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Formel 1-Analyse Türkei 2010

von Chaos
10 Kommentare

Das war eindeutig eines der besseren Formel 1 Rennen in der Türkei. Vorne war es richtig spannend und eine Szene, über die man lang und ausführlich diskutieren kann, hat man auch. In den Rahmenrennen der GP2 und GP3 hatten einerseits die Favoriten weiterhin Pech, andererseits mag sich kein richtiges Kräfteverhältnis herauskristallisieren.

Doch der Reihe nach, Vettel konnte am Start Hamilton überholen, musste jedoch kurze Zeit später für den Engländer wieder Platz machen. Ähnlich war es bei Schumacher und Button. Auch hier konnte Schumacher am Start vorbei gehen, musste sich dann jedoch der bis zu 9 km/h besseren Höchstgeschwindigkeit der McLaren noch in der ersten Runde geschlagen geben. Vorne jagte Hamilton Webber über 15 Runden und es machte einfach eine Menge Spaß den beiden zu zuschauen. Mehrmals dachte man es reicht für Hamilton am Ende der Geraden, doch die war 100 Meter zu kurz, da Webber in Kurve 8 dem McLaren immer ein bisschen wegfahren konnte. Am Samstag schrieb ich in der Qualifyinganalyse, dass es spannend wird, was mehr bringt: Der F-Schacht oder die RedBull-Aerodynamik. Nachdem Rennen kann man sagen: Der F-Schacht brachte mehr, aber nicht genug, denn Hamilton hätte schneller fahren können als Webber, kam aber eben an ihm nicht vorbei.

Dann standen die Boxenstopps an, die Webber und Hamilton auch noch gleichzeitig absolvierten. Bei Hamilton gab es jedoch hinten ein kleines Problem, wodurch er 1,5 Sekunden verlor. Genau diese Zeit reichte Vettel, der eine Runde vorher drin gewesen war, um an Hamilton vorbei zu ziehen. Während Hamilton Vettel jagte, welcher wieder rum versuchte an Webber dran zu bleiben, schaute sich Button das ganze aus 1-2 Sekunden Entfernung zu Hamilton an. Allgemein gab es selten ein Rennen wo die ersten 4 so lange im Abstand von nur 3-4 Sekunden fuhren. Keiner konnte wirklich wegziehen, die Rundenzeiten waren praktisch identisch.

Und dann kam es für RedBull in Runde 40 zum Desaster, welches sich aus mehreren Faktoren zusammensetzte. Dadurch, dass an der Spitze, wie sonst anscheinend nicht üblich, permanent Vollgas gegeben werden musste. ging der Sprit zu Neige, zunächst bei RedBull. Deshalb musste Webber in Runde 39 in einen Benzinsparmodus schalten, der ihn auf der Geraden etwas Geschwindigkeit kostete. Vettel hätte dies wohl in Runde 41 auch tun müssen, deshalb war Runde 40 seine einzige Chance Webber zu überholen. Einige Experten sagten, dass wenn das Team Benzinsparen verordnet, es dies bei beiden Fahrern gleichzeitig tun sollte. Klar hätte dies die Kollision verhindert aber warum sollte man Vettel „bestrafen“, nur weil er bisher spritsparender gefahren ist? Wenn man ohne Tankstopps fährt, gehört das Einteilen des Kraftstoffs doch auch zu dem, was ein Fahrer können muss. Es gibt einige, die sagten dass das Benzinsparen nur ein Code dafür gewesen wäre zu sagen:“Macht langsamer!“. Kann ich mir aber auf Grund der McLaren, die dahinter lauerten nicht vorstellen. Sollte es allerdings wirklich so gewesen sein, dann muss man das beiden Fahren sagen und nicht nur einem.

Also saugte sich der Deutsche auf der Gegengeraden an und setzte sich kurz nach der Kuppe links neben Webber und da war zu diesem Zeitpunkt schon wenig Platz, aber eben genug zum Überleben. Beim Anbremsen auf Turn 12 kam Vettel in leichte Probleme Danke an Dirk aus den Kommentaren, die Problme begannen vor der Anbremszone, vermutlich durch eine Bodenwelle oder Ähnliches rutschte Vettel etwas nach rechts und traf Webber, was beide RedBull-Piloten in die Auslaufzone beförderte. Vettel musste das Auto abstellen während Webber zwar weiter fahren konnte, aber die Führung war natürlich dahin. Vettel war nachdem Ausfall stinksauer und machte eine wenig freundliche Geste in Richtung Webber, am RedBull-Kommandostand fiel dem Team die Mimik aus den Gesichtern. Blanke Fassungs- und Hilflosigkeit, beide Fahrer haben Chancen auf die Meisterschaft und schießen sich im 7 von 18 WM-Läufen gegenseitig ab.

