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Formel Eins: Analyse Abu Dhabi GP 2010

von DonDahlmann
16 Kommentare

Es war kein sonderlich spannendes Rennen, aber es lebte davon, dass Ferrari sich komplett verzockte und McLaren zwei der drei Titelanwärter in die Suppe spuckte.

Im Grunde war die Sache ja nach den Rennen in Korea und Brasilien klar. Red Bull hat den schnellsten Wagen, dahinter kommt der Ferrari mit Alonso. Wenn alles normal laufen würde, müsste die Frage also nur lauten, ob Vettel seinen Kollegen Webber vorbei lassen würde, wenn es um den Titel geht. Aber niemand hatte damit gerechnet, dass die McLaren plötzlich wieder vorne dabei sein würden. Die Briten hatten sich im Titelkampf schon im September verheddert, als damit anfingen, den F-Schacht und den Heckflügel zu verändern. Und ausgerechnet in Abu Dhabi hatte man die Probleme plötzlich im Griff. Dazu kam, dass Mark Webber das gesamte Wochenende nicht in Schwung kam. Und all das spielte Sebastian Vettel in Hände, der einfach mal wieder das machte, was er am Besten kann: Vorne liegen. Doch sein Speed hätte ihm auch nicht geholfen, wenn Ferrari nicht einen fürchterlichen Strategiefehler begangen hatte.

Das Problem von Ferrari fing schon am Start an, als Button auf der vermeintlich schmutzigen Seite einen phänomenalen Start hin legte, und einen zurecht vorsichtigen Alonso auf Platz 4 schob. Damit lag Alonso aber immer noch bequem auf Meisterschaftskurs, zu mal Webber hinter ihm lag. Wäre das Rennen so ausgegangen, hätte er den WM mit zwei Punkten Vorsprung gewonnen. Doch dann verlor Ferrari die Geduld und den Überblick. Rosberg und Petrov nutzten die Safety Car Phase, um die harten Reifen aufzuziehen. Bei Mercedes war das eine logische Entscheidung, da man mit dem weichen Reifen am gesamten Wochenende nicht klar kam. Selbiges galt für Renault, die Kubica beim Start auf „Hart“ gesetzt hatten. Die Rundenzeiten von Rosberg und Kubica waren allerdings nicht sonderlich gut, sie stellten noch keine Gefahr dar.

Anders sah es Ferrari wohl bei der Entscheidung von Webber, sehr früh die harten Reifen zu nehmen. Man befürchtete, dass die weichen Reifen einbrechen würden und man Webber würde passieren lassen müssen. Das der nach seinen Stopp schnell Alguersuari schnappte und sich auf dem Weg Richtung Petrov und Rosberg machte, schien die Überlegung nur zu unterstützen. Doch dabei verpasste man wohl, sich die Abstände anzuschauen, denn man hatte nur 16 Sekunden Vorsprung auf Rosberg und 19 auf Petrov. Es war klar, dass Alonso hinter beiden landen würde. Die Befrüchtung war, dass die weichen Reifen noch weiter einbrechen würden und auch Webber vorbeiziehen könnte.

Dabei offenbarte ein Blick auf die Rundenzeiten, dass Alonso gar nicht so schlecht unterwegs war. Die Top 4 fuhren mehr oder weniger zeitgleich, teilweise brachen die Zeiten in die 1.46er Region ein. Doch weiter hinten kam man auch nicht wirklich voran. Statt in dem Fall mal zu warten, was die vor ihm fahrenden machen und wie sich die Zeiten in den nächsten zwei Runden entwickeln würden, reagierte man hektisch und holte Alonso rein, der danach wie erwartet stecken blieb. Das man an Petrov nicht vorbei kam, war sicher etwas überraschend, auch wenn man vorher sehen konnte, dass der Renault nicht der langsamste war. Und selbst wenn man Petrov geschnappt hätte, wäre da immer noch Rosberg gewesen, dessen Wagen nun mit Sicherheit auf der Geraden nicht leicht zu überholen war.

