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Sportwagen-Vorschau: LMS in Portimao, GT Masters in Assen und Grand-Am in New Jersey

von StefanTegethoff
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Die Le Mans Series startet mit stark ausgedünntem Feld in der Algarve in die Post-Le Mans-Phase, die GT Masters feiert ihr Bergfest beim einzigen Auslandsrennen in Assen und die Grand-Am tritt in New Jersey an.

Seit dem Rückzug von Peugeot und Audi als Vollzeit-Teilnehmer Anfang 2008 hat die Le Mans Series bei manchen Rennen das Problem, dass sie mit einem sehr dünnen Prototypen-Feld aufläuft. „Dünn“ hieß aber meist immer noch, dass so um die 40 Fahrzeuge am Start standen. In Portimao wird aber an diesem Wochenende ein Negativrekord erreicht werden: 33 Teams haben sich für das Rennen gemeldet, zieht man die sieben Formula Le Mans-Fahrzeuge ab, bleiben noch 26 reguläre Entries. In der Post-24h-Phase wollen offenbar viele Teams den weiten Weg ins südliche Portugal nicht auf sich nehmen. Testen braucht man nicht mehr, manche leiden noch unter den Le Mans-Nachwirkungen (das Ginetta-Chassis der Mansells wird erst für Budapest wieder fahrbereit sein, Nigel selbst erst in Silverstone) und das liebe Geld dürfte sicher auch eine Rolle spielen.

So sind also nur vier LMP1-Fahrzeuge dabei: der Oreca-Peugeot 908 (Lapierre/Panis/Sarrazin) wird als einziger Diesel wohl wieder Favorit sein, auch wenn der ACO über eine Restriktor-Erweiterung von 4% den Nachteil der Benziner zu verringern versucht. Diese, namentlich der Signature-Aston Martin (Ragues/Mailleux/Ickx) und die zwei Rebellion-Lolas (Jani/Prost und Belicchi/Boullion) scheinen im ersten freien Training aber trotzdem noch über 1,5 Sekunden weg zu sein, werden sich also um die Podestplätze streitem, der vierte ist dabei der Dumme.

Unter den acht LMP2-Fahrzeugen nimmt Quifel-ASM eine Sonderstellung ein: für das in Lissabon stationierte Team von António Simões und den Piloten Miguel Amaral (weniger für seinen französischen Kollegen Olivier Pla) ist der Algarve-Lauf das Heimrennen – entsprechend motiviert wird die Mannschaft sein. Die stärkste Konkurrenz dürfte aus dem Hause Strakka sowie von den beiden OAK-Pescarolos und dem RML-Lola (neu dabei: Ben Collins, der Erfahrung aus V8 Supercars-Ausdauerrennen hat) kommen. Bruichladdich und Pegasus (wieder mit dem Oreca-Chassis statt dem neuen Norma) sind auch dabei, die deutsche Kruse-Schiller-Mannschaft hat kurzfristig zurückgezogen.

Ab Ungarn wird es Verstärkung für die kleine Prototypen-Klasse geben: das britische RLR-Team (hat nichts zu tun mit Rahal-Letterman Racing) wird geführt von Nick Reynolds, Barry Gates und Rob Garofall, beide Champions aus den SPEED-Ausdauer-Nachwuchsserien (UK- bzw. Europameisterschaft, erstere tritt im Rahmen der LMS in Silverstone an), werden den etwas veralteten MG Lola EX265 (entwickelt 2007/2008) steuern.

In der GT1 streiten sich zwei Saleens: der in Le Mans überraschend siegreiche Larbre-Wagen mit Gardel/Goueslard/Rees und der der österreichischen Atlas FX-Teams (van Dam/Lacko/Schroyen), die Anfang dieses Jahres drei alte Saleen S7R erstanden haben und damit anscheinend noch größere Pläne haben…

Die GT2 ist dieses Mal BMW-los unterwegs, die spannende Frage bleibt, ob dieses Mal jemand Lieb/Lietz im Felbermayr-Proton-Porsche schlagen kann. Im Vorjahr gelang das Bell/Turner für JMW noch im Ferrari F430, heute im anfälligen Aston Martin Vantage V8), aber auch nur, weil die beiden Felbermayr-Autos in der ersten Kurve aneinander gerieten.

