In diesem Jahr sind auffällig viele Cup-Rennen von demselben Problem betroffen: Die ersten Rennhälften bringen einfach keine Spannung hervor. Ich beschäftige mich in diesem Artikel nicht mit den Ursachen dieser Problematik, versuche aber Lösungen anzubieten. Diese sollen mit der schwierigen finanziellen Lage vereinbar sein, in der sich Unternehmen und Teams befinden.
Wer sich die NASCAR-Analysen der vergangenen Wochen durchliest, wird feststellen, dass die ersten Rennhälften oft innerhalb von ein oder zwei Absätzen zusammengefasst werden können. Auch in New Hampshire hatten satte 200 der 300 Runden so gut wie nichts mit der Rennentscheidung zu tun. Natürlich kann sich die Rennaction nicht in jeder Runde überschlagen, doch in letzter Zeit verkümmert der Sprint Cup diesbezüglich etwas. Der Langstreckencharakter der Rennen der ersten NASCAR-Liga sticht deutlicher hervor denn je: Mehr als die Hälfte eines Rennens ist das Feld damit beschäftigt, sich extrem zurückzuhalten und sich bestenfalls gut für die Schlussphase zu positionieren.
Das ist auch auf jeden Fall nachvollziehbar und ebenfalls sinnvoll, doch bringt es den Fan oft zum Einschlafen, bevor die letzten 100 Runden anbrechen. Vor allem Nachtrennen können so schnell zur Qual im Kampf gegen die Übernächtigung werden. Einzig und allein NASCAR kann an dieser Situation etwas ändern, indem von offizieller Seite darüber nachgedacht wird, die Renndistanz zu verkürzen. Bei einigen Strecken erscheint das überdies sinnvoller als bei anderen, so würde ich Pocono verkürzen, den Klassiker Daytona 500 aber unangetastet lassen. Mittlerweile geht es ja selbst auf den Short-Tracks nicht mehr so richtig eng zur Sache und ich befürchte auch, dass Talladega im Chase über große Teile zum „single line train“ verkommen könnte.
Die Länge der Rennen ist übrigens durchaus sehr unterschiedlich: Das kürzeste in diesem Jahr war der zweite Rundkursauftritt in Watkins Glen mit 2 Stunden und 23 Minuten, das kürzeste Oval-Rennen dagegen Michigan 1 (400 Meilen) mit 2 Stunden und 33 Minuten. Das längste Saisonrennen war bisher das Coca Cola 600 in Charlotte mit 4 Stunden und 8 Minuten, was allerdings auch gewollt als Marathonevent ausgerichtet wird. Darlington, Phoenix, Pocono und Atlanta kamen knapp an die 4-Stunden-Marke heran. Beide New-Hampshire-Auftritte absolvierte der Cup 2010 in etwas unter 3 Stunden, was man angesichts der fehlenden Spannung in der ersten Rennhälfte locker drücken könnte. 75% der Rennen dauern länger als 3 Stunden und zeichnen sich in der Anfangsphase überwiegend durch langes und langweiliges „Überleben“ und Positionieren aus.
Im Zuge der vereinheitlichten Startzeiten wäre es doch schön, dem Zuschauer auch in der Länge eine kalkulierbare Zeit zu bieten. Das ein Rennen fast doppelt so lang ist wie ein anderes kommt ja doch in anderen Serien nicht so oft vor – außer eben bei großen Einzelevents wie z.B. dem Indy 500. Spiele der US-Sportarten, mit denen sich NASCAR ja so gerne selbst vergleicht (siehe Chase), dauern für gewöhnlich drei Stunden und das sollte auch die Marke für den Sprint Cup darstellen. Damit ist man innerhalb amerikanischer Dimensionen und immerhin noch gut doppelt so lang wie die Formel 1. Die Langweiler der Saison darf man meinetwegen auch gerne auf zwei Stunden Rennzeit zusammenstreichen.
