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NASCAR: Analyse Pocono Juni 2011

von KristianStooss
6 Kommentare

Nach seinem vierten Platz in Kansas bestätigte Jeff Gordon den Aufwärtstrend der letzten Woche und beendete das Rennen in Pocono siegreich. Sein zweiter Saisonerfolg eröffnet ihm jetzt zur Not auch eine Chase-Qualifikation über die beiden Wildcard-Plätze. Ansonsten hatten neben Jeff Gordon auch Denny Hamlin, Kurt Busch und Juan Pablo Montoya noch gute Chancen auf den Sieg in einem ereignislosen Rennen.

Damit könnte ich die Analyse des Pocono-Rennens vom Wochenende auch gut beenden, denn ansonsten ist eigentlich nichts passiert! Nach knapp dreieinhalb Stunden war der Langweiler in den Wäldern von Pennsylvania zum Glück vorbei, nachdem nur vier Cautions das Renngeschehen kurzfristig unterbrachen. Während der langen Grünphasen gab es kaum Action, eigentlich zog sich das Feld immer recht schnell auseinander und die Clean-Air des jeweils Führenden reichte, um den Platz an der Spitze meist sicher zu verteidigen. Führungswechsel gab es wie befürchtet eigentlich nur an der Boxengasse und – darin eingeschlossen – beim Cycle-Through der Green-Flag-Pitstops. Vier Fahrer führten das Rennen in den bestimmenden Phasen nacheinander an, bis Jeff Gordon letztlich am Ende die Nase vorne hatte.

Die erste Hälfte des Rennens dominierte allein Denny Hamlin, der alle seine 78 Führungsrunden schon bis zur Halbzeit anhäufen konnte. Dann verlor er den ersten Platz an Juan Pablo Montoya, dessen Crew beim Boxenstopp unter Grün ein paar Sekunden mehr herausholen konnte als die Mannschaft der #11 von Joe Gibbs Racing. Nach drei Viertel des Rennens bekam Hamlin leider massive Probleme, als ihm sein linker Hinterreifen in Luft aufging und er viele Plätze verlor. Bis dahin hatte Hamlin sich in den Top5 aufgehalten und war immer noch ein ernsthafter Kandidat auf den Rennsieg.

Montoyas Führung hielt gute 30 Runden, bis die dritte von nur vier Gelbphasen das Feld zusammenbremste. Crew-Chief Brian Pattie fällte hier die erste von zwei absolut krassen Fehlentscheidungen, als er dem Führenden nur zwei neue Reifen mit auf den Weg zum Neustart gab. Sowas macht man vielleicht als aussichtsreicher Verfolger, um noch ein wenig Track-Position zu gewinnen, aber nicht, wenn man das Feld gerade souverän anführt. Hatte Pattie wirklich so wenig Vertrauen in seine Boxenmannschaft, dass er nicht glaubte, die #42 beim einem Four-Tire-Stop als erstes Fahrzeug wieder auf die Strecke schicken zu können? Da jedenfalls alle nachfolgenden Teams mit Ausnahme von Paul Menard (der Track-Position gewann) auf vier neue Reifen setzten, musste sich Montoya direkt nach dem Restart der Meute geschlagen geben.

An dieser Stelle übernahm Kurt Busch als Nummer drei von vier Tempo-bestimmenden Piloten das Ruder. Seine Führung hielt ebenfalls nur etwas mehr als 30 Runden, bis NASCAR erneut – aber zum letzten Mal – Trümmerteile auf der Strecke fand. Nun versuchte Brian Pattie noch einmal sein Glück und verpasste Montoya wieder nur zwei neue Reifen. Das ging natürlich, weil der Kolumbianer zwischenzeitlichen bei den Boxenstopps unter grüner Flagge erneut bei seiner Mannschaft gewesen war, um den Gummi-Nachteil aufzuholen. Für seine Strategie brauchte Montoya nun aber eine weitere Gelbphase, um nicht zu viel Zeit auf der Strecke zu verlieren. So blieb er im Ansturm auf die Zielflagge am längsten auf der Rennbahn und verteidigte seine wiedererlangte Führung, doch die ersehnte Caution kam natürlich nicht.

Am Ende landete Montoya nach den Fehlentscheidungen seines Crew-Chiefs, von denen zumindest die zweite noch Anlass zur Hoffnung auf den ersten Ovalsieg gab, zwar nur auf Platz 7, machte damit aber wieder entscheidende Punkte auf die Chase-Ränge gut. Mit 13 Punkten hinter dem derzeit zwölft platzierten Denny Hamlin liegt er im Moment zwar wirklich nur sehr knapp daneben, aber eben leider auch an den Playoffs vorbei. Demnächst steht in Sonoma das erste der beiden Rundstreckenrennen des Sprint Cups an und da sollte Montoya wirklich dringend einen weiteren Sieg für sich verbuchen. Mit den angestrebten Top10-Ergebnissen in jeder Woche klappt es zurzeit ja nicht wirklich.

