Der GP von Ungarn war ein fantastisches Rennen. Wieder war es zwischen den vier besten Wagen sehr eng, und eigentlich hätte jeder gewinnen können. Der enge Konkurrenzkampf und die unterschiedlichen Wetterbedingungen sorgten wieder dafür, dass die Strategie eine wichtige Rolle spielte.
Der Sieger Jenson Button war in der Lage, die richtigen Entscheidungen zu fällen. Diese basierten aus den Daten, die man in den freien Trainings gesammelt hatte, und der Entscheidung während des späten Regenschauers nicht an die Box zu kommen, um auf die Intermediates zu wechseln, sondern abzuwarten.
Auf der anderen Seite gab es etliche Fahrer, deren Rennen durch schlechte strategische Entscheidungen beeinflusst wurden, was dazu führte, dass gleich drei Fahrer aus dem Mittelfeld in die Punkte gekommen sind. Den Regen hatte man für den Morgen des Sonntags prognostiziert, aber nicht für den Mittag. Aber die meisten Teams waren sich über die Vorhersagen nicht sicher.
Das Überholen in Budapest war noch nie besonders leicht, aber die Wetterbedingungen halfen dem Rennen. Es gab auf der Start/Zielgeraden am Sonntag weniger Gegenwind als es während der Quali gegeben hatte was auch ein Grund dafür war, warum die DRS-Zone an diesem Wochenende nicht sonderlich gut funktionierte. Eine Menge Fahrer kamen ohne den bremsenden Gegenwind schneller in den Begrenzer, als noch am Samstag.
Ein weiterer Grund, warum das DRS am Wochenende wenig Überholmanöver bot, war die relativ kurze Gerade und die Menge an Abtrieb, die die Wagen fuhren. Sie kamen vor dem Bremspunkt nie auf ihre Höchstgeschwindigkeit.
Schauen wir uns mal genau an. wie die Entscheidungen getroffen wurden.
Button fällt die richtigen Entscheidungen
Von den 11 Siegen, die Jenson Button in seiner Karriere eingefahren hat, holte er sechs Stück in Mischverhältnissen. Eine Kombination aus Erfahrung, sanfter Fahrweise und eine gute Einschätzung der Gripverhältnisse waren die zentralen Punkte seines Sieges. Button startete sein Rennen, so viele alle anderen auch, auf Intermediates, wechselte dann aber in Runde 11 auf die Supersoft.
Webber, Massa und Barrichello waren in Runde 10 an der Box gewesen und Webber setzte sofort die schnellsten Sektorenzeiten. Die Signale zum Wechsel waren also alle da. Allerdings – Massa tat sich mit den Trockenreifen auf der nassen Strecke sehr schwer, weil er Probleme hatte, die Reifen auf Temperatur zu bekommen. Button, der zu diesem Zeitpunkt auf Platz 3 lag, reagierte und nahm die Supersoft wie erwähnt in Runde 11. Alonso reagierte nicht. Genauso wenig wie der Führende, noch Vettel oder Rosberg. Diese warteten bis zur 12 Runde mit ihrem Stopp. Alle, abgesehen von Hamilton, der einen 5 Sekunden Vorsprung hatte, verloren Zeit und ihre Position. Button übernahm von Vettel P2, während sich Webber an Alonso und Rosberg vorbei schob.
Die supersoften Reifen hielten nicht besonders lang. Vor dem Rennen dachte man noch, dass sie circa 20 Runden durchhalten würden, aber in der Realität war es es dann doch nur 15 oder 16 Runden, sogar deutlich weniger im Fall von Hamilton. Er hatte in der Quali einen Satz gespart und nutzte dieses brandneuen Satz um schnell einen Vorsprung von 9 Sekunden auf Button herauszufahren. Aber nach 14 Runden musste er schon wieder an die Box, Button stoppte eine Runde später. Sie blieben durch circa sechs Sekunden getrennt, aber der entscheidende Moment kam in Runde 40, als Hamilton auf einen weiteren Satz Supersoft wechselte. Es war völlig klar, dass er damit die verbleibenden 30 Runden nicht zu Ende fahren konnte. Button wechslte in Runde 42 auf die härtere (Soft) Mischung und er wusste, dass er damit das Rennen würde zu Ende fahren können.
Und hier die Erklärung, wie man zu den unterschiedlichen Entscheidungen gekommen ist: Die gebrauchten Supersoft waren 0,8 Sekunde pro Runde schneller als die härtere Mischung, also lautete die Taktik von Hamilton in diesem Stint seinen Vorsprung auf mehr als 18 Sekunden auszuweiten. Er hätte das in den 15 Runden Stint eigentlich locker schaffen müssen, aber tatsächlich war Button schneller auf der härteren Mischung unterwegs. In Runde 47, als der leichte Regen begann, drehte sich Hamilton und verlor die Führung. Nun lag er nicht nur hinter seinem Teamkollegen, er war auch noch auf den falschen Reifen unterwegs. Vettel, der ebenfalls auf den Supersoft, die aber bis zum Schluss drauf behalten wollte, würde ebenso an ihm vorbei gehen, wie Webber.