Dem Fan würde es gut tun, denn die „endurance“-Auswüchse wären verbannt. Den Teams wäre geholfen, denn eine Verkürzung der Renndistanz drückt die Kosten und damit den Einkaufspreis von Sponsoren. Ein wichtiger Punkt in Zeiten einer angespannten wirtschaftlichen Lage, die sich auch schon für das nächste Jahr sehr negativ bemerkbar macht: Spontan fällt mir die fast sichere Verkleinerung bei Richard Petty Motorsports von vier auf zwei Wagen ein. Dieses Team fusionierte Anfang des Jahres mit Yates Racing und davor setzten beide Mannschaften insgesamt sechs Wagen ein! Zweites Beispiel: Die Ex-Champions Jeff Gordon und Tony Stewart haben bisher beide kein komplettes Sponsorenpaket für 2011 und auch bei Mark Martin musste Rick Hendrick in dieser Saison kräftig in die eigene Tasche greifen (Hendrickcars.com). DuPont strebt bei Gordon ab dem nächsten Jahr eine kleinere Rolle an und bei Stewart wandert Old Spice ab, übrigens einer seiner wirklich langjährigen Sponsoren.
Ich denke, NASCAR wird im nächsten Jahr zum Umdenken gezwungen werden, zum einen was die Kosten betrifft und zum anderen die Größe des Starterfeldes. Die Kosten lassen sich am besten und schnellsten über die Rennlänge drücken, wo man ja wie erwähnt viel einsparen könnte. Die Größe des Starterfeldes von 43 Autos ist momentan nicht mehr zeitgemäß, die vielen „start & park“-Teams verzerren den Wettbewerb. Wirklich regelmäßig treten derzeit nur 36 Teams an, was man an den Owner-Points doch recht gut erkennen kann, vor allem was die Punktabstände angeht. Ein Starterfeld von 35 klingt vielleicht etwas zu klein, aber unter 40 wird man irgendwann gehen müssen, um nicht völlig die Glaubwürdigkeit zu verlieren. NASCAR hat das nicht nötig und ist nicht auf „field filler“ angewiesen, das Feld ist auch ohne „start & park“-Teams noch groß genug. Das ist gleichzeitig eine Ansage an die IndyCar Series, sich endlich von Milka Duno zu trennen.
Achso, einen großen Blick in die Zukunft gibt es schon: Die Direkteinspritzung soll jetzt endlich kommen! Robin Pemberton kündigte an, dass wenn alles nach Plan verläuft, die Vergaser ab Mitte der nächsten Saison Geschichte wären.
Mir kamen diese Gedanken beim Schreiben der Analyse in den Kopf und ich bin gespannt, wie ihr darüber denkt. Ich möchte mit diesen Zeilen… naja eher Absätzen nicht die Spannung der Cup-Rennen in Abrede stellen. Mir geht es wirklich rein um die jeweils erste Rennhälfte, die so gut wie nie wirklich Action produziert. Die ökonomische Rechtfertigung gegen lange Rennen in Zeiten schwächelnder Wirtschaft wäre somit die zweite Fliege unter meiner Klappe bei einer Verkürzung der Renndistanzen.
(Anmerkung: Teile der Einleitung sind dem Eröffnungsabsatz der Analyse von heute nicht unähnlich. Das liegt daran, dass beide Artikel als einer entstanden sind, seine Länge aber etwas ausgeufert ist. Nur falls jemand sich wundern sollte, warum ich bei mir selbst abschreibe!)
10 Kommentare
Du hats auch immer die gleiche Leier drauf. Rennen zu lang, TNT ist Mist, usw…
Das Problem sind nicht die langen Rennen, die waren schon immer so lang, und das hat trotzdem dazu geführt, dass NASCAR bis Anfang der 2000er Jahre immer populärer wurde. Das Problem ist vielmehr, dass der Anreiz mittlerweile fehlt, auch schon in der Anfangsphase richtig zu kämpfen. Erstens sind die Rennen auf grund der fake debris cautions kalkulierbar geworden, und bekommt zudem durch lucky dog und wave around verlorenen Boden einfach geschenkt. Wenn man mal 10 Jahre zurückschaut, da wurde um jeden Millimeter gekämpft, um ja der Überrundung zu entgehen. Dort haben sich die Dramen der ersten 2/3 des Rennens abgespielt. Vorn war meist ähnlich viel los wie heute. Außerdem konnte das Fernsehen die etwas zähen Phasen im Rennen locker überspielen. Dafür waren die Einspieler zuständig, die heute bereits in der pre-race show gezeigt werden. Da man dort mittlerweile fast 2 Stunden mit solchen Beiträgen füllt, bleibt fürs Rennen und dessen Längen meist nix mehr übrig. Alles hausgemachte Sorgen also.
