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Vorschau: Race of Champions 2010

von Vorsicht
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Sebastian Vettel und Michael Schumacher im selben Team – das gibt es so schnell wohl nur beim Race of Champions. Die ursprünglich eher urwüchsige Spaßveranstaltung hat sich in den vergangenen Jahren ganz schön gewandelt.

Mindestens 26 Weltmeistertitel und neun Le Mans-Klassensiege teilen sich die Piloten, die am kommenden Wochenende in der Esprit Arena von Düsseldorf zur letzten größeren Motorsport-Veranstaltung dieses Jahres antreten werden. An zwei Tagen wird den Zuschauern dort ein massives Showprogramm geboten, ganze neun verschiedene Autos werden im Rahmen des Events den Kurs passieren. Kein Zweifel – das Race of Champions ist, wenn schon vielleicht nicht sportlich dann zumindest geschäftlich – in der Top-Liga des Motorsports angekommen. Das bringt prominente Fahrer, viel Spektakel und eine gute TV-Übertragung. Der etwas hemdsärmelige Spaß der frühen Jahre droht allerdings ein wenig in den Hintergrund zu geraten.

Und so interessant es ist, Formel 1 Piloten, Tourenwagen- und Sportwagenfahrer, Motorrad-Asse und Rally-Sepzialisten auf einem mehr oder weniger ebenen Spielfeld miteinander zu vergleichen: Ursprünglich war mit dem „Champions“ beim RoC etwas anderes gemeint. Als 1988 zum ersten Mal eine solche Veranstaltung gab, waren damit die acht Rally-Champions aus dem vorangegangenen Jahren bezeichnet, die vor immerhin 15.000 Zusehern im historischen französischen Autodrome de Linas-Montlhéry gegeneinander antraten. Und zwar nicht auf einem Parallelkurs, sondern ganz einfach auf einer kurzen Publikumsetappe – und auf Zeit.

Auf die spektakuläre Idee mit dem Parellelkurs kam man erst im Jahr darauf, als das RoC schon einmal in Deutschland gastierte. Und zwar am Nürburgring – vor mehr als 50.000 Fans. Auch davon gibt es übrigens ein Video, das das RoC dankenswerterweise auf Youtube zur Verfügung stellt. Nach zwei Stopps in Barcelona und Madrid verabschiedete sich das Rennen von Europäischen Festland in Richtung Gran Canaria – wo es mehr als ein Jahrzeht lang die perfekte Heimat für einen spaßigen Saisonausklang bei Sonne und Strand gefunden zu haben schien. Zur Illustration hier ein Video aus dem Jahr 2000:

Was auch den „Champions“ aus anderen Rennsportkategorien nicht verborgen blieb, die sich ebenfalls für das Event zu interessieren begannen. 1999 machte das Race of Champions dann einen großen Schritt in Richtung des heutigen Formats. Erstmals gab es die Nationenwertung und die daraus entstandenen Nationalteams – neben je einem Rally-Fahrer stellte jedes Land einen Rundkurs-Spezialisten und einen Motorrad-Piloten.

Zu Ende war es mit der heimeligen Kanaren-Gemütlichkeit dann 2004 – stattdessen gab es zwei recht radikale Einschnitte: Das Event kehrte nach Europa zurück, und statt auf irgendeiner Provinz-Bahn zu kleckern, klotze man lieber gleich richtig – Veranstaltungort des generalüberholten Events war das Stade de France in Paris, wo man auch die nächsten beiden Jahre die Veranstaltung abhielt. Außerdem verabschiedete man sich endgültig von den Rally-Wurzeln: Das gesamte RoC fand nun auf einer ziemlich kurzen Asphalt-Bahn statt, und auch die Fahrerbesetzung wurde noch einmal geändert. Im neuen Format musste jede der acht Teilnehmernationen nur noch zwei Fahrer stellen – ob es sich dabei um Rallyfahrer, „Champions“ oder einfach sonstwie bekannte Fahrer handelte, war plötzlich völlig egal.

Immerhin: Das neue Format sorgte gleich für eine riesige Überraschung. Der damals noch weitgehend unbekannte Heikki Kovalainen, der bisher noch nie in seinem Leben in einem Rallyauto gesessen war besiegte zunächst im Halbfinale Michael Schumacher in einem Ferrari F360 Modena und dann auch noch im Finale Sebastian Loeb in einem Peogeot 307 WRC. Ein echter Glücksfall für den jungen Finnen – Kovalainen bleibt wohl bisher der einzige Fahrer, der womöglich die Chance auf seine Formel 1-Karriere eine guten Auftritt beim RoC verdankt.

