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Formelserien: Kein gutes Wochenende

von Vorsicht
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Gleich zwei schwere Unfälle mit drei verletzten Fahrern gab es am vergangenen Wochenende in den Formelklassen. Jener aus der GP2 kann wohl leider überall passieren – bei der Superleague sollten sich die Verantwortlichen aber vielleicht ein paar Gedanken machen.

Es ist ein wirklich hässlicher Trend, der am Wochenende seine Fortsetzung gefunden hat: Nach Josef Kral (Valencia, GP2) und Simon Trummer und James Jakes (Hockenheim, GP3) gibt es schon wieder Verletzte in den Formel 1-Rahmenrennen. Diesmal hat es Jules Bianchi und Ho-Ping Tung getroffen. Letzterer hat wohl „nur“ einen leichten Lendenwirbelbruch und könnte in Spa schon wieder im Cockpit sitzen. Bianchi hat sich ebenfalls einen Lendenwirbel gebrochen – allerdings schwerer als der Chinese. Er wird wohl für die gesamte restliche Saison ausfallen. Ganz besonders schlimm war der Unfalls von Chris van der Drift bei der SLF in Brands Hatch. Aber so schmerzhaft die zahlreichen Verletzungen auch sicherlich sind: Mit einem gebrochenen Knöchel, zwei gebrochenen Rippen, einem gebrochenen Schulterblatt und zwei gebrochenen Fingern ist Van der Drift (und die Superleague) wohl noch günstig davongekommen.

Superleague Formula

Denn dass Van der Drift noch am Leben ist, ist – abgesehen von der sicheren Bauweise moderner Formelautos – nur einigen glücklichen Umständen zu verdanken. Wer sich das Video vom Unfall genauer ansieht, wird feststellen, dass sich der Wagen nach dem Abheben erst kurz vor der Brücke genau so auf den Kopf dreht, dass der Unterboden parallel zur Decke der Brücke steht – im Abstand von wenigen Zentimetern. Und, dass der Wagen dann den Brückenpfeiler mit dem Heck trifft, und auf die Strecke zurückgeworfen wird. Die Brücke ist auf einer solchen Strecke sicher gefährlich – und es sollte (wie etwa auch in Monza) überlegt werden, ob sie unbedingt notwendig ist. Der Einschlag am Pfeiler hat wohl zu Van der Drifts Verletzungen beigetragen. Trotzdem hat sie dem Neuseeländer womöglich das Leben gerettet – wäre der Wagen nämlich nicht vom Pfeiler abgelenkt worden, wäre er wohl in Richtung Bäume geflogen. Mit sicher noch fataleren Folgen.

Damit aber genug von den grausamen Details. Der eigentliche Wahnsinn ist ja noch nichtmal der Unfall selbst – sondern, dass die SLF überhaupt in Brands Hatch gefahren ist. Schon für die kleinere Formel 2 ist die Strecke nicht mehr modern genug – den Eurosport-Kommentatoren war auch ein Jahr nach Henry Surtees‘ tödlichem Unfall die Angst richtiggehend anzuhören, als die Serie vor zweieinhalb Wochen dort gastierte. („Jungs, macht das bitte nicht! Das ist doch so gefährlich!“ etc.). Die AutoGP hat zu Beginn des Jahres ihr geplantes Rennen in dort abgesagt und nach Navarra verschoben. Weitsichtige Begründung des Serienorganisators Enzo Coloni:

„While Brands Hatch has a great tradition, Navarra’s safety standards are way better, and with high performing and very powerful cars like ours, safety is something that we have to keep in mind as one of our priorities.“

Die Superleague Formula ist auf vielen schönen Strecken unterwegs. Aber ob man – bei aller angeblichen Begeisterungsfähigkeit der Südeuropäer für die SLF – ausgerechnet in Jarama fahren muss, das seit ewigen Zeiten kaum noch Renovierungen gesehen hat? Und, bei aller Spannung vor zwei Wochen – ob Zolder wirklich eine ideale Strecke für eine so schnelle Rennserie ist? Von Brands Hatch, wo die Katastrophe bei Formelaction ohnehin immer in der Luft liegt, gar nicht zu reden.

