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Vorschau: IndyCar in Toronto

von Vorsicht
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Die IndyCar Serie kehrt auf die Road Courses zurück. Am Wochenende läutet der Klassiker auf den Straßen von Toronto die kurze Kanada-Saison ein.

Die IndyCar Serie bittet um Geduld. Jedenfalls die Oval-Fans unter ihren Anhängern – denn bis zu den zwei Abschlussrennen in Kentucky und Las Vegas steht mit Loudon Mitte August nur noch ein einziger „Nudeltopf“ auf dem Programm. Road Course-Freunde dürfen sich dafür freuen. Mit Toronto geht am Wochenende eines der Highlights der Saison über die Bühne: Die Strecke ist meistens gut besucht, die kanadischen Fans machen gute Stimmung – und die Bahn ist auch noch interessant zu fahren, und bietet meist viele Überholmanöver. Spannung verspricht auch die Frage, ob Ganassi und Penske auf den Rundstrecken wieder zur alten Form finden, oder ob die aufstrebenden Mannschaften von KV Racing, Newman/Haas oder die wiedererstarkte Andretti Autosport Truppe auch über den Sommer eine reale Gefahr darstellen können.

Außerdem ist das Rennen ein Heimspiel für zwei der bisher positivsten Überraschungen der Saison. Indy 500 Poleman Alex Tagliani würde sich zwar sicher noch mehr über ein Rennen in Quebec freuen – auch in Toronto werden sich aber gewiss Fans für den sympathischen Sam Schmidt-Fahrer finden. Ein echter „Local Hero“ ist James Hinchcliffe. Der Newman/Haas Pilot stammt aus Oakville, Ontario – nur einen Katzensprung von Toronto entfernt. Hinchcliffe, bei seinem etwas überraschenden Einstieg in die Serie eher als Pay-Driver eingeschätzt, hat vor allem auf den Straßenkursen schon ein paarmal mit guten Leistungen überrascht. Beim Rennen am Wochenende wird er gewiss ganz besonders motiviert zu Werke gehen.

Warnung für Allergiker und Nostalgiker: Das Rennen kann (und wird) außerdem Spuren von Paul Tracy enthalten. Dessen Heimat, Scarboroguh, Ontario ist ebenso nur ein paar Meilen von Austragungsort des Rennens entfernt. Fans sollten ihn diesmal besonders im Auge haben, denn es kann gut sein, dass die beiden Auftritte in Toronto und Edmonton zu den letzten IndyCar-Fahrten des alten Haudegens zählen werden.

Die wirklich großen Favoriten kommen aber auch weiterhin aus dem Kreis von Penske und Ganassi. Will Power schätze ich, sofern er seine Gehirnerschütterung aus Iowa gut verdaut hat, als den vermutlich derzeit schnellsten Rundkurspiloten ein. Der Australier, der sich in dieser Saison auch auf den Ovalen stark verbessert gezeigt hat, hatte bisher jedenfalls seine beiden Teamkollegen auf den Rundstrecken recht einfach im Griff.

Schwerer fällt die Einschätzung schon bei Ganassi. Im Grunde ist es ja erstaunlich, dass ein Team, dessen Piloten aus Schottland und Neuseeland stammen auf den Ovalen immer am besten unterwegs ist. Auf Rundkursen kann man schon mal ein wenig im Mittelfeld versinken.
Finale Ironie, und durchaus denkbar, wäre es, wenn ausgerechnet der Amerikaner im Team, Graham Rahal, in Toronto die Kohlen für das Team aus dem Feuer holen konnte. Die Formkurve ging jedenfalls schon auf dem Ovalen sowohl für den Fahrer als auch für das Ganassi-Farmteam deutlich nach oben. Rahal selbst wird jedenfalls keine Probleme haben, auch mal herzhaft nach rechts zu lenken – seine Lehrjahre verbrachte er auf Rundstrecken, weil ihn sein Vater (Legende Bobby Rahal) von den Ovalen fernhalten wollte.

Wer eher ein Freund von Underdogs ist, sollte, neben den schon genannten Kanadiern, wohl noch ein paar weitere Piloten im Auge behalten. Tony Kanaan und Takuma Sato sind nach guten Vorstellungen in den bisherigen Rennen (auch am Oval) sicher ganz besonders motiviert, auch in Kanada mit guten Vorstellungen zu glänzen. Zumindest im Falle von Sato muss man aber hoffen, dass die Motivation nicht schon wieder schnell in der Mauer ein jähes Ende findet.

Geheimtipp ist aber, wie schon so oft, auch diesmal wieder Oriol Servia. Der Katalane liegt trotz etwas mauer Oval-Ergebnisse immer noch auf Rang vier der Gesamtwertung – was er vor allem seinen hervorragenden Leistungen auf den Rundstrecken verdankt. In der „Mario Andretti Trophy“, der Rundkurswertung der IndyCars liegt Servia sogar noch vor Long Beach Sieger Mike Conway auf Rang drei. Wenn es so weitergeht, dann ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis er in die Nähe des ersten IndyCar Sieges kommt.

