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Indycar: Spannendes Finale in Homestead

von Vorsicht
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Wie doch die Zeit vergeht: Grade noch haben wir uns über die Zustände beim Saisonauftakt in Sao Paulo aufgeregt, jetzt steht schon wieder das Finale vor der Tür. Das findet zum letzten Mal in Homestead statt – und könnte knapp werden.

Und das, obwohl die Meisterschaft in diesem Jahr nur noch ein Zweikampf ist: Zwölf Punkte trennen an der Tabellenspitze Rundkurs-Seriensieger Will Power (587) und Vorjahreschampion Dario Franchitti (575). Das heißt: Wenn Power vor Franchitti landet, dann ist er zwar fix Meister. Davon ist auf einem Oval aber nicht unbedingt auszugehen. Und wenn Franchitti wie im vergangenen Jahr gewinnen sollte, müsste der Australier den zweiten Platz erreichen, um trotzdem Meister zu werden – und auch dann ist die Meisterschaft nicht fix: Wenn Franchitti Pole und Rennen gewinnt und die meisten Führungsrunden fährt, ist er in jedem Fall Champion. Die Folge: Taktikspielchen bringen nichts, beide müssen voll auf Sieg fahren.

Vorne sind aber dennoch wieder einmal die beiden Topteams zu erwarten. Der „Todesstern“ hat sich bei den Ovalrennen doch als zu unbesiegbar erwiesen, als dass man hier beim Finale noch mit einer Überraschung rechnen könnte. Spannend ist dafür eine andere Frage: Inwieweit werden Ganassi und Penske zu Teamorder greifen, sofern in den letzten paar Runden der „falsche“ Fahrer in Front liegt? Das Szenario ist nämlich gar nicht so unwahrscheinlich – Helio Castroneves ist auf den Ovalen wohl stärker als Will Power, und auch Scott Dixon ist dort Franchitti an guten Tagen jedenfalls ebenbürtig. Davon, dass die beiden auf die Seite fahren, wenn der Teamkollege dahinter ist, muss manwohl ausgehen. So eng wie die Situation ist, stellt sich aber wohl auch die Frage, ob es nicht sogar zu Blockaden kommen könnte.

Die IRL hat sich im sonst so hemdsärmeligen US-Rennzirkus als ziemlich streng erwiesen, was das Einhalten einer fairen Fahrweise betrifft – man denke etwa an Edmonton. Und gerade bei gefährlichen Spurwechseln oder Blocking im Oval ist das auch völlig richtig. Aber könnte es sich die Rennleitung im Erstfall wirklich erlauben, zum Beispiel in den letzten Runden eine Strafe auszusprechen, die den Meisterschaftsentscheid beeinflusst?

Ebenfalls noch offen ist die Entscheidung in der „Rookie of the Year“-Wertung: Derzeit führt Alex Lloyd mit 248 Punkten knapp vor Simona de Silvestro (230). Außernseiterchancen hat auch noch Takuma Sato, der mit 202 Punkten aber schon 46 Zähler Rückstand auf Lloyd hat, und somit ein veritables Wunder (=Rennsieg plus Ausfall von Lloyd und de Silvestro) brauchen würde, um den Titel noch zu holen.

Etwas zu spannend war es für Simona de Silvestro und ihr HVM Team wohl auch schon in der vergangenen Woche: Gerüchte sprechen davon, dass der Eigentümer der HVM-Werkstatt nach nicht bezahlten Mieten wohl die Schlösser ausgetauscht haben soll. Der Antritt in Homestead stand demnach schon auf der Kippe. Das Team hat in den vergangenen Tagen allerdings beruhigt, und davon gesprochen, dass das „Misserstädnis“ ausgeräumt worden sei. Was auch immer man davon halten mag: In Homestead ist die Truppe wohl tatsächlich dabei.

Es gibt also viel, worauf man Samstagnacht achten kann. Und wenn die jüngsten Rennen in Homestead ein Anhaltspunkt sind, dann ist das wohl auch gut so: Denn im sportlichen Sinn spannend sind die IRL-Läufe dort selten.

