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NASCAR: Vorschau New Hampshire September 2011

von KristianStooss
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An diesem Wochenende steht Chase-Rennen #2 in New Hampshire auf dem Programm, wo es im Juli schon etwas drunter und drüber ging. Der Quasi-Shorttrack ist in den Playoffs natürlich sehr kritisch, weil rustikale Manöver vorprogrammiert sind. Wer sich am Ende schadlos hält, könnte seine Position im Chase aber angemessen verbessern.

Die Juli-Ausgabe auf dem New Hampshire Motor Speedway gewann Ryan Newman, nachdem der über die Renndistanz verteilt fast die Hälfte des Tages vor dem Rest des Feldes verbrachte. Zwischendrin zeigten sich aber auch andere Mitglieder der Hendrick-Armada durchaus konkurrenzfähig und so konnten Jimmie Johnson, Jeff Gordon sowie ebenfalls Tony Stewart vom Kundenteam Stewart-Haas Racing signifikante Führungsrunden abspulen. Als einziger ernsthafter Nicht-Chevrolet-Konkurrent dieser Truppe in den Top10 entpuppte sich Kurt Busch, dessen Team jedoch gegen Rennende beim Sprit falsch rechnete, was Busch in der letzten Runde ausrollen ließ. 66 von 301 Runden in Front sprachen aber ein deutliches Wort, was seine Performance anging.

Denny Hamlin, welcher derzeit im Chase am schlechtesten platziert ist, eroberte in Loudon Rang 3. Das stellt natürlich eine Platzierung dar, die er unbedingt wieder erreichen muss, um seine schmale Meisterschaftschance in diesem Jahr zu wahren! Hamlins Teamkollege Kyle Busch erlebte in Loudon ebenso wie Brad Keselowski sein persönliches Waterloo, da beide Piloten nach Reifenschäden inklusive Mauereinschlag bei den nötig gewordenen Reparaturarbeiten eine Menge Runden und auch Positionen verloren. Verantwortlich für die Pneu-Platzer waren vermutlich die heißgeriebenen Bremsscheiben, denen die verhältnismäßig dünnen Reifenwände nicht lange widerstehen konnten.

Das zeigt auch, wie wichtig dieser Teil der Fahrzeuge in New Hampshire ist, denn von der Form und dem Banking her entspricht das längere 1-Meilen-Oval seinem kleinen Bruder in Martinsville. Auch dort kommt es stark auf die Bremsen an, welche man nicht in den ersten 400 aufrauchen, sondern für das Finale sparen sollte. In Loudon dürfte diese Vorgehensweise noch etwas leichter einzuhalten sein, da die weiten Turns ein Rollen des Autos bis zum Scheitelpunkt der Kurve gut unterstützen. Eines darf man auf dem Quasi-Shorttrack nicht haben, nämlich untersteuern: Im Ausgang der Turns kommt es stark darauf an, wie viel Schwung man auf die Gerade mitnehmen kann. Ein Wagen, welcher sich ständig mit der Front in Richtung Mauer orientiert, ist natürlich kein Freund eines schweren Gasfußes!

Ein Problem könnte dieses unerwünschte Fahrverhalten am Ende aber ausgerechnet für Kurt Busch darstellen, der trotz seines guten Loudon-Rennens im Juli in den letzten Saisonläufen Schwierigkeiten mit dem Handling in den späteren Rennphasen bekam. Beim Sommer-Setup wird man vermutlich nicht ansetzen können, denn die Temperaturen im September sind in Neuengland doch eher europäisch. Man darf gespannt sein, ob Busch und Crew-Chief Steve Addington der Ursache auf die Schliche kommen, damit wir nicht schon früh einen guten Contender in der Meisterschaft verlieren.