Was Ferrari auch nicht beachtet hatte, und in diesem Jahr immer wieder vorgekommen ist, war die Entwicklung der Reifen im Rennen. Wenn 24 Wagen mit Super Soft unterwegs sind und jede Menge frisches Gummi legen, hat es sich oft gezeigt, dass die Reifen bei weiten nicht so schnell einbrechen, wie in den Einzelruns im Training. Aber das ist für Ferrari sicher schwer einzuschätzen gewesen. Dennoch hätte man sich nicht auf das Spiel des frühen Stopps einlassen sollen, zu mal man Massa auch als „Testballon“ hätte nehmen können. So lange die Abstände nach vorne nicht zu groß und nach hinten nicht zu knapp wurden, war ein Stopp komplett unnötig.

Das ausgerechnet dem erfahrensten Team in der Formel Eins so ein Fehler unterläuft, ist sicher ungewöhnlich, zumal man ja auch einen Vorsprung von 7 Punkten verwalten konnte. Das Webber, der am Wochenende klar langsamer als Vettel und Alonso war, eine andere Strategie versuchen würde, ist logisch, dass Ferrari nicht die beiden McLaren und Vettel im Blick hatte, ist nicht nachvollziehbar.

Natürlich kann sich Vettel auch bei überraschend starken McLaren für seinen ersten WM-Titel bedanken. Ohne deren plötzlichen Energieanfall im letzten Rennen des Jahres, hätte die Reihenfolge am Start Vettel-Alonso-Webber gelautet. Doch McLaren wirbelte die ganze Sache durcheinander und verursachte offenbar bei Ferrari eine nachhaltige Verwirrung.

Die zweite Frage vom Wochenende lautete: Was war mit Webber los? In keinem Moment konnte er die Zeiten von Vettel halten, seine Quali Performance war eine der schlechtesten des Jahres, nur in Singapur (5.) und Bahrain (6.) war er schlechter. Man kann lange spekulieren, warum Webber so mies drauf war. Ein Grund könnte der Motor gewesen sein, der das kurze Rennen in Korea und das in Brasilien auf dem Buckel hatte, doch Webber war zumindest auf der Geraden 2 km/h schneller, als sein Teamkollege. Dennoch kann es sein, dass dem Motor etwas „Dampf“ fehlte, während des von Vettel vielleicht etwas besser ging. Aber sind reine Spekulationen. Tatsache ist auch, dass Webber seit dem Rennen in Singapur nicht mehr schneller als Vettel war. Die WM hat er nicht in Abu Dhabi verloren, sondern in all den Rennen, in denen er langsamer als Vettel war (Japan, Brasilien). Dazu sein überflüssiger Unfall aus Korea, wo er hinter Alonso zumindest Zweiter werden können. Allein die beiden Siege machen 14 Punkte aus, Webber wäre Weltmeister, weil er mehr Siege als Vettel gehabt hätte. Aber Webber war nicht dazu in der Lage, Vettel schlagen zu können.

Und natürlich ist Vettel ein würdiger Weltmeister, auch wenn er erst am letzten Tag der WM die Führung übernommen hat. Er hat die meisten Poles, er hat (zusammen mit Alonso) die meisten Siege, was will man mehr. Er war die dominierende Person in diesem Jahr, er hat viel Pech gehabt (Bahrain, Australien, Korea), viel Blödsinn gebaut (Türkei, Spa) und vermutlich damit so jedes Hoch und Tief durchlaufen, dass ein Fahrer in einer Saison haben kann. Er hat sich nicht, bzw. nur selten, aus der Ruhe bringen lassen, er hat Rückschläge weggesteckt und ist bei Siegen nicht abgehoben. Im Gegensatz zu Webber hat er nicht sein Team angegriffen, wenn es mal nicht so gut gelaufen ist. Letzters mag sicher auch daran liegen, dass es Red Bull schon nicht unangenehm ist, dass das eigene „Ziehkind“ Weltmeister geworden ist. Es war seine Saison, er hat am Ende auch das Glück gehabt, dass ihm in vielen Rennen gefehlt hat. Und es ist gut, dass Alonso nicht mit weniger als sieben Punkten Weltmeister geworden ist. Die Sache aus Hockenheim hätte Ferrari sicher nicht gestört, aber die Fans dafür um so mehr.