Das Rennen im vergangenen Jahr war da zwar eine Ausnahme, aber nicht wegen der Strecke, sondern eher aus taktischen Gründen. Zur Erinnerung: Scott Dixon, Dario Franchitti und Ryan Briscoe hatten noch Chancen auf den Titel. Während Briscoe und Dixon gegeneinander kämpften, ließ sich Franchitti zurückfallen und sparte Benzin. Die Rechnung ging auf: Weil es das erste und bisher einzige IRL-Rennen der Geschichte ohne Gelbphasen war, mussten Dixon und Bricoe wenige Runden vor Schluss in die Box. Franchitti schlich mit helbleeren Auto um den Kurs, gewann, und war Champion.

Abseits solcher Taktikspielchen gibt es, wie gesagt, in Homestead oft lange Rennabschnitte, an denen sich das Feld auseinanderzieht. Duelle sind dann eher Mangelware, und man kann auch längere Zeit in der Chipspackung nach den letzten Knabberresten suchen, ohne viel Racing zu verpassen. Wie in der Vorschau vom vergangenen Jahr (damals übrigens mein zweiter Text hier im Blog) schon sanft angedeutet: Ich mag den Kurs nicht. Schwere Unfälle gab es dort oft, gutes Racing selten, und ich bin auch gar nicht traurig, dass man ab kommenden Jahr dort nicht mehr unterwegs ist. Zum Abschied hier trotzdem nochmal die gewohnte Streckenvorstellung mit ein paar Erklärungen von Tony Kanaan.

Im Auto des immer noch nicht ganz renntauglichen Mika Conway wird in Homestead übrigens wieder Kanaans Landsfrau Ana Beatriz sitzen, die dank zahlungskräftiger Sponsoren den Wagen vom enttäuschten (in diesem Jahr aber leider auch etwas enttäuschenden) Paul Tracy übernimmt. Ebenfalls neu dabei: Sebastian Saavedra, der sein erstes IRL-Rennen außerhalb des Indy 500 in Angriff nimmt. Der Kolumbianer wird im Conquest-Wagen sitzen, mit dem Mario Romancini die erste Saisonhälfte bestritten hat, und der seitdem zwischen verschiedenen Piloten gewechselt ist.

Die Trophäe (links) für den neuen IRL-Meister wurde übrigens bereits am Dienstag unter Anwesenheit der beiden Titelkandidaten vorgestellt. Sie stammt vom bekannten Bildhauer Ted Gall, ist samt Podest einen knappen Meter hoch, wiegt 22,5 kg und soll die Verbindung zwischen Technik und Mensch zum Ausruck bringen, die der Rennsport darstellt. Außerdem trägt sie offenbar keine Hose. Oder ein recht eigenwilliges Schild.

Mit anderen Worten: Seriensponsor IZOD hat sich für die IRL mal wieder was ganz Besonderes einfallen lassen. Immerhin hat man sich mit dem Effekt des Indycar-Engegaments in einem Radio-Interview vergangene Woche sehr zufrieden gezeigt – sicherlich ein Hoffnungsschimmer für die sonst für Sponsoren ja nicht immer besonders anziehende Rennserie. Da kann man auch die neue Tropähe wieder vergeben.

Die Übertragung startet in der Nacht von Samstag auf Sonntag um Mitternacht, Rennstart ist in etwa eine Stunde später. Als Broadcaster ist in den USA einmal mehr Versus am Zug. Fans hierzulande müssen sich wohl mit dem offziellen Stream der Race Control begnügen, oder in die Untiefen des Internet abtauchen, um die Meisterschaftsentscheidung mitverfolgen zu können. Immerhin scheint ein Ende dieses Problems in Sicht: Hausherr Don Dahlmann hat erfahren, dass die IRL für 2011 an einer Verbesserung des Streamingangebotes bastelt.

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