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Vorschau: 24h-Rennen Nürburgring

von StefanTegethoff
4 Kommentare

Mit dem 24 Stunden-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife steht an diesem Wochenende eines der Top-Events des deutschen, wenn nicht sogar des europäischen Motorsports an. Die Teilnehmerliste lässt auf ein grandioses Rennen hoffen, auf das aber schon vorher ein Schatten fällt.

Update: Das WIGE-Live-Timing gibt’s hier, danke an KyleBush666 im Chat!

Nachdem in den vergangenen Jahren der Grand Prix von Monaco, das Indianapolis 500 und die 24 Stunden auf dem Nürburgring meist auf ein und dasselbe Wochenende fielen, ist dieses Wochenende der Top-Events in diesem Jahr durch frühere Termine für das 24h-Rennen und Monte Carlo aufgesplittet – also: noch mehr Zeit sich mit den einzelnen Events zu befassen, auch wenn Start und Zieleinfahrt in der Grünen Hölle sich leider mit der Formel 1 überschneiden.

Getrübt wird die Vorfreude auf das Rennen aber von dem Tod Carl Friedrich „Leo“ Prinz zu Löwensteins beim letzten VLN-Lauf vor einigen Wochen. Bei über 200 Fahrzeugen auf der gefährlichen Nordschleife sollte man an diesem Wochenende die Daumen drücken, dass keiner der vielen Fahrer dabei zu Schaden kommt. Einen recht guten Kommentar (ich habe zumindest einen allein schon von der Wortwahl her schlechteren gelesen) gibt es in der aktuellen Ausgabe vom Racingjournal.

Aber zum Rennen, dem aufgrund der anspruchsvollen Strecke wohl härtesten Langstreckenrennen der Welt, das noch spannender werden könnte als die Vorjahresausgabe: Manthey Racing hat die vergangenen vier Ausgaben des Rennens mit seinem grün-gelben Porsche gewonnen und gehört auch in diesem Jahr wieder zu den Favoriten auf den Gesamtsieg. Fünf Neunelfer setzt der Porsche-Tuner ein (vier GT3 R, einen GT3 Cup S), vier davon in der Top-Klasse SP9 GT3 – in der #1 sitzt dabei wieder die siegreiche Pilotenkombination der vergangenen drei Jahre: Marc Lieb, Timo Bernhard, Romain Dumas und Marcel Tiemann. Zwei der weiteren Manthey-Autos werden von Haribo gesponsert, die ihre Rennsportaktivitäten damit wieder aufleben lassen – der jüngste Sohn der Süßwaren-Familie, Hans-Guido Riegel, wird dabei auch am Steuer des GT3 Cup S sitzen. Zum fünften Manthey-Porsche später mehr.

Die härteste Konkurrenz dürften die deutschen Marken Audi und BMW stellen: Audi bringt acht der mittlerweile gut erprobten R8 LMS gegen die Porsche-Armada. Bereits im vergangenen Jahr ließ die Jagd dieser damals neuen Fahrzeuge das Ausdauerrennen zu einem Sprintrennen mit Überlänge werden. Abt Sportsline (Abt/Collard/Luhr/Mies sowie Ekström/Scheider/Jarvis/Werner) , Phoenix Racing (Rostek/Ludwig/Bronzel, Basseng/Rockenfeller/Stippler/H.-J. Stuck und Biela/Fässler/Kaffer/Hennerici) und Black Falcon (Jöns/Breslin/J. Stuck/Heyer und Mehta/Breslin/Wilson) setzen sieben dieser Fahrzeuge mit Unterstützung von Audis Werks-Sportabteilung und Top-Fahrern aus DTM, LMS, GT Masters und Co. ein, das achte wird kurzfristig privat von Alexander Krebs in der seriennäheren Klasse SP8 eingesetzt, am Steuer sitzt dort unter anderem Ellen Lohr, die beim GT3-EM-Rennen in Silverstone im Laborghini Gallardo aber nicht hunderprozentig überzeugte.

Von BMW Motorsport werksseitig eingesetzt werden zwei M3 E92 mit den enorm starken Fahrerpaarungen J. Müller/Farfus/U. Alzen/Lamy und Werner/D. Müller/Priaulx/Adorf, von denen einige letzte Woche noch in Spa aktiv waren. Der Ford GT, mit dem Dirk Adorf im vergangenen Jahr in der Anfangsphase für Spektakel und Aufregung sorgte, ist leider nicht mehr dabei, auch sein letztjähriger Co-Pilot Hermann Tilke ist in diesem Jahr nicht am Start.