Wie immer gibt es natürlich auch hier 2 Sichtweisen. Vettel hat sich beim Bremsen vertan und deshalb Webber abgeschossen oder hätte es gleich lassen und sich mit dem zweiten Platz begnügen sollen, weil sie Teamkollegen sind. Andererseits war es vermutlich seine einzige Chance Webber zu überholen und die wollte er eben nutzen. In den Onboardaufnahmen sieht man, dass Vettel zum Zeitpunkt des Anbremsens auch schon eindeutig vor Webber war, und man deshalb argumentieren kann, dass Webber ihm hätte mehr Platz machen müssen. Nun ja, es war ein Rennunfall, nicht mehr und nicht weniger. Man kann da niemanden alleine die Schuld geben, das Team, Vettel und Webber haben es gemeinsam verbockt.

Hamilton wird ,als er das gesehen hat unter dem Helm vermutlich mehr als nur gelächelt haben. Er und Button zogen nun vorne ihre Runden, doch Beruhigung trat immer noch nicht ein, denn Button kam immer näher an Hamilton heran, als es leicht anfing zu regnen. Schließlich setzte auch er das Manöver am Ende der Gegengeraden, allerdings waren die beiden McLaren-Piloten wesentlich schlauer, ließen sich Platz und Button schnappte sich Hamilton. Doch dieser blieb auf der Start-Ziel-Gerade am Heck von Button dran und konnte in Turn 1 kontern. Die McLaren berührten sich zwar ganz leicht, aber trotzdem war es ein tolles und faires Duell. Danach mussten auch sie Sprit sparen, wobei dies wirklich ein „Macht Langsamer!“ gewesen sein dürfte, denn die letzten 6 Runden danach fuhr Button schön 3 Sekunden hinter Hamilton. Hier gebührt McLaren allerdings ein Lob, man hat sie fahren lassen und Button hatte seine Chance, dass man es nicht noch ein zweites Mal riskieren wollte, ist verständlich.

Die McLaren fuhren den Doppelsieg ein, während Webber nur Dritter wurde. Er hatte allerdings so viel Vorsprung auf den im Endklassement 4. Schumacher, dass er nach der Kollision mit Vettel sogar zu einem Sicherheitsstopp kommen konnte um Frontflügel und Reifen zu wechseln. Rosberg der zwischendurch massive Reifenprobleme hatte, schaffte es sich Kubica vom Leib zu halten und wurde 5. Eine gute Leistung von Mercedes, auch wenn es natürlich frustrierend ist, dass der Speed fürs Treppchen nicht da ist.

Ein schlechtes Wochenende erwischten die Ferraris ausgerechnet in ihrem 800. Grand-Prix. Alonso schaffte es nach seinem frühem Ausscheiden Im Qualifying mit einer Gewaltaktion gegenüber Petrov in den letzten Runden noch auf Platz 8, Massa führ ein sehr unauffälliges Rennen und wurde 7. Auf Platz 9 kam Suitl im Force India ins Ziel, und dahinter Kobayashi der mit einer guten Leistung endlich für Sauber den ersten WM-Punkt holen konnte. Sein Teamkollege de la Rosa wurde undankbarer 11, allerdings hielten diesmal beide Autos das Rennen durch, was für die Zukunft hoffen lässt.

Darauf folgen im Endergebnis der Toro Rosso von Alguersuari und der Force India von Liuzzi. Dahinter der Williams von Routinier Barichello und der zweite Renault von Petrov. Allerdings lag Petrov konstant in den Top 10 und hatte die ganze Zeit Alonso hinter sich, der aber nicht vorbei kam. Bei seinem Temperament kochte Alonso natürlich und nachdem Petrov wohl die ganze Zeit Kampflinie gefahren war, reichte es dem Spanier und er ging mit Berührung in Turn 1 an Petrov vorbei,. Dem ging dabei leider ein Reifen kaputt, was ihn um ein verdientes Top 10 Ergebnis brachte. Buemi auf Platz 16 wurde durch einen kaputten Reifen in der Startphase aller Chancen auf ein besseres Ergebnis beraubt, ihm folge Nico Hülkenberg auf Platz 17.

Bei den hinteren Teams kam Virgin mit Glock und di Grassi auf die Plätze 18 sowie 19 und brachte beide Autos ins Ziel. Chandhok schaffte es ebenfalls seinen HRT ins Ziel auf Platz 20 zu bewegen während Senna sein Auto abstellen musste. Vettel wurde nach seinem Ausfall auf Platz 22 gewertet, während die beiden Lotus von Kovalainen und Trulli recht kurios in der gleichen Runde mit Hydraulikproblemem ausfielen und somit nur auf die Plätze 23 und 24 kamen. In der Fahrer-WM liegt Webber vor Button, Hamilton, Alonso und Vettel während in Der Konstrukteurs-WM McLaren die Führung von RedBull übernommen hat, dahinter liegen Ferrari und Mercedes.

