// In England gärt weiterhin der Abhör-Skandal um die News Corp. und Rupert Murdoch vor sich hin und es sieht auch nicht so aus, als würde die Sache schnell beruhigen. Die ganze Sache könnte gravierende Folgen für die lautstark angekündigte Kaufofferte des News Corp./Exmor Konsortium um die Mehrheitsanteile der Formel Eins haben. Man muss kein Prophet sein, nicht nur dass Sponsoren der Formel Eins die Sache gerade mit einer gewissen Skepsis betrachten. Viel schlimmer, zumindest aus Sicht von Murdoch, dürfte sein, dass die potentiellen Verkäufer die Sache auch nicht gerade erfreut. Die News Corp. ist eine einflussreiche Firma, aber gegen die Interessen der vielen, vielen Beteiligten in der Formel Eins (Hersteller, Sponsoren, arabische Teilhaber) wird man nicht argumentieren können. Das Kartenhaus scheint da gerade zumindest teilweise zusammen gebrochen zu sein, zu mal auch noch überhaupt nicht absehbar ist, welche finanziellen Konsequenzen der Skandal für die News Corp. haben wird. Bernie Eccelstone wird vermutlich wieder etwas ruhiger schlafen. Eine ähnliche Meinung vertritt auch Joe Saward.
// Bei HRT ist mal wieder Bewegung im Faherkader. Nach dem Red Bull das Nachwuchstalent Daniel Ricciardo im Team gegen Bares platziert hat, gibt es nun Gerüchte, dass der neue Mehrheitsbesitzer des Team, Thesan Capital, Liuzzi aus dem Team haben möchte. Thesan ist eine Investmentgruppe, die auf dem spanischen Markt unterwegs ist, ergo möchte man gerne auch einen spanischen Fahrer ins Cockpit setzen. Da Jamie Alguersuari bei Toro Rosso ist, hat man nicht mehr so die große Auswahl. Jüngstes Gerücht ist, dass man den WTCC-Piloten Javier Villa gerne im Team hätte. Das ist etwas überraschend, ist Villa in den letzten Jahren zwar als talentierter Tourenwagen-Mann, aber nicht als Monoposto-Pilot aufgefallen. Sein letzter Einsatz in einem Auto ohne Dach war Ende 2009 in der GP2 Asia, seine Karriere in der GP2 zwischen 2007 und 2009 war jetzt auch nicht zwingend von so vielen Erfolgen gekrönt, dass er sich für ein F1-Cockpit aufzwingen würde.
// Ferrari-Chef Luca di Monetezemolo hat klar gestellt, dass Felippe Massa auch 2012 für die Italiener fahren wird. Interessant ist daran der Zeitpunkt. In den letzten Wochen hat es immer wieder Gerüchte gegeben, dass Mark Webber hier und da in Maranello gesichtet wurde, aber das Gerücht kann man damit wohl ad acta legen (Quelle: Ferrari PR)
// Es gibt Gerüchte, dass die FIA versucht Cosworth in der Formel Eins zu halten. Die kleine Firma steht nach dem Verlust von Williams ab 2012 nur noch mit HRT und Virgin als Kunden da und das wird nicht reichen, um für 2014 einen komplett neuen Motor entwickeln zu können. Man Know-How wird es nicht scheitern, eher an den Investitionskosten. Die FIA hätte aber gerne wenigstens einen unabhängigen Hersteller in der Serie, sollte ein Hersteller mal abspringen.
// Paul Truswell hat sich ein paar Gedanken zur neuen FIA Endurance WM gemacht und meint: „Provided that things get nailed down before the end of October, then there is every prospect of a successful championship. It may sound a little harsh, but the ALMS and the LMS have no intrinsic right to exist.“ Lesenswert!
// Juan Pablo Montoya bekommt mal wieder einen neuen Crewchief. Statt Brian Pettie übernimmt ab sofort Jim Pohlmann den Laden. Der ist ein altes „Earnhardt Ganassi“ Gewächs und war auch schon mal Car Chief. Pettie hatte sich in den letzten Rennen durch einige unglückliche Calls ziemlich schlecht in Szene gesetzt.
