Der Kampf um die britische Tourenwagenmeisterschaft ist nach den Rennen in Donington ist so spannend wie nie. Gleich vier Fahrer können sich noch den Titel holen.
Nach dem Nicht-Umbau von Donington startete die BTCC zum ersten Rennen auf der Strecke. Die geplante Renovierung ist ja bekanntlich ins Wasser gefallen, weil den alten Besitzern das Geld ausgegangen ist. Allerdings hatte man schon angefangen, Veränderungen vorzunehmen, die Donington ein wenig verändert haben. Zum einen fehlt die berühmte Dunlop Brücke auf der Gegengerade, was schon etwas merkwürdig aussieht. Die Schikane vor Start/Ziel wurde neu angelegt, aber offenbar hat man das gut hinbekommen. Sie ist jetzt schneller und flüssiger zu fahren. Auch gut: Auf der rechten Seite nach der „Old Hairpin“ fehlt die Böschung, die in die Auslaufzone gereicht hat und an der einige bös zerschellt sind. Hier ist jetzt mehr Platz. Insgesamt hat der Umbau der Strecke nicht geschadet, was man an den guten Rennen der BTCC sehen konnte.
1. Rennen
Praktischerweise lange nach der Qualifikation die Führenden der Meisterschaft auf den ersten fünf Plätzen. Chilton hatte die Pole gewonnen, hinter ihm der zweite Ford Focus mit Onslow-Cole. Danach folgten Shedden im Honda und Plato mit dem Cruze. Auf Platz 5 stand Matt Neal. Den Start gewann dann Cole, weil Chilton alle Hände voll damit zu tun hatte, Gordon Shedden hinter sich zu lassen, der sogar versuchte den Ford auf dem Gras zu überholen. Plato kam zäh weg und fand sich schnell in einem Kampfpaket wieder, dass ihn schnell aufschnupfte. Neal ging als letzter an ihm auf der Gegengerade vorbei und schob ihn zurück auf Platz sieben. Cole flog vorne weg, hatte aber wohl die Ansage auf Chilton zu warten, der immer noch mit Shedden beschäftigt war. Das hatte zur Folge, dass auch Shedden aufholen konnte und mit Chilton auf der Gegengerade im heftigen Infight lag. Mittendrin dann auch Andrew Jordan und Rob Collard, der Matt Neal und Jason Plato im Schlepptau hatte. Neal spielte Rammbock und schob sowohl Collard als auch Jordan zur Seite, so dass Plato freie Bahn hatte. Nach einer kurzen Safety Car Phase (O’Neill stand blöd am Rand) ging es dann richtig zur Sache. Shedden bekam den Restart als erster nur so mittelgut hin, hinter ihm staute sich alles. Cole, Chilton, Jordan, Neal und Plato versuchten irgendwie gemeinsam durch die letzte Schikane zu kommen, was natürlich nicht gut gehen konnte. Plato berührte Neal, Neal wurde rumgeschubst und schoss dabei Plato ab, während Cole seine Front an der Streckenbegrenzung ondulierte. Plato hatte aber Pech und war als einziger der Titelanwärter raus. Die Reihenfolge nach dem Restart sah dann so aus: Shedden, Chilton, Jackson, McDowell, Neal, Cole, Boardman. Aber nun blieb es ruhig, nur BMW-Mann Kane schnappte sich noch Boardman und den um die Strecke humpelden Cole.
