Tony Stewart sicherte sich in Atlanta den ersten Sieg seit fast einem Jahr und damit seine ersten zehn Bonuspunkte für den Chase. Die Top11 der Meisterschaft steht mittlerweile fest in den Playoffs und in Richmond werden sich vier Piloten um den letzten Platz streiten.
Das Rennen in Atlanta war jetzt nicht so der oberspannende Superknüller, doch trotzdem sind einige interessante Dinge passiert, die es sich aufzuzeigen lohnt. Die erste Hälfte des Rennens gehörte jedoch nicht dazu, denn die musste komplett ohne Caution auskommen. Trotzdem zeigte sich während dieser Phase eindeutig, mit wem gegen Rennende zu rechnen sein müsste. Denny Hamlin führte bis dahin satte 74 Runden und wurde nur durch Tony Stewart, Carl Edwards, Kurt Busch, Kasey Kahne und seinen Teamkollegen Kyle Busch ernsthaft in Bedrängnis gebracht. Kyle nahm sich dann durch eine Geschwindigkeitsübertretung während der ersten Boxenstopps unter grüner Flagge erstmal selbst aus dem Rennen um die Spitze.
Zu einem Kuriosum kam es dann in Runde 132 als endlich die erste Caution ausgerufen wurde, die das Feld wieder zusammenführen sollte. Bis dahin war über die Hälfte der 43 Autos bereits eine Runde zurück und just als es auch Dale Earnhardt Jr erwischte, fand NASCAR Debris in Turn 2. Die Trümmerteile wurden selbstverständlich nie gezeigt und somit ist es wohl eindeutig, dass alleine wegen Juniors Überrundung eine Gelbphase ausgerufen wurde, wodurch dieser sich zurückrunden konnte. Deutlicher kann NASCAR es echt nicht machen und ich finde das schon ziemlich peinlich, wenn man erst zwei Fahrer mit Geldstrafen ruhigstellt, weil diese vor einigen Wochen ein derartiges Verhalten als „Verschiebung“ benannten und dann im Anschluss bestätigt, dass man tatsächlich verschiebt. Ich bin auf eure Meinungen gespannt – mal schauen wie ihr das Ganze beurteilt.
Mit dem Ausgang des Rennens hatte diese Situation allerdings nichts zu tun, jedoch platzte dem Führenden Denny Hamlin fünf Runden nach dem Restart in Runde 143 der Toyota-Motor. Ich bin mir aber sicher, dass dies auch ohne die Mystery-Caution geschehen wäre. Damit hatte Hamlin nun schon zum dritten Mal in drei Rennen mit technischen Problemen zu kämpfen und beschwerte sich im anschließenden Interview gleich einmal, dass es bei Joe Gibbs Racing immer ihn zu treffen scheine. Allerdings ging die harte Strecke in Atlanta auch mit dem Material anderer Fahrer nicht gerade zimperlich um und so kam es, dass zwei weitere Fahrer sich im Rennverlauf von ihren Aggregaten verabschieden mussten: Scott Speed und Paul Menard erwischte es keine 100 Runden vor Schluss fast zeitgleich, jedoch war Speeds brennender Wagen eher ein Bild für die RTL-Nachrichten, während Menards Ford sich zwar ohne großes Feuerwerk, aber dafür mit interessanten Traktorgeräuschen verabschiedete.
Direkt nach Hamlins Ausscheiden brachte sich Tony Stewart dann an die Spitze des Feldes und duellierte sich kurz darauf mit Jimmie Johnson. Johnson war nach Halbzeit immer noch vorne mit dabei, was auf eine bessere Performance als zuletzt schließen ließ. Zwar konnte er sich gegen Stewart nur acht Runden behaupten, beendete das Rennen aber als Dritter. Die Setup-Probleme bei der #48 sind nun anscheinend, wie bereits vermutet, kein Thema mehr. Von Runde 170 bis 250 sah dann Stewart wie der sichere Sieger aus, als er seine Führung lange verteidigen konnte. Zwischenzeitlich erwischte es David Ragan, dem ein Reifen platzte. Auch das sollte keine Seltenheit bleiben, denn die aggressive Strecke brachte am Abend noch weitere Gummis zur Explosion: So wurden auch Jamie McMurray, Kevin Harvick und Kasey Kahne eines besseren Finishes beraubt. Kahnes Reifenplatzer war jedoch das Resultat eines Kontakts mit Kurt Busch.