Man muss kein Hellseher sein, um zu sagen, dass der Titel kein Einzelexemplar sein könnte. Ähnlich wie Hamilton und Alonso hat er jede Menge Talent und Willen, um weitere Titel zu erreichen. Das wird allerdings nicht leicht werden, denn wenn im nächsten Jahr Mercedes mal den Anschluss finden sollte, dass kommt mit Rosberg noch ein Fahrer, der das Zeug hat, ganz vorne mit dabei zu sein. Aber Vettel hat das Zeug zu einem ganz großen Fahrer zu reifen, er hat schon alle Anlagen dazu. Man darf sich auf jeden Fall schon auf die Saison 2011 und den Versuch seiner Titelverteidigung freuen. Leicht wird es mit Sicherheit nicht.

Was im Rennen sonst noch war:

– Sehr gutes Rennen von Petrov, der schon eine gute Quali hatte. Das Ergebnis dürfte es Renault-GenII-Lotus, oder wie man im nächsten Jahr heißen wird, schwer machen, den Russen zu ersetzen. Dennoch hat mich seine Leistung in diesem Jahr aber nicht überzeugt. Mehr dazu dann im großen F1 Rückblick, der im Dezember folgt.

– Versöhnliches Ende für Mercedes, die Rosberg auf Platz 4 hieven konnte. Schumacher hatte bei seinem, selbstverschuldeten, Chrash eine Menge Glück. Seine Saison hörte also so auf, wie sie begonnen hat: Miserabel.

– Ein Lob auch an Jamie Alguersuari, der fast das gesamte Rennen Felippe Massa in Schach halten konnte und Toro Rosso 2 Punkte holen konnte.

– Force India konnte Williams nicht mehr den sechsten Platz in der WM abspenstig machen, und das obwohl Williams in Abu Dhabi erwartungsgemäß schlecht war.

– Richard Branson hatte mit Tony Fernades zum Start der Saison gewettet, dass sein Virgin Team die Konkurrenz von Lotus schlagen würde. Wetteinsatz: Der Verlierer muss als „Stewardess“ auf einem Flug des anderen arbeiten. Branson hat verloren, also muss er bei Air Asia antreten. Fernandes hat ihm schon mal eine Uniform überreicht. Der Flug soll ab London statt finden und die Plätze werden bei Ebay versteigert. Der Erlös soll einem guten Zweck zugeführt werden.

– Abschied nehmen heisst es von Bridgestone, die in den 14 Jahren, in denen sie in der F1 waren, fantastische Arbeit geleistet haben. Vor allem, seit dem sie Alleinausstatter waren. Die PR-Abteilung hat zum Abschluss aufgelistet, wo man in der „All-Time“ F1-Wertung steht:

F1 Grand Prix win statistics by tyre company
1 Goodyear 368 wins
2 Bridgestone 175 wins
3 Michelin 102 wins
4 Dunlop 83 wins
5 Firestone 49 wins
6 Pirelli 42 wins
7 Continental 10 wins
7 Englebert 10 wins

– sky hat sich gestern auch recht emotional verabschiedet. Es ist noch nicht klar, ob man die Rechte nun wirklich nicht verlängert, allerdings sprachen die Gesichter von Tanja Bauer und vor allem Jacques Schulz schon Bände. Schulz sah richtig gehend erschüttert aus. Es gab keinen Hinweis, dass man sich 2011 wiedersehen würde, Lauterbach verabschiedete sich mit einem „Bis bald“. Es gibt keinerlei Neuigkeiten in Sachen sky und F1. Letzter Stand ist, dass sky die Verlängerung weiterhin prüft. Man will wohl abschätzen, wie viele Kunden man verlieren würde, wenn die F1 nicht mehr auftaucht. Das man vor dem Ende der Saison nicht dazu in der Lage war, diese Zahlen zu erheben, spricht nicht gerade für eine mögliche Verlängerung. Den besten Zeitpunkt für die Verkündigung hat man in Abu Dhabi jedenfalls verpasst.


