Die American Le Mans Series setzt ihre Sommer-Serie im Nordosten des Kontinents fort, der klassische Mid-Ohio Sports Car Course steht auf dem Plan.
Konstant im Zweiwochen-Rhythmus geht die ALMS-Saison weiter, und das bis zum Saisonende. Diesmal jedoch wird wieder schon am Samstagnachmittag gefahren, denn man teilt sich die Strecke mit den IndyCars, die den Sonntag für sich beanspruchen. Der Mid-Ohio Sports Car Course ist – der Name stimmt in diesem Fall – ein toller Kurs für Sportwagen, allerdings eher für die GTs. Die Prototypen können sich dort nicht so recht austoben und das Überrunden ist bei den vielen Kurven teils auch nicht einfach, aber dennoch es ist ein schöner Kurs für die ALMS.
An diesem Wochenende trifft die Änderung der Balance of Performance in Kraft, die die IMSA eigentlich schon für Mosport entschieden, aber nicht rechtzeitig zugestellt hatte. Die beiden BMW M3 müssen mit um 0,4mm verkleinerten Luftmengenbegrenzern fahren, was ihre Dominanz einschränken sollte. Alle Porsche-Teams müssen, nachdem sie nach dem Saisonauftakt in Sebring 25kg ausladen durften, nun wieder 15kg Ballast ins Auto packen – offenbar wünschen sich die Regelhüter die 911er doch etwas weniger konkurrenzfähig, als sie das beiden letzten Läufen waren.
Damit verbessern sich vor allem die Chancen der Konkurrenten Corvette und Ferrari, die schon in Mosport die ersten beiden Positionen einnahmen (nachdem BMW durch diverse Problemchen Zeit und Plätze verlor). Das siegreiche Corvette-Duo Gavin/Magnussen hat in der Meisterschaft zehn Punkte aufgeholt und liegt nun nur noch 23 Punkte zurück – bei noch fünf zu fahrenden Rennen, von denen die Langstreckenläufe in Road America, Laguna Seca und Road Atlanta mehr Zähler bringen, ist hier noch nichts entschieden. 22 Punkte beträgt der BMW-Vorsprung in der Teamwertung.
Risi Competizione, die in beiden Wertungen hinter BMW und Corvette liegen, könnten mit ihren Ferrari F458 auch wieder zu den Favoriten gehören, dank des hohen Kurvenspeeds und der Beschränkungen für zwei der Gegner. Wie nun aber das Kräfteverhältnis mit den Änderungen für zwei der Hersteller genau aussieht, ist schwer zu sagen.
Robertson Racing versucht etwas Neues und schickt ein reines Damenteam ins Rennen: Andrea Robertson wird gemeinsam mit Melanie Snow ins Rennen gehen – beide Damen teilen sich ihre Wagen sonst meist mit ihren Ehemännern, die Snows gewannen 2009 den Titel in der Debütsaison der GTC-Klasse in der ALMS. Im Vorderfeld sollte man die beiden Lady Drivers (als Äquivalent zu Gentlemen Drivers) allerdings nicht erwarten. Der Panoz Abruzzi fehlt auf der ansonsten weitgehend unveränderten Entry List und Murphy The Bear spekuliert gar, dass dessen kurze Karriere auch schon vorüber sein könnte.
Wieder sind vier LMP1-Teams am Start, von denen sich die üblichen zwei um den Sieg streiten: das deutsche Duo Luhr/Graf im Aston Martin-Lola von MuscleMilk und Dyson/Smith im Lola-Mazda von Dyson, die das Rennen im Vorjahr ganz knapp vor dem Highdroft-Honda gewannen. Alle vier Wagen dürfen mit größeren Restriktoren antreten – Ziel dürfte nicht eine Änderung der Balance of Performance sein, sondern den Abstand zu den LMPCs wieder zu vergrößern, denen in Mosport mehr Luft und damit mehr Speed genehmigt wurde.
In der LMPC streiten sich Core Autosport und Genoa Racing um den Titel, es steht 82 zu 76, mit dem Vorteil für Core, denn die treten stets mit zwei Wagen an, wobei für die Teamwertung immer der beste zählt. Die GT Challenge wird von TRG angeführt, die mit zwei Siegen in Lime Rock und Mosport die Führung von Black Swan Racing übernommen haben, allerdings nur um einen Punkt. Doch auch die treten mit zwei Porsche an. Die Fahrerwertung führt allerdings Black Swan-Driver/Owner Tim Pappas an, an dessen Seite zum zweiten Mal in diesem Jahr Jeroen Bleekemolen antreten wird – das Dup siegte in Long Beach, sonst war der Ire Damien Faulkner Pappas Kollege.
Das gemeinsame Rennwochenende mit der IndyCar Serie dürfte für beide Serien gut sein: beide haben zurzeit mit ihren schwachen TV-Deals zu kämpfen und brauchen daher wenigstens die Zuschauer an der Strecke. Mit Columbus, Cleveland, Pittsburgh, Cincinnati und der abgestiegenen „Motor City“ Detroit (die ja zeitweise ein eigenes IndyCar- und ALMS-Event hatte) befinden sich eine ganze Reihe Großstädte im weiteren Einzugsbereich und entsprechend ist der Kurs beim gemischten Sport- und Formelwagen-Wochenende üblicherweise gut besucht.
Zuschauer an die Strecke zu bringen ist sowieso nicht das Problem der ALMS – trotz sinkender Prototypen-Zahlen und schwacher Felder auch in einigen Support-Serien steht die Serie (die nächstes Jahr die Le Mans-Verbindung aufgeben könnte) gut da, auch im Vergleich zur konkurrierenden Grand-Am. Mehr zum aktuellen „Gesundheitszustand“ der beiden Sportwagen-Serien, die den US-Markt für sich zu gewinnen versuchen, gibt es beim Last Turn Clubhouse zu lesen.
Die grüne Flagge zum Mid-Ohio-Lauf fällt jedenfalls am Samstag um 21:30, zu sehen auf MotorsTV sowie im offiziellen Livestream (Übertragungsbeginn: 21:15). Alles weitere (Timing etc.) gibt es im Race Hub. Zum Abschluss noch einige hochauflösende Bilder aus Lime Rock und Mosport, die die ALMS erst mit einiger Verspätung in ihre Datenbank hochgeladen hat: