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IndyCar: Erfolg in Iowa

von Vorsicht
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2011 war bisher eine Saison der großen Hoffnungen und leisen Rückschläge für die IndyCar Series. In Iowa konnte die Serie endlich mal wieder einen richtigen Erfolg verbuchen.

Eine ausverkaufte Strecke, tolle Stimmung im Publikum, steigende TV-Quoten, gute Übertragung und obendrauf noch ein richtig spannendes Rennen. In Iowa hat die IndyCar Series endlich mal wieder alles richtig gemacht. Einzig Will Power dürfte das Oval wenig erfreut verlassen haben: Nicht nur, dass sein vorzeitiges Ausscheiden im Rennen das vorläufige Ende seiner Meisterschaftsführung bedeutet, hat der Australier bei seinem Crash auch noch eine leichte Gehirnerschütterung erlitten. Sein Start beim nächsten Rennen in Toronto ist damit ein wenig gefährdet. Man geht zwar allgemein davon aus, dass er bis dahin wieder fit sein wird – Sergio Pérez‘ Erlebnisse in Montreal (und jene von Simona de Silvestro in Iowa) zeigen aber, dass derartige Verletzungen immer ein wenig unberechenbar sind. Gut für die Meisterschaft, dass am Ende nicht Dario Franchitti, sondern ein Überraschungsmann gewann.

Fast fünf Jahre und ganze 79 Rennen hat es gedauert, bis Marco Andretti nach seinem ersten Sieg am Infineon Raceway im August 2006 endlich wieder den Winners‘ Circle besuchen durfte. Zwischenzeitlich hatte man den Amerikaner schon als ewiges Talent, oder schlimmer: als jemanden, der nur wegen seines Namens in der IndyCar Series unterwegs ist abgetan. Auch seine bisherige Saison 2011 war nicht gerade berauschend. Aber das Rennen in Iowa war aller Ehren wert – und der Sieg nach Massen von schönen Überholmanövern hoch verdient.

Allerdings: Andretti ist nicht der einzige, der sich an diesem Samstagabend eine Belohnung verdient hätte. Auch etwa Tony Kanaan zeigte ein beherztes Rennen, fuhr über weite Strecken an der Spitze mit – und schaffte es am Ende dann doch wieder grade nicht, sich ganz nach vorne zu kämpfen.

Schön zu sehen war es aber allemal, dass Ganassi und Penske zumindest auf einem (für die IndyCars) etwas ungewöhnlichen Oval wie jenem in Iowa durchaus zu schlagen sind. Zumal Andretti und Kanaan nicht die einzigen Piloten kleinerer Teams waren, die an der Spitze mithalten konnten. Kanaans Teamkollege Takuma Sato hatte sich etwa im Qualifying gar die Pole Position für das Rennen geschnappt. Dort fuhr er dann in der knapp hinter der Spitzengruppe mit – bis ihn ein Fehler 68 Runden vor Schluss unsanft auf dem Rennen riss. (Davor gab es ein wenig Ärger mit Tony Kanaan, der sich von seinem Teamkollegen wohl etwas feinfühligere Behandlung auf der Strecke erwartet hätte.) Eine Bestätigung seiner Leistung vom Indy 500 lieferte auch JR Hildebrand, der im Panther Racing Wagen schließlich auf Rang vier landete.

Man muss freilich zugeben: Wäre Will Power im Rennen geblieben, mag es durchaus sein, dass auch Franchitti sich gegen Ende des Rennens etwas stärker in Richtung Sieg orientiert hätte. Unter den gegebenen Umständen sah das, was der Schotte ablieferte doch etwas stark nach defensivem Fahren aus. Aus der Fan-Perspektive ist das natürlich etwas unschön. Wenn man sich aber vor Augen hält, dass das Punktesystem der IndyCars zwar Siege nicht besonders belohnt, Ausfälle aber schwer bestraft, dann wird es schon auch verständlich, dass man bei Ganassi gegen Rennende auf das letzten Risiko verzichtet haben könnte. Auch Scott Dixons vierter Rang legt nahe, dass Ganassi (und besonders Franchitti) wohl schon das Zeug dazu gehabt hätten, auch etwas mehr azugreifen.

Ob man das gleiche auch für Penske sagen kann, halte ich dagegen für fraglich. Auch ohne Will Powers paukenschlagartigem Rennende hätte es für die erfolgsverwöhnte Mannschaft des „Captain“ in Iowa wohl nicht so gut ausgesehen. Zumal sich das Team auch mit einem weiteren Reifenproblem bei Helio Castroneves einmal mehr selbst schlug – und Ryan Briscoe in dieser Saison nach wie vor nicht so richtig in die Gänge kommt.

Pechvogel des Rennens war abermals Simona de Silvestro, die nach ihrem Crash in Milwaukee wegen einer Gehirnerschütterung keine Starterlaubnis bekommen hatte, und Iowa unverrichteter Dinge (und angeblich ziemlich frustriert) wieder verlassen musste. Immerhin meldet sie jüngst auf Twitter, dass es ihr mittlerweile wieder besser geht.