Bilder: Red Bull/Getty, Lotus, VirginF1, HispaniaF1, Ferrari, Mercedes, Toro Rosso/Getty, Renault, Williams

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16 Kommentare

xeniC 15 November, 2010 - 09:20

Etwas untergangen, imo: Vettel wäre gestern nicht Weltmeister geworden, hätte es in Brasilien einen Move gegeben zwischen VET und WEB. Ich und viele andere haben da schon erste bedenken gehabt, ob das gut geht für RBR. Jetzt muss man RBR dazu gratulieren, ohne Bevorzugung (in den letzten Rennen) eines Fahrers die WM geholt zu haben.

Congratz Seb, congratz.

PS: Heute wohl bei Sport und Talk auf Servus TV…
PPS: Was hält Don eigentlich von Blocksatz? Ist imo angenehmer zum lesen, fällt mir gerade mal so auf ;).

Stefan 15 November, 2010 - 09:27

Ich hoffe, du versorgst uns den Winter über mit allen möglichen Verschwörungstheorien.

Vettel, Webber, Horner und Newey sind heute Abend (ab 21:05) auf ServusTV bei „Sport und Talk“ zu sehen. Ist auch über den hauseigenen Internetstream kostenlos zu sehen.

PS: Da war jemand schneller

PPS: Gegen Blocksatz!

janw 15 November, 2010 - 10:16

Hallo Don!

Ein abschließendes Dankeschön für die Berichterstattung diese Saison!!!!

Danke Don für das frühe Aufstehen und die tollen Artikel!

underbreaker 15 November, 2010 - 11:10

Ich denke, man macht es sich zu einfach, mit dem Wissen des nachfolgenden Rennablaufes die Strategie von Ferrari als absoluten Fehler abzutun. Die richtige Entscheidung zu dem Zeitpunkt zu treffen, war äußerst schwierig. Selbst Martin Brundle meinte just im Moment vor den Stop Alonsos: „He’s got to come in“. Wenn Ferrari davon ausging, dass die Supersoft tatsächlich die von Bridgestone avisioerten 20 Runden überleben würden, war eigentlich nicht genug Zeit da, Rosberg und Petrov noch so viel Zeit abzunehmen, um mit Stop vor ihnen zu bleiben. Man musste also zumindest damit rechnen, dass man Rosberg eh auf der Strecke überholen. Wenn die Reifen eher eingebrochen wären, bestand die Gefahr, hinter Webber abzurutschen, selbst wenn der im Verkehr hängen geblieben wäre.

Also schien das geringere Risiko im Boxenstop mit der Aufgabe, Petrov und Rosberg zu überholen. Dass die Strecke derart überholunfreundlich ist, als dass ein Ferrari nicht mal nen Toro Rosso überholen kann, hat man wohl trotz der Erkenntnisse aus dem letzten Jahr so nicht eingeschätzt. Es war eher der miserable Start und der clevere Schachzug von Red Bull mit Webbers frühem Stop, der Ferrari in eine Situation gezwungen hat, aus der es offensichtlich keine strategisch optimale Lösung gab und man sich einfach verzockt hat.

Wenn Hamilton eine Runde nach Alonso stoppt, muss auch Vettel rein, und dann läuft das auch anders. War halt dumm gelaufen.

Ich 15 November, 2010 - 11:55

Ich sehe das ähnlich. Zumal man nicht vergessen sollte: Zumindest Petrov hätte gegen Webber ziemlich sicher deutlich weniger Gegenwehr geleistet. Renault möchte ja den WM-Motor stellen. Insofern hätte Alonso sehr wohl hinter Webber landen können, und dann wäre die WM auch futsch gewesen. Letztendlich war das Auto im entscheidenden Moment zu langsam, denn wenn man wenigstens die McLaren hätte schlagen können, hätten sich diese Fragen gar nicht gestellt.

