Die Saison 2011 ist mit dem ersten Test in Valencia eröffnet. Doch große Erkenntnisse gab es nicht, sieht man mal vom Renault ab.
Gestern und heute gab es eine kleine Orgie in Sachen Vorstellung der neuen Wagen. Ferrari hatte ja am Freitag den F150 gezeigt, der Rest kam dann nach Valencia und zeigte schnell die neuen Chassis. Lotus machte den Anfang, am Schluss kam dann Mercedes. Und offenbar haben die Ingenieure im letzten halben Jahr einige schlaflose Nächte. Die Kreativität, mit der die neuen Herausforderungen angegangen wurden, ist ziemlich groß, auch wenn einige Fahrzeuge zumindest von außen etwas langweilig erscheinen. Richtig auffällig waren aber drei Wagen: der neue Red Bull RB7, der Williams FW33 und der neue Renault R31.
Der Reihe nach:
Sauber C30:
Sehr konservatives Design. Die hohe Nase des Vorjahres hat man beibehalten, die Seitenkästen allerdings ebenso verändert, wie das gesamte Heck. Man hat offenbar lang und breit mit Ferrari gesprochen, denn die sehr weit auseinander gezogenen Arme der Hinterradaufhängung sind schon sehr auffällig. Ansonsten ist mir auf den Bildern, mal abgesehen vom der vermutlich häßlichsten Lackierung des Jahres, nichts aufgefallen. Nun ist James Key kein Anfänger, da wird sich also viel unter dem Wagen verstecken.
Lotus TL128:
Vom neuen Lotus gibt es noch keine richtigen Fotos. Die Malayen sind erst heute in Valencia angereist und zeigen sich morgen. Auf den wenigen Bildern von Lotus konnte man aber sehen, dass sich Mike Gascoyne dieses Jahr etwas weiter aus dem Fenster lehnt. Die Seitenkästen sind klein und sehr fließend, ähnlich wie beim RB6. Die Motorabdeckung hat er bei Mercedes geklaut.
Toro Rosso STR6:
Der Launch von Toro Rosso ist heute zwischen Red Bull und Mercedes etwas untergegangen, aber der neue Wagen hat durchaus einige interessante Lösungen. Die Nase trägt er, wie alle in diesem Jahr, sehr hoch. Man setzt auch auf den bekannten V-Kiel. Ab des Cockpits hat man sich aber für eine andere Lösung entschieden. Die Seitenkästen sind sehr lang gezogen, aber sehr scharf eingezogen. Von der Seite betrachtet, haben sie eine angedeutete Flügelform. Das Heck hat man leider nicht gesehen. Der SRT6 dürfte ein Schritt nach vorne sein.
Ferrari F150:
Wirklich revolutionär ist nichts. Die Nase ist etwas höher, die Seitenkästen sind sehr hoch angesetzt und laufen geschwunden aus. Die vordere Aufhängung sitzt wegen der neuen Nase etwas höher. Das Heck ist flach, hat aber nur eine kurze Heckflosse, ungefähr wie der letztjährige Mercedes. Ferrari spricht davon, dass es zwar ein neues Chassis ist, aber man nicht die letzte Version sieht. Die würde man erst in Bahrain zeigen. Das betrifft vermutlich vor allem den Frontflügel, der eh aus dem letzten Jahr ist, und die Heckpartie. Man werde, so Ferrari, um Laufe des Februars weitere neue Aerodynamikteile am Wagen ausprobieren und zeigen. Auffallend ist allerdings, dass das Heck nicht so oft gezeigt wurde. Offenbar hat Ferrari die Push-Rod-Aufhängung aus dem letzten Jahr, aber so genau konnte ich das nicht sehen. Auf jeden Fall hat man die Aufhängungspunke der Hinterradaufhängung deutlich weiter nach hinter gesetzt, während die vorderen gleich geblieben sind.
Williams FW33
Das Team hat auf eine Präsentation verzichtet und den Wagen direkt auf die Strecke geschickt. Auffallend vor allem das Heck. Williams hat hier auf eine sehr radikale Lösung gesetzt, in dem alle Zusatzaggregate irgendwie um den Motor packt hat. So hört die Motorabdeckung weit vor dem Heckfügel aus. Dahinter ist nichts mehr, nur die Streben der Aufhängung und ein wirklich sehr tief liegendes Differential. So was hat man lange nicht mehr gesehen und ich bin gespannt, ob sich das auszahlt.
Mercedes GP 02:
Man erwartet viel vom neuen Wagen, aber so auf den ersten Blick war ich doch etwas enttäuscht. Ross Brawn hat eine interessante Nase gestaltet, die die Entenform von Williams aus dem letzten Jahr aufgreift. Die Seitenkästen sind wie beim Ferrari F150 und dem Sauber C30 sehr hoch, wenn man das mit der Konkurrenz vergleicht. Nach hinten wirkt der Wagen auch eher konservativ, was aber keine Wertung sein soll. Man hat zumindest auf Experimente a la Williams verzichtet. Auf mich wirkt der Wagen etwas schwerfälig, allerdings zeigte sich Rosberg nach seinen ersten Runden, im Gegensatz zum letzten Jahr, sehr begeistert. Wird man abwarten müssen.