In 2 Wochen kehrt die Formel 1 auf die Highspeedstrecke in Kanada zurück.

GP2 und GP3 Analyse:
(von Vorsicht)

GP2:

Auch beim dritten GP2-Rennen setzte sich ein Trend fort: Die Favoriten haben heuer Pech. Und wenn nicht, dann finden sie einen anderen Weg, ihre Platzierungen zu verschenken. Jules Bianchi ist die Frustration mittlerweile anzusehen. Seine Rennen wirken zunehmend lustlos, die Kollision mit Charles Pic in der ersten Runde des Hauptrennens mag eine Folge des großen Drucks gewesen sein, unter dem der Franzose steht – sie sah aber auch ein wenig nach einer trotzigen „auch schon egal“-Aktion aus. Teamkollege Sam Bird wurde endlich mal für seine Mühen belohnt, und landete im Hauptrennen auf dem Podium. Im Sprint reichte es dann allerdings erst wieder nur für Rang zehn.

Christian Vietrois schnappte sich am Samstag immerhin Platz sieben. Aus seinem guten Startplatz am Sonntag konnte er trotzdem nicht viel machen: Zwar setzte der Dani Clos in der Anfangsphase schön unter Druck – schleißlich beendete aber ein Motorschaden jäh sein Rennen. Meisterschaftsleader Sergio Perez erreicht am Samstag einen respektablen vierten Platz. Der wurde ihm aber wegen Untergewicht aberkannt – somit war auch für den Mexikaner das Wochenende schon Samstagabend wieder gelaufen. Auch eine tolle Kampfleitung am Sonntag, die ihn bis Platz sieben spülte änderte nichts mehr an seiner türkischen Punklosigkeit.

An der Spitze der Meisterschaft stehen nun die Sieger des Haupt- und Sprintrennens in der Türkei: Altstar Pastor Maldonado (27 Punkte) führt vor Dani Cloas (23) und Luis Razia (20).

GP3:

In der GP3 ist nach dem zweiten Rennen das Bild zum Kräfteverhältnis noch immer etwas diffus: Mit Esteban Gutierrez und dem erstaunlichen Indonesier Rio Haryanto haben zwei neue (wenn auch im Fall von Guiterrez nicht unbekannte) Gesichter gesiegt. Für Barcelona-Sieger Pal Verhaug und Meisterschaftsleader Robert Wickens lief es dafür gar nicht nach Wunsch. Alexander Rossi konne zumnidest mit einem vierten und einem dritten Platz ein paar Punkte sammeln. Um das Kräfteverhältnis wirklich einschätzen zu können, wird es wohl noch ein, zwei Rennen der brandneuen Serie brauchen.

Derzeit führt Gutierrez (22 Punkte) die Meisterschaft an, dahinter folgen Alexander Rossi (17), Robert Wickens (11) und Pal Verhaug (10).

Nach der Absage der Rennen in Portimao findet für beide Serien das nächste Event in etwas weniger als einem Monat in Valencia statt.

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10 Kommentare

Ich 1 Juni, 2010 - 19:30

Sehr gutes Rennen, und das im Trockenen! Erstaunlich.

Aber die Übertragung… die 500 und 600 aus den USA haben mal wieder vorgemacht, wie es geht. Die F1 mit ihren ewig gleichen Kameraperspektiven – die oftmals auch noch sehr ungünstig sind – sollte sich da endlich mal ein Beispiel nehmen. Ebenso mit den Einblendungen. Die sind in der F1 doch ein schlechter Witz!

Dirk 1 Juni, 2010 - 20:20

Feine Analyse, wie immer, aber zu dem Manöver Vettel gegen Webber muss ich wiedersprechen. Sowohl Rosberg als auch Vettel selbst haben gesagt, dass das rüberrutschen nach rechts noch deutlich vor dem Bremspunkt war. Warum der Wagen nun leicht nach rechts ging, ist schwer zu sagen, vielleicht eine Bodenwelle, wer weiß das schon, gelenkt hat Vettel wohl nicht wirklich in die Richtung.

Ansonsten sehe ich es auch so: Ein dummer Rennunfall, der beiden nicht hilft, noch weniger dem Team, und ich hoffe, dass beide einen Rüffel dafür kriegen und sich gefälligst mehr Platz lassen und sich respektieren bei solchen Aktionen.

Montoya12 2 Juni, 2010 - 01:06

Für mich war das kein normaler Rennunfall.Da muss ich leider wieder sprechen.
Für mich hat zu 100% Vettel Schuld an dem Unfall.Was denkt sich denn Vettel in seinen
kleinen Kopf zurecht.Das Webber,der immerhin die letzten beiden Rennen gewonnen hat einfach mal so Platz macht und Vettel vorbei winkt.

