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Die Sportwagen-Woche: Analyse LMS & GT Masters / Vorschau ALMS in Lime Rock / News

von StefanTegethoff
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In Europa wurden am vergangenen Wochenende sehenswerte Sportwagenrennen abgeliefert und auch der Auftritt der ALMS auf dem kleinen Kurs im Lime Rock Park dürfte spannend werden…

Aber zuerst mal schnell noch einige wichtige News, die heute im Laufe des Nachmittags eintrafen und daher zu spät für den „Ferner liefen“-Artikel kamen:

Neuigkeit #1: Porsche wird seinen 911 Hybrid, der um ein Haar die 24h auf der Nordschleife gewonnen hätte, beim diesjährigen Petit Le Mans einsetzen. Das Saisonfinale der ALMS findet am 2. Oktober statt und gehört zum International Le Mans Cup – damit wird der Porsche aber nichts zu tun haben, denn weil der ACO und auch die IMSA noch keine Regeln für GT-Fahrzeuge mit Hybridantrieb aufgestellt haben, wird der Wagen mit dem Schwungrad unklassifiziert teilnehmen; welches Team für den Einsatz verantwortlich ist, wurde noch nicht bekannt gegeben.

Neuigkeit #2: Nachdem schon befürchtet worden war, dass Oreca mit dem eigentlich für die Formula Le Mans entwickelten FLM09 bei Einführung des neuen Reglements quasi Alleinausstatter der LMP2-Klasse werden würde, hat heute Lola sein LMP2-Chassis für 2011 vorgestellt. Der B11/40 ist ein offener Prototyp, der mit seriennahen Motoren von BMW, Ford, HPD, Jaguar, Judd, Nissan und Toyota angetrieben werden kann, das Getriebe kommt auch aus dem Hause Lola. Die Herausforderung bei der Entwicklung war die Kaufpreis-Obergrenze von 325.000 €, ein tatsächlicher Preis für den B11/40 wurde aber noch nicht genannt.

Neuigkeit #3: Pescarolo Sport wird Ende des Monats Konkurs anmelden. Damit ist das Team von Le Mans-Urgestein Henri Pescarolo endgültig am Ende, nachdem es schon in diesem Jahr nicht mehr zur Teilnahme am 24 Stunden-Rennen reichte. Alle Versuche der letzten Monate, über Beteiligungen das Team zu retten, sind daneben gegangen oder haben die Situation gar noch verschlimmert. Pescarolo möchte aber selbstverständlich gern wieder dorthin zurückkehren…

LMS – Portimao

Drei der fünf Klassen waren mäßig spannend, in der LMP2 ging es mal wieder um die Ausdauer, aber vor allem in der GT2 ging es mal wieder hoch her, hier möchte ich mal John Hindhaugh, an den ACO gerichtet, zitieren: „Whatever you do, don’t touch GT2!“ Was man aber mal anpacken sollte, ist die Vermarktung der Serie, dazu später einige Gedanken.

Vorn dominierte an der Algarve jedenfalls der Oreca-Peugeot, und auch an der Zuverlässigkeit haperte es über die 6h-Distanz nicht, sodass die Benziner trotz erlaubter Restriktor-Vergrößerung nicht mithalten konnten – die Erlaubnis dazu kam aber wohl auch so spät, dass man sich darauf kaum noch einstellen und den neuen Vorteil so nicht voll ausschöpfen konnte. So siegten Panis/Sarrazin/Lapierre mi fünf Runden Vorsprung vor Jani/Prost (Rebellion) und Ragues/Mailleux/Ickx (Signature).

In der LMP2 hatte das Heimteam Quifel kein Glück: auf der Jagd nach dem Strakka-HPD drehte sich Miguel Amaral in der engen Kurve 3 und traf bei der Rückkehr auf die Strecke den Kerb von außen so ungünstig, dass die gesamte Frontpartie des Wagens abgerissen und teilweise unter das Auto geschoben wurde – ein kurioses Bild.

Aber auch Strakka hatte kein Glück, mit technischem Defekt blieb Nick Leventis’ HPD nach dreieinhalb Stunden auf der Strecke liegen. So gewann schließlich RML im ebenfalls HPD-befeuerten Lola vor den Überraschungsteams Bruichladdich und Pegasus, da auch die übrige Konkurrenz aus dem Hause OAK Racing von Problemen heimgesucht wurde. Pegasus gewann mit dem AER-Turbo-Aggregat außerdem erstmals die Green Challenge-Wertung für Energieeffizienz.