2. Rennen
Plato musste also im zweiten Rennen von ganzz hinten starten, genauer gesagt auf Position 17. Sein einziger Vorteil war, dass das gesamte Platzierungsgewicht aus seinem Wagen raus war und er richtig los legen konnte. Matt Neal, der als fünfter eigentlich eine gute Ausgangsposition hatte, zerstörte gleich zu Beginn seine Chancen, weil er einen fulminanten Frühstart hinlegt und eine Durchfahrtsstrafe kassierte. Der BMW mit Jackson schnappt sich Platz 2, während Shedden vorne wegzieht. Jason Plato zeigte, was mit dem Cruze geht, wenn er kein Gewicht im Auto hat. Nach nur drei Runden hatte sich der Alt-Meister schon auf Platz acht vorgearbeitet und damit war seine Lust auf mehr noch lange nicht beendet. Ausgangs Coppice konnte deutlich früher aufs Gas und eine viel engere Linie fahren und dort schnappte er sich einen nach dem anderen. Auch Onslow-Cole war nach seinem mauen ersten Lauf auf einer Mission und krallte sich MacDowell in einem sehenswerten Manöver in der Schikane, als er sich irgendwie innen durchdrückte. Damit war dann die Schonzeit von Shedden vorne vorbei und er musste sich heftiger Attacken des Focus erwehren. In der zehnten Runde war die Sache dann gegessen und Cole ging in Führung. Plato hatte sich in der Zwischenzeit auch noch Chilton geschnappt und in der gleichen Runde musste auch noch Jackson auf Platz drei dran glauben. Der Speed des Cruze war überirdisch. Matt Neal hatte sich nach seiner Strafe immerhin wieder auf Platz neun vorgearbeitet, konnte aber nur noch einen weiteren Platz gut machen. Vorne fuhr Cole in aller Ruhe sein Rennen zu Ende, während Shedden auf Platz zwei plötzlich Plato im Rückspiegel hatte. Die Reihenfolge im Ziel: Cole, Shedden, Plato, Chilton. Jackson, Kane, Collard, Neal, Jordan, Nash
3. Rennen
Die Auslosung hatte Andrew Jordan auf die Pole geschoben, dahinter Rob Collard und Matt Neal Platz 3 eingebracht. Für den Honda-Piloten bedeutete die gute Startposition die letzte Chance, das einigermaßen verkorkste Wochenende noch umzubiegen. Ein Sieg musste her, aber Andrew Jordan, der schon den nächstjährigen Turbomotor unter der Haube hat, sah das naturgemäß anders. Der Start war ebenso wie die ersten Runden sehr ruhig, Neal konnte nur an Collard vorbei gehen. Offenbar hatten die Fahrer sich schon in den ersten beiden Läufen ausgetobt, jedenfalls ging man ziemlich zahm miteinander um. Nur Plato kam während seines Aufholkampfes kurzeitig in die Bredoullie. In Runde 3 versuchte er gemeinsam mit Chilton am BMW von Steven Kane vorbei zu gehen. Zu dritt ging es das Geschlängel zur Old Hairpin runter, was nicht gut gehen kann. Chilton war das erste Opfer, er wurde von Plato, dem auch die Strecke ausging, auf die Wiese geschoben, reihte sich aber wieder ein. In der Hairpin waren sich Kane und Plato auch nicht richtig einig, was den Chevy-Mann nach vorne brachte und Chilton die Möglichkeit eröffnete, auch noch am BMW vorbei zu gehen.
In Runde 5 war es dann mit der Führung von Jordan vorbei, der Eingangs Redgate querstand und Neal nur noch hinterher schauen konnte. Neal bekam also die Führung die geschenkt, aber auch Plato konnte sich nicht beschweren, da sich Matt Jackson auf Platz 4 einen kleinen Ausflug in die Botanik erlaubte. Das Rennen blieb, für BTCC-Verhältnisse, richtig ruhig. Den einzigen Aufreger lieferte MacDowell, der von Onslow-Cole kurz vor der Hairpin bei Topspeed in einen Dreher und damit ins Kiesbett geschickt wurde.