Und wenn ich dann noch höre und lese er muss ja rechts anbremsen für die Linkskurve.Da muss
er halt zusehen wie er die Linkskurve bekommt und kann nicht einfach Webber in die Spur fahren.Damit muss doch Vettel rechnen das evt. Webber nicht nach gibt.
Ich hoffe bloss das sie jetzt nicht Webber einbremsen damit ihr Liebling Weltmeister wird.

Sonst ein schönes und spannendes Rennen.Hab ich ehrlich gesagt nicht erwartet.

Chaos 2 Juni, 2010 - 02:14

Abend :)

@Dirk danke :) Ist korrigiert mit dem Anbremsen hatte über Vettels Aussage zu schnell drüber gelesen… ;)

@Montoya12 Naja das Problem war, dass Webber ihm ja innen die Tür eben offen gelassen hat, zumindest so weit, dass Vettels Auto , wenn auch knapp, daneben passte. Webber hätte auch versuchen können Vettel außen verhungern zu lassen. Das Vettel das Auto dann aus der Kontrolle verlor is ne andere Sache.

Georg 2 Juni, 2010 - 11:46

Hallo!

Also wenn der Lewis Hamilton so wie der Vettel gefahren wäre, dann hätte man ihn sicherlich öffentlich zerrissen und für ein paar Rennen gesperrt ;)

diestimmeausdemhintergrund 2 Juni, 2010 - 17:43

Auf ServusTV, dem RB Haussender, hat am Montag Dr. Marko ein interessantes Interview gegen. Guckst Du hier:
http://www.servustv.com/cs/Satellite/Article/Live–Sport-und-Talk-aus-dem-Hangar-7-011259275656053
Für ihn ist der Renningenieur von Webber Schuld!

xeniC 2 Juni, 2010 - 18:32

Alles andere als ein „Vettel hat zu 100% Schuld“ hätte mich von Montoya12 auch gewundert. Nichts gegen dich Montoya12, aber deine Sichtweisen trägst wirklich fast ausschliesslich du und es wirkt, als ob du nur mit der Rosaroten-Brille etwas schreibst. Das ist wirklich nicht böse gemeint.

In wie weit man bei knapp noch 20 Runden zu fahren die Tür gegen seinen Teamkollegen zulassen sollte, möchte mir auch mal jemand erklären, der die alleinige Schuld bei Vettel sieht. Ich kreide Vettel an, dass er sich auf der engeren Linie durchpressen will, anderer Seits kreide ich Webber an, dass er zu keinem Zeitpunkt die Tür auch nur etwas weiter aufmachte. Das sind Teamkollegen, die sich beide dämlich verhalten haben. Zumal Vettel den Wagen wohl auf einer Bodenwelle verlor…
Button und Hamilton haben gezeigt, wie man sich fair Platz lässt und solche Manöver fährt.

In wie weit Vettel ein „überhol ihn“ und Webber „er hat die erlaubnis, dich zu überholen“ bekommen hat, weiß ich nicht. Ich möchte mich da auch nicht auf die Aussagen von Marko oder Co. verlassen, das klingt mir alles zu schwämmisch.

Die Aktion von beiden hat mir nur bewiesen, dass es zwei sture Holzköpfe sind. Erinnert ein wenig an Rossi/Lorenzo.

Ich 2 Juni, 2010 - 22:11

Eben weil es Teamkollegen sind, musste Webber so handeln. Das ist seine Chance auf den Titel, wer weiss, ob er je eine weitere bekommt. Da kann er sich weder den Punktverlust noch die Degradierung zur Nr. 2 leisten. Verantwortlich für die Kollision ist ganz klar Vettel. Ich schätze aber mal, dass es ansonsten in der Kurve auch gekracht hätte.

Hubert 4 Juni, 2010 - 09:43

Ist doch immer wieder lustig, wie schnell die „professionellen Beobachter“ in der der F1 ihre Fahnen in den Wind drehen. Hätte sich Vettel nämlich erfolgreich vorbeigepresst und nicht seinen Teamkollegen gerammt, könnte man in sämtlichen Blogs lesen: „Das Manöver eines Champions.“ „Niki Lauda: so wird es gemacht!“ „Vettel wie einst Senna!“ „Webber eiskalt verladen!“ usw. usw.

Racer 5 Juni, 2010 - 22:56

Hammerrennen! Der Vorfall mit den Red Bulls darf nicht unter Teamkollegen passieren… Hamilton und Button haben den ein paar Runden spaeter gezeigt wies funktioniert wenn man sich genug Platz lässt. Übel fürs Team, der Vorsprung auf McLaren scheint fast weg!

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