Klar: Die Serie will wachsen. Und auch klar: Es gibt in Europa zwar viele Strecken. Aber so viele, die 1) nicht schon ausgebucht, und 2) überdies bereit sind, die SLF aufzunehmen, gibt es auch wieder nicht. Man darf nicht zu wählerisch sein, sonst landet man nur noch auf Kursen wie dem Adria Intl. Raceway, wo die Serie am 4. unf 5. September ihr nächstes Rennen fahren wird. Aber bei der Sicherheit darf man eben auch keine Kompromisse machen. Das Wochenende hat das noch einmal nachdrücklichst gezeigt – bleibt zu hoffen, dass die SLF wenigstens daraus lernt.

Noch ganz kurz zum sportlichen Teil: In der Tabelle hat sich in Brands Hatch wenig verändert. Die beiden Tabellenführer, der AC Milan (Yelmer Buurman) und Tottenham Horspur (Craig Dolby) fuhren in beiden Rennen direkt hintereinander. Am Ende konnte Tottenham ein wenig aufholen – und liegt jetzt mit 461 Punkten nur noch denkbar knapp hinter Milan (463). Der RSC Anderlecht (Davide Rigon) bleibt auf Rang drei, dahinter konnte Chris van der Drifts Olympiacos Piräus den FC Basel (mit Max Wissel am Steuer) überholen – Rennen 2 wurde ja nach dem Unfall mit der roten Flagge abgebrochen, Van der Drifts sechster Platz geht daher trotz des Unfalls in die Wertung ein.

Bleibt zu hoffen, dass er bald wieder einen Gesundheitszustand erreicht, der es ihm erlaubt, sich darüber zu freuen. Wir wünschen jedenfalls gute Genesung!

GP 2

Anders als bei der SLF, tendiere ich bei der GP2 dazu, die Verletzungen einfach unter „Rennfahrer-Risiko“ abzuhandeln. Immerhin fährt man nur auf jenen ausgewählten Kursen, die auch die Formel 1 besucht – und auch die Autos müssen Formel 1-Crashtests bestehen. Die Häufung von Wirbelverletzungen (Kral, Bianchi, Tung) ist zwar ein wenig bedenklich – kann aber auch ein hässlicher Zufall sein. Der Unfallhergang am Samstag spricht jedenfalls dafür: Bianchi hatte sich, nachdem er sich zurück ins Feld gedreht hatte, zunächst die Nase bei Dani Clos abgefahren. Erst danach wurde er frontal (und eben ohne Nase als Knautschzone) von Tungs Wagen erfasst. Dieser nicht mehr gefederte Aufprall führte wohl trotz recht geringer Geschwindigkeit zu den Verletzungen. Ein Unglücksfall, wie er wohl bei allen Sicherheitsvorkehrungen leider passieren kann.

Das nach längerer Unterbrechung folgenden Rennen war dann jedenfalls weitgehend Budapest-typisch, um nicht zu sagen: zäh. Pastor Maldonado legte einen überzeugenden Start-Zielsieg hin, dahinter verteidigte ein kräftig auftrumpfender Christian Vietoris seinen zweiten Platz gegen Sergio Pérez. Rennen zwei gewann dann von der Reverse-Grid Pole aus Giacomo Ricci – ebenfalls in recht überzeugender Manier. Dass dahinter wieder Vietoris landete, war eine gewisse Überraschung. Vielleicht ist dem jungen Deutschen ja jetzt endgültig der Knoten geplatzt.

In der Meisterschaft liegt Pastor Maldonado nun schon mit 26 Punkten Vorsprung auf Pérez in Front. Es müsste also schon sehr viel Unvorhergesehenes passieren, damit dem Venezoelaner nach fast drei Viertel der Saison der Meisterschaftssieg noch zu nehmen ist. Weitere acht Punkte dahinter liegen Dani Clos und Jules Bianchi, deren Duell um den dritten Platz wohl durch den Unfall entschieden wurde.

Weiter geht es mit der GP2 in knapp vier Wochen in Spa.