Dein Argument hinsichtlich der Rennlänge und der Sponsoren ist auch nicht wirklich stichfest. Die Ausgaben für extra 100 Meilen halten sich in Grenzen, Sprit, 2 Sätze Reifen und etwas längere Laufzeiten fürs Material. Peanuts im Vergleich zu dem, was man hinblättern muss, um rennfertig zu sein. Kosten senkt man woanders.
Und einheitliche Rennzeiten braucht auch niemand, es muss nur sichergestellt sein, dass das Rennen möglichst vor dem Abendessen fertig ist. Jeder halbwegs interessierte NASCAR-Zuseher weiß, wie lange das etwaige Rennen ungefähr dauern wird und stellt sich darauf ein. Deine Argumente sind höchst europäisch und damit wertlos in einem auf amerikanische Bedürfnisse abgestimmten Markt. Die ticken einfach anders, und das muss man akzeptieren. Die einzigeb Rennen, bei denen man vermutlich tatsächlich mehr Beführworter für das Verkürzen bekäme, sind Pocono und Califoria (was ja bereits passiert ist). Und das sind 3 von 36 Rennen…
Ja die Länge der Rennen, ein echtes Thema an das sich keiner so recht heran traut, zuviel Historie und Tradition hängt da wohl dran. Zurecht? Ja und Nein.
Einerseits finde ich es klasse das große Distanzen gefahren werden, andererseits ist es wirklich den Zuschauern zuzumuten knappe 4h (mit Vorlauf und Nachlauf dann auch schnell über 5h) vor der Glotze zu sitzen? Nun als Hardcoremotorsportfan sag ich ja! Nur die Harten kommen in den Garten. Auch wenn man darüber nörgelt, allerdings tue ich das vermehrt bei Strecken bei denen im Normalfall auch keine bessere 2. Hälfte zu erwarten ist. Dann kann man sich kaum motivieren die 1. Rennhälfte mit viel ins LiveTiming gucken zu verbringen und zu schauen wer kommt nach vorne, wann wird Jr überrundet usw.
Die Frage ist ob es sich NASCAR leisten kann und will nur die Hardcorefans als Zuschauer (auch vor Ort) zu haben. Don sprach es letztens im Chat mal kurz an, wie sehr es ihm auffiel wie sich die Werbung bei NASCAR von der bei Football unterscheidet. Und in der Tat ist viel mehr „Mainstreamwerbung“ bei der NFL zu sehen, von der NHL kenn ich das auch eher so. Am Problem Walmart-Gordon sieht man imho recht deutlich das selbst ein Jeff Gordon der auch bei Oprah auf die Couch passt es schwer hat einen „Mainstreamsponsor“ an Land zu ziehen. Energydrinks, Motoröle, Fressalien gehen natürlich immer. Aber will NASCAR nur Fans die die Werbung der Waffengattungen auf den Autos wirklich zu Herzen nimmt und sich verpflichten? Denn eins ist sicher: Das ist nicht wirklich ein kaufkräftiges Klientel, weder als Streckenbesucher noch als Adressat für andere Werbebotschaften, da hilft auch kein Gebet.
Allerdings stell ich mir die Frage ob man heutzutage überhaupt mehr als Hardcorefans ranlocken kann, ok gut die DTM schaffts indem sie die Hälfte der Tickets an Händler, Belegschaft usw billig verscheuert (vermute ich mal), die F1 schaffts indem sie sich immer mit dem Flair der Elite umgibt. Aber sonst hab ich weltweit das Gefühl das der Anachronist Motorsport seine Relevanz einbüßt. Die wilden 70er sind lange vorbei, Schumacher ein Hinterherfahrer der keinen Boom mehr auslöst und man selbst will möglichst ein Auto mit 5l Verbrauch anstatt V8 Gebrummel (naja wollen nicht aber…spätestens beim Geldbeutel hört halt der Spaß auf)
Vielleicht muss man akzeptieren das der Motorsport schrumpfen wird, weil es weniger Zuschauer und Sponsoren gibt. Das hört sich komisch an in einer Zeit in der die GT-Ligen sprießen, aber ich gehe davon aus das Einige davon kläglich eingehen werden, genauso wie die kleinen Formelserien schon im Rückgang sind.