Zwischenzeitlich war Kyle Busch nach seiner Durchfahrtsstrafe wieder an die Spitze vorgedrungen und zeigte, wie gut sein Auto ging. Zu einer Führungsrunde reichte es für ihn zwar nicht, dafür kam er aber auf einem hervorragenden fünften Platz ins Ziel. Der Mann der Stunde war 75 Runden vor Schluss dann Carl Edwards, dem es gelang, Stewart auf der Strecke zu überholen. Seine Führung konnte er allerdings nicht so wunderbar ausbauen wie zuvor Hamlin und Stewart, weil nun eine Gelbphase auf die nächste folgte – die angesprochenen Scott Speed / Paul Menard und Kevin Harvick waren die Schuldigen. Der spätere Rennsieger Tony Stewart verschwand plötzlich wieder aus den Top5, weil Kurt Busch und Jeff Gordon während der sechsten Caution nicht an die Box fuhren. Den schnellsten Stopp absolvierte überraschend die Mannschaft von Martin Truex Jr, der sich schon das gesamte Rennen über in der Führungsgruppe aufgehalten hatte. Am Ende war aber auch für ihn nicht mehr als Platz 12 drin; eigentlich etwas unverdient.
Kurts Führung hielt nicht lange an, denn nun setzte sich Kasey Kahne noch einmal 15 Runden an die Spitze des Feldes, bevor Brad Keselowski seinen Dodge 30 Umläufe vor Schluss in der Wand versenkte. Edwards holte sich den Platz an der Sonne in der Boxengasse zurück und Tony Stewart war durch einen schnellen Stopp wieder auf Platz 2 zurück. 25 Runden vor Ende war somit auch das Spritfenster geschlossen, nachdem die Stopps während Caution Nr. 6 doch eher nicht für Benzin bis zum Rennende sorgen konnten. Die achte und letzte Gelbphase löste dann Kasey Kahne nur zwei Umläufe später aus, während dieser kurzen Zeit konnte sich Stewart aber wieder in Führung schieben, wo er dann auch endgültig bleiben sollte.
Mehrere Teams versuchten bei noch 18 zu fahrenden Runden einen interessanten Vorstoß: Da die reifenmordende Strecke sehr ausgiebig an den Gummis nagte, versuchten unter anderem Juan Pablo Montoya, Mark Martin, Jeff Gordon und Jeff Burton einen weiteren Reifenwechsel. Lediglich Burton konnte sich so einen Platz in den Top5 sichern. Montoya fuhr das gesamte Rennen über konsequent in den Top10 und stieß kurzzeitig bis auf Rang 3 nach vorne. Am Ende kam er auf Platz 9 knapp in die Top10. Hier hat man deutlich sehen können, dass die Earnhardt-Ganassi-Autos wirklich das Tempo der Spitze halten können. Ein paar solcher Top-Ergebnisse mehr und Montoya hätte sicher den Chase gepackt, seit diesem Wochenende hat er sich nun auch endgültig aus der Anwärterschaft verabschiedet. Vielleicht kann er in den Playoffs ja noch den ersten Ovalsieg holen und wenn das Pech 2011 nicht andauert, dann sollte er spätestens im nächsten Jahr wieder den Chase packen.
In den letzten Runden hatte dann niemand mehr etwas für Tony Stewart zu bieten und so sicherte er sich den ersten Sieg seit fast einem Jahr und damit auch die ersten zehn Bonuspunkte für den Chase. Noch ein Fahrer kann sich dann am kommenden Wochenende in Richmond erstrebenswerte Zusatzzähler abholen. Carl Edwards, der eine echte Siegchance hatte, musste sich mit Platz 2 zufrieden geben. Jimmie Johnson, Jeff Burton und Kyle Busch komplettierten die Top5, während Kurt Busch, Clint Bowyer, Ryan Newman, Juan Pablo Montoya und Marcos Ambrose in die Top10 fuhren – besonders für Ambrose also ein netter Einzelerfolg. Zusätzlich sicherte Bowyer diese Top-Platzierung wertvolle Punkte im Kampf um Platz 12, weil keiner seiner direkten Konkurrenten vor ihm ins Ziel kam.
Kurz noch die Ergebnisse zwei weiterer Fahrer:
– Dale Earnhardt Jr war lange in den Top20 unterwegs und befand sich auf dem Weg zu einem für ihn recht guten Ergebnis. Letztendlich kam er als 22ter an, da gibt es im nächsten Jahr wieder viel Verbesserungspotential.
