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BTCC: Analyse Brands Hatch Finale 2010

von DonDahlmann
2 Kommentare

Gleich vier Fahrer konnten am Saisonende noch Meister der britischen Tourenwagenserie werden. Doch Jason Plato ließ keinen Zweifel aufkommen, wer Herr im Haus ist.

Es war ein grandioses Wochenende für Jason Plato und RML-Team, die die Chevrolet Cruze einsetzen. Der zweite Meistertitel und die Siege Nummer 59 und 60 für Jason Plato in der BTCC rundeten eine nicht immer leichte Saison erfolgreich ab. Dabei sah es vor den letzten drei Rennen in Brands Hatch eigentlich noch so aus, als sei Honda etwas besser aufgestellt. Plato musste auf dem engen Kurs mit 45 Kilo Zusatzgewicht antreten, was den wuchtige Cruze auf dem Papier schlechter stellen sollte. Doch von einem Handicap gab es nicht den Hauch einer Spur. Stattdessen fuhr Plato unangefochten zwei Siege heraus und die Konkurrenz konnte nur hinterher fahren.


Rennen 1

Plato stand auf der Pole, dahinter reihten sich Shedden, Neal und der zweite Cruze mit MacDowell ein. Während Plato vorne einen guten Start hatte, schlüpfte Matt Jackson kurzzeitig an beiden Honda vorbei und setzte sich an Platz 2. Doch Shedden drückte Jackson in Druids sanft zur Seite und setze sich wieder hinter den Cruze. Auf dem engen Kurs blieb es in den ersten Runden aber erstaunlich ruhig. In Runde 8 setzte Jackson bei der Anfahrt zu Clearways den BMW etwas heftig auf die Curbs und drehte sich, so dass Shedden auch Neal problemlos vorbei gehen konnte. Damit waren die Positionen vorne also mit allen drei Favoriten besetzt. Doch an Plato kamen die Honda nicht ran. Der Führende in der Meisterschaft kontrollierte den Abstand bei ungefähr zwei Sekunden und das notorische Problem der Honda mit den nachlassenden Reifen gegen Ende des Rennens, hielt beide Piloten davon ab, Plato näher zu kommen. Auch für den vierten Meisterschaftskandidaten, Tom Onslow-Cole, lief es schlecht. Die Ford leideten auf der Strecke in den vielen engen Kurven und Cole musste seinen Ford schon nach acht Runde an der Box abstellen, weil eine Antriebswelle abgeschert war. Damit war ein Kandidat um die Meisterschaft schon mal raus.
Nett waren die Kämpfe im vorderen Mittelfeld. MacDowell kämpfte sich nach einem miserablen Start wieder nach vorne, musste dabei aber Chilton, Collard und O’Neill niederringen, die ihrerseits in einem heftigen Infight lagen. Zwischenzeitlich mischte auch Triple Eight Fahrer James Nash vorne mit, doch er wurde von MacDowell in Druids auf die übliche britische Art zur Seite geschoben.
Am Ende gewann Plato vor Shedden und Neal und baute seine Führung aus. Vor dem zweiten Rennen hatte nun 25 Punkte Vorsprung vor Neal, allerdings waren in beiden Rennen nur noch 34 Punkte zu vergeben.

Rennen 2

In der Reihung Plato, Shedden, Neal und MacDowell ging es auch in Rennen 2. Doch schon vor dem Start rollte der Honda von Gorden Shedden an die Box. Diagnose: Bruch der Antriebswelle, die allerdings in rekordverdächtigen 8 Minuten gewechselt wurde. Wieder startet Plato perfekt und konnte völlig ungefährdet in Druids einbiegen. Dahinter prügelten sich MacDowell und Neal im Platz 2, doch der ehemalige Doppel-Meister machte schnell klar, dass er nicht Absicht hatte, zwei Cruze vor sich zu haben. Neal drängelte den Nachwuchsfahrer ab und gab auch in den folgenden Runden alles, um irgendwie an Plato ranzukommen. James Key im Integra verabschiedete sich ins Kies, nach dem er von Foster im BMW angeschubst wurde und das Safety Car wurde raus geschickt.
In der dritten Runde ging es weiter, doch Matt Neal und der mittlerweile drittplatzierte Rob Collard verschlafen den Start, so das Plato vorne wieder ungestört bleibt. Neal gab zwar alles, musste aber aufpassen, dass der langsam ungeduldig werdende Collard hinter ihm keinen Blödsinn macht. Der BMW-Pilot blieb aber die gesamte Zeit fair und drängelte sich nicht in eine kaum vorhandende Lücke rein. So blieb der Kampf um die Meisterschaft sauber.
Am meisten tat sich aber wieder im Mittelfeld. Zwischen den Positionen 6 bis 10 ging es teilweise recht hektisch, weil Jordan, Kane, Nash und Jackson es richtig krachen ließen. Aber auch hier ließ man die Wagen bis auf ein paar kleinere Blessuren ganz. In Szene setzen konnte sich Ben „The Stig“ Collins, der sich einen sehenswerten Kampf mit Neat und dem Newcomer Tordoff (Triple 8) lieferte.
Am Ende gewann aber wieder Jason Plato, der damit seinen Meistertitel in der Tasche hatte.