Hm jetzt bin ich etwas OT geworden, aber ich denke es hat schon auch was mit der Problematik der langen Rennen zu tun. Denn auch wenn ich die Kritik im Einzelfall (Pocono, Atlanta als Beispiele) nachvollziehen kann und dafür bin einzelne Rennen mal testweise zu verkürzen und zu schauen wie es ankommt, so mag ich die langen Rennen eigentlich schon sehr. Die oft sehr kurzen Truckrennen bieten oft auch nicht wirklich mehr Action, gut das mag auch an der Leistungsdichte liegen aber kürzere Rennen sind imho kein Garant für bessere Rennen. Schlechte Rennen sind allerdings schneller vorbei ;)
Ich glaub auch das man sich auch da etwas reinsteigert. Die Rennen waren schon immer lang und damit auch mal langweilig. Früher bei Eurosport hat das oft dazu geführt das ich weggezappt habe, heute hat man LiveTiming, Twitterupdates von Leuten vor Ort/den Teams, Kommentare im Chat, Liveblogs, manchmal Racebuddy, Raceview und Scanner, In-Car-Feeds.
Alles Dinge die einem die Langeweile meistens recht gut vertreiben (ausser morgens um halb 4 in der Nacht auf Sonntag evtl).
Wirklich extrem störend hingegen empfinde ich die Werbeorgien und vor Allem die Art der Werbeplatzierungen. Und wenn man Rennen zeigt zeigt man einem den Sprint Move des Tages, das Dingsbums Cut-Away Auto, die „JR-Nation darf die „fastest“ (sic!) Pitcrew per Telefon wählen Nummer, die AFLAC Frage des Tages usw usf…Die TV-Anstalten tun schon viel um die Ratings langsam aber sicher in den Keller zu kriegen und wie man an den Tweets und Kommentaren aus den USA sieht ist das eines der Hauptärgernisse der Fans. Aber eine werbefreie Pay-TV Übertragung ist in diesen Zeiten wohl nicht in Aussicht, wobei wenn NASCAR schrumpft werden auch die Rechte billiger ;)
Wie man sieht, ich bin recht unschlüssig was das Thema angeht, sehe aber die Rennlänge nicht als derzeitiges Hauptproblem.
In meinen Augen ist gerade die Länge der Rennen, dass was NASCAR auszeichnet. Das hat weniger was mit Tradition, als viel mehr mit einem essentiellen Bestandteil des Sports, dem „Autoverbessern“, zu tun. Man braucht bzw. sollte sogar zu Rennbeginn kein perfektes Auto haben, weil sich über die Zeit einfach das Handling verschiebt. Die Kunst erfolgreich zu sein, ist es am Ende das beste Auto zu haben. Da wird während der vielen Stopps mal ein Springrubber entfernt, ein Wedge Adjustments hier und ein Pressure Adjustments da und schon fährt man in die Victory Lane. In welcher anderen Motorsportserie hat man dies in solchem Ausmaß?
Durch ein fast generelles Verkürzen der Renen würde man dies einschränken und für mich macht dies u.a. den Reiz des SC aus. Natürlich lässt sich gut über die Kürzung des einen oder anderen Rennens reden. Braucht z.B. Pocono wirklich zwei 500 Meilen Rennen? Oder muss man in Fontana unbedingt 500 Meilen fahren?
Außerdem ist so ein 3,5 -4h Stunden Rennen für mich ganz persönlich immer ein perfekter Ausklang eines Rennwochenendes. Die langweiligeren Phasen lassen sich wie schon gesagt gut durch den Chat, Twitter u.ä. überbrücken. Die Nachtrennen tu ich mit aber nur in Ausnahmefällen an. Die Zeit kann ich Sonntagsvormittag einfach besser nutzen.