// Greg Erwin, bei Greg Biffle und Rousch entlassener Crew Chief, hat schon eine neue Heimat gefunden. Er wird versuchen AJ Allmendinger weiter nach vorne zu bringen. Die Erfahrung, die Erwin mitbringt, kann das kleine Team von Richard Petty sicher gut gebrauchen. Immerhin liegt Allmendinger auf P16 und hat noch kleine Chancen auf den Chase.
// J.J. Yeley hat bei Front Row Motorsport angedockt und wird dort die restliche Saison 2011 fahren. Dabei ersetzt keinen Fahrer, sondern springt nur für die bei den Trucks fahrenden Kvapil und Bodine ein.
// Kehrt die IndyCar Series nach Europa zurück? CEO Randy Bernard hat kürzlich in einem Interview mit dem Indianapolis Business Journal erwähnt, dass er sich gut vorstellen kann, etwa wieder in Deutschland zu fahren – und angedeutet, dass womöglich auch ein deutscher Hersteller an einem Einsteig in die amerikanische Open Wheel Serie interessiert sein könnte. Dabei handelt es sich freilich in jedem Fall noch um Zukunftsmusik, Bernard stellt einen Zeithorizont etwa im Jahr 2016 in Aussicht. Schon im kommenden Jahr könnte allerdings ein neuer Lauf in Houston dazukommen – auf der Strecke, die auch die Champ Cars jahrelang befahren haben. Außerdem wird derzeit wohl auch über Auftritte in Mexiko und ein zweites Brasilien-Rennen verhandelt. (Vorsicht)
// Langsam aber sicher gibt es auch immer mehr Informationen zu den neuen IndyCar-Motoren, die ab 2012 zum Einsatz kommen werden. Keiner der drei Hersteller (Honda, GM/Chevrolet und Judd/Lotus) wird wohl im ersten Jahr mehr als zehn Autos versorgen können und das Leasing für ein Aggregat wird sich auf etwa 690.000 US-$ pro Stück belaufen. Denn großartig draufzahlen, wie es in CART-Zeiten der Fall war, möchte man nicht – ich vermute mal aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage und angesichts der mangelnden Popularität der Serie und des damit einhergehenden eingeschränkten Werbeeffekts. Honda, die Ganassi beliefern werden, sollen in der Entwicklung am weitesten vorn sein, gefolgt von Chevrolet, deren wichtigster Kunde Penske sein wird. Lotus/Judd hängt angeblich etwas zurück, auch wer deren Maschinen abnehmen wird, ist noch unklar; Andretti und Panther könnten Optionen sein. (Stefan)
// Die Superleague Formula hat still und heimlich wieder einmal eine neue Variante ihres Kalenders für die laufende Saison präsentiert. Demnach ist nach dem Rennen in Zolder vom vergangenen Wochenende jetzt erstmal Pause bis Mitte Oktober, danach stehen zwei Läufe in Brasilien auf dem Programm. Das erste der beiden Rennen wird auf dem Autodrom in Goiania stattfinden, das jüngst vom unvermeidlichen Hermann Tilke renoviert wurde. Lauf zwei war auf bisherigen Entwürfen des Kalenders in Curitiba geplant, mittlerweile steht nur noch „TBC“ neben dem Austragungsort. Weiter geht es mit zwei Rennen in China. Zunächst fährt man, wie schon in der vergangenen Saison, in Beijing. Aller Wahrscheinlichkeit nach auf einer Variante des Stadtkurses aus dem vergangenen Jahr, die hoffentlich diesmal den FIA-Kriterien entsprechen sollte. Danach steht Shanghai auf dem Programm. Nähere Informationen darüber, ob es sich dabei um die GP-Strecke, den DTM-Stadtkurs, oder eine gänzliche Neuentwicklung handelt, fehlen bisher. Überraschend ist der vorletzte Termin des Jahres: Ein „Grand Prix von Seoul“ in Südkorea. Auch hier ist wohl mit einem Stadtkurs zu rechnen. Abgeschlossen wird die Saison Mitte Dezember in Neuseeland. Wo, ist allerdings noch unbekannt. Denn auch hier ist die Strecke als „TBA“ gekennzeichnet. (Vorsicht)