Formel 2

Ein knappes Rennen um die Meisterschaft gibt es in der Formel 2: Zwei Rennwochenenden vor Schluss liegen Jolyon Palmer und Dean Stoneman nur 4 Punkte voneinander getrennt an der Tabellenspitze. Weitere Titelkandidaten gibt es allerdings nicht mehr. Denn der derzeit drittplatzierte Phillip Eng liegt schon fast 100 Punkte hinter Palmer. Um diesen dritten Platz wird es dann allerdings wieder ein knappes Rennen – neben Eng haben auch Will Bratt und Sergey Afanasiev noch gute Chancen.

Die Rennen auf der tschechischen Strecke waren für F2-Verhältnisse nicht ganz so berühmt – in den jeweiligen Startphasen gab es ein paar recht nette Duellen. Sonst ging der Blutdruck – außer beim Ausfall Engs auf Platz drei, nur eine Runde vor Ende des zweiten Rennens – nicht wirklich in die Höhe.

Im Vergleich mit den Geschehnissen bei SLF und GP2 mag das eine angenehme Abwechslung gewesen sein. Anfang September in Oschersleben wären etwas spannendere Rennen aber trotzdem eine schöne Sache.

Formel 3 Euroseries

Na, vermisst? Erstmals nach der hochverdienten Sommerpause lässt die F3 Euroserie am kommenden Wochenende am Nürburgring die Motoren wieder aufheulen. Und zwar wohl mit etwas größerem Starterfeld als bisher. Denn neben Perlen wie „Optimistically into the second season half“ war auf der Serienhomepage kürzlich zu lesen, dass Mika Mäki und Christopher Zanella Comebacks in der Nachwuchsserie geben werden. Zumindest mit Mäki kann man sicher auch im vorderen Teil des Feldes rechnen.

An der Spitze der Meisterschaft liegt mit Eduardo Mortara derzeit ein weiterer Comeback-Mann. Und das schon ziemleich deutlich – nämlich mit einem Vorsprung von 15 Punkten auf Marco Wittmann, der seierseits sieben Zähler vor dem drittplatzierten Valtteri Bottas liegt.

Übertragen werden beide Rennen am Samstag und Sonntag jeweils um 11:20Uhr  – wie immer live auf n-tv.

George Russell, Mercedes F1 W15, leads Lando Norris, McLaren MCL38 during the Brazilian GP at Autódromo José Carlos Pace
Oliver Bearman, Haas VF-24, leads Sergio Perez, Red Bull Racing RB20 during the Brazilian GP at Autódromo José Carlos Pace

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6 Kommentare

DonDahlmann 3 August, 2010 - 18:45

Ich stimme Dir da völlig zu. Die F2 ist in Brands Hatch schon grenzwertig, die SLF, die ja durchaus auf GP2 Niveau liegt, ist deutlich zu schnell.
Allerdings sind die Block-Manöver in der letzten Zeit auch etwas übel geworden. Es scheint völlig normal geworden zu sein, dass man einen sichtbar schnelleren Gegner mal eben in die Wiese drängt oder eben die Tür zumacht. Das mag bei Tourenwagen gehen und vielleicht sogar in einem gewissen Rahmen erwünscht sein, in Monopostoserien gehört sich das nicht.
Wir hatten die Diskussion ja schon bei der Schumacher Sache, wo einige die IRL angeführt haben. Sicher – hier wird dicht gefahren, aber ich selten gesehen, dass jemand seinen Kollegen in die Mauer drückt. Wenn eng gefahren wird, lässt man dem Gegner auf einer Seite genug Luft, damit dieser zur Not noch ausweichen kann. Die NASCAR, auch als Beispiel für knappen fahren angegeben, ist eine andere Serie. Bei Tourenwagen ist eine Berührung meist nicht so schlimm, wie bei einem Formelwagen.