– Greg Biffle wurde von Ryan Newman umgedreht und verlor wertvolle Runden und damit Plätze während einer umfangreichen Reparatur in der Garage. In der Meisterschaft ist er zwar nur noch Elfter, hat aber exakt 161 Punkte Vorsprung auf Platz 13. Das bedeutet, dass er in Richmond nur noch starten muss, um in den Chase zu kommen. Der letztplatzierte Fahrer bekommt 34 Punkte und maximal sind 195 Zähler pro Rennen zu holen, das ergibt genau die Differenz von 161.
Eng kann es in der Jagd auf den letzten Chase Platz also nur noch für Clint Bowyer werden und die Betonung liegt auf „kann“. Die Chancen von Ryan Newman, Jamie McMurray und Mark Martin sind bei mehr als 117 Punkten Rückstand nur noch als theoretisch zu bezeichnen. Wenn beispielsweise Bowyer in der nächsten Woche nur als Letzter ankommt, dann braucht Ryan Newman immer noch ein Top5-Resultat, um in die Playoffs zu kommen. McMurray benötigt in diesem Fall einen dritten Platz und Martin müsste gar gewinnen – eventuelle Bonuspunkte sind hier nicht mit eingerechnet. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Clint Bowyer nur besser als Platz 28 ins Ziel kommen muss, um ganz sicher in den Chase einzuziehen.
In der Owner-Wertung wird es langsam auch wieder interessanter, denn Kevin Conway fuhr in Atlanta dem Feld wie so oft weit hinterher und landete anschließend mit einem Getriebeschaden nur auf Rang 37. Seine direkten Verfolger #26 Patrick Carpentier (28.) und #38 Dave Blaney (24.) machten viel Boden auf die #7 von Robby Gordon Motorsports gut und sind nun bei ca. 100 Punkten Rückstand angekommen. Wenn Conway das Auto weiter pilotiert, dann ist die #7 noch vor Saisonende aus den Top35 verschwunden. Einerseits wird der Rookie dann an keinem Rennen mehr teilnehmen können, weil seine Leistungen im Qualifying bisher unterirdisch waren und andererseits findet Robby Gordon ohne garantierten Startplatz mit Sicherheit keine Sponsoren für 2011. Dieses Jahr war es ja schon knapp genug für den Owner/Driver. Hier bleibt es also spannend.
Nächste Woche geht es in Richmond weiter, dem letzten (Nacht-)Rennen vor dem Chase mit Startzeit ca. 01:45 Uhr in der Nacht von Samstag auf Sonntag. Mit dabei ist dann Mattias Ekström, wie Audi Motorsport noch am Sonntag bekanntgab. Dafür absolviert der Schwede zuvor innerhalb der Woche einen Oval-Test auf dem North Wilkesboro Speedway, einer ehemaligen Cup-Strecke. Bis 1996 war der Winston Cup auf dem 0,625-Meilen-Oval (fast exakt ein Kilometer) mit 14° Banking unterwegs.
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6 Kommentare
Ups. Hab das Rennen zwar leider nicht gesehen, aber die Nummer mit Earnhardt ist dann auch mir eine Spur zu hart. weil das wirklich an Verschiebung grenzt. Wenn ich will finde ich halt überall auf einem Oval Miniteile oder eben auch nicht und lasse trotzdem ne Caution ausrufen, was ja um die Spannung zu erhöhen i.O. ist. Aber das ich die dann ausrufe, wenn der Pubklikumsliebling grade überrundet wird, darf einfach nicht sein.
Mfg
Chaos
Einerseits halten die Cautions die Rennen spannend. Und freuen wir uns nicht auch, wenn ein SC in der F1 wieder etwas Spannung bringt? Andererseits verabschiedet man sich dadurch natürlich wirklich davon, ein Sport zu sein. Denn es ist nicht sportlich, jemandem einen erarbeiteten Vorsprung wegzunehmen. Allenfalls kann man das noch hinnehmen, wenn es neutral geschieht. Wenn aber bei einigen Fahrern eine Caution gebracht würde und in einer identischen Situation bei anderen nicht, dann wäre das wirklich sehr unfair. Schade, dass man sich bisher offenbar einer Diskussion darüber entziehen will. Denn dann könnten sie ja diesen Vorwurf auch widerlegen und zum Beispiel Bilder von den Trümmerteilen zeigen, die da jeweils rumlagen.
@Chaos: du sagst selbst du hast das Rennen nicht gesehen, also urteilst du nur nach diesem Blogeintrag hier ?
