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Formel Eins: James Allen Strategiereport – Nürburgring

von DonDahlmann
3 Kommentare

Beim Rennen zum Grossen Preis auf dem Nürburgring konnte man drei Fahrer in drei verschiedenen Wagen sehen, die fast gleichschnell waren.

Wie der Sieger Lewis Hamilton festgestellt hat, ging es vor allem darum, perfekt zu sein und keine Fehler zu machen. Das galt für die Strategen ebenso, wie für die Boxenmannschaft und die Fahrer. Am Ende basierte der Sieg auf einer außergewöhnlichen Fahrerleistung und einer gut ausbalancierten Strategie. Aber weiter hinten im Feld konnte man einige unterschiedliche Strategien sehen, die das Rennergebnis bestimmten. Vor allem bei Adrian Sutil, der als sechster vor den deutlich schnelleren Mercedes ins Ziel kam.

Die wichtigste Frage für die Strategie in Deutschland war, wie sich die Performce der langsamen Medium Reifen entwicklen würde. Wenn die Differenz zwischen dem „Soft“ und dem „Medium“ Reifen bei rund 1.5 Sekunden lag, dann waren 2 Stopps angesagt. Wäre die Differenz größer, dann wären drei Stopps die richtige Wahl, wobei der letzte Stint auf den „Medium“ Reifen sehr kurz sein würde.

Am Freitag stellte sich raus, dass die Langlebigkeit der Reifen besser war, als erwartet. Also sah die 2-Stopp-Strategie nach einer guten Option aus. Aber der heftige Regen am Samstagabend reinigte die Strecke, und das brachte einige Leute auf die Idee einer 3-Stopp-Strategie, weil man dachte, dass der Kurs wieder sehr „grün“ war.

In den Zeiten von Bridgestone hätte dieser Umstand zum bekannten Graining geführt, aber in Deutschland passierte nicht bei den Pirelli-Reifen. Tatsächlich konnte man sehen, dass es weniger Grip gab und die Rundenzeiten langsamer waren, aber das führte auch dazu, dass die Pneus länger hielten und die „grüne“ Strecke schadete ihnen nicht.

Der Dreikampf an der Spitze

Man sollte nicht vergessen, dass die selbst die 3-Stopper an der Spitze in Sachen Stintlänge eher ein 2-Stopp-Rennen fuhren. Webber absolvierte zum Beispiel 26 Runden auf seinem dritten Satz weicher Reifen. Man wollte die „Medium“ Mischung vermeiden und stoppte so spät wie möglich. Zwei Fahrer gingen noch weiter: Vettel und Massa. Sie kamen erst in der letzten Runde an die Box.

Bei den Führenden gelang es Webber, der seine Pole am Start an Hamilton verloren hatte, bei seinem ersten Stopp in Runde 14 Hamilton per Undercut vom ersten Platz zu verdrängen. Webber lag vor seinem 0,5 Sek. hinter Hamilton, als er an die Box kam. Eine schneller Stopp von Red Bull und zwei sehr schnelle Out-Laps von Webber brachten wieder in Front. Er versuchte einen Vorsprung heraus zu fahren, aber Lewis war schneller in den Sektoren 1 und 3, also wusste Webber, dass es nicht sein Tag werden würde.

Weil er die Reifen zu Beginn des Stints sehr belastet hatte, war seine Pace am Ende des zweiten Stints nicht mehr gut. Er versuchte erneut den Undercut, aber das klappte nicht. Hamilton und Alonso hatten weiche Reifen, die Runden frischer waren, und konnten etwas zulegen, als Webber stoppte. Der Stopp des Australiers war 0,8 Sekunden langsamer als der erste Stop und am Ende war er nur noch auf Platz 3.

Hamilton und Alonso kamen zusammen zum ersten Stopp, aber bei Stopp Nummer 2 kam Hamilton eine Runde früher. Die In-Lap von Alonso war 0,7 Sekunden schneller, als die von Hamilton und seine Boxencrew war 0,4 Sekunden schneller. Interessant war, dass die Outlap von Hamilton auf frischen Reifen nicht schneller war, als die des Spaniers auf gebrauchten Reifen. Das zeigte, dass nicht immer der erste Stopper einen Vorteil haben muss.

Alonso kam nach seinem Stopp auf P1 auf die Strecke, aber der Ferrari bekommt die Reifen nur langsam auf Temperatur, so dass Hamilton den Konkurrenten in Turn 2 überholen konnte. Die Strategie von Ferrari stimmte auf dem Papier, funktioniere aber nicht in der Realität.

Webber hatte den Undercut beim ersten Stopp geschaff, aber ein früher Stopp half weder ihm noch Hamilton beim zweiten Boxenhalt. Das kann man teilweise damit erklären, dass das Gewicht des vollen Tanks im ersten Stint den Reifen schadet, dies aber beim zweiten Stopp nicht mehr der Fall ist und zudem die Pirelli Reifen relativ lang halten.

