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Formel Eins: Vorschau Monza 2011

von DonDahlmann
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Die Vollgasorgie in Monza wird dieses Jahr besonders gewürzt. Die FIA hat gleich zwei DRS-Zonen mit zwei Messpunkten eingerichtet.

Monza – keine Strecke ist schneller, keiner Strecke ist aber gefährlicher, als der Traditionskurs in der Nähe von Mailand. Seit 1950 wird fast ununterbrochen der „Große Preis von Italien“ ausgetragen. Kaum ein Rennen hat verrücktere Fans, kaum ein Publikum ist so leidenschaftlich bei der Sache, kaum ein Kurs hat größere Tragödien erlebt. Monza ist Emotion und vor allem ist es eins: Das Heimrennen von Ferrari. Wer schon mal vor Ort war, und gesehen hat, was passiert, wenn ein Ferrari gewinnt, der hat eine völlig neue Dimension von „Freudentaumel“ erlebt. Und einen Sieg erwartet man immer von Ferrari, egal wie schlecht es gerade läuft. Ob das Team dazu in der Lage sein wird? Es wird eine sehr schwere Angelegenheit, denn den üblichen Verdächtigen, könnte ausgerechnet Mercedes in Monza etwas näher dran sein. Derweil scheint man heraus gefunden zu haben, warum Red Bull so gut in der Quali ist.

Ferrari kämpft in diesem Jahr mit zwei Problemen, die für das Team etwas ungewöhnlich sind. Zum einen bekommt man die Reifen an der Vorderachse nicht auf Temperatur, was die Balance des Wagens aus dem Takt bringt. Zum anderen feht es an Topspeed, was eigentlich immer die Domäne der Italiener war. Motorenseitig ist man zwar der Meinung, dass man den zusammen mit Mercedes den stärksten Motor hat, aber weil den Wagen in der Saison konsequent auf Abtrieb getrimmt hat, reicht auch dessen Leistung nicht mehr aus. In Spa sah man in Sachen Topspeed nicht gut aus, denn man lag in der Wertung auf den Plätzen 6 und 7. Hinter den Red Bull, Mercedes und McLaren. Nun schraubt man für Monza alles vom Auto, was dem Wind im Weg steht, einige Dinge kann man aber nicht ändern. Vor allem die Art und Weise, wie die Luft von Seitenkästen und Unterboden zu Diffusor geführt wird, lässt sich nicht ändern. Und den Abtrieb braucht man auch, damit man die Lesmos und die Parabolica gut trifft.

Was dann wieder in die Hände von Red Bull spielt. Die hatten in Spa eine erstaunlich hohe Endgeschwindigkeit und waren zumindest mal wieder auf Augenhöhe. Galt der Red Bull in den letzten Jahren auf den Highspeed-Strecken als chancenlos, dürfte das in diesem Jahr anders aussehen. Die Österreicher tricksen dabei vor allem mit dem Heckflügel, der oben ein deutlich kleineres Blatt hat, als die Konkurrenz. Auch wird die Luft um die extrem schmalen und kurzen Seitenkästen nicht weiter gestört und ist das Gesamtpacket in diesem Jahr deutlich besser. Es dürfte auch in Monza schwer werden, die Bullen zu schlagen.

Einen interessanten Einblick, warum die Red Bull in der Quali so schnell sind, hat der Streit um die negativen Sturzwerte zwischen dem Team und Pirelli gewährt. Adrian Newey beschwerte sich nach dem Rennen, die Reifen seien „lebensbedrohend“ gewesen, da Reb Bull mit massiven Blasen zu kämpfen hatte, die ganze Stücke aus dem Reifen gerissen haben sollen. Pirelli konterte, dass Red Bull Sturzwerte gefahren sei, die weit außerhalb der Empfehlungen (um vier Grad) des Herstellers liegen würden. Natürlich fragen sich die anderen Teams, warum Red Bull das macht. Gary Anderson schreibt im Abo-Bereich der Autosport (Link für alle die „Plus“ haben), dass Red Bull offenbar mit dem Reifendruck experimentiert. Höhere negative Sturzwerte bedeuten zwar eine höhere Belastung auf der Vorderachse, aber auch, dass die Reifen schneller auf Temperatur kommen. So könnte es Red Bull gelingen, in der Quali so gut zu sein. Allerdings muss man wegen der Parc fermé Bedingungen die Sturzwerte beibehalten, was den Reifenverschleiss erhöht. Was bei verschiedenen Rennen ja auch gesehen hat. In Spa hat man wegen der niedrigen Temperaturen die Werte offenbar etwas zu weit getrieben. Das sollte man in Monza lassen, denn die Belastung für die Reifen liegt wegen der hohen Geschwindigkeiten 30% höher.

Beste Chancen, und zwar noch vor Ferrari, hat meiner Ansicht nach McLaren. Der Wagen ist schnell, er hat genug Abtrieb und der Reifenverschleiss ist bei ihnen ähnlich. Es kann sein, dass der Mercedes etwas mehr Sprit braucht als der Renault, doch das dürften nur ein paar Kilo sein, die in Monza nicht allzu sehr stören. Button und Hamilton dürften in Monza ein großes Wort um den Sieg mitreden, zumal es angeblich mal wieder einen Heckflügel gibt, den man extra für die Strecke angepasst hat.