Die Strecke in in Toronto hat für die IndyCars schon lange Tradition – zumindest dann, wenn man die CART-Serie als Teil der IndyCar-Historie betrachtet. Diese war von 1986 bis 2007 alljährlich auf der Bahn zu Gast. Neben vielen schönen Erinnerungen an spannende Rennen und knappe Ergebnisse fällt in diese Ära auch ein großer Schatten: 1996 hob hier Jeff Krosnoff bei einem Zweikampf ab, und wurde kopfüber in einen Baum katapultiert. Der Amerikaner war auf der Stelle tot, und mit ihm auch ein Streckenposten, der von herumfliegenden Teilen getroffen worden war.

In Folge des Unfalls wurde die Strecke etwas modifiziert, und besonders die Bäume aus der unmittelbaren Umgebung entfernt. Ganz ohne ist sie aber immer noch nicht, vor allem deswegen, weil sie für einen Stadtkurs relativ schnell ist. Kehrseite der Medaille: Dadurch sind auch Fahrten im Windschatten und viele Überholmanöver zu erwarten – zumindest in den vergangenen Jahren gab es regelmäßig einiges an Spektakel.

Gleich nach Start und Ziel führt die Strecke entlang des Ontariosees über eine langgezogene und schnelle Rechtskurve über die längste Gerade der Strecke, deren Ende in einer etwas mehr als 90 Grad gekrümmten Rechtskehre die beste Überholstelle der Strecke darstellt. Weil im Inneren der Kurve statt Asphalt etwas rutschigerer Beton angebracht ist, kommt es dort aber auch regelmäßig zu Feindberührungen. Ex-Formel-1-Pilot Tora Takagi hat sich an der Stelle einst gleich bei mehreren Kollegen ganz besonders beliebt gemacht. Weiter geht es durch ein mittelschnelles Geschlängel und eine schnelle (und blinde) Rechtskurve zur zweiten guten Überholstelle, die wiederum eine 90-Grad-Kurve ist. Eine beständig schneller werdende links-rechts-links Kombination führt dann zurück auf Start und Ziel. Hier die Runde Onboard mit Erklärungen von Will Power (ja, ich weiß: Das Video ist nicht mehr ganz neu. Die Strecke hat sich seitdem aber nicht verändert).

IndyCar-News

Ganz so viel wie gewohnt hat sich in den vergangenen Wochen nicht getan. Eine Ankündigung gab es dann aber doch: Die Serie wird in der kommenden Saison an den Auto Club Speedway in Fontana, Kalifornien zurückkehren. Es ist sogar eine doppelte Rückkehr: Die CART hat auf der Strecke zwischen 1997 und 2002 sechs 500 Meilen-Rennen abgehalten, die Ausgabe von 1999 ist wegen des Todes von Greg Moore in besonders trauriger Erinnerung. Die IRL war zwischen 2002 und 2005 viermal für 400 Meilen-Läufe zu Gast.

Besonders interessant ist die Ankündigung aber aus einem anderen Grund: Besitzer der Bahn ist die International Speedway Corporation (ISC). Die ISC ist (über kleinere Umwege) im Besitz der NASCAR-Serie und stellte lange Zeit den Großteil der Ovale, auf denen die IndyCars unterwegs waren. Im vergangenen Jahr ging man dann im Unfrieden auseinander, 2011 fährt die IndyCar erstmals seit langer Zeit auf keiner einzigen Strecke der ISC. Das hat sich nun wieder geändert – und mit Fontana könnten auch weitere ISC-Strecken (etwa das allseits beliebte Chicagoland, Kansas, Michigan oder Watkins Glen) wieder im neuen Kalender auftauchen.

Das wird auch bitter nötig sein, denn grade die laufende Saison zeigt ja, wie schwer es für die Serie ist, ohne ISC die gewünschte 50/50 Balance an Ovalen und Rundkursen zu erfüllen. 2012 möchte CEO Randy Bernard insgesamt 20 Rennen fahren – dafür wären nach dem Ende von Motegi und der Milwaukee Mile insgesamt drei neue Ovale nötig (selbst dann, wenn man die Twin-Rennen ins Texas als zwei Läufe zählt).

Im TV

Wie gewohnt sieht es mit einer offiziellen Übertragung im deutschen Sprachraum schlecht aus. Immerhin darf man sich als Stream-Zuseher aber wieder auf die gewohnte Versus-Qualität freuen. Anders als noch 2010 gehört das Rennen nicht mehr zum Rechte-Portfolio von ABC. Einschalten sollte man spätestens ab 20:00 Uhr MESZ, wer vorher noch die IndyLights und ein paar Vorberichte sehen möchte, kann es sich aber bereits ab 18:00 Uhr vor dem Computerbildschirm bequem machen. Die Qualifikation zeigt Vs. am Samstagabend As-Live um 23:30 Uhr.

Foto: INDYCAR

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1 Kommentare

nona 11 Juli, 2011 - 17:51

Eieiei, da ist die Erinnerung an die Details des Krosnoff-Unfalls aber inzwischen doch etwas neblig geworden, was? :)

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