Dem All-Inkl.com-Team gelang im belgischen Zolder endlich der große Durchbruch. Prägende Elemente des Events waren wie schon in Abu Dhabi die Boxenstopps sowie leider einige Unfälle, die vor allem den Nissan- und Ford-Teams das Wochenende verhagelten.
So wurden einige Favoriten und auch die belgischen Ford GT leider in beiden Rennen früh ins Abseits befördert. Im Qualifikationsrennen am Samstag zog Stefan Mücke im Aston Martin (Pole-Setter nach einer Strafe für die Quali-Schnellster Pastorelli/Schwager im All-Inkl.com-Lamborghini) in der ersten Kurve etwas optimistisch nach innen und räumte sich, Nicky Pastorelli, den Nissan von Peter Dumbreck sowie Lokalmatador Bas Leinders ab. In der Folge dieses Crashs fuhr sich Markus Winkelhock ins Rampenlicht: Zwar hatte er auch einen kleinen Ausrutscher in Turn 1, der ihn zwischenzeitlich einen Platz kostete, doch ansonsten lieferte der Ex-DTM- und Formel 1-Fahrer eine gute Performance ab. Nach dem Fahrerwechsel lag Marc Basseng auf Rang 3 hinter der Exim Bank Team China-Corvette (die anfangs auch geführt hatte, allerdings die Performance nicht über die Distanz konstant halten konnte) und dem – wie in Abu Dhabi durch einen schnellen Stopp in Führung gegangenen Hexis-Aston Martin von Christian Hohenadel.
Das bis dahin führende MarcVDS-Team kostete ein missglückter Reifenwechsel wegen Problemen mit einem Schlagschrauber jedoch die Führung und viele Plätze – am Ende sollte nach einigen Überholmanövern aber noch Rang 5 für Martin und Makowiecki herausspringen.
Die chinesische Corvette schnappte Basseng auf der Strecke, und schließlich kam es auch zum direkten Zweikampf mit dem Aston Martin – in der letzten Schikane wurde es zu eng für die beiden, Basseng touchierte Hohenadels hinteres rechtes Rad, die Aufhängung brach. Damit war der Hexis-Aston Martin aus dem Rennen und der Weg zum Sieg war frei für Marc Basseng, der auch Manager des All-Inkl.com-Teams ist.
Es war der erste GT1-Sieg für das sächsiche Team überhaupt, entsprechend groß war die Freude. Ebenfalls glücklich waren Nicky Catsburg und Mike Hezemans in der roten Corvette auf Rang 2, der dritte Platz ging an Alex Müller und Tomas Enge im Young Driver-Aston Martin, die in einem Foto-Finish gerade eben Wendlinger/Kox abhalten im Swiss Racing Team (das bisher ebenfalls chronisch erfolglos ist) abhalten konnten.
Nachdem bereits im ersten Lauf drei der vier Nissan GT-R ausgeschieden waren, ging es schon am Start von Lauf 2 katastrophal weiter: Bei Spurwechselspielchen im Hinterfeld kam es zu einer Berührung mit der DKR-Corvette, die beide Sumo Power-Nissan hart in die Mauer beförderte. Peter Dumbreck geriet wenige Minuten später bei einem Überholversuch mit Marc Hennerici aneinander und fiel ebenfalls aus.
Mit ins Unglück riss er Mathias Beche im Belgian Racing-Ford GT. Für dieses Team war das Wochenende ebenfalls katastrophal: Schon in Rennen 1 gerieten die beiden Wagen bei einem missglückten Überholversuchvon Martin Matzke aneinander und fielen aus. Da auch MarcVDS erfolglos blieb (nur Rang 8 für Martin/Hennerici im Hauptrennen) war es leider ein schwarzes Wochenende für die beiden Heimteams in den Autos des letzte Woche verstorbenen Martin Bartek – ein besseres Ergebnis wäre ihnen zu wünschen gewesen.
Das zweite Rennen ging dann ruhiger zuende, dominant siegten Basseng und Winkelhock von der Pole aus, knapp zehn Sekunden dahinter ging der Hexis-Aston Martin von Hohenadel/Piccini über die Linie, die von weit hinten gestartet durch die Unfälle und einen wieder sehr schnellen Boxenhalt nach vorn kamen. Das Podium komplettieren Thomas Müller (bei seinem Quasi-Heimrennen) und Tomas Enge im Schwesterauto des Young Driver-Teams.
Dahinter gab es wie schon im Quali-Rennen ein Foto-Finish, bei dem sich aber diesmal der Swiss Racing-Lamborghini von Wendlinger/Kox durchsetze, und zwar gegen die Exim Bank Team China-Corvette.
Die ersten beiden Läufe 2011 zeigen vor allem eines: Da die nur eine Stunde langen Rennen sehr eng umkämpft sind, werden die Boxenstopps zum entscheidenden Element. Und weil nur zwei Mechaniker am Werk sind, dauern die Reifenwechsel entsprechend lange. Durch Technik und Training können diese um einige Sekunde verkürzt und so entscheidende Plätze gewonnen werden. Am besten machte das in diesem Jahr die französische Hexis-Mannschaft, die auf diese Weise in Abu Dhabi das Meisterschaftsrennen gewann und auch in Zolder auf dem Weg zum Sieg im Quali-Rennen war sowie dann noch den zweiten Rang im Hauptrennen holte.
Entsprechend kosten kleine Fehler dagegen entscheidende Sekunden. Der Reifenwechsel beim führenden MarcVDS-FordGT dauerte nur einige Sekunden zu lang, doch dadurch fiel der Wagen weit zurück.
Es wird spannend sein, zu sehen, wie die Performance der Teams sich dahingehend weiterentwickelt. Im Hauptrennen waren die Boxenstopps von Hexis 49 bzw. 55 Sekunden lang. Die siegreiche All-Inkl.com-Mechaniker schafften den Reifenwechsel ebenfalls in 49 Sekunden, die anderen Konkurrenten in den Top 6 brauchten mindestens 54. Es zeigt aber ebenfalls: Auch Hexis bekommt nicht konstant gleichschnelle Stopps hin.
Zwar gab es in Zolder trotz der engen und aufgrund der Kürze der meisten Geraden wenig überholfreundlichen Streckenführung einige Zweikämpfe und Überholmanöver, doch die Entscheidung fiel – von Unfällen abgesehen – im Wesentlichen in den mittleren zehn Minuten jedes Rennens.
Verdientermaßen führt Hexis nach zwei Runden mit 69 Punkten auch die Teamwertung an – um 19 Zähler vor der All-Inkl.com-Mannschaft. Die wiederum liegt in der Fahrerwertung mit dem Duo Basseng/Winkelhock nach dem Doppelerfolg klar vorn: 49 Punkte gegenüber 36 von Düsseldorp/Piccione und 30 von Piccione Hohenadel (beide Hexis).
In vier Wochen findet das nächste Rennwochenende der GT1-Weltmeisterschaft in Portimao auf einer Strecke grundsätzlichen anderen Typs statt. Dort dürfte vor allem Nissan auf Wiedergutmachung sinnen; Peter Dumbreck und Michael Krumm konnten dort im vergangenen Jahr das Qulifikationsrennen gewinnen.