Ein großes Favoritensterben gab es auch in der Formula Le Mans-Kategorie, die beiden DAMS-Autos fuhren so einen Doppelsieg ein, und zwar mit Warren Hughes und Jody Firth an der Spitze. GT1-Sieger wurde deutlich und wenig überraschend der Larbre-Saleen vor dem von Atlas eFX.

Und damit zur spektakulärsten Klasse, der GT2: über die gesamten sechs Stunden hinweg gab es hier stets mindestens einen engen Zweikampf zu bewundern. Nur Gianmaria Bruni und Jaime Melo wollten nicht mitspielen: sie führten 191 der 192 Runden in ihrem AF Corse-Ferrari. Aber dahinter tobten die Zweikämpfe zwischen Alesi/Fisichella/Vilander (Ferrari, am Ende 2.), Lieb/Lietz (3.) und Ragginger/Ried/Henzler (5.) in den beiden Felbermayr-Proton-Porsche und dem positiv überraschenden JMW-Aston Martin V8 Vantage mit Rob Bell und Darren Turner, die am Ende knapp am ersten Podiumsplatz mit diesem Auto vorbeischrammten. Etwas weiter hinten duellierte sich außerdem noch über weite Strecken der Spyker mit dem Farnbacher-Ferrari um Platz 7, wobei letzterer die Oberhand behielt.

Schade nur, dass man von all diesen spektakulären Zweikämpfen nicht viel zu sehen bekam in der nur knapp 30-minütigen Eurosport-Sendung. Und übermäßig viele Zuschauer waren leider auch nicht vor Ort, das kleine Starterfeld und die Ford Transit Trophy als einzige Rahmenrennen dürften dazu auch beigetragen haben. Die LMS-Organisatoren müssen sich dringend überlegen, wie sie die Serie in Zukunft besser vermarkten können.

Vielleicht sollte man dabei mal einen Blick über den großen Teich auf die ALMS werfen: länger als in Portimao sind die Teilnehmerlisten hier zwar auch nicht mehr, aber das Gesamtpaket ist attraktiver.

Zum Einen vom Kalender her: man veranstaltet mittlerweile drei echte Endurance-Event (12h Sebring, 6h Laguna Seca, Petit Le Mans), die den Kern der Serie bilden, hält die übrigen Rennen aber deutlich kompakter und somit TV-tauglicher. 2:45h, also ca. 500km, ist die Standard-Distanz. Die ehemals 4h von Road America wurden leider auch auf dieses Maß verkürzt. So wird zwar der Ausdauer-Gedanke für einen Teil der Rennen aufs Minimum reduziert, aber man würde viel dadurch gewinnen – zumal in der Post-Le Mans-Phase lange Testfahrten nicht mehr von so entscheidender Bedeutung für die Teams sind.

Außerdem schafft man es, durch Kooperationen mit anderen Serien ein für den zahlenden Zuschauer an der Strecke mehr zu bieten: in Long Beach und Mid-Ohio tritt man gemeinsam mit der IndyCar Series an, auch mit der ChampCar gab es zu deren Lebzeiten gemeinsame Events, 2007 wurden 6 von 12 Rennen im Rahmen einer dieser beiden Formelserien gefahren.

In Europa sträubt man sich gegen solche Kooperationen, FIA und ACO können ja bekanntlich nicht besonders gut miteinander. Trotzdem schaffte man es 2009, die WTCC gemeinsam mit dem one-off-Asian Le Mans Series-Event in Okayama (Japan) fahren zu lassen. Ein ähnliches Konzept könnte dem Algarve-Event helfen: ein drei- oder vierstündiges Rennen der LMS am Samstagabend (denn das Fahren im Dunkeln ist eine gute Idee für das Portimao-Rennen!) neben der WTCC mit ihrem üblichen (oder notfalls um eine Serie gekürzten) Rahmenprogramm.

Sollte so etwas nicht klappen, müsste man sich aber mindestens bemühen, andere Serien von der iberischen Halbinsel mit ins Boot zu holen, und zwar außer der portugisischen Ford Transit-Trophy: Porsche-Cup, nationale GT-Serien oder ähnliches. Tut man nichts, wird die europäische LMS als Renn-„Serie“ in der Bedeutungslosigkeit versinken und tolle Events wie an diesem Wochenende in der Algarve gar nicht mehr stattfinden. Bleibt zu hoffen, dass die neuen (insbesondere LMP2-)Regeln für größere Starterfelder 2011 sorgen…

GT Masters – Assen

Besonders voll waren die Tribünen auch im niederländischen Assen nicht, aber die, die gekommen waren, erlebten ein ziemlich chaotisches Wochenende für die ADAC GT Masters-Teams. Dabei fing es recht ruhig an: Nachdem vor dem Rennen die Drehzahl-Regulierung gelockert worden war, dominierten die Audi R8 das Qualifying und zu Beginn von Lauf 1 zog dann auch Kuba Giermaziak vor Luca Ludwig davon, während dahinter der Ascari und die BMW um die Plätze kämpften.

