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Vorschau: GP2/3 Ungarn, AutoGP Oschersleben

von Vorsicht
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Der Nürburgring hat den Nachwuchsklassen gut getan – spannende Entscheidungen in fast allen Läufen. In Budapest darf man darauf nicht unbedingt hoffen. Und auch die AutoGP in Oschersleben könnte ruhiger verlaufen.

Nach den großartigen GP2-Rennen in Silverstone haben die Nachwuchsserien am Nürburgring erneut demonstriert, wie spannend Juniorserien sein können. In der GP2 zeigten am Sonntag gleich mehrere Piloten (darunter Bianchi und Vietoris) furiose Aufholjagden auf abtrocknender Strecke. Bei der GP3 gab es bereits am Sonntag einen packenden, zwei Runden langen Dreikampf um den Sieg – mit Slicks auf regennasser Fahrbahn. Am kommenden Wochenende könnten dann wieder strategischere Läufe auf dem Plan stehen – denn Überholmanöver mit Formelautos sind sowohl in Budapest, als auch in Oschersleben eher eine Rarität. Sollte es wirklich so kommen, kann man sich immer noch mit einigen Personalien beschäftigen – denn zwischen GP2, GP3 und AutoGP ist an den vergangenen Wochenende ein fröhliches Sesselrücken ausgebrochen.

GP2

So sehr sich die Dinge in der vermutlich immer noch besten Nachwuchsserie der Welt auch ändern mögen – eines bleibt konstant. Denn ob Regen, Hitze oder Hagelschlag: Romain Grosjean war in dieser Saison fast immer vorne mit dabei. So auch am vergangenen Wochenende am Nürburgring, als er nach einem dritten Platz im Hauptrennen am verregneten Sonntag zum Sieg fuhr. Ganz so glatt wie sonst lief es allerdings diesmal nicht. Denn um ein Haar hätte der von hinten heranstürmende Franzose es diesmal nicht mehr geschafft, seinen bis dahin führenden Landsmann Jules Bianchi noch zu überholen. Einzig ein Fehler in der vorletzten Runde erlaubte es Grosjean doch noch, auch diesmal wieder zum Sieg zu fahren.

Pilot des Wochenendes war aber dennoch ein anderer: Luca Fliippi, der vor dem Rennen das Team von Super Nova unter nicht näher bekannten Umständen (aber jedenfalls ohne Erfolge) verlassen hatte, zeigte sich am Samstag endlich wieder einmal von seiner besten Seite, und fuhr im Wagen des Coloni Teams zum Sieg. Am Sonntag zeigte er ein gleichfalls tolles Rennen, und war nahe daran, am Ende von Startplatz acht kommend sogar noch die Spitze zu gefährden.

Ein Lob hat auch Christian Vietoris verdient: Nach Abwesenheit bei einigen Rennen und Fragen über seine Motivation lieferte der junge Deutsche bereits zum zweiten Mal nach Silverstone eine beachtliche Vorstellung ab. Vor allem seine furiose Fahrt im Sprintrennen von Ende des Feldes bis auf Rang vier wusste zu überzeugen. Wenn es so weitergeht (und er auch im Qualifying etwas mehr Konstanz zeigt), dann könnte die Saison doch noch dabei helfen, sich für höhere Weihen zu empfehlen.

In der Meisterschaft hat sich auch am Nürburgring wenig getan: Grosjeans konstante Leistungen, gepaart mit zunehmenden Problemen seiner Gegner Charles Pic und Guido van der Garde sorgen dafür, dass der Franzose seine Meisterschaftsführung weiter ausbauen konnte. Drei (Meisterschafts-) Runden vor Schluss führt er in der Tabelle mit 18 Punkten Vorsprung auf van der Garde und 25 auf Pic. Zur Erinnerung: In der GP2 herrscht noch das „alte“ Punktesystem: Die Maximalzahl aller erreichbaren Punkte pro Wochenende beträgt also nur 18 (10 für den Sieg am Samstag, 6 für Rang eins am Sonntag und je einer für die schnellste Runde in jedem der beiden Rennen).

Man darf gespannt sein, ob sich Grosjeans scheinbar mühelose Dominanz auch am Hungaroring fortsetzen wird. Ein anderer Trend dürfte (sofern es nicht auch in Ungarn regnet) allerdings reißen – nämlich der zu actionreichen Rennen. Der Hungeroring hat, wegen seiner mangelnden Überholmöglichkeiten, auch in der GP2 bisher fast immer „taktische“ Rennen geliefert. Es ist davon auszugehen, dass es auch am kommenden Wochenende ähnlich ablaufen wird.