Weitere Teams, die eine Rolle im Kampf um die vorderen Platzierungen spielen könnten, sind Vulkan Racing-Mintgen Motorsport mit seiner Dodge Viper in der auf Kundensport-Einsätze ausgerichteten Competition Coupe-Variante (Riebensahm/Kohlhass/Brück) oder der private Mamerow-Porsche (Mamerow/Henzler/Hardt) sowie die zwei von Schubert Motorsport eingesetzten BMW Z4 GT3 (Hartung/Söderlund/Sandström/Öhlin) und (Hürtgen/Sorlie/Viebahn/Göransson). Natürlich ist das keine abgeschlossene Liste, die lässt sich schließlich bei so vielen Fahrzeuge mit starken Fahrerpaarungen kaum erstellen.

Wichtig in Bezug auf die SP9 GT3-Klasse ist noch, dass diese zur 2010 erstmals ausgetragenen Deutschen Meisterschaft in der GT3-Kategorie gezählt wird. Darum finden sich hier einige Teams und Fahrer wieder, die noch am vergangenen bei den GT Masters am Sachsenring anwesend waren, die übrigens zwei tolle Rennen ablieferte; Sieger waren in Lauf 1 Peter Kox und Albert von Thurn und Taxis (nach tollem Überholmanöver von Kox um Platz 1, außerdem unter Anwesenheit von Fürstin Gloria), in Lauf 2 Luca Ludwig und Christopher Mies im Audi R8, zum Held des Wochenendes erkor Rainer Braun aber den starken Sven Hannawald, der zwar die zuvor von Thomas Jäger gehaltene Führung nach dem Fahrerwechsel nicht halten könnte, aber einen starken zweiten Platz einfuhr.

Tolle Autos gibt es natürlich auch in den kleineren Klassen: in der SP8 etwa treten etwa einige Aston Martin an, unter anderem sitzt auch der CEO der britischen Sportwagenschmiede Ulrich Bez am Steuer der viertürigen Limousine Rapide. Aus Japan kommen u.a. zwei Lexus LF-A, am Steuer des einen sitzen unter anderem Audi-LMS-Pilot Andre Lotterer und Armin Hahne, sowie für die SP 7-Kategorie der Falken-Nissan mit Dumbreck/Schoysmann/Tanaka/Hoshino. Und auch die übrigen Klassen, in denen alles vom Mini bis zum Manta antritt, sind es natürlich, was was Flair des Rennens ausmacht.

Und was beim Nürburgring-24h-Rennen auch seit einigen Jahren eine Rolle spielt, sind alternative Antriebstechnologien. Das prominenteste Beispiel ist in diesem Jahr wohl der neue Hybrid-Porsche 911 GT3 R, der mit dem von Williams eigentlich für den Formel 1-Einsatz (und nun noch einmal weiter-)entwickelten Schwungrad-KERS ausgerüstet ist. Eingesetzt wird das Auto auch von Olaf Manthey und mit der starken Fahrerkombination Jörg Bergmeister, Richard Lietz, Marco Holzer und Martin Ragginger. Mit diesem Team und dem geringeren Spritverbrauch, ergo weniger Boxenstopps, könnte der Wagen durchaus eine Chance auf eine gute Platzierung haben, wenn die Technik das lange Rennen durchhält. Nico Hülkenberg hat den Wagen bereits vor einigen Wochen auf der Nordschleife Probe gefahren, er gab an, die sich immer wieder aufladenden 120 Bonus-kW 20-25 mal pro Runde eingesetzt zu haben.

Aber auch „weiter unten“ in der Starterliste gibt es spannende Innovationen: Heico Sportiv setzt einen mit E85-Ethanol betriebenen Volvo C30 ein, deren Ziel der erste Klassensieg eines Bioethanol-Fahrzeugs ist. Und Kris Nissens VW-Motorsport-Abteilung ist wieder mit drei Bio-Erdgas-befeuerten Scirocco vor Ort, zu den Fahrern gehören hier Vanina Ickx, Klaus Niedzwiez und Peter Terting.