Gegen Rennmitte, also im Boxenstoppfenster, kam dann die erste Safety Car-Phase (wegen einer ausgerutschten Corvette) und mittendrin der große Regen, diese Kombination und brachte besagtes Chaos. Nach dem Restart duellierte sich Klingmann, der von Giermaziak übernommen hatte, mit Jörg Bergmeister, der dabei ins Aus befördert wurde, also gab es sofort die zweite Safety Car-Phase. Unterschiedliche Reifenstrategien sorgten nun für Action: Asch (Wieth-Porsche), Wirth (s-Berg-BMW), Leclerc (Mühlner-Porsche) und Strasser (privater Cup-Porsche) lauteten die ersten vier, erst dann Christopher Mies, Teamkollege von Luca Ludwig im Abt-Audi.

Der war aber deutlich der Schnellste, fuhr af Rang 3 nach vorn und schnappte sich dann die streitenden Asch und Wirth auf einen Streich mit einem tollen Manöver in der ersten Kurve und war nicht mehr einzuholen. Matzke/Wirth wurden Zweite, vor Knop/Rehfeld im Ascari, Sebastian Asch fiel noch auf Rang 5 zurück, da sie die zweite Rennhälfte im Nassen auf Slicks durchstanden.

Im zweiten Lauf am Sonntag blieb es dann zwar trocken, aber ein Startunfall sorgte für frühe Aufregung: der Gaststarter und französische GT-Meister Antoine Leclerc im Mühlner-Porsche weigerte sich, zu bremsen und riss so einige Konkurrenten mit ins Abseits, u.a. den stinksauren Andreas Wirth. Es folgte eine lange Gelbphase und dann bald schon die Boxenstopps, nach deren Abwicklung weiterhin Vortagessieger Luca Ludwig vor dem Bergmeister-Porsche lag.

Doch dann erwischte es diese beiden ganz unvermittelt: am Führenden Abt-Audi setzte der Vortrieb zeitweise aus, Ludwig fiel zurück; und Tim Bergmeister traf einen der Ludwig-Teller so ungünstig, dass die Front des Porsche 911 teilweise abgerissen wurde – nicht so dramatisch wie im LMS-Rennen, aber es zwang ihn an die Box und zur Aufgabe.

So war der Weg frei für einen Vierfach-Sieg der Audi R8 LMS-Flotte: Klingmann/Giermaziak, schon am Vortag stark, siegten vor Hammel/Johannsson, Ludwig/Mies und Herndlhofer-Seyffarth. Hier zeigt sich auch wieder die Gratwanderung der Balance of Performance: zu Saisonbeginn nach der 2009er Dominanz durch Drehzahlbegrenzung und Gewicht zu sehr geschwächt, waren sie an diesem Wochenende wieder kaum zu schlagen. Audi dürfte da auch einige Lobby-Arbeit geleistet haben, spannend ist also die Frage, ob ADAC oder FIA für die nächste Runde in der Lausitz versuchen wird, die neue Freiheit wieder etwas zurückzunehmen oder ob man erst einmal abwartet, wie der Erfolgsballast sich auswirkt.

Eben diesen sind Kox/Thurn und Taxis nun nach den Rängen 6 und 8 erst einmal wieder los, haben jedoch die Meisterschaftsführung behaupten können: mit 43 Punkten liegen sie nun aber nur noch sechs Zähler vor Mies/Ludwig. Tim Bergmeister ist dank eines katastrophalen Wochenendes mit weiterhin 31 Punkten nun schon weit zurück. Die Amateurwertung führt weiterhin Sven Hannawald (62) vor Toni Seiler (43) an.

