Die Qualifikation in Le Mans ist vorbei und es sieht so aus, als könne Peugeot nur sich selber schlagen. Doch dann ist da noch das Wetter.
Obwohl die Startaufstellung in Le Mans eher eine Nebensache ist, ist die Pole natürlich von großem Prestige. Und Peugeot hat wollte sich die Schlagzeilen natürlich nicht nehmen lassen. Das sie vorne sein würden, war klar. Der 908 gilt seit seinem ersten Auftritt als fast unschlagbar auf einer schnellen Runde. Das sie die Audis aber derartig bügeln würden, ist dann wieder eine Überraschung. Immerhin hatte Audi den letztjährigen Einsatzwagen komplett umgebaut und auf den Namen R15+ getauft. Zwar hat man eine deutlichen Schritt gemacht, doch Peugeot hat auch nicht geschlafen.
Schlappe 2.2 Sekunden hat Sebastian Bourdais dem schnellsten Audi, gesteuert von Mike Rockenfeller, aufgebrummt. Die beiden anderen Werkswagen haben immerhin noch einen Vorsprung von 1.6 Sekunden. Und selbst der Semi-Werks Peugeot von Oreca liegt noch acht Zehntel vor den Audis. Natürlich ist immer die Frage, wie es mit dem Rennspeed aussieht, aber auch da scheint der Peugeot Vorteile zu haben. Die Rundenzeiten schwankten zwar seht stark, hinzu kam, dass man mehrfach das Gefühl hatte, dass die Peugeot Piloten im letzten Sektor mal kurz gelupft haben, aber über den Daumen gepeilt dürften bei flotter Fahrweise und wenig Verkehr in den letzten Runden eines Stints 3.23.5er Zeiten drin sein, ohne dass man das Material aufs äußerte belasten muss. Audi schafft das zwar auch (gerade so), aber dafür muss man den Wagen halt richtig treten.
Natürlich werden die 24H mal wieder ein Sprintrennen. Peugeot hat man den leichten Vorteil, dass die Wagen vielleicht nur zu 95% belasten muss, während Audi das volle Risiko gehen muss. Die Möglichkeiten eines technischen Versagens sind dabei natürlich etwas höher. Im Moment sehe ich keinen Vorteil für Audi, sei denn, die haben in Spa beim Spritverbrauch mächtig gemauert. Eigentlich sollte Audi gegenüber den Franzosen einen kleinen Vorteil beim Motor haben. Der Peugeot Motor ist nicht mehr auf dem neuesten Stand, während man für den R14 bekannterweise einen Motor gebaut, der auch deutlich verbrauchsgünstiger sein soll. In Spa kam Audi, ein wenig zu Überraschung aller Beobachter, immer parallel mit den Peugeot rein, aber weil die Franzosen führten, kam Audi immer erst nach denen an die Box. Der Strohhalm lautet im Moment also, dass Audi eventuell ab und an eine Runde mehr aus dem R15 rausholen kann. Sicher ist das aber bei weitem nicht.
Ein anderer Punkt, der Audi helfen könnte: das Wetter. Samstag kann es zu kurzen Regenschauern kommen, die bis in den Abend reichen können. Meldet zumindest Meteo France. 2008 verlor Peugeot den Sieg, weil man in der Nacht in einen Regenschauer kam und Jacques Villeneuve teilweise bis zu 30 Sekunden pro Runde auf Tom Kristensen verlor. Klar – der geschlossene Peugeot hat so seine Nachteile im Regen (verschmierte Windschutzscheibe usw.), aber da sitzen nun keine Anfänger mehr hinter dem Steuer. Vor allem Wurz und Bourdais sollten im Regen überhaupt keine Probleme haben.
Peugeot wird das Rennen also von vorne bestimmen können und bei Audi bleibt das Prinzip Hoffnung.
Nicht aus den Augen lassen sollte man die Aston Martin. zumindest die #007 und #009. Denen fehlen zwar 7 Sekunden den schnellsten 908, aber das ist gerade noch schnell genug, um bei eventuellen Fehlern und Problemen der Spitzengruppe Profit zu schlagen. Einen Podestplatz kann man zwar nicht wirklich angehen, aber verdient hätte es die Mannschaft schon.
In der LMP2 werden die beiden Ex-Acura das Rennen bestimmen. Sie sind rund sechs Sekunden schneller als RML Lola, da sollte nichts anbrennen. Die LMP2 ist bekannt für ihre hohe Ausfallquote, daher kann selbst ein sehr langsamer LMP2 noch locker aufs Podest fahren. Da man die ARX.01 eh nicht halten kann, wäre es keine schlechte Idee, einfach sehr konservativ unterwegs zu sein.
In den GT Klassen wird dagegen die Luft brennen. In der GT1 trennen den Aston Martin mit der #52 und die beiden Matech Ford GT (#70 und #60) gerade mal 5 Zehntel Sekunden! Das wird mit Sicherheit ein Sprintrennen. Die beiden Corvettes von Luc Alphond liegen 4 Sekunden dahinter und könnten dann profitieren, wenn die drei sich da vorne zu Tode hetzen.
Noch enger ist es in der GT2. Der Risi Ferrari (#82), beide Werks Corvette (#63, #64) under Ferrari von AF Corse liegen sechs Zehntel auseinander. Auch hier wird es ein sehr, sehr enges Rennen geben, dass sich allein über die Zuverlässigkeit entscheiden wird. Die Porsche liegen allesamt 2 Sekunden zurück und machen lange Gesichte. Die „Balance of Performance“ Einstufung hat hier wohl nicht so richtig funktioniert, aber eventuell holen die GT3 ja etwas über den Spritverbrauch rein. Chancen auf den Sieg haben sie aber nicht. Auch die BMW können davon nur träumen. Das hatte ich allerdings erwartet, denn schon am Ring waren die M3 nicht die schnellsten auf der Strecke. Ohne das Favoritensterben wäre BMW nie in die Nähe der Top 5 gekommen. Man wird Le Mans als Erfahrung verbuchen müssen.
Pech hat der Pole Setter, die #82. Dort stellten die Offiziellen eine Unregelmäßigkeit am Heckflügel fest und versetzten den Ferrari ganz nach hinten. Das ist nicht allzu schlimm bei einem 24H Rennen, aber weil die Geschwindigkeitsunterschiede bei den GT2 nicht so hoch sind, könnte es schwer werden, an die Spitze zu kommen.
In knapp 24 Stunden geht also los und in diesem Jahr gibt es hier einen ganz besonderen Service. Wir werden das Rennen per Liveblog 24 Stunden lang am Stück verfolgen und kommentieren. Sollte also jemand zwischedurch mal diesen anderen kleinen Sportevent in Südafrika verfolgen wollen oder gar schlafen kann er später im Liveblog nachlesen, was in der Zwischenzeit alles passiert ist.