Ich finde auch, daß die Rennen nicht zu lange sind. Sicher kann es manchmal schon anstrengend sein, wenn wenig passiert, besonders wenn man bei nem Rennen live dabei ist (am Fernseher kann man ja auch mal umschalten).
Aber denoch sehe ich das Problem eher wie underbreaker. Früher wehrten sich viele Fahrer vehement gegen das überrundet werden. Heute ist es nicht mehr so extrem, weil es ja wave around und Lucky Dog gibt.
Also, die Rennlänge laßen, aber dafür sorgen, daß mehr gekämpft wird.
Ich weiß nicht wo das Problem läge, die Rennen an eine Zeitbegrenzung zu binden:
Jetzige 500/250 Meiler: 3:15h +5-10 Runden + evtl. GWC
Jetzige 400/300 Meiler: 2:45h +5-10 Runden + evtl. GWC
Die Tv-Stationen dürften wenig dagegen haben, da sie ihr Programm dann besser planen können (mal abgesehen von Red Flags)
Dadurch hat man immer noch ein vernünftig lange Rennzeit, es bleibt aber im Rahmen und man hat nicht mehr diese ewig sich langziehenden Rennen, hebt sich aber trotzdem noch ab und die Strecken haben weiterhin Langstreckencharakter.
Für mich ist einer der entscheidenden Punkte der, den underbreaker schon ansprach: die erste Rennhälfte ist bedeutungslos, weil das Feld in den letzten Jahren immer häufiger mit Cautions wieder zusammengeführt wird. Damit wird der Reset-Knopf gedrückt, alle fahren an die Box und das, was in den letzten 20, 30, 40 Runden passiert ist, ist mehr oder minder hinfällig. Und so nehme ich dem Endurance-Rennen eben seinen Endurance-Charakter und dadurch scheint es einfach nur noch lang ohne das was Bedeutungsvolles passiert.
Klar, ein Großteil der Cautions muss sein, wenn ein Unfall passiert, muss es Gelb geben. Aber wir alle wissen, dass NASCAR auch gern mal aus ner toten Mücke aufm Asphalt nen Elefanten macht und die gelbe Flagge rausholt, um das Feld zusammenzuführen und wieder mehr Action reinzubringen. Und genau das ist der falsche Weg! Boxenstrategien, Fahrzeug-Verbessern, Überrunden, all das bekommt viel mehr Bedeutung, wenn mehr unter Grün gefahren wird.
Und als Bonus werden durch weniger Runden unter Gelb auch noch ganz von selbst die Rennen kürzer, denn ne Runde unter Grün ist einfach schneller gefahren ;-)
Die Rennen dürfen auf keinen Fall verkürzt werden. Wie einer meiner Vorschreiber schon erwähnt hat, bildet gerade die Länge der Rennen DEN Charakter der Nascar. Ein Team hat genügend Zeit, sein Auto zu verbessern, an die Gegebenheiten anzupassen. Oft ist ein Fahrer, der zu Beginn mit grossen Problemen zu kämpfen hat, irgendwo zwischen Rang 20 und 30 dahintuckert, am Schluss in den Top Five zu finden, einfach weil die Crew saubere arbeit geleistet hat, das Car über die Distanz top eingestellt wurde, die Pit Strategie gepasst hat, usw. Formel 1 Rennen dauern etwas mehr als 1 Stunde, in 90 % der Fälle sind sie stinklangweilig, weil die Positionen mehr oder weniger bezogen sind. Die Rennlänge ist also kein Garant für Spannung!
Die Gelbphasen sind wirklich ein Problem. 2 – 3 Yellow Flags pro Rennen könnten vermieden werden. Da holt die NASCAR die Fahne wirklich schon raus, weil eine Fliege ihr Geschäft in Turn 3 verrichtet hat :-).
was ich auf keinen Fall will, ist ein Zeitlimit wie bei der F1. Was macht man beispielsweise, wenn vom Zeitlimit noch 5 Minuten bleiben, es aber nur noch etwa 15 Minuten dauern würde, bis Rennende ? Kürzt man dann – oder sagt man: ach 10 Minuten übers Limit ist o.k. … Und was ist, wenn es 50 Runden nach dem Start eine red flag wegen einem Unfall gibt ? So was zieht sich schnell mal auf ne halbe Stunde, aber jeder weiß, daß es danach weitergeht (anders als bei Regen, da ist es ja unsicher)
Und wie es schon mehrere vor mir gesagt haben: Ein langes Rennen gibt auch die Möglichkeit, das Auto immer wieder nachzubessern. Gerade bei Nachtrennen, die bei Tag anfangen ist es doch interessant, wie die Teams auf die geänderten Temperaturen, etc. bei Nacht reagieren.