Über einen Rennsieger Marco Andretti kann sich die IndyCar Serie jedenfalls auch abseits des Underdog-Faktors freuen: Der Name weckt in den USA auch bei weniger informierten Sportfans positive Assoziationen. Und ein (immer noch) junger Amerikaner, der Rennen gewinnen kann, ist für eine Serie mit derartig vielen – und guten – ausländischen Startern auf dem Heimatmarkt gewiss auch von großen Vorteil. Sollte er seine Serie etwas ausbauen können, dann wäre es schon möglich, dass sich ein paar neue Fans für die IndyCars begeistern könnten.

Bislang bäckt man aber noch kleinere Brötchen. Da wird es etwa auch als Erfolg gefeiert, wenn man ein Overnight-Rating von 0,35 erzielt. Der Wert liegt immer noch deutlich auch hinter dem, was man auch auf einem kleinen Sender wie Versus erreichen könnte (eine Erklärung zum amerikanischen Ratings-System gibts hier in der Indy 500 Analyse – vorletzter Absatz).

Aber, so wenig berauschend die Zahl sein mag – eine Steigerung gegenüber dem vergangenen Jahr, als man lediglich 0,25 einfuhr ist es allemal – fast 30 Prozent mehr, wie die IndyCar PR enthusiastisch vermeldet. Insgesamt sind die Quoten auf Versus gegenüber 2010 bislang um 14 Prozent im Plus.

Ein Erfolg wäre dem Team des Sportsenders jedenfalls sehr zu wünschen – die Übertragung aus Iowa zeigte, gerade im direkten Vergleich zu ABC vor einer Woche wieder einmal deutlich, dass man aus den nicht ganz so großen Ressourcen dort eine ganze Menge macht. Von einem hochinteressanten Feature über die Bergung verletzter Fahrer vor dem Rennen, über den (gelungenen!) Versuch eines Gridwalks mit Edel-Kommentator Dan Wheldon bis zu informierten Interviews mit zahlreichen Fahrern nach der Zielflagge war diesmal alles dabei, was man sich von einer guten Rennübertragung erwartet.

Und auch am Oval war diesmal einiges los: Mit 30.000 Besuchern mitten im Getreideanbaugebiet Iowas war das Rennen sogar ausverkauft – wenn mich nicht alles täuscht das erste IndyCar Rennen seit langer, langer Zeit, das mit diesem Prädikat aufwarten konnte. Das volle Haus machte sich nicht nur auf den Bildschirmen gut. Auch mehrere Fahrer haben sich in Interviews über die tolle Atmosphäre an der Strecke erfreut gezeigt.

Dem Vernehmen nach soll IndyCar CEO Randy Bernard nun überlegen im kommenden Jahr hier einen Double Header auszutragen. Damit ist allerdings keine Wiederholung des Theater in zwei Hälften aus Texas gemeint. Stattdessen würde die Serie einfach am Samstag und am Sonntag zwei Rennen fahren. Trotzdem: Ob das wirklich eine gute Idee ist – und nicht vielleicht eher zur Übersättigung beiträgt – darf man hinterfragen.

In der Meisterschaft hat sich durch das Rennen, wie schon erwähnt, ein kleiner Abriss aufgetan. Nachdem man Milkwaukee noch punktgleich verlassen hatte, führt Franchitti (303 Punkte) nun plötzlich mit 20 Zählern vor Will Power (293). Scott Dixon (230) auf Rang drei hat mit 83 Punkten Rückstand wohl nur noch mathematische Chancen auf den Titel, der viertplatzierte Oriol Servia (214) sowieso.

In der AJ Foyt Ovaltrophy führt Franchitti (149) nun nur noch drei Punkte vor Dixon (146) – die punktemäßige Dominanz, die die Ganassi-Autos auf Grund ihrer Oval-Konstanz an den Tag legen, ist aus der Wertung dennoch mehr als deutlich herauszulesen. Dahinter liegen Will Power (115), der schon einigen Abstand zu den Führenden hat, Marco Andretti (114) und Tony Kanaan (112).

In etwas weniger als zwei Wochen führt Toronto als erste Station der zweiteiligen Kanada-Tournee wieder zurück in die Rundstrecken-Saison der IndyCars. Bis man am zweiten Oktober (!) in Kentucky wieder in einem klassischen Oval fährt, haben nun die Road Course Spezialisten ersmal die Möglichkeit, sich ein kleines Ruhepolster herauszufahren. (Ausnahme zum Gesagten: Das Oval in Loudon, wo man am 14. August an den Start geht – allerdings mit Autos in Road Couse Konfiguration).

Das ist aber dann eine andere Geschichte. Will heißen: Die ausführlichere Vorschau auf Toronto folgt dann in der kommenden Woche.

Gabriele Mini (Bild: Alpine)
Brando Badoer (Bild: McLaren F1)
Victor Martins (FRA) ART Grand Prix. 27.07.2024. Formula 2 Championship, Rd 10, Sprint Race, Spa-Francorchamps, Belgium, Saturday.

Fotos: INDYCAR

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1 Kommentare

StefanTegethoff 29 Juni, 2011 - 17:44

Ich hab mich auch sehr für Marco gefreut, den zweiten Sieg hatte er sich lange verdient, ich hoffe, es folgen noch ein paar. Es lief ja seit 2006 im Grunde von Jahr zu Jahr schlechter, vielleicht ist der Bann jetzt endlich gebrochen. Und ein klasse Rennen wars natürlich auch.

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