Nach drei Wochen Pause geht die Formel Eins Saison endlich weiter. Doch viel wird sich beim Kräfteverhältniss in der Serie nicht verändert haben.
Spa gehört zu den wenigen Kursen weltweit, bei denen fast jeder mit Zunge schnalzt. Die Traditionsstrecke hat jede Menge Kurven, die alle ihre eigenen Geschichten erzählen, die alle viel erlebt haben und die alle auf ihre Art gefährlich sind. Selbst die eigentlich so harmlose „La Source“ Haarnadel kostet jedes etliche Fahrer Nerven und Plätze. Dazu kommt das Wetter in Spa, bzw. das Vorhandensein von Regen. Oder auch nicht. Ganze Heerscharen und Generationen von Meteorologen sind schon an den Regenvoraussagen gescheitert. Die sicherste Variante stammt von einem unbekannten Teamchef und lautet „Stehen die Kühe auf der Weide ist es trocken, sieht man sie nicht mehr, kommt Regen.“ Die Fahrer werden andere Sorgen und vor allem keine Zeit für Kühe haben. Alonso will so viele Siege wie möglich, Vettel seinen zweiten WM-Titel und beide McLaren-Piloten wüssten gerne, ob das Auto in Belgien funktioniert.
Die Teams sollten alle in der Sommerpause gewesen sein. So lautet zumindest das „Gentlement Agreement“, denn Strafen gibt es nicht, wenn einer dabei ertappt wird, dass er doch gearbeitet hat. Doch im Grunde hält man sich dran, die Arbeiter waren alle im Urlaub aber was die besser bezahlten Mitarbeiter machen, ist dann wieder eine andere Frage. Dennoch werden die Teams eher mit kleineren Modifikationen nach Spa kommen.
Red Bull reist mit gemischten Gefühlen nach Spa. Einerseits liegt dem RB7 die kurvenreiche Strecke, andererseits sind da die Probleme mit dem Topspeed, die vor allem auf der langen Kemmelgeraden zum tragen kommen. Dafür beschleunigt der Red Bull etwas besser aus der engen La Source und dürfte in Eau Rouge nicht zu schlagen zu sein.
Ferrari ist allerdings in den letzten Rennen dran gewesen. Nicht schneller, aber dran. Seitdem Pat Fry die technische Entwicklung übernommen hat, läuft es bei den Italienern deutlich besser und weitere Fortschritte sind logischerweise nicht auszuschliessen. Alonso rechnet sich nicht ernsthaft mehr den Chancen auf den Titel aus, aber er weiß auch, dass Vettel und Räikkönen Weltmeister geworden sind, weil sie einfach hartnäckig jeden Sieg und jeden Punkt eingesammelt haben. Man weiß ja nie…. Auf der anderen Seite hat Ferrari schon durchblicken lassen, dass man sich langsam auf 2012 konzentriert und der nächstjährige Ferrari etwas revolutionärer werden wird.
Bei McLaren will man die Hoffnung auf einen weiteren Titel nicht aufgeben, zumindest, was Lewis Hamilton angeht. Jenson Button liegt 100 Punkte hinter Vettel, da wird bei noch ausstehenden acht Rennen nichts mehr gehen.Das große Fragezeichen ist aber der Wagen und wie der nun an diesem Wochenende wieder drauf sein wird. Die Briten basteln seit Silverstone an einem neuen Heckflügel, kommen aber nicht so wirklich voran. Sowohl Button, als auch Hamilton haben den Flügel schon drauf gehabt und wieder abmontieren lassen, weil die alte Variante schneller war. Was der McLaren in Spa drauf haben wird, ist schwer zu sagen, weil es auch vom Wetter abhängen wird. Sollte es regnen, dürfte es wieder eine Hamilton-Show geben.
Wenig Sorgen wird sich Mercedes machen, denn sie liegen in Sachen Speed im Nirvana zwischen McLaren und Renault. Einzig die in den letzten Rennen aufmüpfig gewordenen Force India muss man abwehren, was sich auch nicht als die leichte Aufgabe heraus gesellt, wie man es vielleicht annehmen möchte. Ein schnelles Rennauto wird aus dem MGP02 auch nicht mehr, aber angesichts des kolportierten Budgets der Deutschen, ist das Ergebnis angeblich gar nicht so verwunderlich. Michael Schumacher feiert am Wochenende sein 20jähriges „Bühnenjubiläum“ in der F1, was sky und RTL sicher hier und da (sprich alle 3 Minuten) erwähnen werden. Vielleicht kann er auf seiner Hausstrecke auch Rosberg mal wieder hinter sich lassen.