Zurück zum Rennen, wo nun Jeff Gordon nach dem letzten Restart die Kontrolle über das Geschehen einforderte: Der Kalifornier hatte sich geschickt in Stellung gehalten und gab die Führung bis zum Schwenken der schwarz-weiß-karierten Flagge Boxenstopp-bereinigt auch nicht mehr ab. Gordon verbrachte die meiste Zeit des Abends in den Top5 und fiel, falls ich nichts übersehen habe, zu keinem Zeitpunkt aus den Top10 heraus. Das war wirklich eine sehr gute Vorstellung der #24, welche nach einer längeren Durststrecke zuletzt in Kansas einen vierten Platz holen konnte und damit die Pocono-Leistung schon ankündigte.

Sicherlich hatte Gordon am Sonntag auch Glück, dass das Rennen nicht mehr aus dem Ruder geriet und zu jeder Zeit geordnet verlief, denn bei Pokerrunden oder Late-Race-Cautions hatte Gordon in den vergangenen Monaten ja nicht wirklich viel Glück. Seine Fahrt in die Victory Lane war zwar das fünftes Top5-Ergebnis in diesem Jahr, doch zwischen solchen sehr guten Resultaten und „ferner liefen“ besteht bei Gordon eine klaffende Lücke: Außer den fünf Top5s holte er 2011 keine weiteren Top10-Ergebnisse! Noch eine kleine Statistik am Rande: Für Jeff Gordon war es Rennsieg Nummer 84, was einen Gleichstand mit Bobby Allison und Darrell Waltrip auf Platz 3 hinter Richard Petty (200) und David Pearson (105) bedeutet. Einen alleinigen dritten Rang sollte der Wonderboy aus den 90er-Jahren sicherlich noch erreichen können, die Marke von Pearson ist aber vermutlich schon zu weit entfernt für seine Restkarriere.

Damit ist fast alles zum Rennen gesagt, ich liste nun noch kurz die übrigen Vorkommnisse auf:

– Bei Tony Stewart, Ryan Newman, Jamie McMurray und Marcos Ambrose zerteilte sich entweder der dritte Gang in Folge einer höheren Belastung (dieses Jahr wurde in Pocono erstmals wieder in den Turns runtergeschaltet) oder man musste wegen sonstiger Getriebeprobleme für Ersatz sorgen. Sowas dauerte im Falle McMurray übrigens nur zehn Runden!

– Carl Edwards verlor nach einem Viertel des Rennens einen Zylinder und musste die #99 zu einer längeren Reparaturpause in die Garage schicken. Während die Crew am Auto arbeitete, fand Edwards noch Zeit, die Kommentatoren auf TNT zu unterstützen. Am Ende bestritt er aber trotzdem noch einige Runden, um in der Statistik nicht als DNF aufzutauchen.

– Brian Vickers musste gleich zwei Durchfahrtsstrafen wegen Geschwindigkeitsübertretungen in der Boxengasse über sich ergehen lassen und wurde letztendlich nur 22., während sein Teamkollege Kasey Kahne mit Platz 12 das mögliche Maximalergebnis bei den Bullen absteckte.

Weil meine Aufmerksamkeit die meiste Zeit dem superlangen Formel-1-Rennen galt, kann ich leider nicht wirklich bewerten, ob die TNT-Crew einen guten Job gemacht hat. Ich hatte jedoch das Gefühl, dass man bei einigen logischen Schlussfolgerungen etwas länger brauchte als das normale menschliche Gehirn! Die Two-Tire-Entscheidung bei Montoya wurde nicht unmittelbar der Einblendung der Reihenfolge nach den Boxenstopps folgend bemängelt, sondern erst nach der anschließenden Werbepause und auch dann nicht sofort. Insgesamt hat TNT gefühlt eine Menge Werbung gemacht, aber ich denke nicht, dass die Häufigkeiten da jetzt anders sind als bei FOX. Jedoch hat man deswegen vieles verpennt…

Loben möchte ich dagegen ausdrücklich den RaceBuddy von TNT und NASCAR.com, welcher auf seinen acht Perspektiven (die Mosaics zähle ich definitiv nicht mit!) mit vier externen Kameraeinstellungen inkl. Kommentar und vier Onboard-Kameras inkl. Boxenfunk aufwarten konnte. Da gab es schon eine ganze Menge an zusätzlicher Information abzugreifen, vor allem die vier Fahrer-Feeds waren echt eine Wucht (Dale Earnhardt Jr flucht wirklich eine Menge btw.)! Was jetzt noch fehlt, ist eine bessere Regie und ein Statistik-Feed oder eine Einblendung mit der aktuellen Reihenfolge, dann würde ich für sowas auch locker mal Geld hinblättern. Hatte eigentlich jemand Probleme mit dem Live-Streaming oder lag es an meinem Rechner, dass der RaceBuddy öfters am Buffern war?

Die gesamten offiziellen Ergebnisse können hier inklusive weiterer Statistiken noch einmal bei Jayski.com nachgeschaut werden. Zum Abschluss folgt wie gewohnt die Übersicht zu den Punkteständen bei den Fahrern und in der Owner-Wertung. Am nächsten Wochenende geht es auf dem 2-Meilen-Oval in Michigan weiter, erneut an einem Sonntag um 19 Uhr.