Betrachten wir also die Fahrer, welche ich für einen Sieg am Sonntag am meisten im Auge habe:

Allen voran kann ich hier die gesamte Mannschaft von Hendrick Motorsports sowie deren Kundenteam Stewart-Haas Racing nennen. Wie bereits weiter oben beschrieben, kamen Jimmie Johnson, Jeff Gordon und Tony Stewart im Juli-Rennen am besten vom Fleck. Stewart verfügt noch dazu über eine Menge Momentum nach seinem Erfolg im Chase-Auftakt in Chicagoland. Nicht vergessen sollte man natürlich Ryan Newman, den Sieger der Sommerausgabe, sowie Dale Earnhardt Jr., der mit seinem dritten Platz im letztwöchigen Spritpoker einen Aufwärtstrend einleitete. Außerdem hat laut ESPN erstaunlicherweise Junior im Mittel die besten Saisonergebnisse aller Chase-Piloten auf denjenigen Playoff-Strecken, welche bereits in der Regular-Season befahren wurden.

Leider kann man Mark Martin nicht mit in diese recht erfolgreiche Gruppe einrechnen, immerhin ist der Oldie-but-Goldie der einzige Fahrer des erfolgreichen Stables, welcher sich nicht für die Meisterschaftsentscheidung qualifizieren konnte. Das bricht einem natürlich das Herz, den leider ewigen Zweiten in seiner womöglich letzten Vollzeit-Saison so dahin dümpeln zu sehen. Im Grunde genommen kann man sagen, dass Martin ganz klar ein Opfer des Crew-Chief-Tauschs bei Hendrick Motorsports geworden ist, denn Lance McGrew konnte schon Earnhardt nicht wieder auf die Beine helfen und wird firmenintern nur auf dem vierten Rang hinter Chad Knaus, Steve Letarte und Alan Gustafson eingeschätzt.

Wenn man nach Kandidaten sucht, die diesem Quintett die Top5-Resultate oder sogar Siege wegschnappen könnten, dann trifft man zwangsläufig auf Denny Hamlin, Kyle Busch und Kevin Harvick: Im Falle Hamlin habe ich ja bereits gesagt, dass er am Wochenende dringend ein Top-Ergebnis benötigt, um in der Meisterschaft den Anschluss nicht zu verlieren. Diese ersehnte Zielankunft könnte in New Hampshire Wirklichkeit werden und zwar aufgrund seiner Vergleichbarkeit mit Martinsville. Dort haben Denny Hamlin und auch Jimmie Johnson in den vergangenen Jahren fast alles abgeräumt, was es auf dem Shorttrack zu gewinnen gab. Wenn Hamlin zurückschlagen kann, dann in Loudon! Martinsville ist jedoch erst das siebte Rennen im Chase, welches für einen Turnaround natürlich zu spät kommen würde.

Bei Kyle Busch muss man abwarten, wie sich seine Performance nach dem verkorksten ersten Playoff-Lauf in Chicagoland entwickeln wird. Grundsätzlich darf man Rowdy-Busch ja nicht aus dem Augen lassen, denn er kann in jeder Woche das Top-Auto haben, welches es zu schlagen gilt. Da die Leistungsdichte momentan so verflixt eng ist, kann sich die Situation wirklich von Rennen zu Rennen drehen und man wird den Verlauf des Sonntags abwarten müssen, um Kyle Busch letztlich aus- oder einschließen zu können.

Etwas mehr Vertrauen habe ich da schon eher in Kevin Harvick, welcher in diesem Jahr Martinsville 1 gewinnen konnte und auch zuletzt einige Super-Rennen ablieferte: Nach seinem Sieg in Richmond landete er in Chicagoland auf Platz 2, direkt hinter Tony Stewart. Als einziger Teilnehmer am Chase für Richard Childress Racing stehen Harvick außerdem alle erdenklichen Ressourcen zur Verfügung. Zwischenzeitlich wurde seine Boxencrew sogar schon durch Mitglieder von Clint Bowyers Mannschaft verstärkt.

