Red Bull ist der eindeutige Favorit in Japan, doch schlechtes Wetter könnte die ganze Rangfolge auf den Kopf stellen.
Suzuka und Red Bull – diese Kombination scheint unschlagbar. Es gibt kaum eine Stelle des Kurses, die dem Red Bull nicht liegen sollte. Turn 1 und 2, die Esses, Degner Kurve, Spoon Kurve, die 130R – alles wie geschaffen für Webber und Vettel. Einzig die lange Bergauf Gerade zur 130R ist nicht so das Revier des RB6. Aber es könnte am Wochenende vielleicht doch nicht so einfach mit dem schon fast fest eingeplanten Sieg werden. Zum einen soll es regnen, eventuell auch am Rennsonntag, aber hier sind die Vorhersagen noch nicht sicher. Zum anderen legt McLaren mit einem großen Update nach und bei Ferrari weiß man nach den starken Auftritten in Monza und Singapur auch nicht, was die noch aus der Wundertüte zaubern können. Es gibt also doch mehr Favoriten, als man dachte. Die WM könnte nach dem Rennen noch enger sein, als sie das eh schon ist.
Aber natürlich bliebt Red Bull das Team, dass es zu schlagen gilt. Regen hin oder her – die guten Abtriebswerte des RB6 und die bekannten Fahrfähigkeiten von Vettel im Regen gilt es erst einmal zu schlagen. Wenn es trocken bleibt, werden die anderen die Österreicher wohl nur von hinten sehen. Ferrari und McLaren hängen deshalb die Erwartungen auch etwas niedriger, vermutlich hat man sich auf maximal Platz 2 eingestellt. Vettel sollte in Japan auch gegenüber Webber einen kleinen Vorteil haben. Zwar kennt der Australier die Strecke etwas besser, aber vom Gefühl her sollte dem Deutschen die Strecke etwas besser liegen. Das gilt besonders für den Fall, dass regnen sollte. Im Nassen ist mir Webber noch nicht als „Regengott“ aufgefallen.
Dann schon eher Hamilton, dessen Fahrkünste bei Regen ja allgemein bekannt sind. Er legt zwar gerne auch mal einen Dreher hin, ist aber auch verflixt schnell, wenn die Strecke nass. McLaren bringt zu dem ein großes Update mit nach Japan, dass die Schwäche des Autos in den letzten Rennen abmildern soll. Man hat in Singapur schon mit verschiedenen Frontflügeln im freien Training rumhantiert, und die Rede ist davon, dass die Briten sogar einen teilweise neuen Unterboden mitbringen werden. Wie immer, seit die Tests verboten sind, weiß man aber natürlich nicht, wie sich die Komponenten dann auf der Strecke verhalten werden. Für Button wird es ein schweres Wochenende werden. Wäre es knackig heiß, würde ich ihm auf der auch für die Reifen anstrengenden Strecke eine gute Chance ausrechnen, aber so sieht es nicht so gut aus. Seine Möglichkeiten im Regen sollte man aber auf Grund der sanften Fahrweise nicht unterschätzen. Dass er im Nassen aber Hamilton oder Vettel schlage wird, halte ich für unwahrscheinlich.
Bei Ferrari gibt es mal wieder Diskussionen um den „Nummer 2“ Status von Massa. Das Team sah sich die Woche genötigt noch einmal klar zu stellen, dass Massa „die andere Nummer 1“. Mag sein, aber sicher nicht mehr in diesem Jahr. Alonso liegt Suzuka auch besser und im Regen ist er sowieso von Massa nicht zu schlagen. Auch Ferrari bringt ein paar neue Teile mit und ich bin gespannt, wie sich der F10 in Japan schlagen wird. So richtig schlau bin ich aus der Leistung des Wagens bisher nicht geworden, Suzuka dürfte aber Klarheit verschaffen, insbesondere auch, was der Wagen auf den noch ausstehenden Strecken dann leisten kann. Ist Alonso in Suzuka vorne mit dran, wird er auch auf den folgenden Kursen mit um den Sieg fahren.
Allerdings haben die Italiener das Handicap, keine neuen Motoren mehr zur Verfügung zu haben. Seit Singapur fahren beide Piloten schon mit der letzten neuen Maschine im Heck. Der Ferrari hat sich dieses Jahr nicht als der standhafteste Motor gezeigt, man darf also gespannt sein, wie man die Tortur in Japan und vor allem Brasilien wegstecken wird. In Abu Dhabi wird man wegen der zwei langen Geraden auch viel Leistung brauchen. Vielversprechend wird das also nicht gerade. Ebenfalls den letzten frischen Motor dürften Vettel, Webber, Hamilton und Button aufgeschnallt haben, allerdings hat der von Webber nur das Singapurrennen auf dem Buckel. Viel passieren darf aber natürlich nicht. Ein Motorwechsel dürfte die WM-Träume beenden.