Luca Filippi hat sich mit seinen tollen Leistungen am Nürburgring einen weiteren Auftritt in der GP2 gesichert: Der Italiener wird auch am Wochenende wieder in einem Wagen von Coloni sitzen. Wehrmutstropfen: Seine Führung in der AutoGP-Meisterschaft wird er somit nicht verteidigen können, denn die ist zeitgleich in Oschersleben unterwegs (siehe unten). Dieses Faktum ist vor allem deswegen interessant, weil sein schärfster Konkurrent, Kevin Ceccon, sich vor dem Nürburgring aus der GP2 verabschiedet hat – mit dem Argument, seine volle Konzentration gelte nun dem Meistertitel in der AutoGP.

Ein anderer Fahrer der bisher zwischen allen Sesseln platziert war, wird die gesamte restliche Saison in der GP2 unterwegs sein: Adam Carrol, zuvor heuer schon bei Einzeleinsätzen in der Formel Renault 3.5 und der AutoGP zu bewundern, wird trotz mittelmäßigen Platzierungen am Nürburgring auch in Budapest, Spa und Monza Filippis ehemaliges Super Nova-Cockpit übernehmen.

Beide Rennen (Sa., 15:30, So., 10:30 Uhr) aus Ungarn gibt es wieder immer live auf sky sport 2 zu sehen, Lauf eins wird zusätzlich auch ohne Verschlüsselung auf rai sport 1 übertragen.

GP 3

Man kann über die GP3 sagen, was man will (und ich habe mich in der Vergangenheit ja schon öfter kritisch geäußert) – aber die Rennen am Nürburgring waren klasse. Vor allem der (faire!) Dreikampf um den Sieg zwischen Rio Haryanto, Lewis Williamson und Valtteri Bottas im Samstagsrennen gehört bisher zu den Motorsportmomenten in dieser Saison.

Am Ende hatte Rio Haryanto das bessere Ende für sich. Insgesamt konnte am Wochenende dennoch Bottas am meisten beeindrucken. Der Finne, Testfahrer bei Williams, und in den vergangenen beiden Jahren dritter der F3 Euroseries kommt nun auch in der GP3 langsam auf Touren. Er holte mit Rang drei im angesprochenen Samstagsrennen und dem Sieg am Sonntagvormittag sogar die meisten Punkte des Wochenendes.

In der Meisterschaft führen nach dem Wochenende am Nürburgring Alexander Sims (34 Punkte) und Lewis Williamson (28), die in der Eifel beide ein durchmischtes Wochenende hatten (je ein zweiter Platz und eine punktelose Ankunft im Mittelfeld). Richtig schlecht lief es für den Neuseeländer Mitch Evans, der am Nürburgring weit außerhalb der Punkte lag, und somit auf Rang drei der Tabelle zurückrutschte (ebenfalls 28 Punkte). Nigel Melker (27), der am Nürburgring starke James Calado (27) und Valtteri Bottas (24) haben drei Runden vor Schluss ebenfalls noch realistische Titelchancen.

Eurosport überträgt diesmal beide Rennen live. Anders als bisher aber nicht im Free TV auf den Hauptsender, sondern nur für die zahlenden Kunden auf Eurosport 2 (Sa., 17:30, So., 8:30 Uhr). Als Kommentator darf man sich wohl wieder auf Norbert Ockenga freuen, dem es am Nürburgring gelungen ist, auch den spannenden Zieleinlauf des Samstagsrennens so zu kommentierten, als hätte er sich zuvor einen Rennbericht schicken lassen, den er nun ziemlich lustlos und ohne wirklich auf den Bildschirm zu schauen vortragen würde. Schade, denn dass er es deutlich besser könnte, wenn ihn die Rennen denn interessieren, zeigt er regelmäßig bei den Sportwagen-Übertragungen.

AutoGP

Weil die WTCC am Wochenende in Oschersleben ausnahmsweise zeitgleich mit der Formel 1 unterwegs ist, stehen einige Nachwuchspiloten vor der Wahl: Entweder ihren GP2/GP3 Verpflichtungen nachgehen, oder in der AutoGP den Titel ins Visier nehmen. Das hat auch Folgen für die Meisterschaft: Tabellenführer Luica Filippi hat sich, wie oben schon erwähnt, wohl für die GP2 entschieden, sein Verfolger Kevin Ceccon für die AutoGP. Ob Filippi nach dem Wochenende wieder in die AutoGP zurückkehrt, steht in der Sternen, zumal er in der GP2 das Team von Super Nova, für die er bisher auch in der AutoGP fuhr, ja verlassen hat.

