Nach dem Klassiker von Indianapolis geht es an diesem Wochenende in Pocono weiter, wo das zweite Saisonrennen des nicht unumstrittenen Triovals auf dem Programm steht. Die Juni-Ausgabe gewann Jeff Gordon vor den Busch-Brüdern und der viermalige Meister sollte auch am Sonntag nach seinem zweiten Platz in Indy wieder der Favorit auf die Fahrt in die Victory Lane sein.
Zwei Mal im Jahr ist der Sprint Cup auf dem Pocono Raceway unterwegs und trägt dort meist langatmige 500-Meilen-Rennen aus. Eigentlich ist das Trioval mit seinen drei völlig unterschiedlichen Turns und Geraden eine interessante Strecke, doch die Rennaction hält leider meist nicht, was der anspruchsvolle Speedway verspricht. Clean-Air und Track-Position sind hier alles und der Führende fährt oft alleine vorweg dem Sieg entgegen, während sich das Feld hinter ihm kaugummiartig auseinanderzieht. So kommt es, dass sich in der Mehrzahl der Fälle drei bis vier Fahrer als dominant präsentieren und am Ende den Sieg unter sich ausmachen.
Im Juni waren das beispielsweise Jeff Gordon (39 Führungsrunden), Kurt Busch (37), Juan Pablo Montoya (38) und Denny Hamlin (76). Lediglich die Restarts sind aufgrund der vielen möglichen Linien einige Runden lang recht spektakulär und da kann es auch schon mal vorkommen, dass ganz optimistische Vertreter three- oder four-wide in die breiten Turns einbiegen. „Cautions breed cautions“ heißt das Sprichwort und das kommt besonders in Pocono zum Tragen, denn solche angesprochenen Aktionen gehen meistens schief, vor allem in der oft sehr brisanten Schlussphase eines Rennens. Davor prägen häufig lange Grünphasen mit vielen Green-Flag-Pitstops den Nachmittag, welche nur selten durch Debris-Cautions unterbrochen werden. Beim ersten Saisonrennen in Pocono kam es so nur zu vier Gelbphasen, ausschließlich wegen Trümmerteilen auf der Fahrbahn. Dadurch blieb zwar die Rennlänge mit knapp dreieinhalb Stunden für Pocono-Verhältnisse relativ kurz, auf anderen Strecken ist man aber nicht so lange unterwegs.
Die 500 Meilen in Pocono sind nicht unumstritten, denn die meisten Beteiligten sähen es gerne, wenn man die Distanz ähnlich wie in Fontana um 100 Meilen verkürzen würde.
Im Juni hatte ich folgende Sätze über die potentiellen Siegkandidaten von mir gegeben:
Wenn ich auf einen Sieger tippen müsste, dann würde ich wieder auf die Piloten wetten, welche die Strecke schon seit Jahren dominieren: Denny Hamlin (4 Siege), Tony Stewart, Carl Edwards oder Kurt Busch (jeweils 2 Erfolge). Allerdings darf man auch Kasey Kahne und Greg Biffle nicht vergessen, wobei Kahne erstmal seinen Toyota von Red Bull ordentlich flottmachen muss. Sollte ein Team von Hendrick Motorsports gewinnen, wäre das eigentlich eine Überraschung. Zuletzt holte Jeff Gordon 2007 für Rick Hendrick in Pocono einen Sieg, Jimmie Johnson gewann davor 2004 beide Ausgaben in einer Saison. Im letzten Jahr führte Johnson die meisten Runden im Spätsommer an. Pocono könnte sich nach der undurchsichtigen Performance der Teams in Kansas als richtungsweisend für den Sommer erweisen.