Lotus-Renault R31:
Der neue Renault ist entweder ein epochaler Flop oder eine Geniestreich. Mal abgesehen von der konventionellen Front geht man in fast allen Belangen neue Wege. Am auffälligsten ist das bei den Seitenkästen, die sanft geschwungen und tief eingekerbt bis zum Heckflügel laufen. Auch die Airbox ist mit ihren drei zusätzlichen Einlässen ungewöhnlich, weil man gerade da oben möglichst wenig Widerstand haben möchte. Die richtige Revolution steckt aber im Auto, denn Renault hat den Auspuff des Motors nach vorne gelegt. Sie kommen jetzt genau vor dem Beginn der Seitenkästen raus und blasen diese und den Unterboden direkt an. Die Idee: Die heiße, sehr schnelle Luft, soll zusätzlich für Abtrieb sorgen. Das Problem dürfte aber die Hitze des Auspuffs sein, der an den Kühlern und am Tank entlang läuft. Die beiden zusätzlichen Öffnungen an der Airbox dürften vermutlich für die Kühler sein. Ob und wie das funktioniert und ob der Wagen bei Hitzerennen nicht kollabiert wird man abwarten müssen. Immerhin: Man hat sich was getraut und wenn die Rechnung aufgeht, muss man Renault auf der Rechnung haben.
Red Bull RB7:
Adrian Newey hatte im Winter gesagt, dass man eher eine Evolution beim neuen Wagen sehen wird, Sebastian Vettel verriet mir, dass der neue Wagen „die ein oder andere Überraschung“ haben wird. Auf den ersten Blick hat Newey vor allem die Front überarbeitet, doch auf den zweiten Block fallen die extrem kompakten und kurzen Seitenkästen auf. Ähnlich wie bei Williams lässt man diese sehr früh aufhören, lässt die Motorabdeckung aber bis zum Heck laufen. So kurze Sideposts habe ich lange nicht mehr gesehen, erstaunlich, dass Red Bull da noch das KERS untergebracht hat. Gerüchteweise hat Red Bull auch beim Auspuff noch ein As im Ärmel. Offenbar ändert sich da noch was bei der Heckabdeckung. Ansonsten ist der RB7 tatsächlich die Evolution, die versprochen wurde.
Testtag 1
Man darf die Zeiten nicht werten. Zum einen waren Force India, Mclaren und Virgin mit dem alten Auto unterwegs, zum anderen war es der erste Tag, da werden unterschiedliche Programme gefahren. Das Vettel die erste Bestzeit des Jahres gefahren hat, muss also nichts bedeuten. Auffallend war nur, dass sowohl der neue Red Bull als auch der Ferrari problemlos und schnell auf Speed gekommen ist. Mercedes hatten dagegen einen problematischen Tag, da sie mit einem Hydraulikproblem zu kämpfen hatten. Rosberg und Schumacher kamen so kaum zum fahren, beide zeigten sich aber angetan vom neuen Wagen und meinten, dass er viel besser zu fahren sei. Schumacher kam in seinen wenigen Runden auch auf eine okaye Zeit.
Wie gesagt, viel kann man noch nicht herauslesen. Man wird die Woche und den Test nächste Woche in Jerez abwarten müssen um etwas genaueres sagen zu können. Das gilt auch für die Pirelli Reifen, die aber scheinbar gut funktioniert haben. Offenbar mögen sie die Kälte aber nicht so, als es am Nachmittag wärmer wurde, ging es direkt besser voran.
Lohneswert ist im übrigen die Investition von 2.50 Euro in den Livedienst von autosport.com. Es gibt einen sehr guten Livekommentar und die Zeiten werden auch quasi live weiter gegeben.
Ein kleines Bonbon habe ich aber noch. Sauber hat gestern gefilmt, wie der klappbare Heckflügel funktioniert.
1 Vettel Red Bull 1m13.769s
2 Hülkenberg Force India 1m13.938s +0.169
3 Paffett McLaren 1m14.292s +0.523
4 Di Resta Force India 1m14.461s +0.692
5 Alonso Ferrari 1m14.553s +0.784
6 Kobayashi Sauber 1m15.621s +1.852
7 D’Ambrosio Virgin 1m16.003s +2.234
8 Schumacher Mercedes 1m16.450s +2.681
9 Barrichello Williams 1m17.335s +3.566
10 Petrov Renault 1m17.424s +3.655
11 AlguersuariToro Rosso 1m17.774s +4.005
12 Karthikeyan HRT 1m18.020s +4.251
13 Rosberg Mercedes 1m19.930s +6.161
Bilder: Red Bull, MercedesGP, WilliamsF1, Ferrari. Heck Williams Scarbs, photof1.org