Neal führte vor Rob Collard und Andrew Jordan, der allerdings so langsam unter Druck von Plato kam, der es mal wieder eilig hatte. Aus Onboard von Plato konnte man sehen, dass Jordan mit seinem Vectra auf der letzten Rille unterwegs war. Der Wagen sprang wie ein Ziegenbock auf Drogen in den Kurven und es war nur eine Frage der Zeit, bis Plato die Lücke präsentiert bekam. Wiedermal war es in der ersten Rechts, wieder fuhr man nebeneinander auf die Hairpin zu. Jordan kämpfte verbissen, blieb sogar neben dem Cruze, als es in die Haarnadel ging, aber der drückte ihn gelassen aufs Gras. Das warf Jordan weit zurück, am Ende wurde er nur siebter. Im Rennen passierte danach aber nichts mehr dramatisches, das Endergebnis sah dann so aus: Neal, Collard, Plato, Kanse, Chilton, Shedden, Jordan, Jackson, Cole, Nash
Für die Meisterschaft hätten die Rennen gar nicht besser besser ausgehen. Zum ersten Mal in der Geschichte der BTCC gehen gleich vier Fahrer in das letzte Rennwochenende, die noch Meister werden können. Der Stand in der Meisterschaft ist im Moment der folgende:
1 Jason Plato 224
2 Matt Neal 207
3 Gordon Shedden 203
4 Tom Onslow-Cole 200
Im Rennen kann man maximal 17 Punkte holen (Sieg & schnellste Runde), bei drei Rennen sind das also 51 Punkte. Da ist also für alle noch alles drin. Plato kann sich nicht zurücklehnen, zumal das letzte Rennen in Brands Hatch auch noch auf dem Indy-Kurs gefahren wird. Der enge Kurs spricht eher für beide Hondas, als für den Cruze, aber der ging in Knockhill ja auch besser als erwartet. Das wird vermutlich ein sensationelles Saisonfinale Anfang Oktober.
WTCC
Warum die WTCC auf dem zwar fahrerisch anspruchsvollen, aber für die Zuschauer eher langweiligen Kurs in Valencia fährt, ist mir nach beiden Rennen immer noch nicht klar. Die Strecke führt nicht wirklich zu guten Rennen, meist zieht sich das Feld schnell auseinander. Zwar kann man mit ein wenig Fantasie etliche Überholstellen ausmachen, aber so richtig rockt die Strecke nicht. Dazu kommt, dass die 120.000 (!) Zuschauer fassende Strecke meist menschenleer ist, wenn die WTCC kommt. Vielleicht sollte man mal überlegen, statt Valencia eine Alternative zu nehmen. Selbst Barcelona in der kurzen Variante scheint dagegen interessanter.
Und so waren die Rennen, bei aller Spannung in der Meisterschaft, nicht sonderlich gut. Meine Notizen passten auf einen gelben Post-It, so wenig war los. Für die meiste Abwechslung sorgten die BMW, die nach einer miesen Quali das dringende Bedürfnis hatten, schnell nach vorne zu kommen.
1. Rennen
Pole-Mann Tarquini kam bestens weg und setzte sich an die Spitze. Dahinter reihten sich die drei Cruze ein, die Yvan Muller nach vorne und hinten abschirmten. Priaulx lag nach der ersten Runde auf Platz sieben, Farfus war nur neunter. Der Brite im BMW lag aber mitten zwischen den ganzen Seat, was keine gute Position war. Vor allem Freddy Barth knabberte an seinem Heck und machte ihm das Leben schwer. Netterweise kam dann Farfus und versuchte an dem Schweizer vorbei zu kommen, doch das Ende in Tränen, bzw. für Farfus an der Box, weil er vorne und hinten einen Reifenschaden hatte. Es tat sich wenig, Priaulx rutschte noch auf Platz 5, dies aber deswegen, weil Chevrolet mal wieder zu unschönen Mitteln griff. Man beorderte Alan Menu zurück, der sich auf Platz 8 zurückfallen lassen musste, damit er für Lauf 2 auf der Pole stand. Ich wiederhole es gerne noch mnal für die WTCC: Einfach wie die BTCC die Reihenfolge des letzten Rennens per Los bestimmen. Irgendwo zwischen Platz 4 und 10 wird eine Nummer gezogen, der Wagen, der auf der Position ins Ziel gekommen ist, steht dann halt auf der Pole. Dann hören die blöden Spiele auch auf.