Und überhaupt: Hat schon mal jemand darüber diskutiert, ob die 24 Stunden von Le Mans zu lang sind ? Oder das Indianapolis 500 ? Vor dem ersten Indy 500 haben sich die Veranstalter überlegt: Sie wollten eine 1-Tages Veranstaltung, die etwa 6 Stunden dauern würde. Und es kam hin, das erste Indy 500 ging 6 Stunden. Damals war es auch keinem zu lang, obwohl es da keine Videoleinwände an der Strecke gab. Oder wie kommt es, daß das Rennen 100 Jahren später immer noch über 500 Meilen geht ?
was aber auch mal erwähnt werden sollte: es wird hier immer vom Fernsehen und dem Zuschauer gesprochen – und was ist mit den Fahrern ? Ich erinnere mich daran, als Ricky Rudd noch mitfuhr, da gab es ein Rennen in Martinsville, in den 90ern. Sein Körper-Kühlsystem ging nach 9 von 500 Runden kaputt. Er bekam Verbrennungen durch den heißen Sitz. Zeitweise sprach er per Funk nicht mehr mit seinem Team, weil es ihn zu sehr anstrengte. Es wurde ein Ersatzfahrer bereitgestellt, falls Rudd austeigen wollte. Denoch fuhr er durch und gewann. In der Victory Lane konnte er zuerst nicht stehen, er mußte erst mal ein paar Minuten neben dem Auto sitzen, bis er sich erholt hat – aber ich hab nie gehört, daß er sich über die Rennlänge beschwert hat.
Es gab auch mal ein Rennen (ich weiß nicht, ob es nicht sogar das selbe war) in Martinsville, bei dem der spätere Sieger mitten im Rennen einen Rückstand von 2 Runden hatte. Er schaffte es selbst, sich zurückzurunden – ohne Lucky Dog Regel. Bei nem kürzeren Rennen hätte das nicht geklappt.
Sicher reden manche Fahrer über lange, unattraktive Rennen, wie z.B. Pocono. Aber wären die Rennen spannender (also mit weniger Wave around, etc) dann wäre es vielleicht anders.
Aus der rein europäischen Zuschauersicht kann sicher darüber diskutieren, wie man die Rennen etwas kürzer machen könnte. Aber die Rennen sind ja bewusst auf lange Distanzen ausgelegt, weil man den Fan vor Ort im Blick hat. Der soll zwischen durch nämlich viel Bier trinken und Burger essen, die im Stadion angeboten werden. Es ist ja auch nicht neu, dass die Amis Sportveranstaltungen auf diese Weise in die Länge ziehen. Man könnte dann auch die Frage stellen:
Braucht es in der MLB wirklich 9 Innings, oder würde es nicht mehr spektakuläre Szenen geben, wenn man die Innings verkürzt? Oder in der NFL: Muss die Uhr wegen jeder Kleinigkeit angehalten werden?
Im Grunde wollen die Veranstalter, dass die Sache so lange geht. Man darf auch nicht vergessen, dass am Renntag meist nur der Sprint Cup fährt. Zwei Stunden Rennen wären da für viele zu wenig.
Aus sportlicher Sicht muss ich sagen, dass ich die Länge angenehm finde, weil Langstreckenrennen eine sehr eigene Dynamik haben können. Man hat ja oft erlebt, dass ein Kyle Busch oder Jimmie Johnson nach Rundenrückstand noch fast gewonnen haben.
@Don
das sind auch gute Argumente. Vor allem wenn man sieht wie weit manche Fans anreisen, um ein Rennen zu sehen. Die wollen dann schon mehr sehen als nur 2 Stunden Rennen.
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