Zum Thema Red Bull: Keiner ihrer Fahrer hat meiner Meinung nach die WM wirklich verdient. Das ergibt sich schon daraus, dass sie mit einem so überlegenen Auto nicht schon längst als Weltmeister feststanden. Dass Vettel jetzt zum ersten mal die Führung in der WM übernommen hat, ist bei diesem Auto geradezu lächerlich. Trotzdem ist er in den letzten Rennen (endlich) weltmeisterlich gefahren.

Allerdings hat Red Bull natürlich mitnichten die WM „ohne Bevorzugung“ gewonnen. Wie bereits erwähnt, wäre Webber vermutlich recht schnell an Petrov vorbeigekommen. Allerdings war die Strategie natürlich trotzdem sehr schlecht für jemanden, der nach ganz vorne muss. Red Bull hat Webber „geopfert“, um Alonsos Strategie zu ruinieren. Das hat auch geklappt, und es war ein guter Schachzug, es ist aber sicher auch nicht besser als eine andere Form der Stallregie, die einen Fahrer am anderen vorbeilotst.

Ralf G. 15 November, 2010 - 12:18

@Ich Die roten Bullen wollten Webber an Alonso vorbeiwechseln, das hat Webber doch selbst bestätigt, also nix Opfer. Und Ferrari hat darauf etwas panisch reagiert. Als ich danach das Live-Timing studierte, fragte ich mich schon, wie Ferrari bei ihren gefahrenen Rundenzeiten denn gedenkt, Alonso an Petrov und Rosberg vorbei zu bekommen. Ferrari war einfach zu langsam in Abu Dhabi, das hatte sich im Qualifying ja schon angedeutet.

Die große Enttäuschung für mich war Webber. Der war fast die ganze Saison „Über-Cool“, aber ist in den letzten Rennen völlig aus der Spur geraten, das sollte bei einem Weltmeister-Aspiranten nicht passieren. Vielleicht ist das aber auch der Unterschied zwischen einem „guten“ und einem „richtig guten“ Fahrer, in extremen Drucksituationen die Ruhe zu bewahren und einfach sein Ding zu fahren, wie Vettel das gemacht hat. Kompliment dem juvenilen Champion, das war schon erstklassig wie er die minimale Chance genutzt hat. Vorne wegfahren hilft natürlich, aber da muss man ja erst mal hin kommen.

nona 15 November, 2010 - 12:25

Red Bull hat Webber nicht „geopfert“. Webber hatte Graining und auch schonmal ziemlich böse die Leitplanke mit dem rechten Hinterreifen geküsst, und hatte keine realistische Chance, auf der Strecke an Alonso vorbeizukommen. Die völlig logische Option in einer solchen Situation ist ein Boxenstop, um mit frischen Reifen Zeit gutzumachen (worauf Ferrari sich dann entschied zu reagieren, was am Ende ihr Fehler war). Dummerweise kam er hinter Alguersuari raus, der ihm genug Zeig gekostet hat, dass das nicht funktionierte und Alonso nach seinem Stop doch auch wieder vor Webber lag – nur halt dummerweise auch hinter Petrov und Rosberg und letztlich auch hinter Kubica.

Und selbst wenn es ein geplanter Schachzug gewesen wäre (was ich ehrlich gesagt für internet-typischen verschwörungstheoretischen Schwachfug halte, no offense intended), doch, dann wäre es um ein Vielfaches besser als Stallregie. Das wäre schlichtweg Teamtaktik, und als solche legitim und -im Gegensatz zu Stallregie- erlaubt.

Ich 15 November, 2010 - 12:32

Ja, vielleicht glaubt Webber das sogar selbst. Ich aber nicht. Als Risiko hätte es allenfalls Sinn gemacht, ihn sofort während der SC-Phase reinzuholen. Für jemanden, der nicht nur an Alonso vorbei, sondern eigentlich nach ganz vorne (hinter Vettel) will, machte die Strategie von gestern aber keinen Sinn. Es sei denn, „an Alonso vorbei“ wäre das einzige Ziel und alles andere danach egal gewesen. Auch in dem Fall hätte man aber offensichtlich Webbers Rennen (und WM) Vettels WM untergeordnet.

