schneller sein müssen als Schumacher, brachte nicht die Leistung, die man sich erwartet hatte. Und das alles, obwohl man den schnellsten Wagen in Sachen Höchstgeschwindigkeit Da wird man ordentlich nacharbeiten müssen. Aber dennoch halte ich McLaren weiterhin für den schärfsten Verfolger von Red Bull. Man ist nah dran und anders als im letzten Jahr, hat man das Gefühl, dass ihnen nur die ein oder andere Kleinigkeit fehlt.
Weiter hinten ist man hübsch eng zusammengerückt. Renault, Force India, Toro Rosso und Sauber liegen ziemlich gleich auf. Bei Sauber sah man das, leider, mal wieder nicht. Kobayashi konnte seinen zehnten Platz aus der Quali nicht umsetzten. Das lag allerdings daran, dass er nach dem Start von einem Renault angeschoben wurde, und danach rettungslos im Mittelfeld hängen blieb. Vom Speed her hätte der Japaner den 10 Platz halten können.
Den holte sich am Ende der erstaunliche Rubens Barrichello. Nach der Quali und dessen Platz 18 hätte man wohl keinen Pfifferling auf den Brasilianer gegeben, aber er nutzte das Startgetümmel geschickt aus und kassierte auch noch Nico Hülkenberg. Am Ende landete er Platz 9 und holte zwei wichtige Punkte für das Traditionsteam. Wenn man bedenkt, dass er nach der Quali noch wie ein Rohrspatz über den Wagen geschimpft hatte… Dabei geht der Williams gar nicht so schlecht im Rennen. Zum einen brauchte Nico Rosberg eine Ewigkeit um an Hülkenberg vorbei fahren konnte, zum anderen fuhr Barrichello locker die Zeiten von Kubica und Sutil. Offenbar hat man bei Williams, wie bei vielen anderen Teams, in der Quali das Problem, dass man die Reifen nicht auf Temperatur bekommt.
Bei Ferrari sieht die Welt von aussen besser aus, als sie tatsächlich ist. Massa war in Barcelona nicht gut sortiert. In der Quali fehlten ihm sagenhaft 6 Zehntel auf Alonso, im Rennen steckte er hinter Button und Schumacher fest und machte auch nicht den Eindruck, als sei er motiviert genug beide anzugreifen. Alonso profitierte von den technischnen Gebrechen der Konkurrenz und war auch nicht in der Lage anzugreifen. Anders ausgedrückt: wenn beide McLaren normal unterwegs sind, liegen die Italiener dahinter. Chris Dryer meinte nach dem Rennen, dass man die schlechte Performance erwartet habe, aber wenn das so ist, dann kann Ferrari die WM schon abschreiben.
Denn Barcelona ist ja eine Strecke, die viele Elemente anderer Strecken aufgreift. Wenn Red Bull vor allem in den schnellen und mittelschnellen Kurven unschlagbar ist und die Zeit holen, dann wird sich die Konkurrenz was einfallen lassen müssen. Denn mit der Türkei, Valencia, Silverstone, Hockenheim, Spa, Suzuka, Brasilien und Abu Dhabi folgen eine Menge Strecken, die dem Red Bull liegen werden.
In der WM sieht man die Dominanz von Red Bull allerdings nicht. Da führt immer noch Button mit 70 Punkten vor Alonso (63). Dann folgen aber schon Vettel (60) und Webber (53).
Am Rande des Grand Prix wurde im übrigen bekannt gegeben, dass der F-Schacht (F-duct) ab 2011 verboten wird. Man fürchtet, dass die Höchstgeschwindigkeit zu hoch wird, zu dem sorgt die Technologie auch dafür, dass man noch schlechter überholen kann, weil der Sog hinter dem Wagen gestört wird.
Es geht schon in dieser Woche in Monaco weiter. Achtung: das freie Training ist traditionell schon am Donnerstag!





8 Kommentare
Erstmal ein großes Lob an deinen Blog. Du schaffst es, dass auch ich als Normalozuschauer technische Unterschiede und Fortschritte gut verstehe. Das gibt dem ganz Sport viel mehr Tiefe.
Am meisten freue ich mich für Webber. Es gab ja nicht wenige, die nächste Saison einen stärkeren Teamkollegen (Raikkönen) für Vettel fordern. Gestern hat man gesehen wie schnell der Australier sein kann, wenn er nicht gerade von der Strecke geschubst wird.
