Man hatte ja noch gedacht, dass die Ferrari erst in Q2 so richtig zeigen, was sie können. Doch dann legte Red Bull noch weiter zu.
Die Gesichter nach der Quali waren überall lang. Sehr, sehr lang und bei einigen sah man eine gewisse Fassungslosigkeit. Red Bull knallte Zeiten hin, die einfach überirdisch waren. Ferrari, in Hockenheim nur um 2 Tausendstel an der Pole gescheitert, wurde von Vettel um sage und schreibe 1.2 Sekunden abgehangen. McLaren verlor Button schon in Q2 und auch ein wild fahrender Hamilton bekam 1.8 Sekunden Rückstand aufgebrummt. Renault, in den freien Trainings noch gut unterwegs, lagen am Ende über 2 Sekunden zurück. Und das auf der winkeligen, kleinen Strecke in Ungarn. Red Bull kann sich morgen vermutlich nur selber schlagen.
Gut, das haben die Österreicher in diesem Jahr schon ein paar hin bekommen, aber alles andere als ein Sieg von Vettel oder Webber wäre morgen eine Sensation. Sollte der Start passen, kommt vermutlich niemand an die Bullen ran. Selbst wenn Alonso ein Raketenstart gelingt, selbst wenn er sich an Vettel und Webber vorbeiboxt und selbst wenn er sich vorne halten kann – die Red Bull brauchen nur eine Runde freier Fahrt und dann sind sie vorbei. Sicher – wie immer werden Vettel und Webber im Rennen nicht die Pace haben, die sie in der Quali gezeigt haben, aber selbst wenn sie 6 oder 7 Zehntel langsamer sein sollten, haben sie immer noch Vorsprung. In Monaco, einem ähnlichen Kurs, betrug der Vorsprung in der Quali auf Kubica 3 Zehntel. McLaren war 6 Zehntel zurück. Jetzt hat man den Abstand auf McLaren und Ferrari verdreifacht. Dabei holt man die meiste Zeit im zweiten Sektor, wo Alonso heute satte acht Zehntel verlor.
Die Frage, die sich alle stellen, lautet: Wo haben die Red Bull den Speed her? Der flexible Flügel alleine kann es wohl nicht sein, da muss mehr dahinter stecken. Vielleicht ist es die spezielle Mischung aus Strecke, Asphalt, Asphalttemperatur, Reifen, flexibler Flügel. Vielleicht hat Adrian Newey in den letzten Wochen aber noch etwas gefunden. Irgendeinen Vorteil innerhalb der Konstruktion muss es geben, in den drei Wochen Pause, die jetzt folgen, wird man sehr genau überlegen, woher der kommt. Es ist aber auch nicht ungewöhnlich, dass einem Team die Strecke in Ungarn besonders gut passt. 1997 schrubbte Damon Hill seinen Arrows mal auf den zweiten Platz, nachdem er einen großen Teil des Rennens angeführt hatte. Unvergessen auch der Sieg von Jenson Button 2006, als er durch Regen begünstigt gewinnen konnte. In Spa könnte es wieder völlig anders aussehen.
Es gibt also wohl nur die Frage, welcher Red Bull morgen gewinnen wird. Angesichts der Startschwäche von Vettel sollte man Webber, selbst wenn er auf der schmutzigen Seite startet, nicht abschreiben. Die 4 Zehntel, die ihm Vettel mehrfach am Wochenende eingeschenkt hat, sprechen aber nicht gerade für den Australier.
Dahinter sollten sich die Ferrari einordnen. Massa war in den entscheidenden Momenten wieder etwas langsamer als Alonso, was die Entscheidung in der Ferrari-Teamleitung, wen man gerne vorne sehen möchte, etwas einfacher macht. Hinter den beiden Top Teams ist es allerdings richtig eng. Rosberg, Petrov, Kubica und de la Rosa lagen innerhalb von 3 Zehnteln, Button und Barrichello, die in Q2 rausflogen, waren ähnlich schnell. Force India hat weiter zu kämpfen, man beklagte mangelnden Grip und so wird man vermutlich ein ruhiges Rennen haben.
Sehr enttäuschend war die Vorstellung von Michael Schumacher. Gestern waren er und Rosberg meist zeitgleich unterwegs, heute ging beim Ex-Weltmeister gar nichts. Nach der Quali sagte er, dass er auf eine andere Abstimmung gesetzt habe, die ihm mehr im Rennen bringen soll. Aber ehrlich gesagt – so richtig kann ich das nicht verstehen. Schumacher überlebte Q1 schon nur, weil auf die Super Soft umstieg, in Q2 fehlten ihm sechs Zehntel auf Platz 10. Ich frage mich zu dem, auf was für eine Abstimmung Schumacher gesetzt hat. Mehr Hitze? Regen? Irgendwie wirkt das Gefummel mit den Abstimmungen bei Mercedes schon etwas hilflos.
Das Rennen morgen droht also ein echter Langweiler zu werden. Vorne zwei Red Bull im Respektabstand von etwas mehr als einer Sekunden, weit dahinter die Ferrari, noch weiter dahinter vielleicht ein Kamppfknäul bestehend aus McLaren, Mercedes, Renault und einem Sauber oder Williams. Die Erfahrung mit Ungarn zeigt jedoch, dass sich das Feld vermutlich selbst in den Kampfgruppen nach einer Weile auseinanderzieht. Zur Not gibt es ja nebenbei die Schlussphase der 24H von Spa.
4 Kommentare
Die Bullen waren schon verdammt schnell, 1,2 Sekunden auf Alonso ist schon ne Welt. Mal schauen ob Ferrari im Rennen doch näher dran ist.
Wenn es bei Alonso beim Start gut läuft, hätten sie mit guter Strategie sogar Chancen. Aber das kann man von Ferrari wohl nicht unbedingt erwarten. Folglich sind Platz 1 und 2 vergeben.
Jap denke auch das Red Bull das nach Hause fährt, die haben 100 % ganz klare Ansagen von Team bekommen. Hauptsache nicht gegenseitig abschiessen – dann lacht McLaren.
Da hoff ich mal das Mark Webber irgentwie den Egoisten aus Heppenheim packt und den 4. Saisonsieg einfährt.
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