Mit diesem Artikel wird eine weitere Rennserie in unserem Blog Einzug halten. Denn in diesem Jahr wird eine neue GT-Serie das Europäische Renngeschehen bereichern: Die Blancpain Endurance Series. Was ursprünglich im Niedergang der Europäischen GT2 Meisterschaft der SRO begann, erwacht nun zu neuem Leben: Eine Langstreckenserie unter dem Dach der SRO.
Jedoch war dies ein steiniger Weg, welchen ich hier mal kurz darstellen will: Ende 2009 hat SRO-Chef Stephane Ratel angekündigt eine modifizierte GT2-Europameisterschaft unter dem Banner der FIA ausrichten zu wollen. Jedoch wollte er eine Pro-Am-Regelung mit der Unterteilung der Fahrer in Platin, Gold, Silber und Bronze einführen, um zum einen die Finanzierung der Teams über Pay-Driver zu sichern, andererseits auch um reine Werksteams etwas außen vor zu lassen. Dies hat aber bekanntermaßen nicht funktioniert, da es die Serie immer noch nicht gibt, was zum einen aufgrund der Fahrerregelung passierte, zum anderen aber auch, da die Teams sich mehr dem GT2-Reglement des ACO zugewandt haben was dazu führte, dass nun der ACO de facto die Hand über das GT2 Reglement hält.
Also blieb Stephane Ratel nichts anderes über, als in anderen Kategorien zu suchen und er wurde in einer Klasse fündig, welche zur Zeit ja einen sehr starken Boom erlebt, was man ja z.b dieses Jahr an den Starterlisten des GT Masters erkennen kann: Der GT3. Diese Kategorie wird die Topklasse der neuen Serie, welche wiederum in 3 Wertungen unterteilt wird: GT3 Pro Cup, GT3 Pro-Am und GT3 Citation Cup. Diese Klassen unterscheiden sich hauptsächlich in der erlaubten Besatzung der Fahrzeuge sowie der Anzahl der Fahrer.
So ist es in der GT3 Pro Cup Pflicht 2 oder 3 Fahrer zu nennen welche keinen Beschränkungen des Fahrerstatuses haben. In der GT3 Pro-Am sind wiederum 3 (bzw. in Spa 4 Fahrer) mit folgenden Einstufungen erlaubt: Bronze | Bronze | Gold o. Platin | (Gold o. Platin) oder Silber | Silber | Bronze | (Silber). In der GT3 Citation Cup Klasse sind wiederum nur Fahrer mit Bronze-Status erlaubt, bis auf einen Fahrer welcher einen Silberstatus besitzt.
Man dürfte in der GT3 Pro-Am auch mit 2 Fahrern an den Start gehen, jedoch darf dann der Profifahrer nur max. 80 Minuten am Steuer des Wagen sitzen.
BlancPain Titles and Promo by Blancpainchallenges
Der Hintergrund dieser Regelung ist der, dass man eine Serie haben will in der überwiegend Privatfahrer oder Paydriver um Klassensiege in der GT3 fahren können, man aber auch Einsätze von Werken mit professionellen Gold- oder Platin-Fahrern nicht verhindern will. Dies unterstreicht das Zitat von Ratel auch nochmal:
„Obwohl wir sicher sind, dass unser Ein-Stunden-Sprintformat ideal für die Mediale Verbreitung und unsere professionellen Teams ist, sind wir uns darüber bewusst, dass wir einige unserer treuesten Unterstützer etwas vernachlässigt haben. Einige der Herrenfahrer und kleineren Teams suchen nach einer neuen Herausforderung. Wir sind davon überzeugt, dass die Blancpain Endurance Series das richtige Umfeld für sie sein wird.“
Um den unterschiedlichen Benzinverbräuchen und der Tatsache, dass womöglich nicht alle Fahrer im Auto sitzen könnten, gerecht zu werden gibt es eine Regelung welche besagt dass jedes Auto in einem 3 Stunden-Rennen mindestens 2 mal an die Box kommen muss und dabei sowohl Fahrer- als auch Reifenwechsel vorgeschrieben sind.