Preview: ALMS – Lime Rock

Lime Rock Park, das selbsternannte „Road Racing Center of the East“ und am Samstag Austragungsort des „Northeast Grand Prix“, wurde vor dem ALMS-Rennen 2008 umgebaut. Dass man das gemacht hat, ist verständlich, denn für die großen Prototypen der ALMS und die GTs aus ALMS und Grand-Am war die Strecke zu schnell und zu unsicher. Dass man dabei die alten Streckenvarianten für Clubrennen, Privatfahrer und ähnliches beibehalten hat, ist sogar lobenswert. Warum allerdings die neuen Abschnitte unbedingt zwei langsame Holperschikanen – bzw. die amerikanische Variante von Holperschikanen, nämlich solche, bei denen die Randsteine so flach sind, dass man noch Reifenstapel in die Ecken stellen muss – sein mussten, dass wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben. Ein bisschen mehr Fluss, ein bisschen mehr Festhalten an der Charakteristik hätte ruhig auch sein dürfen.

Ja, Bremszonen und Überholstellen habe man so schaffen wollen… aber das funktioniert nicht wirklich. Bisher gab es an den neuen Ecken mehr Crashes als saubere Überholmanöver, für solche eignet sich nach wie vor am besten die Start-Ziel-Gerade. Beispiele für beides gibt es in diesem Video zu sehen, dass das spektakuläre Finale des ALMS-Rennens 2008 zeigt:

Damals siegte Highcroft, im vergangenen Jahr unterlag das im nahen Danbury beheimatete Team nach einem Reifenschaden dem De Ferran-Acura. Nach drei Gesamtsiegen sind sie auch beim anstehenden „Northeast Grand Prix“ wieder Favorit. Dyson, für die das ebenfalls das Heimrennen ist und die letztes Jahr den Sieg in der da noch separat existierenden LMP2-Klasse errangen, dürfte auch darauf aus sein, nach einigen starken Performances, aber viel Pech, endlich mal einen Gesamtsieg zu holen.

Für die Cytosport-Mannschaft ist es das erste Rennen in Lime Rock, Greg Pickett hat dort allerdings schon in der Trans-Am Erfolge gefeiert. Die in der ALMS zu wiederholen, dürfte aber schwierig werden. Lord Drayson wird nach ausgestandener Verletzung wieder ins Lola-Volant greifen, Intersport ist auch wieder dabei, den orangefarbenen Autocon-Lola wird man an diesem Wochenende vermissen.

Einen Neuzugang bzw. eher ein Comeback gibt es in der GT-Klasse: Mika Salo und Pierre Kaffer werden an diesem Wochenende den zweiten Risi-Ferrari steuern. Noch im letzten Jahr war Kaffer Stammpilot, in diesem Jahr unterstützte er Bruni und Melo beim Sieg in Sebring; Salo hatte letztes Jahr diese Funktion als dritter Mann bei Langstreckenrennen im Melo/Kaffer-Ferrari.

Die Risi/AF Corse-Ferrari scheinen gerade einen Lauf zu haben und so dürfte wieder mit ihnen zu rechnen sein. Wie immer ist die Konkurrenz von Porsche, BMW und Corvette jedoch hart und Bergmeister/Long werden nach dem Rückschlag in Utah wieder vorn mitmischen wollen.

In der GTC hat völlig überraschend Alex Job Racing zwei seiner Wagen zurückgezogen, und zwar ausgerechnet die Meisterschaftsführenden Juan Gonzalez und Butch Leitzinger sowie Luis Diaz und Ricardo Gonzalez. Als Grund wird nur vage ein „recent shakeup within the team“ genannt, übrig bleiben Romeo Kapudjia und Bill Sweedler, die vier Punkte hinter dem TRG-Dup Lally/Richard liegen und nun die Teamehre und die Meisterschaft zu retten versuchen werden, nachdem man anfangs so dominant war.

Die letzten beiden Rennen gewann allerdings das Black Swan-Team Bleekemolen/Pappas, die mit den so gesammelten Punkten nach der Nicht-Teilnahme in Sebring mittlerweile auf Rang 5 liegen. Zwischen diesen drei Porsche von AJR, TRG und Black Swan dürfte sich in Lime Rock ein heftiger Kampf entwickeln.

Für alle Klassen gilt: die richtige Reifenwahl wird ein entscheidender Faktor sein: in Lime Rock gibt es nur eine „echte“ Linkskurve, sieht man von den zwei neuen Schikanen ab. Aber die sehr schnelle „Downhill“-Rechts und die langgezogene „Big Bend“ verlangen besonders den linken Vorderreifen viel ab. Asymmetrische Setups könnten deshalb ähnlich wie auf einem Oval von Bedeutung sein, und wer das am besten trifft, der hat gute Karten.

SpeedTV überträgt ab 20 Uhr deutscher Zeit live, alles wichtige gibt es wie immer beim ALMS Race Hub. Und, wie versprochen, hier noch einige verspätete Bilder vom Lauf im Miller Motorsports Park:

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