Foto: NASCAR Media / Meg Oliphant/Getty Images
December 10, 2024 Photoshoot at RWR in Concord, NC. (HHP/Harold Hinson)
Audi R8 LMS #16 (Scherer Sport PHX), Ricardo Feller/Dennis Marschall/Christopher Mies/Frank Stippler

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6 Kommentare

NASCARaddicted 14 Juni, 2011 - 10:38

Congrats an Jeff Gordon.
Leider war das Rennen an sich nicht sehr spannend. Die Strecke finde ich eh nicht so toll, wie ich bereits im Vorbericht geschrieben habe – wobei man aber zumindest sagen kann: der Kurs hat ein absolut eigenständiges Layout. Kein Cookie Cutter Track …

Beim Racebuddy hatte ich auch die Probleme, daß er ab und zu stotterte. Normalerweise gucke ich über einen anderen Stream. Dabei ist mir auch aufgefallen, daß manche Einblendungen (glaub ich) gefehlt haben, so wie das Cut-away Car mit Tim Brewer war glaub ich nicht dabei, beim RaceBuddy. Kann mich aber auch täuschen.
Zuerst fürchtete ich ja auch, daß es kein Kommentar gab, aber das lag daran, daß die Amis gerade ne Werbepause machten und dann natürlich nix im Fernsehen sagen.
Und was mir am meisten auffiel: ich hab das meiste Rennen auf nem anderen Stream geguckt, weil der flüssiger lief, aber im Hintergrund lief auch noch Racebuddy. An einem Punkt zeigte mir das Leaderboard Lap 170 an, obwohl gerade die karierte Fahne geschwenkt wurde …

Aber an sich wäre ich auch bereit, für den RaceBuddy Geld zu zahlen. Ich hab mir damals ja auch Premiere nur wegen NASCAR geholt. Und wenn kein deutscher Sender es schafft, die Rennen zu zeigen, dann gebe ich mein Geld eben direkt an die Amis, wenn das geht.

littleskill 14 Juni, 2011 - 11:34

Du schreibst so, als würde der Chase aus den Fahrern bis Platz 12 bestehen und Monty 13 Punkte Rückstand haben.
Er muss aber an Newman vorbei, welcher auf Platz 10 liegt, und das sind dann schon 22 Punkte.

KristianStooss 16 Juni, 2011 - 21:40

@ littleskill:
Nenene, so einfach ist es dann doch nicht! Derzeit bräuchte Montoya wirklich nur an Denny Hamlin vorbei und zwar aus folgenden Gründen:

Zunächst schauen wir mal, was Jayski.com über den neuen Chase-Modus schreibt:
„The New Sprint Cup Chase System:
– Twelve drivers will run the Chase
– The top 10 in points following Race No. 26 — the „cutoff“ race — to earn Chase berths.
– The final two spots will be determined by the number of wins during the first 26 races.
– Positions 11 and 12 are „wild card“ qualifiers and will go to non-top-10-ranked drivers with the most wins, as long as they’re ranked in the top 20 in points. Ties are broken by points position, then by 2nd place finishes, 3rd, etc.
– The top-10 Chase drivers will be seeded based on wins during the first 26 races, with each win worth three bonus points.
– The wild card drivers will not receive bonus points for wins and will be seeded 11th and 12th, respectively.
– The top 12 drivers will be reset to 2000 points, drivers 1-10 will get three- bonus points per win.“

Damit sind im Moment alle Fahrer einschließlich Clint Bowyer für die zehn garantierten Chase-Plätze qualifiziert, soweit wars richtig.

Dann kommen die Wildcard-Piloten, innerhalb der Top20 wohlgemerkt!
Da nur Jeff Gordon zwischen Platz 11 und 20 Rennsiege aufweist, zieht er auf Rang 11 in den potentiellen Chase ein und nach ihm der bestplatzierte Pilot in der Tabelle hinter den Top10, welcher noch nicht in den Playoffs ist. Da Gordon drin wäre, rückt Hamlin nach, was bedeutet, dass im Moment nur Letzterer von Montoya geschlagen werden müsste… QED

Ok, ich hoffe damit sind alle Zweifel und Unklarheiten aus der Welt geräumt!

Viele Grüße und danke für deinen Kommentar! ;o)

YouKnowWho 16 Juni, 2011 - 21:46

Pokenow! Du Freak.

KristianStooss 16 Juni, 2011 - 21:50

@ YouKnowWho:
Ja Schatzi, nur weil dir das Rennen nicht gefallen hat?

Wenn du mir deinen Laptop auch noch geliehen hättest, wären astrein drei Kameraperspektiven drin gewesen… :P

Ich vermute aber echt scharf, dass ein Aufenthalt im besagten, fiktiven, ostdeutschen Ort spannender gewesen wäre! :D

YouKnowWho 16 Juni, 2011 - 21:52

Ich hab dir den angeboten, du wolltest den nicht haben! Von wegen falsche Tatsachen hier verbreiten. Ich wohn mit ner lawyeress-to-be zusammen, die macht dich alle!

Und ja, lass uns Pokenow gründen. Da gehts ab.

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