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GT1-WM: Vorschau Zolder

von StefanTegethoff
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Zolder ist an diesem Wochenende der Schauplatz für die zweite Runde der Sportwagen-Weltmeisterschaft und dort stehen die belgischen Ford GT-Teams sowie GT1-Debütantin Vanina Ickx im Rampenlicht.

Die GT1-WM soll nicht die zweite Geige spielen, hat sich Stephane Ratel gedacht, und den belgischen Lauf seiner Königsklasse aus dem Rahmenprogramm der 24h von Spa in den April und ins flämische Zolder verlegt. Ein Blick auf die Zuschauerzahlen am Wochenende sollte zeigen, ob diese Idee Sinn macht oder nicht. Zwar sind die Belgier begeisterungsfähig für Motorsport, doch dürfte es schwer werden, mehr Aufmerksamkeit auf die Serie zu lenken als beim gut besuchten 24h-Rennen im letzten Sommer. Davon abgesehen ist der Circuit Zolder natürlich allein schon als Rennstrecke kein Ersatz für die allseits beliebte Ardennen-Achterbahn.

Der erste Sektor der Strecke – auf der einige Wochen vor Saisonbeginn der Shakedown der Serie stattfand, sodass alle Teams und alle Fahrer erste Erfahrungen sammeln konnten – ist eine Schleife mit drei mittelschnellen Kurven, dann folgt nach der Gegengeraden die übrigen zwei Drittel mit insgesamt drei Schikanen, die im Laufe der Jahrzehnte eingebaut wurden, als letzte die Gilles Villeneuve-Schikane nach dem Tod des Kanadiers in der dortigen schnellen Rechtskurve.

Die Vorgängerserie FIA-GT fuhr hier bereits zwischen 2007 und 2009, einmal gewann ein Jetalliance-Aston Martin, die beiden letzten Male jeweils ein Vitaphone-Maserati. Maseratis sind im aktuellen GT1-feld nicht mehr dabei, und es wird sich zeigen, ob der Kurs den Aston Martin nach wie vor liegt.

Doch zumindest die beiden Hexis-Wagen sind nach dem starken Hauptrennen in Abu Dhabi, als alle vier DBR9 unter die ersten sechs fuhren, mit einigem Zusatzgewicht beladen: 30kg müssen die Sieger Clivio Piccione und Stef Dusseldorp zuladen, nur 5kg ihre Teamkollegen Christian Hohenadel und Andrea Piccini. Im Sprintrennen werden zumindest Piccione und Dusseldorp also wohl kaum um den Sieg fahren können.

Damit dürften dann eher Young Driver AMR zu den Favoriten gehören, die in Abu Dhabi bereits top in Form waren, aber nach Ausfällen im Qualifikationsrennen im Hauptrennen „nur“ die Plätze 5 und 6 erreichten und so sogar leicht unter ihrem Normalgewicht in Zolder starten werden. Für Stephan Mücke, Tomas Enge und Alex Müller (der als gebürtiger Emmericher Zolder auch als ein Heimrennen sieht) sowie die Mechaniker des Teams ist es dabei das dritte Rennwochenende in Folge, nachdem sie auch beim LMS-Rennen in Le Castellet antraten.

Für die vier Ford GT im Feld ist Zolder das Heimspiel, doch nicht nur deswegen ist ihnen ein erfolgreiches Wochenende zu wünschen: gestern wurde bekannt, dass Martin Bartek, Gründer von Matech Concepts, verstorben ist. Das Schweizer Unternehmen mit Werkstatt in Mayen in der Eifel hat den Ford GT für die GT1-WM konstruiert und im vergangenen Jahr unter dem Matech Competition-Banner auch selbst eingesetzt, bei dem Bartek als Teamchef fungierte.

Das stärkere der beiden  diesjährigen Ford GT-Teams ist MarcVDS Racing, bei denen mit Bas Leinders/Marc Hennerici und Maxime Martin/Frédérik Makowiecki in jedem Wagen ein Belgier an Bord ist. Und obwohl Martin und Makowiecki das Qualifikationsrennen gewinnen konnten, werden beide untergewichtig an den Start gehen, denn das Hauptrennen verlief weniger erfolgreich.