Vor der Wahl stand außerdem Rio Haryanto – er hat sich nach seinem Erfolg am Nürburgring für die GP3 entschieden. Das wiederum gibt einem weiteren Piloten aus einer andere Serie die Gelegenheit, AutoGP-Luft zu schnuppern. Denn für das Rennen in Oschersleben wird Kevin Korjus (sonst in der Formel Renault 3.5 recht erfolgreich unterwegs) den Indonesier ersetzen. Adam Carroll, in Donington noch bei Campos Racing unterwegs, wird dagegen, wie oben schon erwähnt, vorerst in der GP2 bleiben.

Wer in der Magdeburger Börde als Favorit gelten darf, ist schwer zu sagen: Mit sieben Siegern in acht Rennen hat sich die AutoGP bisher als motorsportliche Wundertüte erwiesen. Eine Auflösung auf die Frage bietet Eurosport – wie gewohnt in Form von Liveübertragungen. Rennen eins gibt es am Samstag um 11:00 Uhr auf Eurosport, den zweiten Durchgang am Sonntag um 10:00 Uhr auf Eurosport 2.

In Kürze

– Mirko Bortolotti gibt in der Formel 2 weiter den Ton an. In Brands Hatch reichte es zwar in weitgehend ereignislosen Rennen nur für die Ränge fünf und zwei, die direkte Konkurrenz um den Titel landete aber beide Male noch weiter hinten. Die Siege gingen an Jack Clacke und einen in Topform fahrenden Ramón Piñero (beide in der Meisterschaft weitgehend chancenlos). Bortolotti (187 Zähler) führt somit drei Runden vor Schluss mit 36 Punkten Abstand vor Christopher Zanella (151) und 79 Zählern Vorsprung Miki Monras (108). Zu bedenken: In der Formel 2 sind pro Wochenende 50 Punkte zu erringen, der Abstand ist also in der Realität nicht ganz so groß, wie er auf dem Papier aussieht.

– In der F3 Open (der früheren spanischen F3) gingen die Siege in Brands Hatch an den Malaysier Fahmi Ilyas und den Brasilianer Victor Corrêa. In der Meisterschaft liegt derzeit der Schweizer Alex Fontana (69) in Front, dahinter rangieren Fabio Gamerini (54) und der erwähnte Victor Corrêa (52, beide Brasilien). Ich habe die Serie bisher heuer nicht verfolgen können, und musste mich daher bisher mit Einschätzungen zurückhalten. Nun ist aber Abhilfe in Sicht: Die Läufe aus Brands Hatch (und jene aus Spa) sind im Internet unter http://www.livestream.com/f3open verfügbar (wo übrigens neuerdings auch live übertragen wird).

– Ein seltenes Vergnügen bietet sich am Samstagmittag (12:30 Uhr). Dann überträgt Motors TV nämlich live das dritte Rennen der britischen Formel 3 Meisterschaft aus Spa-Francorchamps. Meines Wissens nach handelt es sich dabei um die erste Liveübertragung eine britischen F3 Rennens seit einigen Jahren. Vermutlich kann man dieses Service anbieten, weil ohnehin Live-Equipment für das 24 Stunden-Rennen vor Ort ist. Außerdem zählt der Lauf auch zur neu geschaffenen „F3 International Trophy“: Es werden daher insgesamt 29 Starter erwartet, auch Daniel Abt, Marco Wittmann und und F3 Euro-Tabellenführer Roberto Merhi werden dabei sein. Der ehemalige Champion Marco Asmer (zwischenzeitlich komplett in der Versenkung verschwunden) wird ebenfalls ein Comeback geben.

Foto: GP2

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2 Kommentare

NoteMe 28 Juli, 2011 - 11:48

Wenn man sich die Leistungen quer durch die Nachwuchsligen anschaut, dürften die Jobs für den Großteil der aktuellen F1-Piloten auf Jahre gesichert sein.

nona 28 Juli, 2011 - 17:35

Sehe ich ähnlich. Seit ein paar Jahren wächst da doch erstaunlich wenig nach. Die können zwar fast alle irgendwie fahren, aber Rohdiamanten deren F1-Karriere man schon in jungen Jahren ausmachen kann (so etwa á là Hamilton oder Vettel) fehlen doch weitgehend. Manche früh gelobten Talente verpuffen auch öfters rätselhafterweise im Folgejahr, oder zeigen auf einmal zu schwankende Leistungen. Zum Teil sind die Nachwuchsserien auch durchsetzt mit „ewigen Talenten“, die jahrelang verweilen und einfach nirgendwohin auf- oder umsteigen. Und ständige F1-Anklopfer oder Schonmaldagewesene (Grosjean, Soucek, Senna, etc.) sind für die in der Breite immer jünger werdende F1 so langsam zu alt um noch attraktiv zu sein, da fehlt den Teams dann auch die langfristige Karriereperspektive.

(Und komm‘ mir keiner mit Perez oder Maldonado…)

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