Und so war es meiner Meinung nach. Das war auch ein guter Schachzug, und der Erfolg gibt ihnen recht. Allerdings denke ich, dass Webber derartiges schon wusste oder ahnte, und ihm deshalb die Motivation fehlte. Eine durchaus ähnliche Reaktion, wie sie Massa nach Hockenheim zu zeigen schien. Allerdings war der damals wirklich aus dem Titelrennen draussen, während Webber gestern eigentlich noch Chancen gehabt hätte.

toba 15 November, 2010 - 13:12

@Ich: Dass Renault Webber vorbeigelassen hätte, wage ich zu bezweifeln. Nach der Logik hätte auch Algersuari Platz machen müssen, aber gerade der hatte ihm ja am Ende die paar Sekunden abgenommen, die ihn hinter Alonso gehalten haben.

@Don: Danke für eine wiedermal großartige Saison hier im Racingblog :)

nona 15 November, 2010 - 13:20

Natürlich macht die Strategie Sinn. Die einzige Alternative wäre gewesen, die abbauenden Reifen weiter hinter Alonso spazierenzufahren, und das wäre extremst sinnfrei. Wenn du in einer aktuellen Situation keine Chance nach vorne hast, versuchst du was anderes zu machen, um dir eine Chance woanders zu eröffnen, und da war für Webber der noch ausstehende Boxenstop die einzige Option, über die er noch frei entscheiden und als Spekulationsobjekt verwenden konnte. Was wäre z.B. gewesen, hätte es noch eine SC-Phase gegeben die das Feld wieder zusammenrafft und andere vorneliegende zum Stop motiviert, oder/und wenn Webbers Versuch Alonso via Strategie zu überholen funktioniert hätte, usw.

Ich meine, natürlich kannst Du glauben was Du willst, auch wenn es völlig unrealistisch ist. Aber nur durch „dran glauben“ wird etwas unrealistisches nicht realistisch.

(Übrigens, hat zufällig jemand eine vergleichende Punktabrechnung nach dem alten Punktereglement parat? Bin grad zu faul zum selberrechnen.)

Oliver R 15 November, 2010 - 14:26

Ich bin der Auffassung, dass der Sebastian dieses Jahr verdient Weltmeister geworden ist, so wie das DON auch schon schreibt und nachdem er in eigenen Rennen zuvor teilweise sehr viel Pech hatte, war dieses Mal verdientermaßen das Glück auf seiner Seite und der Alsono hatte halt mal „Pech“.

Schade, dass es wohl wirklich so aussieht, als ob Sky keine weiteren Rechte an der Formel 1 erwerben würde. Da weiss man dann gar nicht mehr, wo man noch schauen soll. RTL ist keine Alternative, da man die wichtigsten Situationen dank Werbeunterbrechungen verpasst und auf SF2 muss man den Ton abschalten sonst bekommt man einen „Vogel“.

Etwas hat mich an der ganzen Sache stutzig gemacht und zwar der Abspann, in dem Nico Rosberg sich sozusagen mit Sky auf die neue Saison freut. Diese Aussage wäre sehr unglücklich gewählt, sollte es doch anders kommen.

Ich frage mich auch, wieso man das „Race of Champions“ überträgt und die Rechte dann kappt. Das passt auch nicht so ganz zusammen.

Schauen wir mal, was die Weihnachtswochen so bringen werden …

DonDahlmann 15 November, 2010 - 14:38

Natürlich ist es im Nachhinein immer leichter einen Fehler zu analysieren, aber ich bleibe auch nach einem Tag dabei, dass Ferrari zu hektisch reagiert hat. Alonso kam vier Runden nach Webber, in der Zwischenzeit hatten sich die Zeiten vorne wieder erholt und Webber kam auch nicht voran. Alonso lag gut auf Platz 4, es gab erst einmal keine Bedrohung von hinten. Aber wie gesagt – hinterher ist man immer klüger.