Zusätzlich wird es eine GT4 Pro-Am Klasse und eine GT4 Supersport Kategorie geben. In der GT4-Klasse ist die erlaubte Fahrerbesatzung analog zu denen der GT3 Pro, während die der Supersport-Kategorie dem der GT3 Citation Kategorie entspricht. Zu beachten ist jedoch, dass die Supersport bei den 24H von Spa nicht an den Start gehen darf.
Die übrigen Rennen außer Spa werden über die Distanz von eben angesprochenen 3 Stunden gehen, um somit nicht in Konkurrenz mit der GT3-EM und der GT1-WM zu stehen, welche ja pro Wochenende 2 Sprintrennen über jeweils eine 1 Stunde fahren. Als Punkteschema kommt aber auch hier das mittlweile aus GT1, F1 und Co bekannte Schema der FIA ( 25-18-15-12-10-8-6-4-2-1) zum Einsatz. Der Kalender für die Debütsaison sieht folgendermaßen aus:
17. April Monza
22. Mai Navarra
30. Juli 24H Spa + mit doppelten Punkten
27. August Magny Cours
05. Oktober Silverstone
Vorschau: 1. Rennen in Monza
Das erste Rennen der neuen Serie findet also an diesem Wochenende auf der aus vielen Rennserien schon legendären Bahn in Monza statt und viele Teams und Fans erhoffen sich dort natürlich eine erste Standortbestimmung. Dies dürfte allerdings etwas schwer werden, denn Monza passt mit den langen Geraden und darauf folgenden Schikanen nicht unbedingt mit Strecken wie Silverstone oder Spa überein, wo es ja mehr schnelle und mittelschnelle Kurven gibt.
Kommen wir nun zu den Teams, welche ja das Herzstück der Serie bilden und ganz oben auf der Nennliste für Monza fällt gleich ein Team ins Auge, welches man ja heuer bis jetzt vermisst hat: Vitaphone Racing unter seinem neuen Namen Vita4One wird gleich 3 brandneue F458 GT3 an den Start bringen. So wird die #1 vom Stammduo Bartels/Bertolini bewegt, während die #5 von Niek Hommerson/Louis Machiels und Paul van Splunteren bewegt wird, während bei der #2 immer noch 3 TBA stehen. Leicht werden es die letztjährigen Meister der GT1-WM aber sicher nicht haben, denn gleich mehrere Teams haben durchaus Chancen auf den Titel.
So z.b WRT welche 2 Audi R8 LMS an den Start bringen und dabei vor allem die Besatzung Greg Franchi/Andrea Piccini/Marcel Fässler mit der Startnummer #33 ins Auge fällt. Aber nicht nur Audi und Ferrari werden vorne mitmischen können, auch Marc VDS wird 2 sicher schön grollende Ford GT ins Rennen schicken, wobei man zumindest auf dem vermeintlichen Topauto mit der Startnummer #40 auf bekanntes Personal aus der GT1-WM in Persona von Bas Leinders/Maxim Martin und Markus Paltalla vertraut.
Weitere bekannte GT3 Teams sind unter anderem Hexis Aston Martin welche 2 schon etwas betagte DBRS9 ins Rennen schicken, nachdem ja für 2012 der Nachfolger auf Basis des Vantage angekündigt wurde. Auch ist hier wiederum Reiter Engineering vertreten welche 2 LP560 u.a mit Peter Kox, Albert von Thurn und Taxis, Marc. A Hayek an den Start bringen werden.
Leider ist auf der Nennliste nicht aufgeführt in welcher GT3-Klasse die jeweiligen Wagen starten werden, so kann man leider nur vermuten wo die Teams fahren werden.