Ähnliche Sensationen gab es in den Folgejahren dann nicht mehr – dafür entwickelte sich das RoC noch weiter hin Richtung Medienereignis. Zuerst ging man 2007 und 2008 ins Wembley Stadion, im vergangenen Jahr dann ins Beijinger Nationalstadion. Vor allem letzteres stieß manchen Fans aber doch etwas sauer auf: Nicht nur, weil das RoC damit zu unpraktischeren TV-Zeiten stattfand. Sondern vor allem deswegen, weil sich die Organisatoren auch noch aus völlig unerfindlichen Gründen mit den chinesischen Organisatoren darauf geeinigt hatten, die Veranstaltung an einem Dienstag nur zwei Tage nach dem Ende der Formel 1 WM durchzuführen. Das dürfte neben den Fans übrigens auch manche Fahrer nicht besonders erfreut haben – vor allem Piloten aus Australien und den USA mussten absagen, weil sich das RoC nun mitten in der V8- und NASCAR-Saison befand.

Das Race of Champions 2010

Nach diesen Erfahrungen hat man sich in diesem Jahr wohl wieder für einen kleinen Schritt zurück entschieden: Das Datum hält nun wieder ein wenig Respektabstand von F1-Finale und, bei allem Respekt, man hat sich mit Düsseldorf auch für einen etwas kleineren Rahmen entschieden. An Stars mangelt es allerdings nicht: Neben dem deutschen Doppelweltmeisterteam treten noch sieben weitere Mannschaften an: Ein Australisch-Amerikanisches „All Star Team“ mit Motorrad-Champ Mick Doohan und US-Rallyfahrer/Medien-Motorsportler Tanner Foust. Eine weitere US-Mannschaft mit Carl Edwards und Travis Pastrana; Eine fantastisch besetzte fanzösische Equipe mit Sebastien Loeb und Alain Prost. Großbritannien ist mit Jason Plato und Andy Prilaux ebenso großartig vertreten wie „Nordeuropa“ mit Tom Kristensen und RoC-Comebak-Mann Kovalainen. Kurios: Team „Benelux“ hat seine Mannschaft via Internet-Voting zusammengestellt. Herausgekommen ist dabei ein Team aus Indycar-Rookie Bertrand Baguette und Routinier Jeroen Bleekemolen. Und Portugal hat seine Fahrerpaarung – Filipe Albuquerque und Alvaro Parente – überhaupt in einem nationalen RoC in Portimao bestimmt.

Ach ja: Gefahren wird auch in diesem Jahr wieder mit einer bunten Mischung an Autos – wobei man sich bei manchen doch fragen muss, ob sie nicht auf der engen Stadion-Strecke ein wenig unterfordert sein könnten. Das gilt etwa für den Audi R8 LMS,  aber auch für das (oben abgebildete) Stock-Car aus der französischen Racecar-Serie, den Solution F Prototype und vermutlich sogar für den VW Scirocco. Daneben wird es wieder ein paar Buggy-Varianten und das KTM X-Bow Racecar geben.

Die Übertragung

Sky hat sich in einem völligen Überraschungangriff vor ein paar Wochen die Übertragungsrechte für das Race of Champions gesichert und überträgt beide Tage live und in voller Länge. Für Free-TV-Zuseher gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute: Es gibt einen Internet-Stream mit ansprechendem Kommentar (John Hindhaugh und Martin Haven!), der auch hierzulande angeboten wird. Die schlechte: Man muss dafür bezahlen. Und zwar 4.99€ für das gesamte Wochenende. Daneben wird es vielleicht auch an den üblichen Stellen möglich sein, die Übertragung kostenneutral zu verfolgen. Ich persönlich meine ja: Wer – so wie wir – immer fordert, dass es Streaming-Angebote von Motorsport-Veranstaltungen geben soll, der sollte im Prinzip auch bereit sein, zuzuschlagen, wenn es wirklich mal welche gibt – noch dazu zu einem bezahlbaren Preis. Ob das Race of Champions wirklich die Gelegenheit dafür ist, das muss natürlich jeder selbst wissen.

27.11.2010
LIVE 18:30 Uhr RoC Nations Düsseldorf sky sport 2 So., 02:00Uhr
LIVE 18:30 Uhrx RoC Championsx Shanghai Rennenx sky sport2x
28.11.2010
LIVE 12:30 Uhr RoC Champions Düsseldorf sky sport 2 Mo., 02:30Uhr
LIVE 18:30 Uhrx RoC Championsx Shanghai Rennenx sky sport2x

Kostenpflichtiger Stream unter www.raceofchampions.com und www.freecaster.tv – für 4,99€


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3 Kommentare

InFrageSteller 25 November, 2010 - 10:31

Wer sich das Event live ansehen möchte, muss sich allerdings mit überzogenen Eintrittspreisen abfinden… Völlig unangemessen!

sare 25 November, 2010 - 14:20

Kann ich mich nur anschließen >70€ pro Tag für einen vernünftigen Platz, sind meiner Meinung nach viel zu viel. Und auch die 5€ für den Stream find ich leicht überzogen. Dafür krieg ich einen ganzen Monat den Eurosportplayer, und bei der GT1 WM schafft man es sogar die ganze Saison über einen erstklassigen Stream gratis zu bieten.

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