Ich bin nicht der Meinung, dass keiner den Titel verdient hat. Die Zeiten, in denen Fahrer in einem Team eine so lange Saison dominiert, sind vorbei, und das ist meiner Meinung nach auch gut so. Alonso, Vettel, Webber und Hamilton tun sich in Sachen Speed nicht viel, dazu kommt, die Fehler sind auch Ausdruck davon, dass man immer 100% geben muss. Und da geht eben schnell mal was schief. Ich freu mich jedenfalls schon auf die WM 2011, wenn mit Mercedes hoffentlich noch ein Team vorne mitmischt. Von mir aus kann in jedem Rennen ein anderer gewinnen, das macht die WM schön spannend.

Ich 15 November, 2010 - 17:00

Da bin ich ganz anderer Meinung. Für den „alten“ Schumacher wäre die WM in diesem Red Bull ein Spaziergang gewesen. Ebenso für den Alonso von 2006 bzw. der zweiten Saisonhälfte 2010. Wenn angeblich die Qualität des Fahrerfeldes heute so hoch ist, dann hätten eben Vettel und Webber abwechselnd siegen müssen, so wie das bei Prost und Senna 1988 der Fall war. Und in Wahrheit muss man eben im Rennen schon bald nicht mehr 100% geben, sobald man mit 20 Sekunden Vorsprung führt. Die meisten Fehler kamen ja denn auch, wenn die Topleute plötzlich mal hinten lagen. In solchen Situationen auch noch das Maximum zu holen, macht aber macht einen Topfahrer auch aus. Da hat keiner der WM-Anwärter in dieser Saison überzeugt.

nona 15 November, 2010 - 17:25

Auch dem alten Schumacher oder dem mittelalten Alonso wäre eine Radmutter, ein Reifen, ein Chassis, eine Zündkerze oder gleich ein ganzer Motor über den Jordan gegangen, ohne dass sie etwas dagegen hätten tun können. Ebenso hätten sie keineswegs durch’s Feld pflügen können wie durch warme Butter wenn sie dummerweise nicht vorneweg fahren könnten, sei es durch ungünstige Quali oder durch ungünstige Wendungen im Rennen, denn dafür ist das Überholen auf diesen Strecken mit diesen Fahrzeugen mitunter dann doch zu schwer. Es muss vieles zusammenkommen, um eine erfolgreiche Saison zu haben und an der Spitze zu beschliessen. Alles sowas ist schlussendlich rein spekulativ und lässt sich nicht ernsthaft mit inbrünstiger Überzeugung feststellen.

Sieht man sich in dieser Saison die kombinierte Performance der zuletzt verbliebenen Topfahrer an, so denke ich dass man allen attestieren kann, insgesamt eine gute bis exzellente Leistung gezeigt zu haben, sowohl unter Idealbedingungen als auch unter externen oder internen widrigen Umständen, nicht zuletzt auch nach Störfeuer von aussen (Mist gebaut haben sie alle mal, das ist menschlich). Jeder von denen wäre durchaus ein würdiger Champion geworden, dasselbe gilt für die Teams als solche – selbst für Ferrari mit ihrer Schummelpolitik. Zuhause schön im warmen Kämmerlein zu sitzen und pseudonyme Kommentare der Güteklasse „böh, is ja voll Kacke gewesen“ ins Internet zu publizieren kratzt daran letztlich auch nicht.

Ich 15 November, 2010 - 17:32

Und anderen „Schummeln“ vorzuwerfen, auch nicht. Aber dafür muss man die F1 und den Motorsport wohl schon etwas länger verfolgt haben. Ansonsten mag man das alles so sehen.

Oliver Rüssel 15 November, 2010 - 23:01

Hab mir gerade Hangar 7 auf ServusTV angesehen. War eine echt kurzweilige Sendung. Nicht schlecht!

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