Die GT4 kommt aber leider nur auf ganze 7 Starter, welche aber 5 verschiedene Marken wie den Astona Martin Vantage, einen Maserati oder den Lotus Eva GT4 vertreten. Jedoch wird man auf einem Lotus Evora GT4 mit der Startnummer #70 sicher genauer hinschauen dürfen was die Herren hinter jenem Lenkrad so anstellen werden, denn hier wechseln sich Edoardo Piscopo sowie die 2 Söhne von Nigel Mansell, Greg und Leo ab.
Apropos hinschauen: Es wird einen offiziellen Stream zu den Rennen geben welche wir hier wieder einbinden dürfen. Vielen Dank TBZ für die Mühe, denn Motors TV wird das Rennen zwar übertragen, aber mit 2 Stunden Verspätung und nicht jeder kann Motors empfangen. Start ist am Sonntag um 14 Uhr.
ALMS – Long Beach
(von Stefan Tegethoff)
Nach dem 12 Stunden-Langestreckenklassiker in Sebring folgt nun das kürzeste Saisonrennen der American Le Mans Series – der zweistündige Lauf in Long Beach, im Rahmenprogramm der IndyCar Series. Das Rennen war allerdings in den vergangenen Jahren noch kürzer, für 2011 wurde es um eine Viertelstunde verlängert. Damit ist es trotzdem noch das kürzeste Rennen der Saison, denn der neue Stadtkurs-Lauf in Baltimore im Spätsommer wird über die ALMS-Standardlänge von 2h 45min gehen.
Nach diesem Rennwochenende folgt eine lange Pause für die ALMS – das sechsstündige Laguna Seca-Rennen wurde aus dem Mai in den September verlegt (wohl um den Teams, die an den 24h von Le Mans sowie am Testtag dort Ende April teilnehmen, unnötige Reisekosten zu ersparen). Somit wird es erst Anfang Juli in Long Beach weitergehen.
An diese lange Frühlingspause dürften beim Serien-Chef Scott Atherton auch einige Hoffnungen geknüpft sein, vor allem die, dass sich ein paar neue Teams für die Prototypenklassen einfinden, denn die sind aktuell jeweils nur mit zwei Fahrzeugen besetzt: in der LMP1 kämpft der MuscleMilk-Lola-Aston Martin mit Pickett/Graf gegen den Dyson-Lola-Mazda mit Dyson/Smith, den Chris Dyson gestern beeindruckend auf die Pole Position stellte, fast eine halbe Sekunde vor Klaus Graf. Im Sommer könnten eventuell ein zweiter Dyson-Wagen sowie einer der neuen Werks-Aston Martin AMR-One hinzustoßen, denn letztere wollen noch mehr Testkilometer mit dem neuen Wagen sammeln, um 2012 in Le Mans gegen die Diesel voll konkurrenzfähig zu sein.
In der LMP2 wären es die beiden Level 5-Lola von und mit Scott Tucker, der gegen sich selbst um den Sieg fährt, gewesen. Doch hier gab es einige Konfusion, weil Tucker am Freitag eingefallen ist, dass er sein für die ILMC und Le Mans gemeldetes Coupé lieber schonen möchte, entsprechend tritt nur der offene Lola-HPD an. HPD hat außerdem einen größeren Restriktor bekommen, nachdem die Wagen in Sebring und Le Castellet nicht konkurrenzfähig waren, das wird aber in Long Beach mangels Konkurrenz irrelevant sein. In der LMP2 ist für den Sommer der Einstieg vom Signature-Team aus Florida geplant, von denen man bisher nicht weiter was gehört hat, außer dass bei Riley, mit deren Wagen sie eigentlich antreten wollten, bisher keine Bestellung eingegangen sei.