Als es um den letzten Stopp ging, bei dem man auf die Medium-Mischung wechseln musste, suchte man Hilfe und fand die in Form von Vitaly Petrov und Kamui Kobayashi. Maldonado hatte schon in Runde 35 auf die Medium gewechselt, aber seine Rundenzeiten waren zu wechselhaft. Als Petrov in Runde 46 an die Box kam und persönlich schnellste Sektorenzeiten hinlegt und Kobayahsi schneller als sein Teamkollege war, der noch auf der „Soft“ Mischung unterwegs war, wurde es McLaren klar, dass man langsam auf die „Medium“ Reifen wechseln sollte.

Webber war zu dem Zeitpunkt aus dem Rennen und lag mit 8 Sekunden Rückstand auf Platz 2 hinter Alonso. McLaren holte Hamilton in Runde 51 rein, aber Ferrari reagierte nicht. Man ließ Alonso zwei weitere Runden draussen, weil man über die eigene Pace auf den Mediums besorgt war. Der Speed von Hamilton war nach seinem letzten Stopp sofort gut, also hatte er den Rennsieg in der Tasche. Webber versuchte etwas länger draussen zu bleiben, aber er lag zu weit zurück und kam nicht mehr ran.

Sutil vs. Rosberg

Ein Highlight des Rennens war die Performance von Force India und Adrian Sutil. Ihm gelang ein perfektes Wochenende und am Ende kam er auf Platz 6, weit vor beiden Mercedes und dem Renault. Er hatte sich auf Platz 8 qualifiziert, 0,8 Sekunden hinter Rosberg. Ihn aus dieser Position zu schlagen, ist schon eine Leistung.

Das Duell Sutil gegen Rosberg war ein gutes Beispiel, wie zwei Boxenstopps besser funktionieren können, als drei. Force India war eines der Teams, bei dem die Simulationen zeigten, dass zwei Stopps besser als drei waren, weil man nicht im Verkehr stecken bleiben konnte und Fehler bei einem zuzsätzlichen Stopp wegfielen.

Sutil stoppte in den Runden 22 und 48, Rosberg kam in den Runden 14, 36 und 53 an die Box. Ihre Rundenzeiten waren im ersten Stint zunächst sehr ähnlich, aber danach hatte Sutil einen Vorteil. Der Mercedes geht mit den Reifen nicht so schonend um und Sutil fuhr eine Lücke von vier Sekunden zu und lag hinter Rosberg, als der zu seinem ersten Stopp kam. Der Mercedes ist, wie man in der Quali sehen konnte, der schnellere Wagen, aber gegen die Reifenabnutzung waren sie machtlos und dem Force India gelang es einen Vorsprung von 10 Sekunden heraus zu fahren.

Sutil überzeugte das gesamte Wochenende und es gelang ihm, die Medium Reifen in den Griff zu bekommen. Er konnte seine Pace auf der härteren Mischung halten und fuhr seine schnellste Rundenzeit neun Runden, nach dem er an der Box war. Anderen Teams fiel es schwerer, die Medium-Mischung in der kalten Umgebung auf Temperatur zu bekommen.

Die richtige Spritmenge

Die Regenwahrscheinlichkeit am Ring hatte einen großen Einfluss auf die Benzinstrategie im Rennen. Eine Menge Strategen füllten etwas weniger Sprit in den Wagen, weil man dachte, dass es regnen würde. Das führte dann wieder dazu, dass viele Fahrer gegen Ende des Rennens Benzin sparen müsste. Und das ist auch der Grund, warum Alonso am Ende um vier Sekunden zurück fiel und er nach der Zieldurchfahrt stehen blieb. Nachdem McLaren den gleichen Fehler bei Hamilton in Silverstone gemacht hatte, war die zumindst etwas klüger geworden.

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3 Kommentare

nona 28 Juli, 2011 - 01:07

Hat eigentlich irgendein Team einen oder beide Fahrer auf einer Kompromiss- oder echten Regenabstimmung rausgeschickt? Man hat ja mit recht hohen Regenwahrscheinlichkeiten rechnen müssen.

DonDahlmann 28 Juli, 2011 - 11:24

Mercedes hatte wohl Schumacher auf Regen vorbereitet, dass hat der zumindest im Interview angedeutet.

Flo aus N 28 Juli, 2011 - 15:30

Schumachers Auto war bei schnellen Richtungsänderungen sehr nervös auf der Hinterachse. Das ist normal ein Zeichen dafür, dass man weichere Federn und Dämpfer, aber vor allem einen weicheren Stabi an der Hinterachse fährt um mehr mechanischen Grip zu erzeugen.

Man war also wohl zumindest auf einer Mischabstimmung unterwegs.

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