Muss zur Nordschleife selbst noch irgendetwas gesagt werden? Hatzenbach, Flugplatz, Fuchsröhre, Karussell, Brünnchen, Pflanzgarten – die eingängigen Kurvennamen dürften den meisten Motorsport-Fans etwas sagen. Für alle Neulinge aber hier eine der vielen guten Streckengrafiken sowie – ganz interessant – das Höhenprofil der 21km-Bahn. Hinzu kommt natürlich noch die Grand Prix-Strecke, die ohne Mercedes-Arena, aber dafür mit Dunlop-Kehre gefahren wird (bei der VLN ist es genau andersherum). Eine Runde mit dem Manthey-Porsche sieht demnach so aus:

Empfehlenswert ist auch dieses Video, das die Mintgen-Viper im eine Runde andauernden Zweikampf gegen einer Porsche während eines VLN-Laufs im Jahr 2009 zeigt.

Das Wetter soll an den Trainingstagen deutlich kühler und nasser sein als am Samstag und Sonntag – sagt die Wettervorhersage. Ob man sich auf die in der Eifel verlassen kann, ist aber eine andere Frage. Die nächtlichen Temperaturen sollen auf bis zu 3° Celsius heruntergehen. Erst im Laufe des Sonntags – püntlich zum Ende der Eisheiligen – sollen die Werte in den zweistelligen Bereich klettern. Harte Bedingungen also für die Fahrer, aber auch für die Fans vor Ort, die sich trotzdem wieder in Hunderttausenden um die Strecke versammeln werden. Und auch die Reifen werden bei den nächtlichen Minimaltemperaturen nicht allzu viel Grip aufbauen, was auch heute beim Zeittraining relevant sein kann.

Die TV-Übertragung übernimmt Sport1: die erste wichtige Live-Schalte wird dabei die zum 1. Zeittraining am heutigen Abend um 22:30 Uhr sein, am Freitag gibt es um die gleiche Zeit Highlights vom Tage, am Samstag nach der Live-Übertragung der Seat Leon Supercopa und Vorberichten schließlich die Startphase ab 15 Uhr.  Vom Rennen selbst wird dann leider weniger gezeigt als von all dem Vorprogramm: lediglich zwei kurze Live-Schalten am Samstag Abend, die längste Live-Strecke dann am Sonntag von 7-11 Uhr und schließlich die Schlussphase ab 13 Uhr. Genaueres in den TV-Terminen.

Aber: es soll in diesem Jahr bei Sport1 und wohl auch auf der Homepage des Events einen Live-Stream vom gesamten Rennen geben. Dazu hier einfach mal die offizielle Mitteilung, da ich nicht 100%ig weiß, wie ich die verstehen soll:

Es wird eine – eigens für das Streaming eingesetzte – Live-Kamera geben, die direkt in der Boxengasse Bilder vom Geschehen rund um die Teams und den Boxenstops einfängt. Dazu gibt es Interviews und Stimmen direkt von den Akteuren. Als besondere Zugabe wird 24h-Rennen Teilnehmer Dirk Adorf als Experte zur Verfügung stehen und das Geschehen am Ring direkt von der Quelle kommentieren.

Wie das dann genau aussieht? Da heißt wohl die Devise: abwarten und ausprobieren, was genau dieser Stream für Bilder und Ton liefert. Außerdem wird auch Radio Le Mans wieder ausführlich vom Ring berichten. Und einen Ticker und ein spärliches Timing gibt es auf der offiziellen Seite des Rennens.

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4 Kommentare

Christian 13 Mai, 2010 - 19:31

Der Lamborghini von Dirk Adorf ist aus dem vorletzten Jahr, 2009 war er mit einem Ford GT40 unterwegs.

StefanTegethoff 13 Mai, 2010 - 20:26

Tatsächlich. Da hat mir mein Gedächtnis nen Streich gespielt^^ Danke, ist korrigiert.

blafasel 13 Mai, 2010 - 21:05

Der Link zum Höhenprofil ist übrigens auch noch leicht kaputt, ansonsten danke für die Vorschau.

nona 14 Mai, 2010 - 16:51

Ich glaube, ich beisse in die Fernbedienung, wenn ich noch einmal Eddie Mielke falsch sagen höre „to finish first, first you have to finish“… kann man einem wunderbaren Zitat eigentlich noch *mehr* den Witz nehmen?

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