Damit lag ich leider nicht ganz richtig, auch wenn zumindest Kurt Busch und Denny Hamlin meiner Prognose ziemlich entgegen kamen. Im ersten Pocono-Rennen des Jahres gewann nämlich tatsächlich mit Jeff Gordon ein Fahrer von Hendrick Motorsports und gab dabei wirklich die Richtung für den Sommer vor: Mit Ausnahme von Michigan erreichte Gordon in jedem der letzten sechs Rennen nach seinem Sieg in Pocono die Top11, was ihn zum Piloten mit dem besten Platzierungsdurchschnitt in diesem Zeitraum macht. Für die anderen Hendrick-Fahrer sah es dagegen nicht so rosig aus: Jimmie Johnson kam seit Pocono I genau drei Mal in die Top11, Mark Martin gelang dies zwei Mal und bei Dale Earnhardt Jr steht gar nur ein 15. Platz aus New Hampshire als beste Platzierung in den Büchern! Derzeit scheint Gordon die Mannschaft von Rick Hendrick prominenter zu vertreten als alle drei übrigen Teamkollegen gemeinsam, was ersteren Piloten ganz klar zum Mitfavorit auf den Titel macht. Ein weiterer Sieg in Pocono nach dem zweiten Rang in Indianapolis würde diesen Trend natürlich massiv bestätigen.
Ich denke, dass man Roush-Fenway Racing nach den Trainingsbestzeiten und der Pole von Indy weiterhin nicht außer Acht lassen darf. Wie stark sie derzeit genau sind, kann ich nicht einschätzen, aber Carl Edwards steht nach wie vor an der Spitze der Fahrertabelle und Teamkollege Matt Kenseth ist immerhin starker Fünfter inkl. zweier Saisonsiege. Dazu kommen wie immer die Toyotas von Joe Gibbs Racing, für die Kyle Busch im Juni einen dritten Platz in Pocono einfuhr. Außerdem hatte Denny Hamlin ja wie erwähnt den Bonuspunkt für die meisten Führungsrunden einkassiert. Ein weiterer Sieg würde Hamlins Chase-Chancen beträchtlich erhöhen, während Busch als Vierter in der Meisterschaft schon eine solide Position herausgefahren hat.
Spannend wird es zu sehen sein, wie es für den Brickyard-Sieger Paul Menard weitergeht, der sich mit seiner Fahrt in die Victory-Lane temporär für die Playoffs ins Rennen brachte. Bei Richard Childress Racing dominiert aber weiterhin der Konstanz-Fahrer Kevin Harvick, mit einem dritten Rang in der Meisterschaft und derzeit drei Saisonsiegen. Allerdings hat Harvick sich diese Position nicht in den letzten sechs Rennen verdient, da tauchte er nämlich nur einmal in Daytona in den Top10 auf! Seine drei Erfolge haben ihm ein nettes Polster verschafft, welches aber auch so langsam aufgebraucht ist. Der Dritte im RCR-Quartett, Clint Bowyer, kämpft als Zwölfter immer noch um die Qualifikation für den Chase und muss langsam Druck machen. Mit Bristol und Richmond kommen aber noch zwei Strecken, die sowohl RCR als auch Bowyer liegen.
Weiterhin sollte man ein Auge auf Tony Stewart haben, der in den letzten sechs Rennen nur in Sonoma nicht in die Top12 fuhr, weil er von Brian Vickers aufs Korn genommen wurde. Teamkollege Ryan Newman holte zuletzt sogar die Plätze 4, 1 und 12, was die Stärke des Hendrick-Kundenteams unterstreicht. Fehlen noch Juan Pablo Montoya und die Penske-Jungs: Montoya blieb in Indianapolis nach einer schlechten Strategie nur ein Platz knapp in den Top30 übrig, was er in Pocono natürlich in einen Sieg ummünzen müsste, damit er noch eine Chance auf die Playoffs behält! Ich traue Montoya auch weiterhin jede Woche den Durchbruch zu und das beweist er mit seinem fast konstanten Aufenthalt in den Top10 ja auch. Dennoch sind zum Schluss oft Pech oder schlechte Strategieentscheidungen daran schuld, dass die Pace nicht konsequent in gute Resultate umgesetzt werden kann. Man muss dem neuen Crew-Chief Jim Pohlman sicherlich noch einige Rennen zum Eingewöhnen geben, doch dann kann es in puncto Chase schon zu spät sein…
Bei Penske Racing muss an diesem Wochenende erstmal festgestellt werden, ob Brad Keselowski nach seinem schweren Testunfall inkl. Einschlag mit gut 160 km/h in einen Reifenstapel überhaupt einsatzfähig ist. Bei Twitter präsentierte er einen ziemlich dicken Knöchel (nicht gebrochen) und das Nationwide-Rennen wurde schon mal vorsichtig an Sam Hornish Jr weiterdeligiert. Laut eigener Aussage ist Keselowski „cleared to race“, aber dafür muss er den Fuß auch erstmal in einen feuerfesten Schuh bekommen. Bilder vom Ausmaß des Unfalls stellte Jimmie Johnson hier, hier und hier bereit. Kurt Busch sehe ich dagegen nach wie vor als Siegkandidaten in Pocono.