@all
Ich sehe es in dem Fall so: „in dubio pro reo“, im Zweifel für den Angeklagten.
Niemand kann beweisen, daß NASCAR die Caution nur wegen Jr. rausbrachte. Nur weil im Fernsehen keine Trümmer zu sehen war muß das nix heißen. Sicher, NASCAR würde es nie zugeben. Aber wie gesagt, Die NASCAR muß ja nicht beweisen, warum sie die Caution rausbrachten. Immerhin sind es ihre Regeln, und ihre Rennen.
Und immerhin ist das mal wieder eine Saison, die Jr. komplett vergessen kann. Warum also sollte NASCAR im einen Vorteil verschaffen ? Sicher, er ist der „most-popular-driver“, aber das ist ja nix neues. Ob er jetzt ne Runde zurückliegt oder nicht, ändert nix daran.
Und man sollte es auch mal umgekehrt sehen: Es war ein Nachtrennen bei ca. 300 km/h. Ich hatte es Sonntag nacht sehr eilig (ein Tier-Notfall, ich mußte zu nem Arzt), darum bin ich Autobahn gefahren. Ein kurzes Stück hatte ich 180 km/h drauf und es war schon recht ungemütlich, so zu fahren. Der Gedanke wenn einer auf einmal rüberzieht, oder was mit einem Reifen fährt …
Wenn ich dran denke, bei einem Rennen fahren 43 Autos mit Tempo 300. Da wäre ein Reifenplatzer wegen einem Trümmerstück das letzte was ich wollte. Da ist es mir lieber, wenn die NASCAR einmal zu viel guckt als zu wenig.
@NASCARaddicted ja, genau deshalb habe ich es auch drüber geschrieben.
Mir stellt sich die Frage: Ist es wirklich statistisch auffällig das es Debris-Cautions (Mistery oder nicht) wenn Jr vor bzw gegen Rennmitte zur Überrundung ansteht? Oder fällt es einfach nur auf wenn es JR ist und bei anderen Häufungen übersieht man es?
Da ich nicht Thilo heisse erfinde ich keine Statistiken und sag das es auf mich schon so wirkt als ob Jr einen Art Überrundungschutzengel bis Rennmitte hat. Aber ich kann das weder belegen noch beweisen, auch nicht das Gegenteil. Alles Spekulation.
Habe das Gefühl das man sich als Rennsportfan die letzten Wochen mehr mit Diskussionen um Entscheidungen, Unfälle usw unterhält als um Sieger, Verlierer, gute und schlechte Rennen. Klar das gehört auch dazu aber mir wirds irgendwie zuviel.
Das liegt u.a. auch daran das die übertragenden Sender und deren „Journalisten“ keinerlei Anstalten machen mal ansatzweise unabhängig, kritisch und journalistisch tätig zu werden. Es wäre natürlich an ESPN gewesen am Sonntag das Debris zu zeigen. Aber man zeigt lieber Tim Brewer der den wohl millionenfach dummen Zuschauern erklärt das man das Gaspedal am Besten ganz durchdrückt wenn man Gas geben will….
Oder man macht inzwischen während einer Debris-Caution, gleich dreimal Werbung, was die Caution natürlich verlängert und wir dürfen dann den twitternden Taxifahrer gleich 6mal sehen. Ich kauf mir aus Protest dann einen Honda. In Rot (Insider)
Zurück zum eigentlichem Thema: Schön das „Smoke“ pünktlich zum Chase ein Lebenszeichen von sich gibt, auch interessant ist das die Hendrickjungs immer noch zu kämpfen haben, vor Allem ím letztem Renndrittel geht es statt nach Vorne oftmals immer noch nach Hinten (Jr mal aussen vor, der fährt in seiner eigenen Liga, für den gelten Hendrickgesetze nicht).
Das Rennen um den letzten Chaseplatz ist leider fast gelaufen, aber so kann man sich beim nächsten Rennen auf Ekstrom (gleich mal ohne ö schreiben ;) ) konzentrieren, ich wünsch ihm nen guten Einstand und den Jr-Schutzengel….
Naja, dass die NASCAR bei Junior eher ein Auge zudrückt ist ja bekannt;) Michigan 2008 (?) mal um ein Beispiel zu nennen, dort hat er wegen Spritmangels das Pace Car öfters überholt und da kam auch nichts…
Jup, dass Smoke mal wieder gewonnen hat, ist in der Tat toll :-)
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