Um den ersten „best of the rest“ Platz dürften sich mal wieder Renault, Williams und Mercedes bewerben, wobei man beim deutschen Team schon ein sehr dickes Fragezeichen machen muss. Die Strecke liegt dem Wagen mit seinem Untersteuern überhaupt nicht, Rosberg und vor allem Schumacher werden beide arge Mühen haben überhaupt Q3 zu erreichen. Mercedes hat die Arbeit an der diesjährigen Gurke auch eingestellt. Besser scheint mir Williams drauf zu sein, die im Gegensatz zu früheren Jahren eine erstaunlich gute Schluss-Saison fahren. Barrichello ist mindestens für Platz 5 gut, Hülkenberg hat sich im Laufe des Jahres richtig gemacht und ist auch für Punkte gut. Vor deren Nase dürfte aber Robert Kubica fahren, aber so richtig sicher bin ich mir da nicht. Der ausladende Renault scheint mir nicht auf die schnelle Strecke zu passen, aber was an Aerodynamik nicht da ist, macht Kubica dann wieder wett.
Bei Force India merkt man, dass ihnen am Ende der Saison so langsam die Puste ausgeht. Auch die Weiterentwicklung des Wagens hat nach dem Verlust von James Key und Mark Smith nicht wirklich Fortschritte gemacht. Man hat die ganze Aerodynamik-Abteilung umkrempeln und mit neuen Nachwuchsdesignern bestücken müsse. Die fehlende Erfahrung macht sich bemerkbar, auch wenn das Rennen von Sutil in Singapur hätte besser laufen können. Viel erwarte ich aber nicht von den Indern.
Sauber hat die Woche, wie vermeldet, Sergio Perez als zweiten Mann neben Kamui Kobayashi verpflichtet, der damit dann 2011 „Teamleader“ ist. Das klingt irgendwie nicht richtig. Auf der anderen Seite hat Peter Sauber 2001 schon mal so ein junges Team zusammengestellt. Damals waren es Nick Heidfeld, der gerade eine Saison auf den Buckel hatte, und Kimi Räikkönen. Hat ja am Ende gepasst, man darf also gespannt sein. Für Sauber ist Japan dank Kobayashi ein halbes Heimspiel, und es gilt ja da immer die Regel „Ein Japaner in Japan“ (man denke an Takuma Sato). Aber die flotten Strecken mag der Sauber ja auch nicht gerade.
Toro Rosso wird man vernachlässigen können. Dann kommen schon die drei neuen. Bei HRT weiß man offenbar noch nicht, wen man ins Cockpit setzen soll, jedenfalls erschien die obligatorische Vorschau des Teams ohne die üblichen Fahrerzitate. Yamamoto scheint klar zu sein, aber dann? Senna? Den dann doch schnelleren Klien? Sicher ist wohl nur, dass Chandok für dieses Jahr raus ist. Lotus ist im Moment damit beschäftigt, sich auch weiter Lotus nennen zu dürfen und damit das Paket für nächstes Jahr zu schnüren. Man hat einen Deal mit Red Bull geschlossen, von denen man Getriebe und Hydraulik bekommt, die an den Renault Motor geschraubt werden. Die Sache mit Red Bull ist angeblich schon seit Sommer klar, was für Entwicklungs-Chef Mike Gasconye wichtig war, der den 2011er Wagen entwickelt. Je früher er die Abmessungen von Motor, Getriebe und Kühler kennt, desto eher kann er das neue Heck gestalten. Virgin hat angekündigt in Japan ein großes Update auf den Wagen zu schrauben. Das ist schon etwas überraschend, so spät in der Saison, wo alle anderen schon seit Wochen am neuen Chassis arbeiten. Aber Virgin sieht auch die Chance, bestes neues Team zu werden, wenn man denn mal mit Glück in die Top 12 kommt.
Wetter ist wie gesagt noch unsicher, klar ist dafür, dass man für die Formel Eins am Wochenende sehr früh aufstehen muss. Die freien Trainings sind zu unschönen Zeiten, Quali und Rennen immerhin kurz vor acht. Dank der BTCC und der NASCAR wird das ein langer Motorsportsonntag.
3 Kommentare
Auweh. Janee, is klar, „die andere Nummer Eins“. Deswegen musste die andere Nummer Eins (Eins Komma Fünnef? Anderthalb?) die eine Nummer Eins in Hockenheim auch vorbeilassen, weil anders. Gott ich kann so ein dümmliches Propagandagewäsch nicht ausstehen. Grrr, Ferrari. Grrr.
(Apropos Propagandagewäsch, hat niemand die Finalläufer der ADAC GT Masters gesehen? War doch lustig was die Äbte hinterher so zu erzählen hatten.)
Ich glaub wenn das in Suzuka kein RB6 Doppelsieg wird, wird das mit der WM nix. Auf dieser Strecke müssen Sie einfach dominieren, sonst ist Ferarri weg…
In Italien sollte McLaren stark sein, Ferarri hat aber gewonnen. In Singapur sollte Red Bull zu stark für die Konkurrenz sein und? Fernando Alonso gewinnt.
1.Vettel
2.Webber
Hamilton, Button und Alonso ist mir die Reihenfolge egal… nur bitte keine Ausfälle, die WM soll nicht durch ein Motorschaden entschieden werden – ist bei Alonso aber bestimmt noch drin, der hat nur noch gebrauchte!
Wenn die Spannung auf die Spitze getrieben werden soll, muss die Reihenfolge am Sonntag so aussehen:
1.Button
2.Vettel
3.Hamilton
…
5.Alonso
und Webber holt keinen Punkt.
Dafür müsste dann aber schon so einiges Ungewöhnliches passieren, aber wenn es regnet, wer weiß… ;)
WM-Stand:
1. Webber 202
2. Button 202
3. Alonso 201
4. Vettel 199
5. Hamilton 197
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