// Autosport berichtete gegen Ende der letzten Woche, man habe Informationen, dass Jaguar den werksseitigen Einstieg in die LMP1 plane – die in Besitz der englischen Traditions-Sportwagenschmiede befindliche Tata Group aus Indien evaluiere dies, aber eigentlich sei, den Quellen des Magazins zufolge, die Entscheidung bereits gefallen. Die französischen Kollegen von Endurance-info.com kontaktierten daraufhin Tata Motors über den offiziellen Kanal. Die Antwort der Jaguar Kommunikationsabteilung: einen solchen Entschluss gebe es noch nicht, man beobachte die Entwicklungen und konzentriere sich bis auf weiteres auf das GTE-Programm in den USA. Jaguar dementiert also erstmal einen eventuell geplanten Angriff auf die Le Mans-Krone. Doch das heißt ja nicht, dass es wirklich nicht dazu kommt. Es bleibt also nur: abwarten! (Stefan)
// Lotus dagegen wird sein Le Mans-Programm wie geplant ausbauen. Zu diesem Zweck wird eine US-Abteilung namens Lotus Sports USA ins Leben gerufen, die im nächsten Jahr den Einsatz des Evora GTE in der ALMS betreuen soll. Teamchefs werden Ian Dawson und John Pritzlaff sein – Dawson war in den 70ern bereits Teil des ursprünglichen Lotus-Formel 1-Teams, sein Team gewann 2000 beim Debüt der LMP675-Klasse und er setzte 2004 den ersten Diesel in Le Mans ein; in den letzten Jahren versuchte er wenig erfolgreich den Einstieg in die ALMS mit ECO Racing und Libra Racing. Pritzlaff kommt aus der Finanzwirtschaft. Später soll auch – wie von der neuen Lotus-Führung unter Danny Bahar und mit Motorsport-Chef Claudio Berro schon länger geplant – ein LMP2-Einsatz hinzu kommen. Das Team wird im „North Carolina Center for Automotive Research“ stationiert sein. (Stefan)
// Das Ex-ALMS-Team des ehemaligen britischen Wissenschaftsministers Lord Paul Drayson hat sich derweil einer neuen Mission verschrieben: gemeinsam mit Lola entwickelt man einen Elektro-Rennwagen unter dem Kürzel 12/69EV – die 12 steht für das Modelljahr, bei den hinteren zwei Ziffern steht Nummern in den 60ern bisher üblicherweise für Le Mans-Coupés. Von einer Rückkehr nach Le Mans ist jedoch bisher nicht die Rede, stattdessen möchte Drayson in der von der FIA angekündigten Elektro-Meisterschaft teilnehmen, deren Gründung Jean Todt mit der EU vereinbart hat. Was für ein Fahrzeug nun genau das Ergebnis sein wird, wurde bisher noch offen gelassen – es soll jedoch noch in diesem Jahr der Öffentlichkeit bei Testfahrten vorgestellt werden. Drayson versucht also damit an die letzten Jahre anzuknüpfen: neue Technologien forcieren und sie vor allem öffentlichkeitswirksam zu präsentieren. Denn das erste Projekt eines Elektro-Rennautos ist dieses nicht; aber es könnte das prominenteste werden. Der Start des neuen „EV Cup„, dem sich Drayson Racing für die Zwischenzeit verschrieben hat, wurde übrigens auf den Winter und in die USA verlegt, erst 2012 könnte es Events in Europa geben. Draysons langjähriger Co-Pilot, der junge Jonny Cocker, arbeitet derweil daran, ein Cockpit für die letzten Rennen der ILMC-Saison zu bekommen. (Stefan)
//Zak Brown, Teamchef und Fahrer des US-Sportagen-Teams United Autosports, denkt darüber nach, in Kooperation mit einem etablierten Prototypen-Team am diesjährigen Petit Le Mans teilzunehmen um zu sondieren „what the World Endurance Championship is all about“ – sollte das Projekt gelingen, wofür Brown eine Chance von über 50% nennt, könnte also ein Einsatz in der WM folgen. Brown würde sich das Steuer des Wagens mit zwei prominenten Fahrern teilen: ich würde vermuten, dass es sich dabei um Martin Brundle und Mark Blundell handeln: die drei haben in diesem Jahr bei den 24h von Daytona den vierten Platz belegt, in einem ähnlichen Kooperationsprojekt mit Michael Shank Racing. (Stefan)