Renault hat sich entschlossen, den feuerspeienden Frontauspuff bis zum Ende des Jahres im Wagen zu lassen. Vermutlich, weil ein Umbau zu teuer ist und den Wagen auch nicht weiter voran bringt. Während an der Front dann schon mal Klarheit herrscht, ist es in Sachen Fahrerbesetzung eher nebelverhangen. Etwas chaotisch isst die Lage bei den Fahrern. Bruno Senna ersetzt Nick Heidfeld in Spa, allerdings hat sich Renault nicht dazu geäußert, ob das nur für den belgischen Grand Prix gilt, oder ein längerer Einsatz werden soll. Eigentlich würde ein Einsatz von Senna in Monza in 14 Tagen mehr Sinn machen, denn die Strecke ist nicht so fordernd für jemanden, der den Wagen nicht kennt. Das Renault in Spa auf Heidfeld verzichtet, spricht wohl eher dafür, dass man ihn gar nicht mehr einsetzen möchte. Ein klassischer Zug, wie in ihn von Renault kennt, allerdings hat Heidfeld auch nicht die Erwartungen erfüllt.
Um die letzten Punkte werden sich Force India und Sauber balgen, während Toro Rosso vermutlich dieses Mal nicht ganz so gut aufgestellt ist. Dafür fehlt ihnen einfach der Speed. Williams schleppt tonnenweise Neuteile an die Strecke, man bastelt weiter am Heck des Wagens. Bringen wird das auch nichts, dafür ist der Abstand zu den ersten zehn Plätzen zu groß. Noch weiter hinten wird Lotus wieder das Tempo vorgeben und Vrigin vor HRT liegen.
In Sachen Wetter kann man, wie oben schon angedeutet, wenig sagen. Der Freitag soll eher nass werden, dass Wochenende könnte dann aber trockener werden. Aber wie gesagt – immer schön nach der Kuh schauen.
Ich bin am Freitag vor Ort, mal sehen, was ich an Liveeindrücken rüberschicken kann, und ich freue mich ganz besonders darauf, dass ich John Surtees treffen werde.
Als kleinen Teaser gibt es hier schon mal eine schönes Video von Shell, wo Surtees und Alonso ihre Spa-Versionen vergleichen.
Ein paar Daten zum Rennen:
Spa Francorchamps – 7.004 kilometres. Race distance – 44 laps = 308.052 kilometres. 19 corners in total. Average speed 238km/h.
Aerodynamic setup – Med-low downforce. Top speed 322km/h (with Drag Reduction System active on rear wing) – 312km/h without.
Full throttle – 80% of the lap (high). Total fuel needed for race distance – 150 kilos (high). Fuel consumption – 3.35kg per lap (high)
Time spent braking: 14% of lap. Number of brake zones – 6. Brake wear- Low.
Loss time for a Pit stop = 18 seconds (average)
Total time needed for pit stop: 22 seconds
Fuel effect (cost in lap time per 10kg of fuel carried): 0.38 seconds (high)
Pirelli tyre choice for Spa: Soft (yellow markings) and medium (white markings).
2 Kommentare
Force India und Spa scheint eine große Liebe zu sein. Ich hoffe sie können das nochmal zeigen, auch wenn es nicht so weit nach vorne gehen dürfte wie mit Fisico.
Senna wird Heidfeld in Spa und in Monza ersetzen. Laut Renault will man das auch für den Rest der Saison dann so beibehalten, allerdings steht dem Heidfelds Vertrag im Weg, weswegen sie wohl derzeit irgendeine Form von Umgehung oder Auflösung zu finden versuchen. Die von Heidfeld eingelegten juristischen Mittel, um auf Vertragserfüllung als „Hauptfahrer“ seitens Renault zu pochen, werden terminlich erst nach dem Monza-Wochenende eine erste Entscheidung ergeben können, deswegen die Senna-Lösung bis einschliesslich Monza.
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