2. Rennen
Hier gab es immerhin eine schöne Auseinandersetzung zwischen Priaulx, Muller und Tarquini erleben. Doch zunächst war nach dem Start Freddy Barth in Führung gegangen, nachdem Menu nicht richtig los kam. Hinter Barth hatte sich Monteiro eingeordnet, danach folgten Menu und Priaulx. Der Brite schickte den Cruze-Piloten aber noch in der ersten Runden in einen Dreher und zog vorbei. Aber das Chaos nutzte vor allem Yvan Muller aus, der sich gleich mehrere Konkurrenten auf der Außenbahn schnappte und plötzlich auf Platz drei lieg. Für Priaulx war der Tag aber noch nicht gelaufen, denn von hinten drängelten Tarquini und Marc Gene, die sich auch beide den BMW Piloten schnappten. Muller gewann noch einen weiteren Platz, weil der unglückliche Barth einen Reifenschade hatte. Danach war das Rennen aber einigermaßen durch. Monteiro war vorne durch, Muller hielt sich vornehm zurück und behielt seinen zweiten Platz, Tarquini musste sich gegen Ende noch mal gegen Priaulx erwehren, der sich Gene geschnappt hatte und mit einem verzweifelten Bremsmanöver an Tarquini vorbei wollte. Doch der Brite war etwas zu spät auf der Bremse, und musste den Seat wieder passieren lassen.
Zwei eher schwache Rennen, nicht wirklich sehenswert, wenn man mal vom Duell zwischen Tarquini und Priaulx absieht. In der Meisterschaft ist es weiter ziemlich eng, hier können noch drei Fahrer in den verbleibenden zwei Rennen Meister werden.
Yvan Muller 265
Andy Priaulx 240
Tarquini 236
Wenn man ein richtig gutes Wochenende erwischt, kann man gerne mal 40 Punkte und mehr erlangen, wobei in dieser Saison noch niemand mehr als 40 Punkte erreicht hat. Die WM wird vermutlich also in Macau entschieden.





4 Kommentare
Und die große Frage während der BTCC und der Ginetta Rennen: bleiben die Poller in der letzten Schikane stehen oder nicht ? :D
BTCC:
Hier noch der Massencrash aus dem 1 Rennen:
http://www.youtube.com/watch?v=MRkxpYLKKwQ
KROS könnte es nicht besser…
Die BTCC hat mal wieder das Wochenende gerettet.Super Rennen.
Ich bin schon mal gespannt was die BTCC aus dem Brands Hatch Indy Kurs rausholt.
Da hat man dann einen schönen Vergleich zur DTM.
Ich wiederhole mich auch immer gerne wenn ich sage, dass jede Art von „reverse grid“ einer Top-Rennserie unwürdig ist. Das ist was für Nachwuchsserien um auch mal Leute von hinten ins Rampenlicht zu holen und den sowieso vorne fahrenden mehr Gelegenheit zu geben, sich in Fights auf der Strecke zu beweisen. Grundsätzlich ist es aber eine Pervertierung des Wettkampfprinzips, dass jemand sich weiter vorne qualifiziert je weiter hinten er landet. Lose ziehen macht die Sache nur noch schlimmer, denn kommt die Komponente Zufall und Glück/Pech dazu um ein Rennergebnis zu bestimmen, hat das noch weniger mit Sport (Wettkampfprinzip) zu tun.
Sinniger wäre es z.B., würden bei zwei vollwertigen Rennen am Renntag die jeweils besten Rundenzeiten der Fahrer in Rennen 1 die Startaufstellung von Rennen 2 bestimmen. Dann hätten sie zwei nominell gleich gewertete Läufe, müssten aber in Lauf 1 konstant fighten ohne irgendwelche Spielchen um „Platz x“ für die Pole in Lauf 2, und ohne auf irgendwelches Losglück hoffen zu müssen.
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