Die härtesten Gegner könnten Jaime Melo und Gianmaria Bruni im AF Corse-Ferrari darstellen, die mit dem Rückenwind des ALMS-Sieges ach Europa herüber geflogen kommen. Fisichella/Vilander sind im Schwesterfahrzeug ebenfalls wieder dabei und werden versuchen, ihre Podiums-Serie aus der LMS zusammen mit Jean Alesi fortzusetzen, im ersten Training waren sie die Schnellsten. Mit insgesamt zwölf Fahrzeugen ist die GT2 wie so oft die stärkste und am härtesten umkämpfte Klasse.

Besonders traurig ist das insgesamt kleine Starterfeld, weil man auf dem wunderschönen Autodromo Internacional Algarve fährt, dem wohl beliebtesten Streckenneubau des vergangenen Jahrzehnts. Und dann auch noch in die Nacht hinein – Start ist gegen 17 Uhr Ortszeit –, da könnte noch einmal richtig schönes Le Mans-Feeling aufkommen.

Die Zuschauer-Kulisse wird aber wohl ebenso spärlich wie das Fahrerfeld sein, u.a. weil als Rahmenprogramm (außer einer viertelstündigen „Electric Show“) nur die Ford Transit Trophy antritt. Dort wird tatsächlich mit aufgemotzen Kleintransporten gefahren. Wem also die NASCAR Truck Series noch eine Nummer zu klein ist, der dürfte sich hier wohlfühlen… im Vergleich zu Radical Masters, historischen Sportwagen und ähnlichen Serien, die bei manchen anderen LMS-Events auf dem Plan stehen, sind die zwei 30-minütigen Rennen mit nur 13 oder 14 Ford Transits aber wohl kaum der Rede wert.

Zu all dem passt es dann auch ganz gut, dass Eurosport sich auf eine 30-minütige Live-Schalte zur Schlussphase, wohl inklusive Zusammenfassung, am Samstagabend um 23:30 Uhr beschränkt – selbst von den Rennen, von denen man mehr live bringt, wird hinterher meist trotzdem noch eine einstündige Highlight-Sendung gebracht. Insgesamt also sehr schade um dieses Rennen, das so schön sein könnte… da sollte sich der ACO dringend etwas überlegen.

GT Masters – Assen

Das vierte von sieben ADAC Masters-Rennwochenenden wird im niederländischen Assen abgehalten, 40km jenseits der Grenze. Damit bedient man auch den Nordwesten Deutschlands, der ohne Rennstrecke ist, seit auch auf den Flugplätzen von Diepholz und Wunstorf nicht mehr gefahren wird. Eigentlich als Motorrad-Mekka bekannt, lassen sich gelegentlich auch schnelle vierrädrige Fahrzeuge auf dem TT Circuit Assen blicken, in den letzten Jahren u.a. die Champ Cars, die A1GP und die Superleague Formula. Zuletzt 2006 umgebaut, ist die Kurvenkombination nach dem Start zwar deutlich langsamer als früher, insgesamt bleibt es aber eine recht flüssige und flotte Rennstrecke.

Die GT Masters waren auch in den vergangenen beiden Saisons schon in Assen unterwegs, 2008 siegten Albert von Thurn und Taxis und Christopher Haase, 2009 Jan Seyffarth und Christian Abt, jeweils in beiden Rennen. Und Jan Seyffarth wird nun auch an diesem Wochenende seine ersten GT Masters-Rennen in dieser Saison bestreiten, kehrt also an die Stätte eines seiner größeren Erfolge zurück, nachdem es dieses Jahr im Porsche Supercup bisher nicht besonders gut lief: Gesamtrang 8 mit nur einem Podiumsplatz beim Saisonauftakt in Bahrain. Er wird wie im Vorjahr einen Audi R8 steuern, diesmal allerdings gemeinsam mit Bernd Herndlhofer für das Rosberg-Team.

Neben den zwei niederländischen Gaststartern Dennis Retera (Callaway-Corvette) und Kevin Veltmann (s’Berg-BMW-Alpina) auch neu dabei: Antoine Leclerc startet gemeinsam mit Frank Schmickler für Mühler Motorsport. Am vergangenen Rennwochenende der europäischen GT3-EM konnte er mit Teamkollege Gilles Vannelet einen dritten und einen siebten Rang einfahren, auf die Kombination aus ihm und Schmickler, der 2010 schon einige starke GT Masters-Läufe hatte und mit 18 Punkten auf Meisterschaftsrang 6 liegt, sollte man auch ein Auge haben.