Auch wenn Hamilton wieder an Button vorbei gehen konnte, brauchte er eine Änderung in der Strategie. Das hätte der Intermediate sein können, den er in Runde 52 aufzog, als der Regen stärker wurde. Aber das stellte sich als die falsche Entscheidung heraus. Auch wenn die Rundenzeiten auf den Slicks um 11 Sekunden anstiegen, war es wichtig, dass man kühlen Kopf bewahrte, denn der Regen verschwand nach drei Runden wieder und die Fahrern auf Intermediates mussten noch mal an die Box zum Reifenwechsel. Button, Alonso und Vettel nahmen keine Intermediates und blieben somit vor Hamilton. Webber nahm welche und fiel zurück.
Die Entscheidung für oder gegen Intermediates war wichtig, aber sie war nicht ausschlaggebend für den Sieg. Der dritte Stopp und die Option, die härteren Reifen zu nehmen, war am Ende richtig.
Alonso machte etliche Dinge so, wie Hamilton. Wenn man sich die Länge seiner Stints anschaut, dann hatte er vor vier Stopps einzulegen, vor allem, nachdem er hinter Rosberg eine Menge Zeit verloren hatte. Er wurde von Webber geschnappt, weil er zu lange auf seinen Slicks draußen blieb. Sein erster Stint mit den Supersoft war 13 Runden lang, sein zweiter 11, der dritte ebenfalls 11 und der vierte Stint auf der härteren Mischung dauerte 23 Runden. Er kam beim seinem dritten Stopp an Webber vorbei, weil er drei Runden eher stoppte und er vermied den Fehler auf die Intermediates zu wechseln, so dass er vor Hamilton landete. Es war ein gutes Ergebnis nach einem sehr schlechten Start ins Rennen.
Die beiden Toro Rosso Piloten fuhren jeweils gute Ergebnisse ein. Sebastian Buemi fuhr von P23 auf P8, während Jamie Alguersuari zm vierten Mal in fünf Rennen in die Punkte kam. Es gelang, weil man einen langen Mittelstint auf der harten Mischung fuhr und so einen Stopp einsparen konnte. Diese Taktik hat sich für STR und Sauber in diesem Jahr schon mehrfach ausgezahlt und es ist verwunderlich, warum nicht mehr Teams aus dem Mittelfeld das machen. Allerdings bedarf es dazu eines Wagens, der der sanft mit den Reifen umgeht.
Gutes Resultat für Paul di Resta
Paul di Resta erreichte mit dem siebten Platz sein bisher bestes Resultat in der Formel Eins und gewisser weise ist ein “breakthrough” Ergebnis. Die Ingenieure waren überrascht, wie ruhig und gelassen er auch in den Momenten im Rennen war, in denen es schwer wurde, wie zum Beispiel als es ab Runde begann zu regnen. Es war seine Entscheidung nicht auf die Intermediates zu wechseln. Di Resta hatte bisher keine gute Ergebnisse abliefern müssen, aber dieses Rennen dürfte andere Teams aufmerksam gemacht haben, denn es war nicht Fahrt eines Rookies, was man sieht, wenn man seine Strategie mit der von Button vergleicht.
Er startete auf Supersofts und er hatte einen neuen Satz, da er nicht in Q3 gekommen war. Button stoppte in Runde 27 um auf einen Satz gebrauchter Supersofts und di Resta tat dasselbe. In Runde 42 nahm Button dann die härtere Mischung, und wieder tat es ihm der Schotte gleich. Es ist unwahrscheinlich, dass man Button einfach kopierte, es ist wohl ein Zufall. Aber interessant ist, dass die Entscheidung von Force India auf den Ergebnissen vom Freitag basierte, wo man feststellte, dass man mit den Reifen lange Stints fahren konnte. Das machte klar, dass man mit einem leichter werdenden Auto gegen Ende des Rennens rund 30 Runden würde fahren können.
Di Resta fuhr gegen Rosberg, der die harte Mischung beim zweiten Stopp aufgezogen hatte. Aber die Entscheidung von Rosberg auf die Intermediates zu wechseln, passte dann di Resta gut ins Konzept. Es war das zweite Rennen hintereinander, in dem Force India vor Mercedes gelandet ist. Und es war das siebte Mal in elf Rennen, dass Rosberg am Ende schlechter positioniert war, als beim Start.