Wolli 3 August, 2010 - 21:07

Die Zahl der wirklich gefährlichen und üblen Abflüge ist in 2010 bei Formelrennen aber schon dramatisch. Conway in Indy, Webber in Valencia, an selber Stelle auch in der GP2, European F3 in Magny Cours, Formel Abarth in Imola, SLF in Brands Hatch,F2 in Marrakesch, der Auto GP Start in Imola, die FPA in Snetterton, als ein Auto auf der langen Geraden geblockt wurde und sich übel Überschlug….
So sehr sicher die Autos sind, so sehr fordern die Serienbetreiber manchmal das Schicksal heraus. Der lange Kurs von Brands, Marrakesch oder Imola zb sollten von Formelautos einfach gemieden werden. Natürlich will man gute Action sehen, und das gibt uns Monza oder Spa einfach mehr als zb dieser unsägliche Adria Raceway, aber trotzdem muss die Sicherheit der Piloten einfach im Vordergrund stehen.

Ich 3 August, 2010 - 23:23

Ich sehe das etwas anders. Brücken und Pfeiler sind natürlich ein unnötiges Sicherheitsrisiko. Da sollte man dringend Abhilfe schaffen. Aber nicht mehr auf echten Strecken wie Imola oder Brands Hatch fahren? Das geht zu weit, so wie die Zerstörung des Hockenheimrings zu weit ging. Wenn man das Risiko auf 0 reduzieren will, muss man ehrlich sein und den Motorsport ganz sein lassen.

Chaos 3 August, 2010 - 23:48

@Ich

Man hat zum Beispiel in GB aber Alternativen: Silverstone. Tourenwagen sind auf sehr vielen Strecken überhaupt kein Thema, weil sie schlichtweg sicherer sind. Aber muss ich mit Formel Autos auf nachweislich gefährlichen Strecken wie Brands Hatch fahren? Einige „echte Rennstrecken“ versucht man im Rahmen der Möglichkeiten, bei einigen ist man leider übers Ziel hinausgeschossen, so sicher wie möglich zu machen, aber Ihren Charakter zu erhalten, beispielsweise Spa und Monaco. Würde man Brands Hatch auch so umbauen, kann man Formelautos dort fahren lassen. Aber wirklich mitschnellen Autos wie der SLF dort zu gastieren ist sehr grenzwertig, auch wenn man die Entstehung des Unfalls also das Aufsteigen des Autos nicht BH zur Last legen kann, dass kann überall passieren. Die Pfeiler hingegen schon. Und man muss sich ja nichts vormachen, das wäre fast der zweite tote Formelfahrer innerhalb von etwas mehr als einem Jahr in BH gewesen. Tourenwagenrennen dort ja, Formelrennen ganz klar nein.

Ich 4 August, 2010 - 00:05

Pfeiler müssen weg, das versteht sich von selbst. Aber die F1 macht gerade das andere Extrem vor: Jede Herausforderung auf den Pisten wird sofort begradigt, asphaltiert, abgeflacht und eingebremst. Beziehungsweise die Strecken von Anfang an sehr langweilig gebaut. Man sollte halt versuchen, irgendwie einen Mittelweg zu finden. Dabei muss auch akzeptiert werden, dass für interessanten Motorsport herausfordernde Strecken Grundvoraussetzung sind.

Wolli 4 August, 2010 - 00:37

Ich bezog mich natürlich auf den aktuellen Sicherheitsstandard von Imola und Brands Hatch. Klar sind das schöne Strecken, aber Imola wurde total verbaut, der Teil der Zielkurve bis hin zur Tamburello ist sauschnell und ohne Auslaufzone. Marcel Tiemann musste das dort ja auch schmerzlich erfahren. Das geht einfach gar nicht mehr, dieses Geschlängel bei 250. Und Brands muss endlich mal verbessert werden, die Unfallstelle von Surtees bzw die Kurve davor ist noch genauso wie 2009 gewesen. Klar kann man nicht einfach abholzen, trotzdem muss man da was ändern. Radius der Kurve, oder Kies, oder oder oder. Irgendwas. Ich bin, was geile Rennstrecken angeht, voll auf eurer Seite. Aber das ist einfach ein Ritt auf der Rasierklinge. Da muss man auch das System überdenken, Nachwuchsfahrer aus Kart oder komplette Anfänger sollten nicht gleich auf solch anspruchsvolle Rennstrecken gelassen werden. Da kommt dann sowas raus wie bei der FPA in Snetterton, oder der F2 in Marakesch…

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