Das „dark horse“ könnte Mercedes sein. Die waren in Spa zwar immer noch ein gutes Stück von den Top 3 weg, aber die kurze Führung von Rosberg nach dem Start war zumindest mal ein Lichtblick. Das Problem des MGP02 sind weiterhin die Reifen, die man nicht so gut im Griff hat, wie anderen Teams. In Spa ist der Reifenverschleiss durchaus auch, weil die Pneus in den schnellen Kurven hart belastet werden. Dazu kommt, dass die Temperaturen am Wochenende sehr hoch sein sollen, was nicht nur Mercedes Probleme bereiten könnten. Dennoch – wenn es richtig gut läuft, dann könnte für das deutsche Team mal mehr als Platz 5 drin sein. Im übrigen hört man aus Monza, dass der Ex-Ferrari Chefdesigner Aldo Costa bei Mercedes andocken könnte. Costa ist sicher kein schlechter Mann, immerhin hätte Ferrari im letzten Jahr fast die WM gewonnen, hätte das Team im letzten Rennen nicht so fürchterlich gepatzt.

Renault hat den Anschluss an Mercedes klar verloren und muss aufpassen, dass man nicht noch weiter abrutscht. Von Heidfeld hat man sich getrennt, statt dessen sitzt jetzt Bruno Senna im Rennen, der in Spa, ausser am Start, als er Alguersuari als Bremsklotz einspannt, nicht weiter aufgefallen ist. Monza ist fahrerisch jetzt nicht so wahnsinnig anstrengend, so lange man die Lesmos und die Parabolica trifft und das dürfte Senna entgegen kommen, der den Renault ja noch kaum kennt. Mehr erwarte ich dann schon Petrov, der auf den schnellen Strecken meist recht gut aussah. Es wäre gut, wenn beide Renault mal wieder in die Punkte kämen.

Was nicht leicht wird, denn Force India hat in den letzten Rennen einen guten Schritt nach vorne gemacht und auch Sauber scheint wieder etwas besser dazustehen. Sergio Perez liefert beeindruckende Quali-Ergebnisse ab, hadert aber offenbar noch im Rennen. Kobayashi war in den letzten Qualifikationen nicht gut drauf, dafür lief es im Rennen wieder besser. Die Sauber waren in Spa sehr schnell auf der Geraden, könnten also auch in Monza für eine Überraschung gut sein. Was auch für Force India gilt. Sutil und di Resta sind beide schnell und beide schaffen es, im Rennen auch die nötigen Ergebnisse einzufahren was Force India im vorderen Mittelfeld etabliert hat. Eine erstaunliche Leistung für das Team.

Bei Toro Rosso geht es im Moment eher hinter den Kulissen zur Sache. Beide Fahrer sind für 2012 nicht bestätigt und man wird Jean Eric Vergne testen, den ich allerdings noch lange nicht in der F1 sehe. Teamchef Franz Tost erwähnte, dass er gerne einen erfahrenen Fahrer im Team hätte, dass aber nicht darf, weil Red Bull den Nachwuchs ins Cockpit setzen möchte. Eventuell hat er ab 2012 mehr Handlungsspielraum, denn die Gerüchte verdichten sich, dass eine arabische Investmentgesellschaft das Team übernehmen könnte.

Die restlichen Teams schenke ich mir jetzt mal, dafür muss das DRS noch erwähnt werden. Die zwei Zonen mit den jeweiligen Messpunkten.

1. Messpunkt: Vor der ersten Lesmo, aktiviert wird auf der Geraden zur Ascari
2. Messpunkt: Vor der Parabolica, aktiviert wird auf der Start/Zielgeraden.

Zwei Messpunkte gab es bisher nicht, die FIA benannte dafür Softwareprobleme. Die scheinen jetzt aufgehoben und gerade in Monza könnten zwei Messpunkte interessant werden, weil der Überholte zurückschlagen kann. Was vermutlich zu zwei Dingen führen wird:

a) Man nutzt die erste DRS-Zone nur um sich ran zu saugen und überholt dann
b) in DRS-Zone 2 um den Konter zu entgehen.

Der Weg von der Ascari zur Parabolica ist zu kurz, um sich abzusetzen. In Spa konnte man sehen, dass einige Teams, die mit extrem wenig Abtrieb waren, selbst ohne DRS so schnell waren, wie andere mit. Ob das DRS in Monza überhaupt was bringen wird, ist dann noch so eine Frage. Da die Flügel eh fast horizontal liegen, dürfte der DRS-Effekt nicht so groß sein, wie auf anderen Strecken. Der Geschwindigkeitsunterscheid wird wohl kaum 15 km/h wie sonst betragen, sondern deutlich geringer ausfallen.

Und dann noch ein paar Daten:

Aerodynamik – Low downforce. Top speed 340km/h mit DRS, ohne 334km/h.

Vollgasanteil– 75% (hoch). Gesamtverbrauch – 151.2 kilos (hoch). Verbrauch – 2.8kg pro Runde (etwas erhöht)

Bremsanteil: 11% (niedrig). Bremszonen – 6. Bremsenabnutzung – Sehr hoch.

Gesamtzeit für den Boxenstopp: 22 sek. (Normal)
Zeitverlust durch den Stopp = 18 sek. (Normal)

Zeitverlust pro 10 kg Sprit/Runde: 0.35 sek (normal/Niedrig)

Pirelli Reifen: Soft / Medium

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