Ich hatte schon vorher vermutet, dass RB im Rennen nicht ganz so überlegen sein würde. Irgendwas haben die gefunden, was ihnen vor allem im Qualifying zu einem dramatischen Vorsprung verhilft.
Super Leistung von Schumacher, muss man einfach sagen!
@ Ich: Das liegt aber auch zu einem großen Teil an den Fahrern. Webber hat schon bei schlechteren Teams gezeigt, dass er ein sehr guter Qualifyingfahrer ist und Vettel scheint ihm in Nichts nachzustehen.
Laut Whitmarsh könnte Hamiltons Felgenschaden auch durch einen Stein verursacht worden sein, ähnlich wie bei Kovalainen 2008 auf derselben Strecke.
@ Stefan
Ausgeschlossen, dass das nur an den Fahrern liegt. Beide sind sehr gut (Webber halte ich aber nicht für absolute Weltklasse), aber das sind andere auch. Ich vermute, dass RBR sehr viel besser den Nachteil kompensieren kann, in der Qualifikation dasselbe Setup fahren zu müssen wie fürs Rennen. Alle müssen da Kompromisse eingehen, aber RBR wirkt es sich nicht aus. Es wurde ja schon über die Bodenfreiheit spekuliert, aber sicher gibt es auch andere Möglichkeiten. Auf die alle anderen offenbar noch nicht gekommen sind.
@ Ich: Das es nur an den Fahrern liegt hab ich nicht gesagt, nur das sie ihren (großen) Teil dazu beitragen.
Und betrachtet man nur das Qualifying gehört Webber für mich zur absoluten Weltklasse. Mit Williams hat er es immer wieder in die vorderen Reihen geschafft.
Ich frag mich bloss warum Jenson Button und Nico Rosberg in der ersten Kurve immer außen überholen wollten.Warum die es nicht mal ganz ganz innen probiert haben versteh ich nicht.
Der Schumacher hat sich doch halb tot gelacht im Auto.
Re: Schumacher/Rosberg – ich denke nicht, dass man aus dem einen Rennen schon ableiten kann, der Wagen sei „für Schumacher“ umgebaut worden. Rosberg und Schumacher haben einen ziemlich ähnlichen Fahrstil, mögen beide übersteuernde Setups und kommen mit untersteuernden Fahrzeugen nicht klar. Beide haben bisher auch immer dieselben Baustellen am Auto moniert. Jetzt ist z.B. mit dem verlängerten Radstand etwas gegen das Untersteuern unternommen worden, das kommt im Grunde beiden Fahrern entgegen. Wenn man aber Schumacher zugesteht, dass er in China nicht wusste, warum es da für ihn nicht lief, dann sollte man Rosberg das für Barcelona auch zugestehen. Schaunmermal wie das in ein paar Rennen aussieht (Monaco aussen vor gelassen – die Strecke ist zu speziell).
Re: Barrichello – worüber er sich nach der schlechten Quali so rohrspatzend beschwert hat, war nicht nur der Wagen, sondern auch dass er von der Box ständig so zugequatscht wurde, dass er sich nicht auf seine schnelle Runde konzentrieren konnte. Weissnich was davon zu halten ist…
Re: F-Duct/Aerodynamik – gerade an Button (F-Duct) hinter Schumacher (kein F-Duct) konnte man ziemlich frappierend sehen, was der F-Duct ausmacht und wie schwierig es dennoch ist, in der F1 mit ihrer Aerodynamik zu überholen. Erst hat Button es mit einfachem Kontern versucht, ohne Erfolg. Dann hat er es mit Duct-Power probiert, indem er aus der letzten Schikane raus auf die Start/Ziel-Gerade viel Platz liess, um dann auf der Geraden per F-Duct vorbeizuziehen – was nicht funktionierte, denn auch wenn er auf den MercedesGP aufschloss als stünde der geparkt, sobald er in der dirty air ankam war’s vorbei mit dem Vorteil. Das hat er ein paarmal probiert, danach dümpelte er nur noch direkt am Heck rum und musste dann irgendwann abreissen lassen, um sich nicht die Reifen und die Motortemperatur vollends zu versauen. Schon tragisch.
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