Etwas Neues gibt es von der Vertrags-Front zu vermelden: Carl Edwards hat endlich einen neuen Vertrag unterschrieben und zwar erneut bei Roush-Fenway Racing, wie gestern bekannt geworden ist. Damit löst sich ein ganz großer Teil der Silly-Season sofort in Luft auf, denn weil Edwards nicht zu Joe Gibbs Racing geht, wird dessen Platz bei RFR nicht frei. Dieses hätte wiederum eventuell Clint Bowyer bekommen können, der dann bei RCR von Juan Pablo Montoya ersetzt worden wäre. Puh, ziemlich kompliziert, aber nun hinfällig. Bleibt nur noch zu fragen, wo Mark Martin und Brian Vickers im nächsten Jahr fahren. Kommt die Übernahme von Red Bull Racing durch General Manager Jay Frye tatsächlich zu Stande, dann gibt es keine Probleme. Ansonsten habe ich für Vickers einen tollen Vorschlag: Warum bewirbt er sich nicht um das vierte Cockpit bei Joe Gibbs Racing? Und Mark Martin könnte prima zu Stewart-Haas Racing gehen, denn:
Danica Patrick steht offenbar kurz vor der Bekanntgabe ihres NASCAR-Wechsels. Mehrere Personen, welche die Verhandlungen verfolgen, gehen davon aus, dass Patrick 2012 nur noch das Indy 500 bei den IndyCars verbringen wird. Stattdessen würde sie den Chevrolet mit der #7 Vollzeit für JR Motorsports in der Nationwide Series bewegen und zusätzlich sieben Cup-Einsätze bei SHR in einem dritten Auto absolvieren, damit sie 2013 um den „Rookie of the Year“-Titel antreten könnte. Mark Martin wär hier als Mentor im ersten Teilzeit-Cup-Jahr sicherlich am besten geeignet. Die Zeit wird es zeigen, wie Madame sich entscheidet…
Zum Abschluss wie gewohnt noch die Links zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie ein Zeitplan für das Wochenende:
Neben dem Sprint Cup sind auch noch die Trucks und die ARCA-Serie mit in Pocono dabei. Am Freitag überträgt SPEED die Trainingssitzungen, allerdings schiebt man das Truck-Practice als Aufzeichnung zwischen die Cup-Trainings, damit man die Pause umgehen kann, in der die ARCA fährt. Am Samstag überträgt SPEED dann alles an Truck-Events vom Qualifying bis zum Rennen zu europafreundlichen Uhrzeiten, während das das Cup-Qualifying erneut auf ESPN2 läuft. Die Nationwide Series fährt unterdessen in Iowa ein Nachtrennen von Samstag auf Sonntag, ESPN2 ist dafür ebenfalls der Sender der Wahl. Alle anderen Nationwide-Sessions habe ich ausgespart, da sie nicht im TV übertragen werden.
Ausstrahlungsdaten
Freitag, 05.08.
16:00 Uhr, Truck Series Final Practice, SPEED (TV um 20 Uhr!)
18:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED
22:00 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, SPEED
Samstag, 06.08.
15:30 Uhr, Truck Series Qualifying, SPEED
16:30 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, ESPN2
19:00 Uhr, Truck Series Rennen (Good Sam RV Emergency Road Service 125), SPEED
01:30 Uhr, Nationwide Series Rennen (U.S. Cellular 250), ESPN2
Sonntag, 07.08.
19:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Good Sam RV Insurance 500), ESPN