Das Rampenlicht werden Leinders und Martin jedoch teilen müssen, und zwar mit Vanina Ickx, Tochter der Rennsport-Legende Jacky, denn die sechsunddreißigjährige feiert an diesem Wochenende ihr Debüt in der GT1-Weltmeisterschaft. An Sportwagen-Erfahrung fehlt es ihr natürlich nach zahlreichen Einsätzen in Le Mans-Prototypen, in der Belcar sowie der alten FIA-GT nicht, doch die GT1-WM mit ihren knackigen Sprintrennen ist eine andere Geschichte. Jedenfalls ersetzen Ickx und der Schweizer Mathias Beche beim MarcVDS-Satellitenteam namens Belgian Racing die beiden Franzosen Leclerc und Giroix, während den zweiten Wagen Milos Pavlovic und Martin Matzke (2010 in der GT Masters unterwegs) steuern. Beide Fahrzeuge konnten in Abu Dhabi nur mäßige Ergebnisse einfahren.

Den vier Nissan GT-R von Sumo Power und JR Motorsport – wie die beiden Ford-Teams gehören auch diese zum selben Stall – kommt die Strecke mit ihren zahlreichen langsamen Ecken zwar nicht unbedingt entgegen, doch die vier starken, erfahrenen Fahrerpaarungen sollten trotzdem in der Lage sein, um gute Platzierungen zu kämpfen – am wenigsten noch die nach zwei zweiten Rängen in Abu Dhabi mit 25kg Erfolgsgewicht „gesegneten“ Peter Dumbreck und Richard Westbrook, die in beiden Läufen dort nur knapp geschlagen wurden.

Gehandicapt ist auch der All-Inkl.com Münnich Motorsport-Lamborghini von Marc Basseng und Markus Winkelhock. Es wird spannend sein, zu sehen, ob diese konstant erfolgreich sein können, nachdem es im vergangenen Jahr nicht besonders gut lief. Zieht man allerdings einmal die 2010er Rennen aus Navarra, einem ebenfalls recht eckigen Kurs mit nur wenigen schnellen Kurven, heran, könnten die Lamborghini stark sein.

Das dortige Event räumten Frank Kechele und Ricardo Zonta im Reiter-Murcielago in dominanter Manier komplett ab. Das war einer der wenigen Erfolge für Lamborghini im ersten Jahr, doch Reiter und Kechele sind nicht mehr dabei und Zonta fährt Nissan. Stattdessen ist das Swiss Racing Team von Nissan zu den Italienern gewechselt. Deren stärkere Fahrerpaarung besteht aus den beiden Veteranen Wendlinger und Kox, die auf dem Yas Island die Plätze 10 und 7 einfuhren – hier dürfte noch Steigerungspotential schlummern.

Bleiben noch die Corvette-Teams. Nach all dem Hin und Her vor Saisonbeginn sind zwar die notwendigen vier Fahrzeuge eingeschrieben, doch nur für zwei sind bisher Fahrer gemeldet. Vermutlich werden die beiden anderen Corvettes also auch in Zolder fehlen. Deren Fehlen in Abu Dhabi hat bereits dazu geführt, dass beide Mannschaften keine Punkte für die Team-Wertung sammeln können, für die Fahrer zählen die erfahrenen Punkte allerdings.

Doch ob das ganze nun „(rennsport-)politisch korrekt“ ist oder nicht, die Fans dürften sich auch über zwei der amerikanischen V8-Boliden freuen, denn zwei sind immerhin mehr als gar keine. Zudem war die rote Exim Bank Team China-Corvette in Abu Dhabi auch nicht schlecht unterwegs, die beiden Niederländer Nicky Catsburg und Mike Hezemans erreichten immerhin die Ränge 7 und 10.

Das Qualifying-Rennen in Zolder findet am Samstag um 16:15 Uhr statt, die Startaufstellung für diesen Lauf wird um 10:05 Uhr am Vormittag ausgefahren. Start zum Hauptrennen ist am Sonntag um 14:45 Uhr. Die drei Sessions werden im offiziellen Livestream der Serie zu sehen sein. Sport 1 zeigt das Samstagsrennen in voller Länge live (ab 16:00 Uhr), vom entscheidenden Hauptrennen jedoch nur eine halbstündige Aufzeichnung am Sonntag um 16:30 Uhr.

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(Bilder: DPPI/GT1)

 

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