Für Bowyer ist das zwar nicht schön, aber was will er machen? Gerüchtehalber verlässt er das Team eh zum Saisonende und schließt sich ab 2012 Michael Waltrip Racing an, die dafür das Kundenteam JTG-Daugherty Racing in die Freiheit entlassen. Die Mannschaft von Fahrer Bobby Labonte könnte sich dann Richard Petty Motorsports anschließen, welche eh expandieren wollen und zuvor nicht erfolgreich Bowyer umwarben. Als Sponsor könnte 5-Hour-Energy bei MWR warten, der sich vom Nationwide-Team von Rusty Wallace verabschieden wird. Soviel nur schon mal kurz zur aktuellen Silly-Season…

Verbleibt noch eine Fraktion im Rennen auf den Title und das ist an dieser Stelle Roush-Fenway Racing, jedoch kommen Carl Edwards, Matt Kenseth und Co. meiner Meinung nach nicht für einen Sieg in Betracht. Dazu haben die Werks-Fords von Jack Roush seit Einführung des CoT zu oft nur die zweite, dritte oder vierte Geige hinter den hier stärkeren Chevrolets gespielt. Eher traue ich da einem Toyota oder den Dodges von Penske Racing den Rennsieg zu und damit komme ich zu meinem Dark-Horse des Wochenendes:

Brad Keselowski setzte seine Serie fort und rettete sich beim Spritkrimi in Chicagoland tatsächlich erneut in die Top5. Damit fuhr er in den letzten sieben Saisonrennen sechs Mal in die Top6 und avancierte so zuletzt überraschenderweise zu einem recht ernsthaften Meisterschaftskandidaten. Bis jetzt stimmt die Konstanz zumindest und ich bin weiterhin gespannt, was Keselowski noch so alles zeigen kann.

Natürlich gelten auch weiterhin die NASCAR-Grundsätze „Alle Angaben sind ohne Gewähr!“ und „Es kommt erstens immer anders und zweitens als man denkt!“…

Wie gewohnt folgen an dieser Stelle noch die Links zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie ein Zeitplan für das Wochenende:

In New Hampshire sind außer dem Sprint Cup noch die Trucks vor Ort, allerdings ist das TV-Programm etwas dürftig. So werden zum Beispiel keine Sessions der Truck-Series übertragen, nur das Rennen selbst ist wie gewohnt auf SPEED zu sehen und aus diesem Grund habe ich die entsprechenden Daten auch ausgelassen. Den Cup trifft es nicht besser, denn das erste Practice am Samstag fällt ebenfalls unten durch.

Das Wochenende steht allgemein unter keinem guten Stern, denn wieder einmal droht das Wetter zuzuschlagen. Nachdem bereits in den letzten zwei Monaten drei Rennen um mindestens einen Tag verschoben werden mussten, könnte auch New Hampshire dasselbe Schicksal erleiden. Die Regenwahrscheinlichkeit beträgt am gesamten Wochenende momentan im Mittel 50%, allerdings sind bis zum Sonntag ja noch einige Tage, an denen das korrigiert werden könnte. Für den Chase wäre eine weitere Verschiebung äußerst ungünstig, da man mittags an einem Montag sicherlich kaum Zuschauer vor die Bildschirme locken dürfte. Zwar ist das beim zweiten Chase-Rennen noch keine Katastrophe, dennoch verschwindet der Titelkampf so langsam aber sicher aus der öffentlichen Wahrnehmung.

Ausstrahlungsdaten

Freitag, 23.09.
17:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, ESPN2
21:00 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, ESPN2

Samstag, 24.09.
15:40 Uhr, Sprint Cup Series Practice, nicht im TV
17:30 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, SPEED
21:00 Uhr, Truck Series Rennen (F.W. Webb 175), SPEED

Sonntag, 25.09.
20:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Sylvania 300), ESPN / RaceBuddy auf NASCAR.com

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