Rennen 3

Die Auslosung des „Reverse Grid“ brachte Andrew Jordan auf dem Pole, dessen Astra ja schon mit dem 1.6 Liter Turbomotor ausgestattet ist, der ab 2011 gefahren wird. Jordan uns sein rein privates Pirtek Racing haben in diesem Jahr schon einen Sieg dank der umgekehrten Startreihenfolge eingefahren und gezeigt, dass man auch als Independent Team in der BTCC noch siegen kann. Apropos Independent – der Titel in der Kategorie war zu vergeben, als Titelträger kamen aber nur Team Aon und BMW Airwaves in Frage. Erstaunlicherweise wird das Aon Team, trotz der offensichtlichen Werksunterstützung durch Ford, als Independent Team eingestuft, was bei den kleinen Teams nicht gerade auf viel Gegenliebe gestossen ist. In der Independent Wertung der Hersteller hatte Ford… sorry, Team Aon den Titel in der Tasche, bei den Fahrer lag aber Steven Kane knapp hinter Tom Chilton.
Den Start konnte Jordan für sich entscheiden, dahinter reihten sich Kane und Chilton ein. Matt Neal stellte seine Honda gleich in der ersten Runde ab, während Lea Wood den alten Integra in die Botanik pfefferte. Das Safety Car musste mal wieder raus.
Beim Restart empfahl sich Steven Kane für den Titel „Schlafmütze des Tages“ in dem er Andrew Jordan gleich eine halbe Gerade Vorsprung ließ. Ein sichtlich motivierter Chilton drängelte zu dem im Heck von Kane und schob ihn um Druids rum, ohne allerdings vorbei gehen zu können. Der frische gebackene Meister Jason Plato fiel schon beim Start zurück und musste sich dann heftiger Attacken von Gordon Shedden erwehren. Aber, wie Plato nach dem Rennen zugab, war bei ihm verständlicherweise die Luft raus. Shedden mogelte sich in Clearways am Meister vorbei und stürmte weiter nach vorne. Weil Ben Collins seinen BMW in Paddock im Kies parkte, kam erneut das Safety Car auf die Strecke. Stand zu diesem Zeitpunkt: Jordan, Kane, Chilton, Collard, Jackson, O’Neill, Nash, Shedden, Plato, Tordoff. Nach dem Restart entwickelte sich ein heißer Kampf um die Ränge 1 bis 4. Vorne gab Jordan alles, Steven Kane hinter ihm musste aber an Jordan vorbei, wenn er Independent Meister werden wollte. Oder er musste darauf hoffen, dass Chilton zurück fallen würde. Den Gefallen schien ihm Rob Collard machen zu wollen, der sich in Druids schon neben den Ford setzen konnte, doch der erfahrene Chilton ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Von hinten nahte dann Matt Jackson, der sich seinerseits Collard schnappen wollte, was Chilton im Laufe des Rennens dann wieder etwas Luft verschaffte. Vorne kämpte aber Andrew Jordan gegen einen verzweifelt drängelnden Steven Kane um den Sieg. Kane verlor den Wagen ganz leicht in Druids, was Jordan die 10 Meter Vorsprung brachte, die zum Sieg reichten. Chilton sicherte sich mit Platz 3 dann auch den Fahrertitel bei den Independents.

Es waren drei gute Rennen der BTCC, in denen es aber relativ ruhig blieb. Die kurze Indy-Variante von Brands Hatch ist einfach zu eng und es gibt wenig Stellen, wo man sich gefahrlos reindrängeln kann. Vielleicht sollte die BTCC mal überlegen, das Finale nach Donington oder Oulton Park zu verlegen.

In Sachen Meisterschaft kann man nur sagen: Alles wie erwartet. Das sich die Konkurrenz gegen Chevrolet schwer tun würde, war klar. Immerhin fährt Plato in der BTCC mit dem identischen Material, dass auch Menu, Huff und Muller in der WTCC haben. Allerdings ist der Einsatz des Cruze in der BTCC auch ein Testträger für die WTCC. Wie viel das bringen kann, hat man im Sommer gesehen, als Plato bei den obligatorischen Sommertestfahrten der BTCC in Brands Hatch offenbar etwas am Wagen gefunden hatte. Denn nicht nur er, auch in der WTCC laufen die Cruze seitdem deutlich besser. Das es für die anderen Teams in der BTCC schwer sein würde, sich gegen die finanzielle wie Materialmäßige Übermacht von Chevrolet durchzusetzen, war klar. Um so überraschender, dass Honda und Ford das Rennen um den Titel so lange offenhalten konnte.

Es war eine interessante und abwechslungsreiche Saison der BTCC, auch wenn man sich gewünscht hätte, dass die BMW als viertes Team mehr Chancen auf Siege gehabt hätten. Aber dennoch zeigte die Serie in vielen Rennen, warum sie weltweit die vermutlich beste Tourenwagenserie der Welt ist. Auf die muss man jetzt leider bis zum ersten April Wochenende 2011 verzichten. Im Laufe des Winters schreibe ich aber noch einen Saisonrückblick.

Kleine Anmerkung zu den Bilder. Da ist das NGTC in Form eines Toyota Avensis zu sehen. Die NGTC kommen ja ab 2011 als eine Art Einheitschassis, ob Toyota einen Einsatz plant, ist ungewiss. Die haben bisher nur bei der Entwicklung des NGTC mit geholfen.

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2 Kommentare

spookyt 12 Oktober, 2010 - 18:42

Gemessen an der Saison waren die Rennen eher schwach. Was ich bei den ganzen NGTC-Varianten nicht verstehe, die Pinkney Motorsport Vectras haben 1.6 Turbos, der Avensis aber 2.0 Turbo lt. http://bit.ly/aZjGnI – und was passiert dann 2013?

Ich 13 Oktober, 2010 - 15:20

Man sollte die DTM abschaffen und stattdessen die BTCC übertragen.

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