Bei dieser mageren Besetzung der Prototypenklasse ist die GT-Klasse klar die wichtigste: BMW vs. Corvette vs. Porsche vs. Ferrari – und alle vier sind siegfähig. Das gilt eher nicht für die beiden Jaguar und den West Racing-Lamborghini, die eher unter sich ausmachen werden, wer die wenigste Zeit an der Box oder am Straßenrand verbringt. Der Panoz Abruzzi (mein Lieblingskommentar zu dem Wagen stammt von l’endurance-Editor Jake Yorath: „Best in black. At night. With the lights off.“) wird vermutlich erst in MoSport in einer überarbeiteten Version zurückkehren.
Von den Favoriten hat BMW in Sebring mit dem Doppelsieg den stärksten Eindruck hinterlassen – und zumindest in der Quali in Long Beach konnten sie den mit der – wenn auch sehr knappen – Pole (Joey Hand) sowie Rang 3 (Bill Auberlen) bestätigen. In den vergangenen Jahren reichte es für die Münchener jeweils zum dritten Rang im Rennen. Das hat aber natürlich in der so hart umkämpften GT-Klasse der ALMS nicht zu bedeuten, dass man nicht in diesem Jahr endlich siegen könnte.
Der Sieg im Hafen-Vorort von LA ging 2009 wie 2010 an Jörg Bergmeister und Patrick Long im Flying Lizard-Porsche, die von Startplatz 4 aus auch wieder vorn dabei sein sollten. Je nachdem, wie das Rennen verläuft, ist auch mit den Porsche von Paul Miller Racing (Bryce Miller/Maassen) und Falken Tires (Henzler/Sellers) zu rechnen.
Wie den neuen Ferrari F458 ein solcher Stadtkurs liegt, weiß wohl noch niemand so wirklich, denn auf derartigen Strecken wird der neue Wagen bisher auch noch nicht getestet worden sein. Corvette Racing hat 2010 mit einem knappen zweiten Rang seine Stärke bewiesen. Oliver Gavin stellte seinen V8-Boliden auf Startplatz 2, während Teamkollege Tommy Milner nur den neunten Quali-Rang erreichen konnte.
Entscheidend werden die Boxenstopps und die auf einem Stadtkurs fast unvermeidbaren Gelbphasen sein – GT-Fahrzeuge sollten theoretisch in der Lage sein, das Rennen mit einem Stopp zur Mitte der Distanz durchzufahren. Doch ob das die beste Strategie sein wird, wird von den Cautions abhängen. Zwei-Wagen-Teams wie RLL-BMW, Corvette Racing und Extreme Speed haben hier den Vorteil, beide Wagen auf unterschiedliche Strategien setzen zu können.
Bleiben noch die Challenge-Klassen: unter den sechs Fahrzeugen in der LMPC gehört nach dem Sebring-Sieg und dem dritten Platz in Long Beach 2010 Genoa Racing zu den Mitfavoriten, mit zwei Wagen hat Core Autosport die Chance, dass zumindest eines ein gutes Finish erreicht. Interessanter Fakt: Mit dem gut siebzehneinhalb Jahre alten Miles Maroney gibt es einen neuen jüngsten Starter in der Geschichte der ALMS, er sitzt im Cockpit des PR1 Mathiasen Motorsports-Oreca.
In der GTC besteht der Favoritenkreis wie üblich aus TRG und Alex Job Racing sowie Black Swan Racing von Driver/Owner Timothy Pappas, wobei letztere die beiden etablierten und Grand Am-erfahrenen Teams erstaunlich oft schlagen, so auch in Sebring vor wenigen Wochen.
Das Rennen startet am Samstag um 16:30 Ortszeit – da der Ort die Westküste ist, geht es hierzulande erst um 01:30 in der Nacht auf Sonntag los. Den Live-Stream wird es wieder auf americanlemans.com/live geben, alles andere, was man zum Verfolgen des Rennens braucht (etwa auch den Spotter Guide), gibt es im Race Hub. Im letzten Jahr war das Rennen in der LMP1 und der GT-Klasse bis zur letzten Runde spannend – obwohl Straßenrennen nicht der natürliche Lebensraum von Le Mans-Sportwagen sind, dürfte sich aufbleiben also lohnen!