Führend sind in der Gesamtwertung nach wie vor Peter Kox und Albert von Thurn und Taxis, die als einzige in jedem Rennen gepunktet haben, darunter zwei erste und ein zweiter Platz, allein in Hockenheim waren es 18 Punkte. Tim Bergmeister (31 Punkte) kann als einzige halbwegs folgen, Luca Ludwig, Christopher Mies, Niclas Kentenich, Sebastian Asch und Jörg Bergmeister (alle 21) liegen schon deutlich zurück. Entsprechend schwer beladen ist der Kox/TuT-Lamborghini an diesem Wochenende beim Kox-Heimspiel unterwegs, 50kg beträgt das akkumulierte „Straf“-Gewicht der letzten Erfolge.

40kg sind es beim Bergmeister/Bergmeister-Porsche, 20kg für die Corvette von Hannawald/Jäger, die nach drei Nullrunden zu Saisonbeginn zuletzt dreimal gepunktet haben und auf Gesamtrang 5 liegen. Insbesondere Hannawalds starke Form ist dabei bemerkenswert, langsam aber sicher scheint er sich wirklich auf einem wettbewerbsfähigen Level in seiner zweite Karriere zu etablieren, die Amateurwertung führt er mit 46 Punkten deutlich vor Ronald van der Laar (29 Punkte) an, der aber im aevitae-Bleekemolen Racing-Porsche zusammen mit Michael Bleekemolen ebenfalls auf zwei gute Rennen auf heimischem Boden hoffen dürfte.

Grand-Am – New Jersey Motorsports Park

Ganz kurz noch zur Grand-Am Rolex Sports Car Series: die fährt an diesem Wochenende auf der „Thunderbolt Raceway“, dem längeren der beiden Rundkurse im New Jersey Motorsports Park. 2007 eröffnet, ist das eigentlich eine ganz nette Rennstrecke, die sich aber noch nicht wirklich durchgesetzt hat, obwohl die Location für viele Serie interessant sein könnte: Direkt am Flughafen von Millville, NJ, gelegen, befinden sich die Ostküsten-Großstädte Washington D.C., Baltimore und auch New York City innerhalb von 180km Luftlinie, Philadelphia ist gar nur 60km entfernt. Außer ARCA, Grand-Am und Zweiradserien hat die Strecke aber bisher keiner für sich entdeckt, die IndyCars fahren ab 2011 lieber in Downtown Baltimore.

Bei den Daytona Prototypes führt auch in Rennen #101 der Weg zum Sieg nur über das Ganassi-Team mit Pruett/Rojas. Obwohl der Wagen (bzw. alle, die den BMW-V8 nutzen, aber die stärkste Konkurrenz tut das nicht) vor dem Daytona-Rennen mit 75 Pfund Zusatzgewicht eingebremst wurde, gewannen die beiden auch dieses Rennen. Die Gewichtsstrafe wurde zusammen mit dem Abzug von 25 Meisterschaftspunkten verhängt, weil die Grand-Am-Offiziellen bei der Inspektion nach dem Mid-Ohio-Lauf befanden, dass der Motor nicht den Regeln entsprach. Illegale, weil nicht homologierte Teile, seien zwar nicht gefunden worden, aber die Leistung sei höher als bei dem ursprünglich getesteten und freigegebenen Motor. Ob das nun so wirklich korrekt ist oder ob die Grand-Am nur irgendeinen Strohhalm ergreifen musste, um Ganassi einzubremsen, bleibt dabei erstmal unklar. Gebracht hat es bisher noch nichts.

Bei den GTs wird es immer interessanter: nach einem erneuten Sieg in Daytona liegt Andy Lally nur noch neun Punkte hinter dem zu Saisonbeginn dominierenden Mazda-Duo Assentato/Segal und wird an diesem Wochenende wie beim Sieg in Daytona wieder mit dem Gentleman älteren Semesters, RJ Valentine, an den Start gehen. Auch die Camaro-Piloten Andrew Davis und Robin Liddell mischen nach zwischenzeitlichem Tief wieder vorn mit und sprengen den Mazda-Block im oberen Teil der GT-Wertung.

Die GT-Klasse sollte also wieder reichlich Spannung bieten, wenn am Sonntag um 13 Uhr Ortszeit die Grüne Flagge weht, in der DP muss man sich entscheiden, ob man Ganassi zur absoluten Dominanz beglückwünscht oder ihnen zwecks mehr Spannung etwas anderes wünscht…

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